Was macht die Bundeswehr im Kindergarten?

In einem Erfahrungsbericht ist dies zu lesen:

»… Auch in Testteams könn­ten Soldaten hel­fen. Diese Erfahrung mach­te die­se Woche der Vater einer drei­ein­halb­jäh­ri­gen Tochter. Wie bit­te, mögen sich etwa­ig Leser und Hörer irri­tiert fra­gen? Wie kam es zu die­sem Zusammentreffen? Ich wur­de kon­tak­tiert und konn­te daher die­ses Ereignis mit – und nachverfolgen.

In einem Westberliner Bezirk wur­de eine Erzieherin posi­tiv auf Corona gete­stet. Auch die­ser Bezirk war ein soge­nann­ter Hotspot Bezirk, bis gestern. Auch hier die völ­lig unwirk­li­che Nutzung einer will­kür­li­chen Grenzwert-Regelung von 50 Infizierten auf 100000 Einwohner. Die Kita-Leitung ver­pflich­te­te dar­auf­hin die rest­li­chen Kolleginnen eben­falls einen Test durch­füh­ren zulassen…

Das Ergebnis bei die­ser Kita war, dass die Kolleginnen alle ein nun ein­ge­for­der­tes Testergebnis vor­wei­sen konn­ten – nega­tiv. Die posi­tiv gete­ste­te Kraft befand sich seit Bekanntwerden in häus­li­cher Quarantäne. Die Kinder der ent­spre­chen­den Gruppe muss­ten dar­auf­hin eben­falls zu Hause blei­ben, um somit die Gefahr des Risikos einer Gruppendurchmischung redu­zie­ren zu kön­nen. So die Kita-Leitung argu­men­ta­tiv schrift­lich an die Eltern gerichtet.

Die betrof­fe­nen Eltern erhiel­ten nun letz­te Woche Freitag die Mitteilung per Mail, dass am Dienstag die­ser Woche ein Test in der Kita durch­ge­führt wer­den sol­le und zwar – an den Kindern der betref­fen­den Gruppe. Der Folgesatz im Schreiben der Kita-Leitung ent­hielt zudem die Information, dass ein Team der Bundeswehr die Untersuchung durch­füh­ren würde.

Nun stel­len sich doch Fragen. Warum müs­sen gene­rell drei bis fünf­jäh­ri­ge Kinder gete­stet wer­den? Stellen sie eine Risikogruppe dar? Stellen sie mit den Erfahrungswerten der zurück­lie­gen­den Monate wirk­lich eine Gefahr für Eltern und Großeltern dar? Müssen Kinder in die­sem furcht­ba­ren Jahr, mit all sei­nen Belastungen für die klei­nen Seelen, einer sol­chen Prozedur unter­zo­gen wer­den? Müssen es, wenn schon die­ser Irrsinn sei­tens des Bezirks durch­ge­zo­gen wird, unbe­dingt Kräfte der Bundeswehr sein, die die­se Kita aufsuchen?

Ich war daher vor Ort und habe zudem ver­sucht Antworten von der ent­spre­chen­de Behördenstelle zu erhal­ten. Zuerst die Erfahrungen vor Ort, an der Kita.

Die drei durch­füh­ren­den Kräfte kamen über­ra­schend mit einem Mietbus. Sehr freund­lich lehn­ten sie jeg­li­che Beantwortung von Fragen ab. Ein Mann und eine Frau waren offen­sicht­lich Militärpersonal, aus­ge­hend ihrer Uniformierung. Die drit­te Person war eine Frau in Zivil. Ich woll­te die nun schon ange­spann­te Situation nicht pro­vo­zie­ren und blieb ausser­halb des Kita-Geländes. Betroffene Eltern erhiel­ten vor­ab die Information den Haupteingang zu nut­zen, die ande­ren Eltern soll­ten einen Seiteneingang nutzen.

