Bundesforschungsinstitut: Alte Menschen fanden »Maßnahmen« ganz prima

Das mit der Einsamkeit war ärger­lich, gab es aber auch bei Jüngeren. So scham­los prä­sen­tiert aerz​te​blatt​.de am 15.2.23 eine Analyse des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA):

"Was uns nicht umbringt, macht uns stär­ker", schei­nen die rüstig jog­gen­den SeniorInnen zu trällern.

Unterschlagen wird: Menschen in Pflegeheimen wur­den nicht befragt.

In der Pressemitteilung des Zentrums heißt es:

»Keine grundsätzlich erhöhte Anfälligkeit älterer Menschen für indirekte Gesundheitsfolgen der Corona-Pandemie

Befunde aus dem Deutschen Alterssurvey zei­gen, dass die älte­re Bevölkerung in Deutschland im Hinblick auf vie­le indi­rek­te Gesundheitsfolgen resi­li­ent gegen­über den Herausforderungen des ersten Pandemiejahrs gewe­sen ist. Ungünstige Entwicklungen – wie bei­spiels­wei­se der Anstieg des Einsamkeitsempfindens – sind nicht an das Lebensalter gebun­den. Ältere Menschen sind also nicht vul­nerabler hin­sicht­lich der indi­rek­ten Gesundheitsfolgen der Pandemie als Menschen mitt­le­ren Alters…

Ältere Menschen haben sich in den Anfängen der Corona-Pandemie eher wenig – zumin­dest aber nicht stär­ker als Personen im mitt­le­ren Alter – durch die Pandemie bedroht gefühlt. Und trotz der viel­fach ungün­sti­gen Darstellung älte­rer Menschen als schutz­be­dürf­ti­ge vul­nerable Personengruppe und der damit trans­por­tier­ten nega­ti­ven Altersstereotypen berich­ten nur 5,4 % der Menschen in der zwei­ten Lebenshälfte davon, Altersdiskriminierung seit Beginn der Corona-Pandemie erlebt zu haben. Statistisch bedeut­sa­me Zusammenhänge zwi­schen Alter und Diskriminierungserfahrungen waren nicht vor­han­den. Auch hin­sicht­lich der sport­li­chen Aktivität und des sozia­len Wohlbefindens haben älte­re Menschen im Vergleich zu Menschen mitt­le­ren Alters kei­ne beton­ten Verschlechterungen gezeigt…«

Im Einsamkeitszuwachs waren keine statistisch bedeutsamen Unterschiede nachweisbar

»Und auch im Einsamkeitszuwachs waren kei­ne sta­ti­stisch bedeut­sa­men Unterschiede zwi­schen den Altersgruppen nach­weis­bar. Die Daten zei­gen, dass die Corona-Pandemie in ihren Anfängen zwar tat­säch­lich das sozia­le Wohlbefinden erheb­lich beein­träch­tigt hat – die Einsamkeitsrate bei Menschen in der zwei­ten Lebenshälfte war nach Beginn der Corona-Pandemie deut­lich erhöht – jedoch betrifft die­se ungün­sti­ge Pandemiefolge kei­nes­wegs allein die Ältesten in der Bevölkerung.

Einzig für das Spazierengehen – als eine der weni­gen erlaub­ten Formen des Beisammenseins im öffent­li­chen Raum in der Corona-Pandemie – und die sub­jek­ti­ve Gesundheit zeich­ne­te sich bei älte­ren Menschen eine ungün­sti­ge­re Entwicklung ab. Zum einen berich­te­ten die Ältesten ver­gleichs­wei­se häu­fi­ger von einer Verringerung an Spaziergängen als Personen im mitt­le­ren Alter und zum ande­ren zeig­ten sie einen Rückgang der sub­jek­ti­ven Gesundheit, der bei den Personen im mitt­le­ren Alter nicht zu erken­nen war. Der Rückgang an sub­jek­ti­ver Gesundheit bei den Ältesten ist aller­dings nicht ein­deu­tig auf die Corona-Pandemie zurück­führ­bar und soll­te eher als Verschlechterungstrend ein­ge­ord­net wer­den, der mit dem indi­vi­du­el­len Älterwerden ein­her­ge­gan­gen ist…

