Zynisches von Boris Palmer

Selbst sei­nem eige­nen grü­nen Landesverband gehen die Äußerungen des Tübinger OB zu weit:

'Die baden-würt­tem­ber­gi­schen Grünen haben sich von ihrem Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer in der Debatte über die Strategie zur Eindämmung des Coronavirus distan­ziert. „Boris Palmer spricht nicht für die Grünen. Mit sei­nen kal­ku­lier­ten Ausrutschern und insze­nier­ten Tabubrüchen betei­ligt er sich an einer Polarisierung und Brutalisierung der öffent­li­chen Debatte“, sag­te die grü­ne Landesvorsitzende Sandra Detzer. Palmers Aussagen sei­en mit den poli­ti­schen Werten der Grünen nicht vereinbar…
In einer Sendung des Fernsehsenders Sat1 hat­te Palmer am Dienstag geäu­ßert: „Ich sage es Ihnen mal ganz bru­tal: Wir ret­ten in Deutschland mög­li­cher­wei­se Menschen, die in einem hal­ben Jahr wegen ihres Alters oder wegen schwe­rer Vorerkrankungen sowie­so tot wären.“' Link

Palmer hat­te schon vor 2 Wochen gefor­dert, alte Menschen vor­sichts­hal­ber weg­zu­sper­ren. Siehe Alte Menschen wegsperren?

Nachdenkliches aus der Linkspartei

Unter dem Titel „Wir sind in man­cher Frage zu weit gegan­gen“ schreibt der lin­ke Berliner Kultursenator Klaus Lederer:

'… Es läuft, grob gesagt, so: Virologen lie­fern Einschätzungen zu Virus und Pandemieverlauf, Politik muss abwä­gen und ent­schei­den, unter gro­ßem zeit­li­chen Druck, mit vie­len Unbekannten, auf unge­si­cher­ter Datenbasis…

Und wäh­rend der Idealzustand von Meinungsbildung und Entscheidungsfindung, ins­be­son­de­re bei basis­ori­en­tier­ten Parteien, vor­aus­setzt, dass Probleme öffent­lich gründ­lich ana­ly­siert und bespro­chen, Lösungen kon­tro­vers dis­ku­tiert, Grundsatzfragen durch Parlament und Volksgesetzgebung ent­schie­den wer­den, beglei­tet von Presse und Öffentlichkeit, sind auch die­se der­zeit beein­träch­tigt… „Nachdenkliches aus der Linkspartei“ weiterlesen

Tausende Tablets täuschen

'Tausende Tablets für benach­tei­lig­te Berliner Schülerinnen und Schüler
Im Rahmen des von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) initi­ier­ten Leihsystems sol­len 9500 Tablets an benach­tei­lig­te Schüler ver­teilt wer­den. Das teil­te die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie am Mittwoch mit…

Berlins Schulen sind bereits auf­ge­for­dert, Schülerinnen und Schüler zu benen­nen, der Förderung bedür­fen. Wegen der Schulschließungen bestün­de die Gefahr, dass bestimm­te Schülerinnen und Schüler in Schuldistanz abglit­ten, sag­te Scheeres. „Tausende Tablets täu­schen“ weiterlesen

Vom BER lernen heißt siegen lernen!

Der Tagesspiegel ver­mel­det heute:

»Covid-19-Klinik fast fer­tig – Beatmungsgeräte und Personal fehlen
Das auf dem Messegelände ent­ste­hen­de Corona-Behandlungszentrum ist laut Projektleiter Albrecht Broemme fast fer­tig. "Das Behandlungszentrum wird Ende die­ser Woche bau­lich fer­tig­ge­stellt sein. Wir haben es wirk­lich geschafft, die Arbeiten in vier Wochen abzu­schlie­ßen", sag­te der frü­he­re THW-Chef dem Radiosender 105‘5 Spreeradio. Das sei "vie­len flei­ßi­gen Menschen geschul­det, die auch über Ostern gear­bei­tet haben".

