Passend u.a. zu der Schlagzeile von br.de »Söder: "Ohne Impfen keine Freiheit"« gab es schon im Vorgriff am 5.7. diese Pressemitteilung des DGB:
»Gemeinsamer Appell von Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger und dem DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann
Die Sozialpartnerschaft ist ein Anker in Krisenzeiten. Auch in der Corona-Pandemie hat sich unsere Sozialpartnerschaft bewährt. Gewerkschaften und Arbeitgeber haben frühzeitig an der Verwirklichung von hohen Hygienestandards in den Betrieben, an verlässlichen Teststrategien und einer raschen Umsetzung von Impfungen mitgewirkt. Wir sind Teil der Lösung.
Aus tiefer Sorge, dass wir das Erreichte verspielen, wenden wir uns nun gemeinsam an alle Arbeitgeber und Beschäftigte in Deutschland. Seien Sie weiter umsichtig und verantwortungsvoll. Wirken Sie weiter mit, die Menschen in den Betrieben vor Ansteckung zu schützen. Nehmen Sie die Impfangebote an. Lassen Sie beim Testen nicht nach und ermöglichen Sie, wo es möglich und sinnvoll ist weiterhin Home-Office.
Wir appellieren an Arbeitgeber – wo immer dies möglich ist – ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betriebliche Impfungen und Testungen anzubieten. Gleichzeitig appellieren wir an die Beschäftigten, die Impf- und Testangebote anzunehmen und so zu einer hohen Durchimpfungsrate und einem hohen Schutzniveau beizutragen.
Wirksame Schutzimpfungen sind der Königsweg aus der Pandemie. Es stehen mehrere gute, sichere und wirksame Impfstoffe in zunehmenden Mengen zur Verfügung. Bis zum Erreichen einer hohen Durchimpfungsrate trägt ein breites Testangebot zur Erhöhung der Sicherheit vor Ansteckungen und Eindämmung der Pandemie bei.
Wir wissen, dass Impf- und Testangebote für viele Unternehmen insbesondere eine organisatorische, aber auch eine finanzielle Belastung darstellen können. Für Beschäftigte ist es wichtig, eine gute und informierte Impfentscheidung freiwillig treffen zu können. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit einer gemeinsamen Anstrengung der nationalen Impfkampagne zum Erfolg verhelfen und ein hohes Schutzniveau erreichen können. Damit leisten wir einen aktiven Beitrag zu einer Normalisierung des wirtschaftlichen und des privaten Lebens.«
Nicht nur, daß sich der DGB-Chef auf einem "Königsweg" wähnt mit den "Impfungen", nicht nur, daß hier – vermutlich unwissend – eine Formulierung Kaiser Wilhelms II. verwendet wird, der 1914 "in tiefer Sorge" die Welt in den bis dahin verheerendsten Krieg der Weltgeschichte stürzte, nein, es wird auch der Grundgedanke von damals aufgegriffen.
Einer der ersten Beiträge hier beschäftigte sich im April 2020 mit diesem Thema, dem "Burgfrieden". Mit dem Angebot nicht nur der deutschen Sozialdemokratie an die bisherigen Klassengegner, gemeinsam gegen den ausländischen Feind anzutreten und Wilhelms "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche" begeistert mitzutragen, begann 1914 das gegenseitige Abschlachten von Arbeitern der beteiligten Länder im Interesse ihrer Herren.
Nun stellt sich der DGB-Chef wieder der Verantwortung, diesmal der einer nationalen Impfkampagne. Vergessen sind die Milliardenumschichtungen von unten nach oben im Zuge der "Wirtschaftshilfen" wegen Corona. Vergessen ist der gestohlene Urlaub von Millionen Beschäftigten, die wegen unsinniger Schulschließungen ihre Kinder betreuen mußten. Vergessen ist das Kahlschlagprogramm gegen kleine Betriebe, die Suspendierung von Kultur und Sport. Vergessen ist die Frage, wer die Zeche zahlen wird für die gigantische Verschleuderung von Steuermitteln für völlig untaugliche Tests und Masken, ganz zu schweigen von den unermeßlichen Profiten der Pharmakonzerne. Vergessen ist die Einschränkung von Grundrechten, die auch Betriebsräte bei Kontaktverboten und Home Office erleben mußten, und die damit fast zum Erliegen gekommene Konfliktfähigkeit der Gewerkschaften.
Mir wird mitunter vorgeworfen, daß ich vor falschen Gleichsetzungen der Gegenwart mit dem Faschismus warne. Geschichte wiederholt sich nicht einfach. Doch wenn es eine auffällige Parallele gibt, aus der wir lernen können, dann wird es die zu den Jahren 1914–1918 sein. Das damalige verhängnisvolle Verhalten der Sozialdemokratie hatte zu vielen Opfern geführt. Erst unter deren Eindruck entstand eine breite Bewegung für den Frieden und die Entmachtung der politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen. Zwar haben die Deutschen ihre bürgerliche Revolution nicht wie die Russen in eine proletarische umgewandelt – es wurden zu wenig Bahnsteigkarten dafür gelöst – , aber immerhin war die Macht der Hohenzollern fürs Erste gebrochen. (Daß man ihr Schloß in Berlin zum Teil wieder aufgebaut hat, ist eine andere, wenn auch bezeichnende Geschichte. So viel zur Aufregung um die "Reichsbürger".)
