Noch was von #allesdichtmachen-Regisseur Brüggemann

Auf sei­nem Blog stellt Brüggemann ein F.A.Q. zur Verfügung. Dort heißt es am 28.4.:

»Zur Zeit sen­den Journalisten mir immer wie­der Listen von Fragen, die sich oft ähneln. Daher fas­se ich sie hier zusam­men und beant­wor­te sie nach­ein­an­der gebün­delt. Wer sie abdrucken will, darf das unter Nennung der Quelle gern tun. In den näch­sten Tagen wer­den ver­mut­lich auch noch wel­che dazu­kom­men. Stört Euch nicht am irri­tie­ren­den Wechsel von Sie- und Du-Form, und wer­fen Sie mir den teil­wei­se etwas inqui­si­to­ri­schen Duktus der Fragen nicht vor, denn ich habe sie nicht verfasst.

… Ich lese vie­le eng­li­sche und ame­ri­ka­ni­sche Medien, und im Vergleich erscheint mir die deut­sche Presse weni­ger facet­ten­reich. Die Mehrzahl der Berichte unter­stützt unse­re Maßnahmen oder setzt sie ein­fach als gege­ben vor­aus. Hinterfragung der Maßnahmen hat weni­ger Raum, und wenn, dann meist eher in der Ausgestaltung von Detailfragen. Berichte über die Schäden durch die Maßnahmen sehe ich sel­ten, dann meist eher in regio­na­len Medien, und das steht in einem ekla­tan­ten Mißverhältnis zu anek­do­ti­schen Berichten aus dem Freundes- und Familienkreis, aus denen man hoch­rech­nen kann, dass ein gan­zes Land unter dem Lockdown ächzt. Diese Berichte sind außer­dem stets sach­lich-refe­rie­rend, nie emo­tio­na­li­sie­rend. Nach hoch­emo­tio­na­len Berichten von der Corona-Station muß ich nicht lan­ge suchen, aber den hoch­emo­tio­na­len Besuch bei fünf Familien, die Angehörige wegen immer wie­der ver­scho­be­ner OPs ver­lo­ren haben, den suche ich bis heu­te. Und am lau­te­sten ist ein stän­di­ger Strom an grel­len Panikmeldungen, die mir stets aufs neue Angst vor der näch­sten gro­ßen Infektionswelle machen, die dann doch immer etwas mil­der aus­fällt, was dann stets durch Maßnahmen erklärt wird…

Haben Sie die Teilnehmer der Aktion #alles­dicht­ma­chen über deren wah­res Ziel getäuscht?

Nein. Ziel der Initiative „alles­dicht­ma­chen“ war, nach einem Jahr Lockdown inhalt­li­che Kritik mit fil­mi­schen Mitteln zu äußern. Das habe ich den Teilnehmer:innen, mit denen ich sprach, genau so kom­mu­ni­ziert, und das war auch der Ansatz, auf den alle sich pro­blem­los eini­gen konn­ten, wobei der Grad der Kritik bei den Einzelnen jeweils unter­schied­lich war. Und auch dar­über wur­de offen gere­det. Die Texte wur­den als Angebot kom­mu­ni­ziert, und alle waren auch ein­ge­la­den, selbst etwas zu schrei­ben. Die fer­ti­ge Seite wur­de allen Beteiligten meh­re­re Tage vor der Veröffentlichung zugäng­lich gemacht und Einverständnis ein­ge­holt (mit einer ein­zi­gen Ausnahme, was ein orga­ni­sa­to­ri­scher Fehler war, der mir leid tut, aller­dings lief die­ser Kontakt nicht über mich)… 

Woher kamen Geld und Equipment für den Dreh?

