Lockdown-Linke lamentiert

Ein über­wäl­ti­gen­der Teil der poli­ti­schen Linken hält an einem Lockdown fest. Meist nach dem Motto "Gesundheit vor Profit" sind sie unter den lau­te­sten MahnerInnen vor Lockerungen zu finden.

Nun sind sie empört: Entgegen den "wir zusammen"-Sprüchen erle­ben sie, daß für Lufthansa, die Automobil- und ande­re Konzerne staat­li­che Milliarden flie­ßen, ohne irgend­wel­che Festlegungen zum Schutz der Beschäftigten. Karstadt-Kaufhof betreibt mas­si­ven Personalabbau, die Zahl der Insolvenzen steigt massiv.

Ist das erstaun­lich? Kann man sich wun­dern, wenn unter den Bedingungen des Lockdowns Umsätze in vie­len Bereichen schrump­fen und Betriebe dann die markt­wirt­schaft­li­che Lösung bevor­zu­gen anstatt einer sozia­len? Will man von einer Regierung der Marktwirtschaft erwar­ten, daß sie anders han­delt? „Lockdown-Linke lamen­tiert“ weiterlesen

Weitere ExpertInnen-Stimmen, die verhallen werden

Auf Initiative von Lehrenden der Alice Salomon Hochschule Berlin haben über 50 WissenschaftlerInnen eine Stellungnahme zum Umgang mit Corona ver­faßt. Sie argu­men­tie­ren aus einer SAGE-Perspektive (Sozia­le Arbeit, Gesund­heit, Erzie­hung und Bildung).

Über den Aufruf berich­te­te der Tagesspiegel am 18.5.
jun­ge Welt, Neues Deutschland? Fehlanzeige

Die WissenschaftlerInnen for­dern „Weitere ExpertInnen-Stimmen, die ver­hal­len wer­den“ weiterlesen

Kindeswohl unter Corona: Ignoranz auf der Linken

Im Beitrag Drosten warnt mal wie­der war zu lesen, wie igno­rant die Mainstream-Presse umgeht mit dem Vorschlag von vier Fachgesellschaften von Kinderärzten und ande­ren Experten, Kitas und Schulen sofort zu öffnen.

Das dort beschrie­be­ne Muster: Wir mel­den das mal, aber immer mit dem Hinweis, daß Herr Drosten doch erheb­li­che Bedenken hat.

Noch ein­fa­cher machen es sich rele­van­te Teile der Linken. Weder auf die​-lin​ke​.de noch auf junge​welt​.de wird der Vorschlag der ExpertInnen auch nur erwähnt. (Stand 23.5.)

Fragen, Spekulationen, keine Antworten

Stefan Huth, Chefredakteur der jun­gen Welt, ver­sucht heu­te auf einer Doppelseite der Zeitung eine poli­ti­sche Einordnung der Corona-Debatte.

"Die durch das neu­ar­ti­ge Virus SARS-CoV‑2 ­dyna­mi­sier­te welt­wei­te Entwicklung ist im Begriff, eine histo­ri­sche Zeitenwende ein­zu­lei­ten. Es spricht vie­les dafür, dass die Volksrepublik China gestärkt aus der Coronakrise her­vor­ge­hen wird und bereits deut­lich frü­her als erwar­tet die Vereinigten Staaten von Platz eins der öko­no­mi­schen Weltspitze ver­drän­gen könn­te. Bei Strafe ihrer eige­nen Schwächung wer­den die Staaten der EU ihre trans­at­lan­ti­schen Bindungen lockern und sich künf­tig stär­ker gen Osten ori­en­tie­ren müssen…
„Fragen, Spekulationen, kei­ne Antworten“ weiterlesen

Linke kritisieren Demos bis zur Selbstverleugnung

Beides ist rich­tig: Es gibt zur Zeit eine besorg­nis­er­re­gen­de Einschränkung von Grundrechten, die zuneh­mend auch Verfassungsrechtler kri­ti­sie­ren. Und es gibt Straßenproteste, in die sich Rechtsradikale mit unter­schied­li­chem Erfolg einklinken.

Gibt es Angebote der orga­ni­sier­ten Linken, gegen Ersteres anzu­ge­hen? Leider kaum. Statt des­sen fin­den wir in sel­te­ner Übereinstimmung mit Regierung, Medien und "Extermismus-Forschern" eine pau­scha­le Verunglimpfung der Proteste. Wieder ein­mal ganz weit vor­ne dabei die jun­ge Welt, heu­te in Form eines Interviews mit einem lin­ken Aktivisten. Wir lesen dort:

"Auch Menschen, die sich selbst als Linke ver­or­ten, [sind] nicht gefeit vor Ansichten wie der Leugnung der Existenz des Virus bis hin zu kru­den Wahnvorstellungen über des­sen Erfindung in Laboren – wahl­wei­se in China oder Israel." „Linke kri­ti­sie­ren Demos bis zur Selbstverleugnung“ weiterlesen

Böse: Trump ohne Maske – Gut: Merkel ohne Maske?