Allerdings gibt es noch zwei Hürden: Die Ausstattung ist noch nicht voll­stän­dig, und auch das Team noch nicht zusam­men, das die Klinik betrei­ben soll. Es fehl­ten "ein paar Geräte", sag­te Broemme. Dazu zähl­ten aller­dings auch Beatmungsgeräte, für die es welt­weit zur­zeit einen Engpass gebe. Auch Personal wer­de noch gesucht. Hier lie­fen aber Einstellungsverfahren bei Vivantes. "Ob wir aller­dings genug Intensivschwestern haben, ist noch die Frage", bemerk­te Broemme skep­tisch. Hier sei­en wei­ter­hin Bewerbungen erwünscht.

Zunächst war eine Kapazität von 1000 Betten ange­strebt wor­den, jetzt ent­ste­hen in Halle 26 des Messegeländes erst ein­mal 500 Plätze. Es kön­ne auch jeder­zeit mit einem Bau für wei­te­re 300 Betten begon­nen wer­den, sag­te Broemme. Das Infektionsgeschehen müs­se jetzt aber erst ein­mal in den kom­men­den zwei bis drei Wochen beob­ach­tet wer­den.«

Siehe auch Noch ein ver­dien­ter Bundesverdienstkreuzler

Immer wieder: Corona lähmt Hirnregionen

Es soll "vor Corona" in man­chen Zeitungsredaktionen so gewe­sen sein, daß der Redakteur oder die Redakteurin eine Aufgabe bekam, für die er oder sie recher­chie­ren soll­te. Die Ergebnisse wur­den dann in Worte gefaßt, die sie die LeserInnen ver­ständ­lich machen soll­ten. Wenn es gut lief, las noch mal wer Korrektur.

Heute – Folge von Home Office? – scheint der Produktionsprozeß von Nachrichten ein ande­rer zu sein. Wir lesen dann etwa im Tagesspiegel:

"Start des "Drive-by" des Gesundheitsamtes Reinickendorf für COVID-19 Tests
Ab sofort kön­nen Reinickendorferinnen und Reinickendorfer, die ent­we­der Kontakte zu an COVID-19 Erkrankten hat­ten oder die sel­ber Krankheitssymptome zei­gen, einen Termin beim Gesundheitsamt für einen Abstrich im Drive-by ver­ein­ba­ren. Das teil­te das Bezirksamt Reinickendorf am Mittwoch mit.

Ausschließlich nach Terminvereinbarung kön­nen sie eigen­stän­dig, mög­lichst mit einem PKW, zum Drive-by beim Gesundheitsamt kom­men und dort vor Ort einen Abstrich nach Anleitung durch­füh­ren." „Immer wie­der: Corona lähmt Hirnregionen“ weiterlesen

Fake und Wahrheit IV

Fake ist:
Zum 1.5. wer­den in Berlin Schwimmbäder wie­der geöff­net, zunächst aber ohne Wasser.

Wahrheit ist:
"Reinickendorf macht Spielplätze ab 30. April wie­der auf…
Das Abstandsgebot von 1,5 m ist ein­zu­hal­ten – bei Kindern und Begleitpersonen." Link
Nach der glei­chen Quelle ist auf Spielplätzen in Pankow "eine Person pro 20 Quadratmeter Nettospielfläche" zugelassen.

"Mutiert die taz zum Regierungsblatt?"

So geben zwei taz-Redakteure Fragen von LeserInnen der Zeitung wieder.

"Manche Leser:innen geben uns in die­sen Tagen ein irri­tier­tes Feedback. Sie sehen unse­re Berichterstattung über das Virus und die rigi­den Maßnahmen der Bundesregierung kri­tisch. Ein häu­fi­ger Kritikpunkt lau­tet, wir sei­en zu „regie­rungs­nah“, zu dicht „am Mainstream“ und täten kri­ti­sche Stimmen, die es wag­ten, den Regierungskurs zu hin­ter­fra­gen, als Verschwörungstheorien ab."

Sie wür­den die Frage nicht stel­len, hät­ten sie nicht auch eine Antwort:

"Kritik aus Prinzip ist nicht mehr als eine Pose. Gute Argumente eines Gegenübers zu igno­rie­ren, weil er auf der ver­meint­lich fal­schen Seite steht, ist Ideologie.