Die Aktion hat ein paar Euro für Kaffee geko­stet und eini­ge Freundschaftsdienste. Equipment war vor­han­den und wur­de von Freunden gelie­hen. Die der­zei­ti­gen Spekulationen über Hintermänner und Strippenzieher sind amü­sant, len­ken aber von unse­rem Anliegen ab. Wir hin­ter­fra­gen mit unse­ren Mitteln die Sinnhaftigkeit und Verhältnismässigkeit der Maßnahmen. Nicht mehr und nicht weni­ger. Dafür braucht man kein Geld, son­dern Leidenschaft… 

Auf Ihrem Twitter-Feed tei­len Sie die Website der „Freien Linken“. Wie ste­hen Sie zu der Organisation? Sind Sie Mitglied oder Teilnehmer der Telegram-Gruppe?

Mein Herz schlägt für die gute alte lin­ke Idee der Solidarität. Ich frag­te mich seit einem Jahr, wo die lin­ke Kritik an den Corona-Maßnahmen bleibt. Dann tauch­te die­se Gruppe auf. Der Chat ist unge­heu­er aktiv, und zumin­dest mir erscheint er im Duktus und Inhalt wie eine lin­ke Diskussionsgruppe, wobei ich natür­lich nicht aus­schlie­ßen kann, dass da auch Unholde oder Undercover-Journalisten mitdiskutieren.

Wie beur­tei­len Sie sinn­ge­mä­ße Aussagen von Querdenken-Gründer Michael Ballweg, der kei­ne Unterschiede zwi­schen rechts und links macht, solan­ge man für die „gemein­sa­me Sache“ kämpft? 

Ich wür­de gern dafür kämp­fen, dass die Kritik an den Corona-Maßnahmen wie­der da ankommt, wo sie hin­ge­hört: In der Mitte der Gesellschaft. Dafür möch­te ich mich gemein­sam mit Menschen ein­set­zen, die mir sym­pa­thisch sind. Menschen, die ande­re Menschen abwer­ten, aus­gren­zen und dehu­ma­ni­sie­ren, sind mir nicht sym­pa­thisch, und mit denen kämp­fe ich nicht gemeinsam.

Sympathisieren Sie mit den fried­li­chen Demonstrationen von Querdenken 711? Oder braucht es eine ande­re Alternative, um den Unmut über die Politik auf die Straße zu tragen? 

Ich sym­pa­thi­sie­re mit jedem Menschen in die­sem Land, der ein Leben in Frieden, Freiheit, Gleichheit und Solidarität füh­ren will. Nach Medienberichten, in denen die Teilnehmer die­ser Demos als selt­sa­me Trolle dar­ge­stellt wur­den, ging ich im Sommer 2020 mal hin, um mir das anzu­schau­en, und sah dort in auf­fäl­li­gem Kontrast zu den Berichten die Mitte der Gesellschaft ver­sam­melt: 90% Normalos und Normalinas, 5% Spinner:innen, 5% obsku­re Gestalten, bei denen man nicht so genau sagen kann, ob sie vom Bayerischen Geheimdienst waren oder vom Parkour-Verein Tempelhof oder vom Mars. Angesichts der media­len Berichterstattung und auch des robu­sten Auftretens der Polizei schei­nen mir Demos aber zur Zeit nicht beson­ders sinnvoll…

Im Interview mit dem Fernsehsender Welt sagen Sie, man müs­se end­lich wie­der alles auf­ma­chen. Sind Sie also für eine sofor­ti­ge Beendigung aller Maßnahmen inklu­si­ve Maskenpflicht etc.? 