Die Publikation online first im Bundesgesundheitsblatt:
Wünsche, J., Spuling, S.M., Nowossadeck, S., & Stuth, S. (2023): Ältere Menschen im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie: Gesundheitsrelevante Befunde aus dem Deutschen Alterssurvey (DEAS). Bundesgesundheitsblatt, https://doi.org/10.1007/s00103-023–03656‑w

Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine reprä­sen­ta­ti­ve Quer- und Längsschnittbefragung von zuhau­se leben­den Personen in der zwei­ten Lebenshälfte. Die Befunde beru­hen fast aus­schließ­lich auf einer schrift­li­chen Kurzbefragung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie im Sommer 2020 in einer Plateauphase der Corona-Pandemie mit ver­gleichs­wei­se nied­ri­gen Infektionszahlen und gelocker­ten Infektionsschutzmaßnahmen. Lediglich die Befunde zur sub­jek­ti­ven Gesundheit beru­hen auf Daten vom Winter 2020/2021, also inmit­ten der zwei­ten Pandemiewelle mit sich dyna­misch ver­än­dern­den Infektionszahlen und zuneh­mend stren­ge­ren Infektionsschutzmaßnahmen. Die Auswertungen zur sub­jek­ti­ven Gesundheit waren zudem auf Personen beschränkt, die sich bis zum Befragungszeitpunkt nicht mit Corona infi­ziert hatten.

Der Deutsche Alterssurvey wird geför­dert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).«

Situation von Menschen in Pflegeheimen nicht abgebildet

Im Artikel des Ärzteblattes fin­det sich die ent­schei­den­de Formulierung der Studie unter dem Titel "Ältere Menschen im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie: Gesundheitsrelevante Befunde aus dem Deutschen Alterssurvey (DEAS)" nicht*:

»Der Deutsche Alterssurvey in Zeiten der Corona-Pandemie

Der Deutsche Alterssurvey ist eine bun­des­weit reprä­sen­ta­ti­ve Befragung von Menschen in der zwei­ten Lebenshälfte… Die Datenerhebung erfolgt in der Regel mit­tels per­sön­li­cher, com­pu­ter­ge­stütz­ter Interviews und über einen zusätz­li­chen schrift­li­chen Fragebogen. Das Design und der lan­ge Beobachtungszeitraum machen den DEAS zu einer geeig­ne­ten Datenquelle, um die Lebenssituation älte­rer Menschen in Krisenzeiten – wie etwa der Corona-Pandemie – abzu­bil­den. Hervorzuheben ist jedoch, dass die DEAS-Daten nur für älte­re Menschen reprä­sen­ta­tiv sind, die in Privathaushalten leben und gesund­heit­lich dazu in der Lage sind, an einer Befragung teil­zu­neh­men. Die beson­de­re Situation von Menschen in Pflegeheimen wird dem­nach nicht abge­bil­det.«

Schon damit ist die Erhebung weit­ge­hend wert­los. Daß Personen ab 46 Jahren befragt wur­den, und zwar nach extra ver­än­der­ten Kriterien, macht sie nicht zuverlässiger:

