Abiturienten lassen es trotz Corona richtig krachen

»MALCHIN · Was für eine Stimmung! So etwas wie am Freitagvormittag hat­te Malchins Marktplatz schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr erlebt. Malchins Abiturienten haben es an ihrem letz­ten Schultag aus­ge­rech­net vor dem Rathaus rich­tig kra­chen las­sen. Party und Disko sind für die jun­gen Leute schon seit Monaten pas­sé. Da will man doch zumin­dest an einem solch außer­ge­wöhn­li­chen Tag mal wie­der rich­tig Spaß haben. Motto des Klamauks: „Vom Urknall bis zum Abi-Ball”. Und wäh­rend in der Stadtverwaltung mög­li­cher­wei­se gera­de noch die letz­ten Bußgeldbescheide die­ser Woche wegen Corona-Delikten aus­ge­stellt wur­den, nah­men die Feiernden in ihren lusti­gen Kostümen auf der Rathaus-Treppe Aufstellung. Darunter ein Dinosaurier, der wie ange­sto­chen umher hüpfte.

Dicht gedrängt auf der Rathaus-Treppe

… Die mei­sten Abiturienten waren aller­dings unmas­kiert, dar­an änder­ten auch Perücken, gro­ße Sonnenbrillen und Gesichtsbemalungen nichts. Auch mit dem Abstandhalten nah­men es die Abiturienten nicht so genau. Dicht gedrängt tanz­ten sie auf der Rathaus-Treppe. Auf einem Video, das pikan­ter­wei­se auch noch auf der Facebook-Seite der Stadtinformation zu sehen war, umar­men sich sogar eini­ge Schüler.

Video hät­te auch die Polizei gern gesehen

„Ist das nicht ein­fach schön? Was für eine aus­ge­las­se­ne Freude. Und das mit­ten auf dem Marktplatz Malchins”, war die Stadtinfo auf ihrer offi­zi­el­len Facebook-Seite völ­lig aus dem Häuschen. Nach etwas mehr als einer Stunde war der Eintrag samt Video dann aber auch schon wie­der ver­schwun­den. „Es war ein Fehler, die­ses Video zu zei­gen”, räum­te kurz dar­auf Rathaus-Sprecher Thomas Koch ein. „Wir haben den jun­gen Leuten damit kei­nen Gefallen getan.” Außerdem soll­te die Stadtverwaltung gera­de bei­spiel­ge­bend sein, was die Einhaltung der Corona-Regeln angeht und sich dann nicht auf der Rathaus-Treppe her­um­tan­zen las­sen, muss der Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit da mal eini­ges gera­de rücken.

Selbst die Polizei rück­te am Freitag nach einem Hinweis dann noch auf dem Marktplatz an. Da waren Dinosaurier, Ritter und Co. aller­dings schon ver­schwun­den. Und auch das Beweis-Video war nicht mehr abruf­bar, als sich die Beamten bei Facebook ein­klick­ten. Der Urknall-Spaß dürf­te damit kei­ne ernst­haf­ten Konsequenzen für die Abiturienten haben. Ermittelt wer­de jeden­falls nicht, hieß es von der Polizei…«
www​.nord​ku​rier​.de (26.3.)

"Abiturienten-Party kommt trotz Corona-Verstößen gut an". So heißt es dort am 28.3.

»In den sozia­len Medien wur­den sie dafür gefei­ert. „Respekt den Schülern. Sie haben genug Einschränkungen hin­neh­men müs­sen“, war da zu lesen. Oder: „Diese Aktion in lan­ger Tradition macht Freude und Mut“. „Lasst sie bit­te fei­ern, lasst sie bit­te aus­ge­las­sen sein.“ Dass dann ein „besorg­ter Bürger“ die Polizei geru­fen hat­te, kam bei der Netzgemeinde gar nicht gut an.

Kritik gab es aber auch an der Haltung der Stadtinformation, die auf ihrer Facebook-Seite Verständnis dafür äußer­te, dass man Normen und Regeln schon mal ver­ges­sen kön­ne. Die Stadtinfo gehö­re zur glei­chen Behörde, die noch vor gar nicht all zu lan­ger Zeit ver­meint­li­che Urlauber quer durch die Region gejagt habe. Heuchlerischer gin­ge es jetzt kaum.«

8 Antworten auf „Abiturienten lassen es trotz Corona richtig krachen“

  1. Ehrlich gesagt, die­se Altersgruppe hat ver­dammt lang Geduld gezeigt. Wenn die Politik meint, sie könn­te sich mit dem Nachwuchs anle­gen, viel Spaß.