Ich habe im Verlauf der Wartezeit Kontakt mit betrof­fe­nen Eltern auf­ge­nom­men. Die Situation, ein Querschnitt der Gesellschaft. Es gab sprach­li­che Hürden sei­tens der tür­ki­schen, bzw. ara­bi­schen Mütter und Väter. Man wür­de sehr ger­ne ant­wor­ten, aber Deutsch nicht gut. Ausserdem nach­voll­zieh­bar, alle mor­gens in Eile. Die Kinder muss­ten nach voll­zo­ge­ner Testung mit nach Hause genom­men wer­den. Betreuungsstress ver­sus Zeitmanagement. Die mei­sten genervt von den Ereignissen. Was blei­be einem übrig? Man müs­se sich fügen. Hätte man Entscheidungsfreiheit, Möglichkeiten? Nein.

Ich habe mit fünf Elternteilen kur­ze Gespräche geführt. Die Osteuropäer prag­ma­tisch. Was soll’s, bes­ser ist es. Eigentlich egal. Man habe dann Gewissheit. Mit einem pol­ni­schen Vater, der auf sei­ne Frau und Kind war­te­te, ein län­ge­rer Plausch in gebro­che­nem Deutsch. In Polen sei es schlim­mer, hät­te er gehört. Hier in Deutschland alles gut. Problem, die gro­ße Angst vor dem Virus. Große Angst sei da. Ich frag­te ihn, wer ist ver­ant­wort­lich für die Angst, die Unsicherheit bei den Menschen? Er grin­ste, hob die Hände und sag­te: ist doch klar, die Medien. Woher er sei­ne Informationen hole? Nur Internet.

Ich frag­te die Angesprochenen, ob sie die Kinder vor­be­rei­tet hät­ten auf den Kontakt mit der Tante und dem Onkel von der Bundeswehr? Nein, was sol­le man so klei­nen Mäusen da erklä­ren. Die Befragten wären doch über­rascht gewe­sen, dass da tat­säch­lich zwei Personen in Uniform im Kreativraum gestan­den hät­ten. Ein Vater zeig­te mir ein Foto. Darauf hät­te er bestan­den. Die Soldatin hat­te nun eine Art OP-Kittel über der Uniform. Dazu Mundschutz und Plastik-Gesichtsschutz. Vertrauenserweckend? Nein. Keines der Kinder woll­te von ihr den Test durch­füh­ren las­sen. Angst, Verunsicherung, nein kei­ne Tränen.

Ein deut­scher Vater, mit Mundschutz vor der Kita, fand das alles über­be­wer­tet, also die Diskussion. Die Untersuchung wäre wich­tig. Vollkommen ange­bracht und in die­sen Zeiten auch ent­spre­chend zu unter­stüt­zen. Er wür­de die Kritik an der Kita-Leitung nicht nach­voll­zie­hen kön­nen, auch hin­sicht­lich der Unterstützung durch Bundeswehrangehörige. Ein ande­rer Vater erzähl­te mir, in der obli­ga­to­ri­schen Chat-Gruppe wäre die Reaktion auf sein Hinterfragen gewe­sen, dann doch ein­fach die Kita zu wech­seln.

Das sah eine Mutter anders. Auch sie kei­ne Deutsche, fand ein­deu­ti­ge Worte. Schlimm sei das, für die Kinder. Überhaupt die­ser gan­ze Corona-Wahnsinn. Sie ertra­ge das nicht mehr. Verordnungen, Verbote. Sie wis­se nicht mehr, wie sie das Kind betreu­en sol­le. Sie habe noch Arbeit, alles sei nur noch bela­stend. Wenn jetzt noch ein ent­spre­chen­der Befund käme und ver­län­ger­te Quarantäne, dar­über möch­te sie gar nicht nach­den­ken. Ein schlim­mes Jahr sei es bis­her gewesen.

Ich sprach dann län­ger mit einem Vater. Er war, nen­nen wir es irri­tiert, über den Ablauf des Tests an sei­nem Kind. Nein, auch die­ses Kind woll­te nicht von der frem­den Frau das Stäbchen in den Mund bekom­men. Einfach nur am Gaumen lang, erklär­te dar­auf­hin die Soldatin dem ver­un­si­cher­ten Vater. Zu Beginn wur­de nur der Name kon­trol­liert und die Telefonnummer. Falls es zu einem posi­ti­ven Testbefund kom­men wür­de. Keine Unterschrift, kei­ne Datenschutz-Erklärung, nichts.

Er frag­te die Soldatin, ob das der berühm­te PCR-Test sei. Zu sei­ner Überraschung, sie wuss­te es nicht zu beantworten.