Ich bin dafür, die­se Option nicht von vorn­her­ein aus dem Diskurs aus­zu­schlie­ßen. Verschiedene ame­ri­ka­ni­sche Bundesstaaten haben es uns ja vor­ge­macht, auch schon vor der Impfung. Wir kön­nen hier nur sinn­voll dis­ku­tie­ren, wenn kei­ne mög­li­che Position von vorn­her­ein ver­bo­ten ist. Und ich bin auf alle Fälle dafür, den Leuten wie­der mehr Entscheidungsfreiheit zu geben. Ich glau­be, dass die Menschen gut ver­ste­hen, wie sie für sich und ande­re sor­gen kön­nen, wenn man auf sie zugeht und sie auf­klärt, anstatt mit Regeln und Zwängen zu arbei­ten. Nach einem Jahr Pandemie sind die Leute bereit dafür. Wir schaf­fen das…«

36 Antworten auf „Noch was von #allesdichtmachen-Regisseur Brüggemann“

    1. Der Liefers wird jetzt mal ne Schicht machen, die ihm die Augen öff­net und dann wird er anfan­gen schön Werbung für Impfung und die ent­spre­chen­den digi­ta­len Nachweise machen. Wetten?

      1. @Flo: Der Liefers wird kei­ne Schicht machen, weil der Leiter der ange­frag­ten Klinik kei­nen Sinn dar­in sieht, und kei­nen Medienrummel will.
        Ganz im Sinne des ordent­li­chen KH-Betriebs, ver­ant­wor­tungs­voll, anders als der blöd­sin­ni­ge Vorschlag, Laien in die Intensivpflege zu schicken.

      2. @ Flo
        Ich glau­be, Sie könn­ten die Wette gewinnen.

        https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​H​Z​P​6​C​i​J​S​N0I

        Ich bin sol­chen Massenveranstaltungen – es waren wohl über 50 – auch wenn es Künstler sind – oder gera­de dar­um – die mei­sten waren es für mich nicht – sehr kri­ti­sche gegen­über eingestellt.
        Welche Verluste sind die­se Leute bereit , auf sich zu nehmen ?
        Haben sie über­haupt Verluste zu beklagen?

        Und dann bei einer Maybrit Ilner auf­zu­tre­ten, die nur dum­mes Zeug von sich gibt – ich weiß nicht.
        Ein Künstler wäre bei ihr nicht auf­ge­tre­ten, weil die­se Frau wie ein Chamälion ist.
        Diese jun­ge Frau mach­te dann Liefers noch den Vorwurf, bei der AfD ange­kom­men zu sein. Na , gehts noch.
        Die haben genau­so­gut das Recht, ihre Meinung zu sagen, wie jeder ande­re auch.
        Das nennt man Demokratie. Ich muss ja nicht mit ihnen sympathesieren.
        Was dach­te sich die­se jun­ge Frau eigent­lich bei ihrer Aussage. Hätte die AfD jetzt gegen Liefers und Kollegen Stimmung machen sol­len, oder was stellt sie sich vor ?
        Liefers & Kollegen hät­ten also etwas sagen sol­len, woge­gen die AfD gewet­tert hät­te, das wäre den Leuten dann recht gewe­sen und alle hät­ten geklatscht.
        Ich glau­be, ich ver­ste­he das alles nicht mehr so recht.
        Sollte mich aus dem Verkehr ziehen.

    2. @ Erfurt

      Warum über­rascht mich Ihr Kommentar nicht?
      Hingerotzt, ohne Erläuterung, ohne auch nur eine Andeutung der von Ihnen gemein­ten Zusammenhänge.
      Da wird ech­te Freude am gleich­be­rech­tig­ten Diskurs sichtbar./s

  1. Die "Rechtfertigungsorgie" nervt einfach.

    Natürlich muss was weg. Und zwar nicht das bis­her legi­ti­mier­te System, son­dern die Putschisten, die das System weg­ha­ben wol­len. Und ihren Dillentatismus mit Gewalt über­spie­len. Und das sind nicht die Querdenker.…

  2. Smarter Typ und ein Lichtblick!
    Mit der Aufforderung zur Nennung sei­ner Seite, wenn Teile sei­ner Aussagen rezi­tiert wer­den, hat er sich die Hohheit über sei­ne Aussagen bei­be­hal­ten. Nicht unwich­tig bei den Verbiegungskünsten der MSM.

