Oder wie soll man es bezeichnen, wenn Überschrift und Vorspann so krass dem Inhalt der Nachricht widersprechen? Am 18.2. ist auf faz.net zu lesen:
»„QUERDENKER“-DEMO
Polizei nimmt Mann nach Hitlergruß fest
Der Mann gehörte zu einer „Querdenker“-Demonstration, sagten die Beamten. Nach der Aufnahme seiner Personalien setze die Polizei ihn wieder auf freien Fuß.*
Bei einer Demonstration anlässlich des zweiten Jahrestags des rassistischen Attentats in Hanau hat die Polizei in Frankfurt einen Mann festgenommen, der den Hitlergruß gezeigt hatte. Es handelte sich jedoch eher nicht um eine gezielte Provokation etwa eines Rechtsradikalen oder eines „Querdenkers“, die an dem Abend ebenfalls in Frankfurt demonstrierten, vielmehr war der Täter ein litauischer Obdachloser, der wohl betrunken war, wie die Polizei sagte. Nachdem die Personalien erfasst worden waren, wurde der Mann wieder auf freien Fuß gesetzt.
Ursprünglich war die Demonstration als Sternmarsch zur Innenstadt geplant gewesen, doch wegen des starken Regens und des heftigen Windes wurden alle Züge bis auf einen abgesagt. So zogen nach 19 Uhr rund 700 Personen friedlich von der Galluswarte zur Hauptwache in der Innenstadt, um mahnend an das Attentat in Hanau am 19. Februar 2020 zu erinnern.
An jenem Tag vor zwei Jahren hatte ein 1977 geborener Deutscher binnen weniger Minuten in Hanau neun Menschen in und vor einer Shisha-Bar, einer weiteren Bar und einem Kiosk erschossen, die häufig von Menschen mit ausländischen Wurzeln besucht wurden. Später erschoss der Attentäter seine Mutter in der elterlichen Wohnung und dann sich selbst. Wie sich kürzlich herausstellte, litt der mutmaßlich rechtsradikale Attentäter sehr wahrscheinlich an einer schwer zu erkennenden Art von Schizophrenie.«
Hier wird das ganze Repertoire der Meinungsmache genutzt. Der Hitlergruß fand nicht etwa auf der "Querdenker"-Demo statt, sondern bei einer völlig anderen.
Jemand, der so grüßt, ist kein Rechtsradikaler, sondern betrunken. Wie der Attentäter, der geistig krank war, wird er also kaum politisch gehandelt haben. Wenn es irgendwo Verharmlosung von Faschismus-Tendenzen gibt, dann offensichtlich in der Redaktion der FAZ.
* Inzwischen ist klammheimlich diese Passage geändert worden. Nun heißt es:
»Der Täter gehörte wohl nicht zur „Querdenker“-Demonstration, die parallel in Frankfurt lief. Nach der Aufnahme seiner Personalien setzte die Polizei ihn wieder auf freien Fuß.«
Die Dachzeile „QUERDENKER“-DEMO ist geblieben.
Das war der Stand, als der Beitrag verfaßt wurde:
"Schizophrenie" hätte man auch als erstes Wort dieses Berichts benutzen können.
"Achtung, framing!" hätte es allerdings besser getroffen.
Wo es bei der Berichterstattung um eine Verharmlosung von Faschismustendenzen gegangen sein soll, kann ich nicht erkennen.
Es sei denn, man interpretiert diese übelste Propaganda als Faschismus.
Die Methode ist alt und hat Bildzeitungsniveau.
"Wenn es irgendwo Verharmlosung von Faschismus-Tendenzen gibt, dann offensichtlich in der Redaktion der FAZ"
Mit absoluter Sicherheit. Es dürfte osteuropäischen Mitbürgern mitunter schwer fallen ihre Meinung gestikulierend für sich zu behalten und Alkohol hat bekanntermassen eine enthemmende Wirkung.
Woher die Meinung kommt – Heutzutage – schalten Sie doch einfach mal ARD und ZDF ein. Ein Litauer weiss vieleicht mehr als der durchschnittsverblendete durchpropagandierte Deutsche. Hei… äh … oh mein Gott, hätt' ich fast gesagt/geschrieben Heilkräuter sind auch gut bei katerhaften Erkältungen? Man muss ja nicht immer von Anderen auf sich selber schliessen und Nazis werden nicht immer mit ihrem eigenen Grüß begrüßt. Das sollte man wissen, wenn man Zentral-Europa besucht.
Bin schonmal gespannt was der junge Tag so bringen mag und was es neues von Jens Stoltenberg gibt, dem alten Arbeiterparteiführer. 😀
In diesem Sinne: Guten Morgen!
nachgereicht:
Also diese Grammatik stellenweise. Tzz. Gruselisch. Muss demnächst wieder durchlesen vor dem Abschicken.
Wie schon früher der SPIEGEL hat nun auch die FAZ endgültig Bildzeitungsniveau erreicht, während sich die BILD selbst langsam zu einem Kampfblatt für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu entwickeln scheint … Freilich nur langsam. Insgesamt hat das alles mit verlässlicher Berichterstattung nichts mehr zu tun. Ohne das Internet hätten wir hier die DDR 2.0.
Radio Eriwan lässt grüßen! Im Prinzip ja, aber…
Der "Betrunkene" war sicher nur ein staatlicher Provokateur. Mittlerweile hab ich endlich kapiert wie unsre Welt funktioniert.
Schaut her wie dieser totalitäre Staat ein Verbrechen für seine eigene Propaganda nutzt. Wem nochmal nützt das was!?
Die haben bei FAZ den Artikel angepasst, "korrigiert", aber geben darüber keine Auskunft. Ich finde es dennoch eine Unverschämtheit, wie das schreiben. Das ist in etwa so, wenn ich folgende schreibe:
"In der Normannenstraße wurde einer Dame die Handtasche geklaut. Der Täter war kein Albaner." – So eine Schlagzeile transportiert ein Ressentiment, ein Vorurteil gegen Albaner, denen man unterstellt, häufig Handtaschen zu klauen.
Es müsste jeder Hinweis auf Querdenker raus aus dem Artikel, denn die Querdenker im Sinne von Maßnahmengegner, dürften sogar unterdurchschnittlich antisemitisch und rechtsextrem sein als die Gesamtbevölkerung.
Es heißt ja auch im Artikel: "Es handelte sich jedoch eher nicht um eine gezielte Provokation etwa eines Rechtsradikalen oder eines „Querdenkers“". Man lässt offen, ob es eine ungeplante/undurchdachte Provokation war. Je mehr man darüber nachdenkt, umso irrer wird's. Was geht in den Köpfen dieser Schreiberlinge vor.
@Johannes Schumann: Danke, habe das nachgetragen. Die Dachzeile "QUERDENKER"-DEMO haben sie übrigens beibehalten.