Populisten der media­len Querfront sind sich einig:

"Der 74jährige mit der erd­beer­blon­den Fönfrisur… [hat] sich als ein­zi­gen von der Maskenpflicht aus­ge­nom­men, die er nun doch im Weißen Haus ver­hängt hat."

nör­gelt heu­te die jun­ge Welt. Ganz ähn­lich der Stern:

"Im Weißen Haus herrscht Maskenpflicht – dem US-Präsidenten ist das offen­bar egal."

Nur zwei Beispiele von vie­len, bei denen die Maske selbst­ver­ständ­lich als sinn­voll vor­aus­ge­setzt wird. „Böse: Trump ohne Maske – Gut: Merkel ohne Maske?“ weiterlesen

junge Welt: Dummköpfe behalten Oberhand

Das Blatt ist voll mit Berichten dar­über, daß die Coronamaßnahmen in vie­len Ländern mehr Schaden als Nutzen anrich­ten und die mei­sten Opfer unter den Menschen zu fin­den sind, die ganz unten gehal­ten wer­den auf der sozia­len Stufenleiter (Auflistung unten).

Das hin­dert die Chefetage nicht, täg­lich neu zu ver­kün­den: Die Regierenden schüt­zen mit dem Lockdown die Arbeiterklasse, wenn es in der Ausprägung auch Mängel gebe. Die sich zur Wehr set­zen, sind Verschwörungstheoretiker oder rechts.

Der Geschäftsführer höchst­per­sön­lich greift zur Feder und erklärt:

"Müllhaufen der Geschichte
Überall insze­nie­ren sich Führer gegen die »Coronadiktatur«
„jun­ge Welt: Dummköpfe behal­ten Oberhand“ weiterlesen

Amazon dichtmachen wegen Corona – oder doch nicht?

Das para­do­xe Verhältnis vie­ler orga­ni­sier­ter Linke zum Lockdown läßt sich gut am Beispiel Amazon erken­nen. Gestern noch mach­te sich etwa die jun­ge Welt stark für die Schließung des Amazon-Werks in Winsen, weil es dort 70 infi­zier­te Beschäftigte gebe. Heute berich­tet das Blatt, daß die fran­zö­si­schen Gewerkschaften dem Konzern eine Wiederaufnahme der Arbeit anbie­ten, wenn er gericht­lich fest­ge­leg­te Bedingungen erfülle.

Amazon war in Frankreich ver­ur­teilt wor­den, wirk­sa­me­re Hygienevorschriften ein­zu­hal­ten. Daraufhin waren die Werke geschlos­sen wor­den. Auslöser der Erklärung der Gewerkschaften ist ein Antrag Amazons auf Staatshilfen. „Amazon dicht­ma­chen wegen Corona – oder doch nicht?“ weiterlesen

Amazon dichtmachen wegen Corona?

In Winsen an der Luhe sol­len sich Ende April 68 von rund 1.800 Beschäftigten mit Corona infi­ziert haben. Die ver.di-Sekretärin Sandra Schmidt wird mit dem Satz zitiert: »Ich ver­ste­he nicht, war­um man bei so vie­len Infektionen den Laden nicht erst mal dichtmacht.«

Nur, was ist dran an die­sen Meldungen? Es gibt als ein­zi­ge Quelle dafür (aus­ge­rech­net) das Manager-Magazin. Andere Medien kochen damit ihr jewei­li­ges Süppchen. Die Berliner Zeitung ver­wur­stet es zu einer Schlagzeile 'Arbeiten bei Amazon: „Es sind Zustände wie in der DDR'. Die jun­ge Welt titelt heute:

"Schutzlos aus­ge­lie­fert
Coronavirus: 70 Infizierte in Amazon-Versandzentrum im nie­der­säch­si­schen Winsen – Betriebsrat offen­bar gegen Schließung

Frankreichs Behörden und Gerichte neh­men Amazon in der Coronakrise an die Kandare, ver­lan­gen Schutzkonzepte für die Belegschaften. Hierzulande genießt der Versandhandelsprimus, der zu den gro­ßen Profiteuren der Pandemie gehört, dage­gen offen­bar Narrenfreiheit. „Amazon dicht­ma­chen wegen Corona?“ weiterlesen

Nachdenken oder schockstarr bleiben?

Ein Kommentar im heu­ti­gen Tagesspiegel meint:

"Es braucht Raum für Rede und Widerrede 
Zweifler an den Corona-Maßnahmen sind noch kei­ne Verschwörungstheoretiker

Wenn die Zustimmung der Bevölkerung zu den Corona-Einschränkungen nicht sin­ken soll, muss es Raum für Rede und Widerrede geben…

Denn es ist schon auch so: Unter denen, die sich sor­gen, dass nicht das Richtige getan wird, sind Namen von Rang…

Die Zahl derer wächst, die sich in der Tiefe mit den Zahlen beschäf­ti­gen, die die Politik ihren Entscheidungen zu Grunde legt, dar­un­ter das Zustandekommen von „R“, dem Reproduktionsfaktor. „Nachdenken oder schock­starr blei­ben?“ weiterlesen