Damit kom­me ich zu den Fragen an die Gesundheitsbehörde des Bezirks. Über die Hotline erreich­te ich eine sehr freund­li­che Mitarbeiterin. Ja, sie hät­te auch mei­ne Mail schon gele­sen, aber bezüg­lich die­ser Thematik müss­te ich sozu­sa­gen eine Etage höher anfra­gen. Sie dik­tier­te mir die ent­spre­chen­de Kontakt-Mail und sehr bedau­er­lich, war­te ich bis ein­schließ­lich heu­te mor­gen auf die Beantwortung fol­gen­der Fragen:

        • Warum wur­de auf­grund eines Positiv-Ergebnisses einer Erzieherin, bei Negativ-Ergebnissen der rest­li­chen Kolleginnen, eine Testung in der Kita, in dem Falle aller Kinder der ent­spre­chen­den Gruppe, in Erwägung gezogen?
        • Werden gene­rell zukünf­tig bei Positiv-Testungen von Erziehern Kindertagesstätten in Ihrem Bezirk auf­ge­sucht, bzw. Testungen an den Kindern vollzogen?
        • Entsprachen die Testungen den geläu­fi­gen PCR-Testungen oder wur­de eine ande­re Testvariante durchgeführt?
        • An der Testung nah­men drei Personen teil, dar­un­ter zwei Bundeswehrangehörige. Waren die­se bei­den Personen medi­zi­nisch aus­ge­bil­det oder hat­ten ent­spre­chen­de Kenntnisse, um die Testungen pro­fes­sio­nell durchzuführen?

Wie dar­ge­legt erfolg­te kei­ne Beantwortung. Erwähnter Vater erläu­ter­te mir den Test-Ablauf. Er über­nahm den Test und mach­te einen simp­len Abstrich am hin­te­ren Gaumen sei­nes Kindes. Danach nahm die Frau den Stift wie­der ent­ge­gen, steck­te ihn zurück in die Hülle und leg­te die­sen in eine Tüte, in der sich schon 5–10 ande­re Röhrchen befan­den. Er frag­te zwei­mal, ob es sich um den bekann­ten PCR Test han­de­le, wodurch die Soldatin, für ihn über­fragt wirk­te. Sie ant­wor­te­te, dass es sich um einen Abstrich hand­le. Die anwe­sen­de Frau in Zivil ant­wor­te­te schluss­end­lich und sag­te, Zitat: ja, ja das ist der PCR Test.

Verlangen wir zu viel von unse­ren Kindern?

Ein ein­deu­ti­ges – Ja. Wie ich inzwi­schen erfuhr, sind alle Kinder nega­tiv gete­stet wor­den. Nebensächlich: Wozu die­ser Aufwand, die­se Kosten? Wichtiger: Wozu die­se Belastung für die klei­nen Menschen? War die­se nun bekann­te Aktion von unbe­ding­ter Notwendigkeit? Wieviele sol­cher Ereignisse sind unbe­kannt? Verliefen etwa­ig nicht so har­mo­nisch. Hinterließen Tränen und Schmerz. Wieviele Kinder zwi­schen drei und zehn Jahren, auch älter, wer­den die­se Monate, die­se Erfahrungen und Erlebnisse auf ihrer Seele abge­spei­chert haben? Was neh­men sie mit in ihre indi­vi­du­el­le Entwicklung? Welche Bilder, wel­che Ereignisse? Ist es das wirk­lich alles wert, die­se zar­ten Wesen so früh zu ver­un­si­chern? Ja, auch zu prägen.