»Um auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zu reagie­ren, wur­de das klas­si­sche DEAS-Design im Jahr 2020/2021 erwei­tert und modi­fi­ziert. Es wur­de erwei­tert, indem das DEAS-Panel im Sommer 2020 (08.06.–22.07.2020) zu einer zusätz­li­chen schrift­li­chen Kurzbefragung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie ein­ge­la­den wur­de. An die­ser Kurzbefragung nah­men 4823 Personen ab einem Alter von 46 Jahren teil (M = 69,9, SD = 10,4, Range = 46–100). Das DEAS-Design wur­de zudem modi­fi­ziert, indem im Jahr 2020/2021 wegen der pan­de­mi­schen Lage auf die Erhebung einer neu­en Querschnittstichprobe ver­zich­tet wur­de, obwohl dies im Rahmen der 6‑Jahres-Taktung vor­ge­se­hen gewe­sen wäre. Weiterhin fan­den die Interviews im Jahr 2020/2021 nicht wie sonst per­sön­lich, son­dern tele­fo­nisch statt. Insgesamt haben an der DEAS-Erhebung im Jahr 2020/2021 (04.11.2020 bis 01.03.2021) 5402 Personen im Alter ab 46 Jahren teil­ge­nom­men (M = 68,6, SD = 10,4, Range = 46–100), von denen 4419 Personen auch den schrift­li­chen Fragebogen bear­bei­tet haben…«

(Hervorhebungen in blau nicht in den Originalen.)

* Update: Hier stand ursprüng­lich falsch, daß dies auch in der Pressemitteilung nicht erwähnt wird. Danke für die Korrektur!

12 Antworten auf „Bundesforschungsinstitut: Alte Menschen fanden »Maßnahmen« ganz prima“

  1. Die noto­ri­sche Luege und der noto­ri­sche Betrug als Pandemie. Die Manipulationsabsicht als Krankheit und Schurkentum. Die Propaganda als Vergewaltigung der Menge.

  2. Kleiner Einspruch … denn auch in der von Ihnen hier prä­sen­tier­ten Pressemitteilung steht:

    „Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine reprä­sen­ta­ti­ve Quer- und Längsschnittbefragung von zuhau­se leben­den Personen in der zwei­ten Lebenshälfte.“

    Hatte mir die­sen Abschnitt näm­lich bereits kopiert, um ihn zu zitie­ren und dar­auf hin­zu­wei­sen, dass man damit ja gera­de die alten Menschen aus­ge­klam­mert hat, die beson­ders von den Maßnahmen betrof­fen waren. Aber das haben Sie ja dann im wei­te­ren Verlauf des Beitrags schon selbst erledigt. 😉

  3. Traue kei­ner Statistik, deren Fälschung du nicht selbst in Auftrag gege­ben hast.

    Dieses Land ist ein ein­zi­ges Schmierentheater geworden.

    Nein, die Alten haben sich bestimm­te blen­dend dar­über gefreut, dass sie allei­ne in den Altenheimen und Krankenhäuser vor sich hin­mo­dern durf­ten und ein­sam ver­reckt sind… Das fan­den die alle ganz super… rich­tig, rich­tig super, das hat sie so resi­li­ent gemacht… und über die Spritzen, da haben sich die Alten doch auch so gefreut… 

    Wie kann man sich alles so zusam­men­lü­gen? Ich dach­te eigent­lich, die letz­ten 3 Jahre wären das Schlimmste gewe­sen, was ich je erlebt hät­te, aber wie nun auch noch im Nachhinein Lügenmärchen erzählt wer­den, wie toll die­se Unterdrückung war, das schlägt dem Fass nun noch den Boden aus.
    Ich weiß ein­fach nicht mehr, wie ich das alles ver­ar­bei­ten soll. Es geht schlicht nicht mehr. Es wird immer gro­tes­ker. Diese Kreaturen wür­den sich auch noch hin­stel­len und recht­fer­ti­gen, dass es toll war, Menschen die Grundrechte zu neh­men.. Das tun sie ja jetzt schon. Krieg = Frieden. Schwarz = Weiß. Leben = Tod. Wie soll man da nicht den Verstand ver­lie­ren. Bald weiß ich wirk­lich nicht mehr wei­ter und wer­de wohl noch gläu­big, weil ich das sonst alles nicht mehr über­le­ben kann. Icih hal­te die­se Gehirnwäsche ein­fach nicht mehr aus.