  3. Die Querdenker sind nichts ande­res als das, was wir 1989 Bürgerrechtler nann­ten. Auch in deren Demos lie­fen Neonazis mit, die kamen ja anschlie­ßend nicht aus dem Nichts. 

    Wir soll­ten fort­an die Querdenker bezeich­nen als das, was sie sind: eben Bürgerrechtler. 

    Der Name Querdenker war ent­stan­den, als wir noch nicht das gan­ze Ausmaß der glo­ba­len Verschwörung und des bru­ta­len Angriffs auf unse­ren Rechtsstaat erkann­ten. Hätten wir das damals gleich durch­schaut, hät­ten wir uns von Anfang an als Bürgerrechtler bezeichnet. 

    Wir ver­tei­di­gen das Grundgesetz, rufen "Frieden, Freiheit, Demokratie" und "Wir sind das Volk" und sin­gen "Einigkeit und Recht und Freiheit". 

    Wir sind Bürgerrechtler, links, rechts, aus der Mitte, und aus allen gesell­schaft­li­chen Schichten.

    1. @Ehrlicher Handwerker: Es sei mir gestat­tet, mich unwohl zu füh­len beim Absingen jeg­li­cher und nicht zuletzt die­ser Nationalhymne. Nationalismus ist gewiß nicht die gemein­sa­me Klammer von Bürgerrechtlern.

      1. Ich bin gegen jedes gemein­sa­me Singen und Schunkeln.
        Sehr schnell wird dar­aus etwas gegenteiliges.
        Das geht ganz schnell.
        Aber ich bin auch dafür, dass jeder sei­ne Meinung sagen darf.
        Wenn das nicht mehr mög­lich ist, oder wegen sei­ner Meinung in die rech­te oder lin­ke Ecke gestellt wird, kann es sehr schnell pas­sie­ren, dass man nichts mehr sagt aber sich im Dunklen etwas zusammenbraut.
        Das hat­ten wir doch schon mal.….
        „Die freie Rede birgt zwei­fel­los Gefahren. Doch die grö­ße­re Gefahr sind Bestrebungen, sie einzuschränken…“

      2. @aa: Sind Nationalhymnen per se natio­na­li­stisch? Wäre nicht immer zu fra­gen, aus wel­cher Motivation her­aus sie gesun­gen wer­den? Um ein paar Beispiele zu nennen: 

        Wer heu­te "Deutschland, Deutschland über alles" singt, möch­te eine ungu­te Kontinuität; er ist ein Nationalist. 

        Viele Amerikaner, die heu­te die Stars and Stripes sin­gen, den­ken dabei an den ame­ri­ka­ni­schen Exceptionalism. Das ist Nationalismus. 

        Die fran­zö­si­sche Gelbweste, die in Paris auf die Barrikaden geht und die Marseillaise singt, möch­te die Revolution gegen Macron. Das ist nicht Nationalismus. 

        Die Nationalhymnen, die bei Fussball-WMs gesun­gen wer­den, sind fei­er­li­che Beifallsbekundungen für die jewei­li­ge Mannschaft. Das ist nicht unbe­dingt Nationalismus, und wenn, dann von der harm­lo­se­ren, sozu­sa­gen gesun­den Art. 

        Das eige­ne Land, das eige­ne Volk zu lie­ben, fällt zwar dem Deutschen ver­ständ­li­cher­wei­se schwer, ist aber kein fal­sches Pathos. Wenn die Nationalhymne nur das aus­drückt, ist sie nicht falsch. 

        Die Bayern sin­gen "Gott mit dir, du Land der Bayern,
        deut­sche Erde, Vaterland!" Ein schö­nes Lied für alle, die Bayern lie­ben. Falsch? 