  2. Dass die jun­gen Menschen es über­haupt geschafft haben, in die­sen irr­sin­ni­gen Zeiten das Abi zu bau­en, nötigt schon mehr als genug Respekt ab. Dann eine sol­che Aktion hin­zu­le­gen ist noch respektabler.

    Ich hof­fe, all den Knieselköppen, die sich über so etwas ärgern, fällt in einem beson­ders beschä­men­den Moment eine mat­schi­ge Zwiebel auf den Kopf.

  3. Das Video des ver­werf­li­chen Treibens war schnel­ler "ver­schwun­den":

    In eige­ner Sache

    Liebe Freunde unse­rer Seite,

    wie sagt man so schön: "Wer was macht, der macht auch Fehler. Und wer nichts macht, …" den Spruch möge jeder für sich selbst beenden.

    Heute haben Malchiner Gymnasiasten vor dem Rathaus ihren letz­ten Schultag gefei­ert. Ja, aus­ge­las­sen und ohne den gebo­te­nen Abstand. Wer kann es den jun­gen Leuten ver­den­ken nach den ver­gan­ge­nen Monaten. Ein Tag, den es nur ein­mal gibt im Leben, den möch­te man natür­lich auch ent­spre­chend fei­ern. Und da ver­gisst man schon mal Normen und Regeln. Wir waren schließ­lich alle mal jung.

    Auch uns haben die Schüler mit ihrer Lebensfreude ange­steckt. Am Vormittag haben wir ein Video der fei­ern­den Schüler auf unse­re Seite gestellt. Wie ihr wisst, ver­su­chen wir euch immer schnell und mög­lichst umfas­send dar­über zu infor­mie­ren, was in unse­rer Stadt und in der Umgebung so vor sich geht. Ganz ehr­lich: Wir woll­ten die­se Euphorie ein­fach mit euch tei­len. Ein Stück Lebensfreude in die­ser doch eher tri­sten Zeit.

    Das Video haben wir 20 Minuten nach dem Post wie­der gelöscht. Nein. Wir wur­den von Niemandem dazu gedrängt. Es war schlicht und ergrei­fend die eige­ne Erkenntnis, dass wir den jun­gen Leuten damit kei­nen Gefallen tun. Der Post war ein Fehler, den wir bedau­ern und der uns leid tut. Dass sehr auf­merk­sa­me Bürger aus so einem Grund die Polizei ein­schal­ten, dar­über mag sich jeder sei­ne eige­ne Meinung bil­den. Wir möch­ten das nicht wei­ter kom­men­tie­ren. Manche Dinge spre­chen ein­fach für sich.

    Habt ein schö­nes Wochenende und bleibt uns gewogen

    Euer Team der
    Malchiner Stadtinformation

  4. Schön. Ich freue mich für die­se jun­gen Erwachsenen. Malchin ist ja die Heimatstadt von Thomas Doll und treibt es mal eben etwas dol­ler. Ich weiß, blö­der Kalauer.

  5. … und abends twit­tern die glei­chen Leute dann über die unver­ant­wort­li­chen Covidioten, die ja unbe­dingt in einer Pandemie demon­strie­ren müs­sen. Wenn die Jugend sol­che Aktionen auch gezielt als Stinkefinger gegen die "Scheißnahmen" poli­ti­sie­ren wür­den, fänd ich es gut. So nur bedingt. Dabei geht ja gera­de deren Zukunft und Freiheit kom­plett den Bach runter.

    Gestern übri­gens an einem Weihergelände vor­bei­ge­fah­ren; Gruppe aus ca. 12 Leuten. Alle Altersgruppen. Auch sonst seh ich drau­ßen kaum jemand, der sich an den Scheiß hält. Warum machen sie dann nicht end­lich ihren Mund auf? Und tun wei­ter so, als fän­den sie das alles rich­tig und toll?

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