  4. Danke @aa, dass sie so uner­müd­lich und gewis­sen­haft die­se Arbeit tun. Diese Studie wird von den Medien ganz sicher ange­führt und miss­braucht wer­den – da hat man etwas in der Hand, um gegen­zu­hal­ten. Aufrichtiger Dank!

  5. "… Der Rückgang an sub­jek­ti­ver Gesundheit bei den Ältesten ist aller­dings nicht ein­deu­tig auf die Corona-Pandemie zurück­führ­bar und soll­te eher als Verschlechterungstrend ein­ge­ord­net wer­den, der mit dem indi­vi­du­el­len Älterwerden ein­her­ge­gan­gen ist…"

    Dazu das Ärzteblatt – 19. Oktober 2022

    "Millionen Menschen welt­weit bewe­gen sich nicht genug und das hat ver­hee­ren­de Folgen: Im Zehn­jahreszeitraum 2020 bis 2030 dürf­ten fast 500 Millionen Menschen welt­weit man­gels Bewegung unter an­derem Herzkrankheiten, Fettleibigkeit, Diabetes, Depressionen und Demenz ent­wickeln, wie die Weltgesund­heitsorganisation (WHO) heu­te berich­te­te. Deutschland hat dem­nach gro­ßen Nachholbedarf."

    Durch die Lockdowns wur­den gera­de denen, die sich noch regel­mä­ßig beweg­ten, die­se Möglichkeit genom­men. Für Senioren wich­ti­ge Treffpunkte, wie (Thermal-)Bäder, wur­den geschlos­sen. Ein wich­ti­ger Platz für Kommunikation und Bewegung. Die Auswirkungen der Schließung von Sportstätten und Bädern dürf­te in der Zukunft für mas­si­ve Schäden an kör­per­li­cher und psy­chi­scher Gesundheit ver­ant­wort­lich sein. Für Senioren ist Beweglichkeit essen­ti­ell – die Basis für ein selbst­be­stimm­tes Leben. Nur schei­nen immer weni­ger sich dafür die Zeit zu neh­men! Faulheit – oder Auswirkung der mas­siv zuneh­men­den Medikation!?

    "Nicht zu Unrecht beti­tel­te die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) kör­per­li­che Inaktivität des­halb als schlei­chen­den 'glo­ba­len Killer"

  6. Unglaublich, was die­ses DZA ver­öf­fent­licht. Die stricken sich eine blöd­sin­ni­ge Statistik durch Vorauswahl von Daten zusam­men und behaup­ten damit all­ge­mein, dass nichts pas­siert sei. So geht man nicht mit der Würde der Menschen um.

  7. Und es wird auch unter­schla­gen das vie­le der Alten von den Jüngeren ver­langt haben das die­se sich imp­fen las­sen müssen.…
    sogar von der eige­nen Verwandtschaft und da besonders.…

  8. Ekelhaft.
    Mir ist per­sön­lich eine Seniorenwohnanlage (kein Altenheim) bekannt, in der alle Gemeinschaftsaktivitäten (auch blo­ßes Kaffeetrinken im Gemeinschaftsraum) unter­sagt wur­den. Daraufhin nah­men eini­ge der alten Leute das so ernst, daß sie "frei­wil­lig" auch kei­ner­lei son­sti­ge Kontakte mehr zulas­sen woll­ten. Und wer dann noch übrig war, konn­te wol­len was er woll­te – da war nie­mand mehr, um gemein­sam Zeit mit­ein­an­der zu verbringen.

    Da ist viel kaputt­ge­gan­gen, und da sind vie­le Menschen mut­wil­lig in die Vereinsamung getrie­ben wor­den, denn die Außerhausaktivitäten waren ja auch so gut wie alle gecan­celt worden.
    Das jetzt auch noch in einer Art Opfer-Täter-Umkehr schön­zu­re­den, macht mich nicht sprach­los son­dern sehr, sehr wütend.

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