        Und jetzt zu "Einigkeit und Recht und Freiheit": Bei den Querdenkerdemos steht das Lied für die Liebe zur Bundesrepublik und zum Grundgesetz. Ein Historiker hat gesagt (mir will gera­de nicht ein­fal­len wer, Du wirst es wis­sen), dass das Grundgesetz der Bundesrepublik ein ein­zig­ar­ti­ger Glücksfall der Geschichte war. Er hat­te Recht, wenn Du mich fragst. "Einigkeit und Recht und Freiheit" meint m. A. n. die Liebe zu die­sem Grundgesetz und die­sem Staat – wie schwie­rig auch immer.

        1. @Ehrlicher Handwerker: Wieder so ein inter­es­san­ter Themenstrang, den wir hier ver­mut­lich nicht befrie­di­gend wei­ter­füh­ren kön­nen. Deshalb nur kurz die­se Bemerkung: Auf der zwei­ten gro­ßen Demo im August war ich kurz neben einem Pulk von Reichsflaggen schwen­ken­den Menschen, bei deren Gesang von “Einigkeit und Recht und Freiheit” ich eher nicht das von Dir genann­te Motiv erken­nen mochte.

          1. @aa: Ja, ver­ste­he, bei Reichsflaggenschwenkern dürf­te das Misstrauen begrün­det sein. Aber sie bil­den bei Querdenkerdemos eine klei­ne Minderheit. Brüggemann oben zu den Querdenkerdemos: "90% Normalos und Normalinas, 5% Spinner:innen, 5% obsku­re Gestalten, bei denen man nicht so genau sagen kann, ob sie vom Bayerischen Geheimdienst waren oder vom Parkour-Verein Tempelhof oder vom Mars …"

        2. "Einigkeit und Recht und Freiheit" meint m. A. n. die Liebe zu die­sem Grundgesetz und die­sem Staat "

          Sie wis­sen schon das es die Nationalhymne vor dem Grundgesetz gab?Es war auch nicht der Staat gemeint son­dern das Volk.

      3. Herr Aschmoneit, Sie haben es immer noch nicht ver­stan­den. Ohne den Nationalstaat gäbe es kei­ne Bürgerrechte. Lesen Sie mal bei H. Arendt nach. Wollen Sie die – die Bürgerrechte – , müs­sen Sie sich für Ihren Nationalstaat ein­set­zen. Und auch die Hymne mal sin­gen. Einigkeit und Recht und Freiheit ist ein guter Text. Auch, wenn Sie es nicht begrei­fen: Nationalismus ist eine gute Sache! Und Nationalchauvinismus, gar Volkstümelei, eine ganz ande­re. Ich erlau­be mir, Ihnen hier H. Heine (Vorwort "Deutschland – Ein Wintermärchen") zu zitie­ren und wei­se dar­auf hin, dass die Linken – also die Doofen – in ihrer Verachtung des Nationalstaats die Barbarei bezwecken:

        » … . Seid ruhig, ich wer­de den Rhein nim­mer­mehr den Franzosen abtre­ten, schon aus dem ganz ein­fa­chen Grunde: weil mir der Rhein gehört. Ja, mir gehört er, durch unver­äu­ßer­li­ches Geburtsrecht, ich bin des frei­en Rheins noch weit freie­rer Sohn, an sei­nem Ufer stand mei­ne Wiege, und ich sehe gar nicht ein, war­um der Rhein irgend­ei­nem andern gehö­ren soll als den Landeskindern. Elsaß und Lothringen kann ich frei­lich dem deut­schen Reiche nicht so leicht ein­ver­lei­ben, wie ihr es tut, denn die Leute in jenen Landen hän­gen fest an Frankreich wegen der Rechte, die sie durch die fran­zö­si­sche Staatsumwälzung gewon­nen, wegen jener Gleichheitsgesetze und frei­en Institutionen, die dem bür­ger­li­chen Gemüte sehr ange­nehm sind, aber dem Magen der gro­ßen Menge den­noch vie­les zu wün­schen übrig­las­sen. Indessen, die Elsasserr und Lothringer wer­den sich wie­der an Deutschland anschlie­ßen, wenn wir das voll­enden, was die Franzosen begon­nen haben, wenn wir die­se über­flü­geln in der Tat, wie wir es schon getan im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letz­ten Folgerungen des­sel­ben empor­schwin­gen, wenn wir die Dienstbarkeit bis in ihrem letz­ten Schlupfwinkel, dem Himmel, zer­stö­ren, wenn wir den Gott, der auf Erden im Menschen wohnt, aus sei­ner Erniedrigung ret­ten, wenn wir die Erlöser Gottes wer­den, wenn wir das arme, glückent­erb­te Volk und den ver­höhn­ten Genius und die geschän­de­te Schönheit wie­der in ihre Würde ein­set­zen, wie unse­re gro­ßen Meister gesagt und gesun­gen und wie wir es wol­len, wir, die Jünger – ja, nicht bloß Elsass und Lothringen, son­dern ganz Frankreich wird uns als­dann zufal­len, ganz Europa, die gan­ze Welt – die gan­ze Welt wird deutsch wer­den! Von die­ser Sendung und Universalherrschaft Deutschlands träu­me ich oft, wenn ich unter Eichen wand­le. Das ist mein Patriotismus. …«