Wie erwähnt, wiederholt sich Geschichte nicht einfach. Wenn der anfängliche Corona-Glaube und die erste Impfbegeisterung auch Anklänge hatten an die jubelnde Verabschiedung der 1914 ins Feld ziehenden Soldaten, so hat sich doch inzwischen Ernüchterung Platz geschaffen. Die Kriegsziele sind nicht mehr so klar ersichtlich oder vielleicht gerade doch. Längst nicht mehr so viele Menschen wie weiland dem Kaiser applaudieren heute den Regierenden, wenn uns das auch immer wieder weisgemacht wird. Man möchte hoffen, daß es der massenhaften Opfer diesmal nicht bedarf für eine Wende, auch wenn keine Revolution dabei herausspringen sollte. Das Schöne an der Zukunft ist, daß sie offen ist. Längst nicht immer verläuft sie so, wie die Mächtigen sie planen. Es gibt immer wieder Momente, in denen die Unteren sagen: "Bis hier und nicht weiter!".
Narrative #55 – mit Dr. Konstantina Rösch.
"Dr. Konstantina Rösch ist eine angesehene Ärztin im zweitgrößten Krankenhaus Österreichs gewesen, bevor sie die Diskrepanz zwischen Staatsnarrativ und ihrem persönlichen Erleben öffentlich formuliert hatte. Jetzt ist sie zur Symbolfigur der Massnahmenkritik geworden.. "
https://www.oval.media/de/9627–2/
https://t.me/s/OVALmedia/428
Gibts auch einen Aufruf der zwingenden Art für Hartz-Beschäftigte?
Was für eine gequirlte Buklenscheiße, die da aus dem DGB sprudelt.
Danke sehr, lieber, verehrter AA für die ausführlichen geschichtlichen Ausführungen.
Ich sah heute Videos aus Frankreich. Es wäre nicht das erste Mal, dass von dort der Kampf für die Freiheit in Gang käme…
Herodot hat vor 2500 Jahren in seinen Historien eindrucksvoll bewiesen, wie sich Geschichte wiederholt, und wer Jörg (nicht verwandt – oder doch?) Hofmann am 1. Maii hörte wundert sich eh über nichts mehr – but btw – das gegenseitige Abschlachten ist nicht im Jahre 2014 datiert.
@Herr Brehm: Böser Fehler, danke! Ist korrigiert.
Vielen Kritikern, die sagen "wie 33" sage ich auch gerne: "wie 14/18". "Nous sommes en guerre" sagte Macron, Impfpoleon Ier im März 20. Die ewigen Mutanten und Lockdowns haben was von den Grabenschlachten (50'000 Gefallene reichen nicht? versuchen wir es mit 100'000). Oder der ausser der Verfassung stehende "Generalstab" von Merkel und ihren "Jungs" (m/w/d). Allerdings ist die Chose im April 21 dann doch nach 45 übergegangen, mit dem Ermächtigungsgesetz und dem "Endsieg"-Versuch (aka Zero Covid). NB. Definition "Endsieg" = weiterkämpfen und die "letzten Reserven" mobilisieren, obwohl der Krieg längst verloren ist und alle das im Grunde wissen…
https://weltexperiment.com/21153.html
Bombenverdacht in Plauen
Untersuchung Verdachtsfläche Hainstraße am 16. Juli
"An der Hainstraße im Plauener Syratal wurden in der 27. KW Vorbereitung von Tiefbauarbeiten Sondierungsbohrungen wegen des Verdachtes auf Kampfmittel durchgeführt. Bei der anschließenden Auswertung blieben drei begrenzte Verdachtsbereiche übrig, für die noch keine Entwarnung gegeben werden konnte. Deshalb werden am 16. Juli mit einem gepanzerten Spezialbagger die Verdachtsbereiche frei gelegt und durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst kontrolliert. .."
https://www.plauen.de/Verwaltung-und-Stadtrat/Presse-und-Mitteilungen/Bombenverdacht-in-Plauen
Notunterkünfte
"Wer bei Verwandten, Bekannten oder Freunden unterkommen kann, sollte diese Möglichkeit nutzen. Achtung: die aktuell geltenden Corona-Regeln sind zu beachten.