Gelacht hat das ara­bi­sche Mädchen, als ich ihr erklär­te, was ich mit Nutella-Schnute mein­te. Mit dem Jungen habe ich über Kastanienfiguren gefach­sim­pelt. Über Tiere und Monster und indi­vi­du­el­le Techniken. Was ist denn ein Dosenpieker? Warum ich so groß sei, frag­te ein ande­res Mädchen und ich ant­wor­te­te, weil mir immer noch Milch so gut schmeckt. Ach sooo. Herrlich, die­ses offe­ne Lachen im Gesicht zu sehen…

Wenn ein poli­ti­sches System klei­ne Kinder von uni­for­mier­ten Soldaten testen las­sen will, Behördensitzer dies so wei­ter­ge­ben, ent­spre­chen­de Zuarbeiter es final aus­füh­ren, also die­se Kette rund läuft, dann wird auch zeit­nah die Restnormalität auf dem Schulhof, auf Spielplätzen, bei Kindergeburtstagen, irgend­wann als Gespräche in leb­haf­ter Atmosphäre gese­hen. Der Kindheitsforscher Michael Hüter brach­te es in einem aktu­el­len Interview gna­den­los auf den Punkt :

"Eine gan­ze Generation wur­de kol­lek­tiv trau­ma­ti­siert".«

Der Originalbeitrag ent­hält Links zu Belegen.

(Hervorhebungen nicht im Original.)

4 Antworten auf „Was macht die Bundeswehr im Kindergarten?“

  1. Das vie­le Menschen, vor allem Eltern nicht erken­nen, dass Ihre Kinder ter­ro­ri­siert wer­den, ist
    viel­leicht genau­so furcht­bar wie der geschil­der­te Terror selbst.

  2. Das ist alles ein­fach nicht zu glau­ben. Der näch­ste Schritt in Richtung Unterjochung der Bürger durch Angst, Schrecken, Polizei, Soldaten… ange­fan­gen bei unse­ren Kleinsten, Unschuldigsten.
    Wenn das unse­re neue Normalität sein soll, dann ist es da…schneller und plötz­li­cher als jemals erwar­tet bzw. befürchtet…die neue welt­wei­te Ordnung…die neue Weltordnung…Kontrolle total… Denunzieren als eta­blier­tes Modell des Gruppenzwangs.. Höchste Bestrafung für klein­ste Abweichungen von der neu­en Norm… 

    Verdammte Hacke, schaut euch doch end­lich mal die Statistiken an, die Zahlen, die seit April und auch seit davor eineu­tig bele­gen, dass es KEIN AUSSERGEWÖHNLICHES GESUNDHEITLICHES PROBLEM GIBT!
    Es gibt aber­bein wirk­li­ches Problem – wir haben unse­re Freiheitliche Demokratie schon fast ganz ver­lo­ren.. Wacht end­lich auf und bekämpft eure scheiss Angst. Zählt Eins und Eins zusam­men, gebraucht euren guten Menschenverstand! Jetzt!

  3. Es wird nicht bes­ser. Leider.
    Es war aber schon immer so, dass vie­le dage­gen sind, aber wenn es dar­auf ankommt, Farbe zu beken­nen, haben nur ein oder zwei den Mut, Kritik offen auzu­spre­chen bzw. für ihr Recht zu kämp­fen.. Das ist das Problem.
    EIN Gegner ist leicht zu schla­gen, steht aber eine Masse dahin­ter, ist es nicht mehr so leicht.
    Ich kann auch die­sen Spruch dann nicht mehr hören " Wir kön­nen sowie­so nichts dage­gen machen ".
    DOCH, jeder EINZELNE kann gegen Unrecht ankämp­fen und dann, wenn es schief geht, trotz­dem in den Spiegel schau­en und sagen : " Ich habe es wenig­sten pro­biert ". Und die­ser Vater hat das gemacht. Vielleicht hat er eini­ge ande­re Eltern erreicht. Wünschenswert wäre es.

  4. Danke für dei­nen Bericht.
    Mich wür­de noch inter­es­sie­ren, ob alle Kinder der Gruppe an die­sem Test teil­ge­nom­men haben, oder ob es Eltern gab, die ihre Kinder an die­sem Tag nicht in den Kindergarten gebracht haben. Und wel­che Konsequenzen es für die Kinder und/oder Eltern gibt oder gab, die nicht da waren?
    Denn eins ist sicher: Ich wür­de mein Kind an die­sem Tag sicher nicht in den Kindergarten brin­gen. Ja, ich habe ein Kind, dass in den Kindergarten geht und nein, dass sage ich nicht ein­fach so. Da müs­sen sie mir mein Kind schon gewalt­sam von mir wegnehmen.
    Vielleicht haben das die eher kri­tisch den­ken­den Eltern auch so gedacht und gemacht?

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