        1. @sv: Auch wenn wir es bestimmt nicht aus­dis­ku­tie­ren kön­nen – ich ver­ste­he das Argument sehr wohl, hal­te es aber für falsch. Das Zitat von Heine ist ein Plädoyer für die Revolution, nicht für Nationalismus. Es gab in der Geschichte durch­aus Phasen, wo Nationalstaaten Fortschritte gegen feu­da­li­sti­sche Kleinstaaterei dar­stell­ten (und damit den Bedürfnissen des erstar­ken­den Kapitalismus ent­spra­chen). Es gab natio­na­le Befreiungsbewegungen gegen impe­ria­li­sti­sche Unterdrückung. Entwickelte kapi­ta­li­sti­sche Nationalstaaten hat­ten dabei stets die Tendenz, im Namen des eige­nen "Volkes" (was eine Vertuschung sozia­ler Widersprüche dar­stellt) sich gegen ande­re zu wen­den. Kolonialismus und Neokolonialismus zeu­gen davon.

          1. Sie haben recht, wir soll­ten das nicht aus­dis­ku­tie­ren, ich hiel­te Sie von Ihrer ehren­wer­ten Arbeit ab, die ich sehr schätze.

            Nur ein Wort noch: Heines "Revolution" (Sie) war die für den bür­ger­li­chen Nationalstaat, ein Staat nach dem "bür­ger­li­chen Gemüte" (Heine). Eine Umwälzung, die Deutschland offen­sicht­lich immer noch bevor­steht, inso­fern der bür­ger­li­che National- und Rechtsstaat (als ein­zi­ge histo­ri­sche Formation, die die Bürger- und Freiheitsrechte kon­sti­tu­ier­te) von außen kam. In rich­tig guter "impe­ria­li­sti­sche®" (Sie) Tradition. Ich kann das dum­me Linksgeblök von "Imperialismus" aller­dings nicht mehr hören. Denn, Ihnen zur Kenntnis: das, was Sie als "Kolonialismus" abtun, war in Wirklichkeit die Zivilisation, die gegen die Barbarei vor­ging. Nur ein Beispiel, es gilt aber für allen "Kolonialismus": Libyen wür­de sich über die Wiederübernahme durch Italien sicher freu­en. Nie ging es Libyen bes­ser als von Italien ein­ver­leib­tes Land. Und das gilt genau­so für alle ande­ren Länder, im Wesentlichen sogar für Namibia.

      4. Also ich kann in "Auferstanden aus Ruinen.." kei­nen expli­zit natio­na­li­sti­schen Unterton heraushören.
        Aber Sie haben natür­lich Recht, grund­sätz­lich sind Nationalhymnen eher frag­wür­di­ge Mittel, um gesell­schaft­li­chen Zusammenhalt zu generieren.