Für all jene, die keine andere Aufenthaltsmöglichkeit haben, stellt die Stadt zwei Notunterkunfte zur Verfügung:
Kurt-Helbig-Sporthalle
Mehrzweckhalle Kasernenstraße
Entsprechend dem Rettungszweckverband „Südwestsachsen“ erhalten nur Personen Zutritt zur Notunterkünft die
geimpft oder
genesen und 1 x geimpft oder
tagesaktuell getestet sind. .."
https://www.plauen.de/Verwaltung-und-Stadtrat/Presse-und-Mitteilungen/Bombenverdacht-in-Plauen/Notunterk%C3%BCnfte/
Notunterkünfte sind für alle Menschen in Not, sollte man meinen. Hier wird der Zutritt an Bedingungen geknüpft, potentiell Kranke werden vor die Tür gesetzt.
Den Vergleich zu der Zeit vom Ende des Wilhelminischen Kaiserreich finde ich sehr treffend. Die Parallele betrifft die Ungleichheit, die schon seit Jahrzehnten zunimmt und immer prekärere Lebenumstände hervor bringt. Damals war es auch so und noch viel schlimmer, allerdings war das damalige Deutschland durch den Sieg über Frankreich 1871 geprägt und starkes Militär war ein wichtiger Teil davon. Die Vermissten und Gefallenen wurden mit Denkmälern geehrt, die man bis heute noch überall finden kann, auch in Dörfern, und damals entstanden auch viele Schiessvereine. Dieser Grad an Ehrfurcht, den das Militär damals genoss, ist in heutiger Zeit jedenfalls unvorstellbar und deshalb ist es deutlich schwieriger die Leute für irgendein Krieg zu begeistern. Die BRD gründete sich ja schliesslich diesmal nach einem verlorenen barbarischen Krieg, der durch Macht- und Grössenwahn ausgelöst wurde – und genau hier hört die Parallele auf.
Was, lieber @aa, wenn die Mächtigen in Machtfülle nur noch auf Algorithmen hören, so wie viele andere Dilletanten? Aus Angst vor Mutanten etc. Ergo voller Macht kaum noch selber zu denken vermögen? Dann ist eher eine Parallele zu Idiocracy anstelle von 14–18 angesagt, nicht wahr? Warum Analogien in der Vergangenheit vermuten, wenn wir doch selbsterfüllende Prophezeiungen zu schaffen im Stande sind.
Wenn es für die Mächtigen gefährlich wird, verkriechen die sich in ihren Bunkern.
@covid-ugly
Wenn ich mich richtig an den Film „Idiocracy“ erinnere, dann wurde dort biologistisch „argumentiert“. (?)
Nach meinem Empfinden, ist dieser Film Unterhaltung der eher boshaften Art. Vielleicht mangelt es mir aber auch nur am passenden Humor.
@mensing@covid-ugly
Mich hat irgendwie die Kombination aus „Idiocracy“ + „Prophezeiung“ getriggert …
Mir fehlt derzeit wirklich ganz dringend Lebensfreude.
Doch, die Geschichte wiederholt sich. Nur mit anderen Mitteln.
Die "tiefe Sorge" war vielleicht Freud aber nicht unwissend. Die Gewerkschaften wurden auch diesmal zu Beginn des "Kriegs" kooptiert. Offensichtlich war das in GB, wo Boris Johnson Margaret Thatcher revidierte "We are, indeed, a society".
Es wurde nicht nur Margaret Thatcher, es wurde der Neoliberalismus revidiert.
Negativzinsen sind im Kapitalismus nicht vorgesehen.
https://norberthaering.de/geldsystem/ezb-strategie/
"Das neue Inflationsziel der Europäischen Zentralbank und das Endspiel des Kapitalismus"
Es läuft auf einen Staatskapitalismus hinaus alias "chinesisches Modell". Das chinesische Modell funktioniert nur mit einer Überwachung, die den Marktmechanismus ersetzt. Es funktioniert auch nur mit kooptierter Gesellschaft siehe "Nudging". In westlichen Gesellschaft hat bisher "der Markt" die Menschen diszipliniert.
Es hängt alles an elektronischen Geräten, die wir nutzen können oder auch nicht.
Wieder einmal: sehr gut formuliert. Sich ähnelnde Strukturen in der historischen Entwicklung (vor allem an "Wendepunkten") zu erkennen und aufzuzeigen wird gerne als "Gleichsetzen" mißverstanden. Aber wer meint, alles sei singulär und mit nichts zu vergleichen (!), lebt zwangsläufig in einer Welt der Zufälle und Singularitäten und versteht überhaupt nichts.
Eigentlich wurde die Deutsche Revolution von einer proletarischen in eine bürgerliche Revolution umgewandelt und hat damit den umgekehrten Weg eingeschlagen, wie die Russische Revolution.
Identisch war allerdings, dass die revolutionären Arbeiter- und Soldatenräte in beiden Ländern von der staatstragenden Sozialdemokratie (in Deutschland vom reformistischen, in Russland vom "revolutionären" Flügel) verraten und entmachtet wurden.