Jenseits der Tatsache, dass wir das Coronavirus eben­so wie alle rele­van­ten Wissenschaftler:innen und alle seriö­sen Medien sehr ernst neh­men, hal­ten wir den Vorwurf, die taz sei zum „Regierungsblatt“ mutiert, für nicht haltbar…

Menschen, die Fakten offen­sicht­lich igno­rie­ren, zu lebens­ge­fähr­li­chem Verhalten auf­ru­fen und absur­de Verschwörungstheorien ver­brei­ten wol­len, wird die taz kein Forum bie­ten." Link

Das kann zum Teufelskreis wer­den. Wer zugleich defi­niert, was Verschwörungstheorien sind und sich dann dage­gen wehrt, sie zu ver­öf­fent­li­chen, steht immer auf der siche­ren Seite. Das war mit Gottesurteilen im Mittelalter schon so.

Erneut Tausende auf Demo in Israel

Das Land mit einem in vie­len Punkten rigi­de­ren Corona-Regime als Deutschland gönnt sich die Ausübung demo­kra­ti­scher Grundrechte auch in Zeiten der Pandemie.

"Tausende Israelis haben am Samstagabend nach Medienberichten in Tel Aviv gegen die Politik von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu demon­striert. Die Menschen ver­sam­mel­ten sich auf dem zen­tra­len Rabin-Platz und hiel­ten dabei wegen der Corona-Krise einen Sicherheitsabstand von zwei Metern. Ein Polizeisprecher sprach von meh­re­ren Hundert Teilnehmern, Medien dage­gen von Tausenden. Die Bewegung „Schwarze Flaggen“ warnt vor einer Erosion der Demokratie unter Netanjahu." Link

Bei uns kön­nen poli­ti­sche Gruppen die­ses Recht erst nach kraft­rau­ben­den Ausnahmeantragsverfahren und oft erst nach Bemühung von Gerichten aus­üben. Daß die dabei zustan­de­kom­men­den Veranstaltungen von 10–50 "Stellvertreter-Demonstrierenden" tat­säch­lich den Geist des Grundgesetzes wider­spie­geln, kann bezwei­felt werden.

"Morddrohungen gegen Virologe Christian Drosten"

So beti­telt die Zeit einen Artikel am 27.4. Der Inhalt ist erschreckend genug, da muß man sich nicht über gram­ma­ti­ka­li­sche Schlamperei aufregen.

'Für vie­le Deutsche sei er "der Böse, der die Wirtschaft lahm­le­ge", sag­te der Berliner Wissenschaftler in einem Interview der bri­ti­schen Zeitung The Guardian. Er lei­te die Drohungen an die Polizei wei­ter. Nachts wach hiel­ten ihn aller­dings viel­mehr die E‑Mails von Eltern, die ihm von ihren Sorgen vor der Zukunft berichteten.'

Link zum Guardian-Interview

"Das Virus trifft alle gleichermaßen – alt und jung, arm und reich"

Schon im eige­nen Land sehen wir, daß die Auswirkungen des Virus in erheb­li­chem Maße unter­schied­lich sind, abhän­gig vor allem von der sozia­len Situation der ein­zel­nen Menschen.

Harvard-Ökonom Dani Rodrik rich­tet den Blick auf die Weltwirschaft und stellt fest:

"Ich glau­be, die rei­chen Länder wer­den sich schnel­ler erho­len als die Entwicklungsländer, weil die Letzteren nicht die finan­zi­el­len Mittel haben, um ange­mes­sen auf die Pandemie zu reagie­ren. Was in Europa und in den Vereinigten Staaten an Einkommens- und Arbeitsmarkthilfen mobi­li­siert wur­de, ist außer­ge­wöhn­lich. Die rei­chen Länder kön­nen sich die­sen Luxus lei­sten und auch mit Hilfe der Geldpolitik prak­tisch unbe­grenz­te Hilfen bereit­s­stel­len. Andere nicht. „"Das Virus trifft alle glei­cher­ma­ßen – alt und jung, arm und reich"“ weiterlesen