        1. @Gerhard Diehn: Das waren halt Kommunisten, die hat­ten eher wenig am Hut mit Nationalismus. Bis 1944 galt in der Sowjetunion die "Internationale" als Staatshymne. Erst vor dem Hintergrund des Überfalls der Nazis wur­de sie durch das "Lied vom Vaterland" ersetzt.

      5. Aber, aber Herr Aschmoneit es gibt doch eine so schö­ne Nationalhymne bei der muß man sich gar nicht unwohl fühlen .… 

        Anmut spa­ret nicht noch Mühe
        Leidenschaft nicht noch Verstand
        Daß ein gutes Deutschland blühe
        Wie ein and­res gutes Land.

        Daß die Völker nicht erbleichen
        Wie vor einer Räuberin
        Sondern ihre Hände reichen
        Uns wie andern Völkern hin.

        Und nicht über und nicht unter
        Andern Völkern wolln wir sein
        Von der See bis zu den Alpen
        Von der Oder bis zum Rhein.

        Und weil wir dies Land verbessern
        Lieben und beschir­men wir's
        Und das Liebste mag's uns scheinen
        So wie andern Völkern ihrs.
        (Text: Bertold Brecht Musik: Hans Eisler 1950)
        https://​www​.deut​sche​ly​rik​.de/​k​i​n​d​e​r​h​y​m​n​e​-​1​9​5​0​.​h​tml

        1. @Hier: Bezeichnenderweise wur­de der Vorschlag aus der DDR-Demokratiebewegung nicht auf­ge­grif­fen, die­ses Stück zur Nationalhymne zu erklä­ren. Für die Herrschenden war die Tradition von "Einigkeit und Recht und Freiheit" wich­ti­ger, auch ohne "Deutschland über alles".

    2. Querdenker hat­ten vor Lichtjahren einen beson­ders guten Ruf.
      Zu ihnen gehör­te auch Albert Einstein sowie vie­le ande­re Menschen aus allen Bereichen – wis­sen­schaft­li­chen , künst­le­ri­schen wie Marlon Brando und poli­ti­schen wie Herbert Wehner.
      Aber lang, lang ist's her. Diese Zeit ist end­gül­tig vorbei.

  4. Ich fin­de den Blog super, auch sei­ne locke­re, oft auch lusti­ge Art mit schwie­ri­gen Fragestellern umzu­ge­hen, gefällt mir aus­ge­spro­chen gut!
    Da der Blog Jahre zurück geht, habe ich irgend­wann doch auf­ge­hört zu lesen, aber alles, was ich gele­sen habe, war interessant.
    Ich fin­de auch über­haupt nicht, dass er sich recht­fer­tigt – er begrün­det sei­ne Haltung mit einem erfri­schend kla­ren Standpunkt – das fin­de ich sehr angenehm!

    "Es ist nicht kompliziert
    Es ist ganz ein­fach: Der Staat darf nicht eine Gruppe von Bürgern aktiv schä­di­gen, um eine ande­re zu schüt­zen. Er darf nicht sagen: Ich bre­che dir das Bein, damit dein Mitmensch sich nicht den Arm bricht. Er darf auch nicht dem einen das Bein bre­chen, weil der ande­re sonst eine Krankheit krie­gen und even­tu­ell ster­ben könn­te. Wenn der Staat das tut, dann ist die Linie zur Willkür über­schrit­ten. Es ist also eigent­lich ganz ein­fach. " (Dietrich Brüggemann)

    Ich freue mich immer noch sehr, dass es die­se Videos gab und gibt, weil das einen öffent­li­chen Diskurs ange­sto­ßen hat, der vor­her so undenk­bar war.

  5. Angenehm an Brüggemann ist, dass er sich nicht sofort distan­zie­ren muss, von QUERDENKERN etwa, was ja sonst schein­bar zum Pflichtprogramm gehört. Gefällt mir.

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