Charité-Personalchefin will Gehälter für Leiharbeitskräfte absenken

Auf tages​spie​gel​.de ist am 19.1.23 zu lesen, wie die Cha­ri­té das selbst ver­schul­de­te Per­so­nal­pro­blem auf Kos­ten der Beschäf­tig­ten lösen will:

»Zeit- und Leih­ar­beit in der Pfle­ge: Ber­li­ner Cha­ri­té will gegen Lea­sing­fir­men vorgehen

… Die Vor­stän­de vie­ler Kli­ni­ken wün­schen sich eine Ber­li­ner Bun­des­rats­in­itia­ti­ve für einen Lea­sing-Stopp in der Pfle­ge. So plä­diert Cha­ri­té-Per­so­nal­che­fin Car­la Eysel dafür, Leih- und Zeit­ar­beit in den Kli­ni­ken min­des­tens zu regu­lie­ren, wenn nicht gar zu verbieten.

Auch die Geschäfts­füh­rung der eben­falls lan­des­ei­ge­nen Vivan­tes-Kran­ken­häu­ser for­der­te wie­der­holt ein Ver­bot: Man gebe jedes Jahr einen hohen ein­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­trag aus, sag­te Vivan­tes-Chef Johan­nes Danckert, der de fac­to nur als Ver­mitt­lungs­ge­bühr an die Leih- und Zeit­ar­beits­fir­men fließe. 

Je nach Kli­nik und Heim sind bis zu zehn Pro­zent der Pfle­ge­kräf­te bei einer Zeit- und Leih­ar­beits­fir­ma beschäf­tigt. Teils waren die­se Lea­sing­kräf­te zuvor direkt im jewei­li­gen Haus ange­stellt. Doch Zeit- und Leih­ar­beits­fir­men bie­ten höhe­re Löh­ne und oft bes­se­re Schich­ten. Der Bedarf an Pfle­ge­kräf­ten ist so groß, dass Kli­ni­ken und Hei­me sie zu fast allen Kon­di­tio­nen von exter­nen Fir­men dazubuchen.«

In Zei­ten, in denen sich damit Geld spa­ren ließ, haben die Kon­zer­ne gan­ze Abtei­lun­gen aus­ge­la­gert und Fir­men gegrün­det, in denen eine wesent­lich schlech­te­re Ent­loh­nung galt. Ver­schärf­te Arbeits­be­din­gun­gen haben vie­le Beschäf­tig­te aus den star­ren Arbeits­ver­hält­nis­sen getrie­ben. Nun wen­det sich das Prin­zip gegen die Unter­neh­men. Pfle­ge­kräf­te sind gesucht und las­sen sich nicht mehr ein­fach abspeisen.

Wie stets ver­sucht die Cha­ri­té, die Arbei­ten­den gegen­ein­an­der aus­zu­spie­len und ent­deckt jetzt ihr Herz für die Stammbelegschaft:

»In einer Ana­ly­se, die dem Tages­spie­gel vor­liegt, schreibt Cha­ri­té-Vor­stands­mit­glied Eysel: Kran­ken­häu­sern wür­den „zuneh­mend Stamm­kräf­te in der Pfle­ge ent­zo­gen“, indem Ver­leih­be­trie­be über­ta­rif­li­che Ent­gel­te und Wunsch-Schich­ten anbö­ten. Weil es sich um einen Man­gel­be­ruf hand­le, stei­ge der Druck auf die Pfle­ge-Stamm­an­ge­stell­ten, wenn sich frü­he­re Kol­le­gen nur noch von Zeit zu Zeit dazu­bu­chen lie­ßen. Der All­tag auf den Sta­tio­nen wer­de durch Leih- und Zeit­ar­beit also nicht erleich­tert, son­dern erschwert.«

Es ist sicher rich­tig, über das Modell von Leih­ar­beit nach­zu­den­ken, bei dem in vie­len Fäl­len Beschäf­tig­te deut­lich schlech­ter gestellt sind als die fest Ange­stell­ten. Per­vers ist es, wenn die Cha­ri­té aus­ge­rech­net dann Hand­lungs­be­darf sieht, wenn es um eine Bes­ser­stel­lung geht:

»Cha­ri­té-Per­so­nal­che­fin Eysel geht davon aus, dass Leih- und Zeit­ar­beit auch ohne Ver­bot wirk­sam regu­liert wer­den kön­ne. Das Arbeit­neh­mer­über­las­sungs­ge­setz schreibt vor, dass in Ver­lei­her­fir­men kei­ne schlech­te­ren Bedin­gun­gen als in den Ein­satz­be­trie­ben gel­ten dür­fen. Mit Bezug auf die­sen Gleich­stel­lungs­grund­satz schreibt Eysel, dass das Gesetz ergänzt wer­den könn­te: Lea­sing­kräf­ten dürf­ten dann auch kei­ne bes­se­ren Kon­di­tio­nen ange­bo­ten wer­den, als sie am Ein­satz­ort übli­cher­wei­se gel­ten, weil „nicht nur schlech­te­re, son­dern auch bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen den Gleich­stel­lungs­grund­satz verletzen“.«

(Her­vor­he­bun­gen in blau nicht im Original.)

8 Antworten auf „Charité-Personalchefin will Gehälter für Leiharbeitskräfte absenken“

  1. "Die Kli­nik stellt kei­ne Leih­ar­beits­kräf­te ein, weil, Obacht, es wird witzig :

    "Wenn die erzäh­len, wie­viel sie ver­die­nen und was deren ande­re Bene­fits sind, dann ver­lie­ren wir noch mehr Personal."

    Ja, Herr Kaufm. Vor­stand, wir sind eine Insel ohne Inter­net – aber mit Fax "

    https://​twit​ter​.com/​h​o​s​p​i​t​a​l​_​p​o​r​t​e​r​/​s​t​a​t​u​s​/​1​5​4​7​5​9​2​1​8​6​0​8​1​8​4​1​154

  2. End­lich geht mal jemand den Pfle­ge­not­stand an! Das Geld ist lei­der schon für Pik­se, Tests und Mas­ken ver­ju­belt. Daher kann man den Pfle­ge­kräf­ten lei­der lei­der nicht mit mehr Geld ent­ge­gen kom­men. Da hät­ten sie aber auch mal frü­her was sagen müssen.

  3. Äh – gehört das jetzt wirk­lich hier­her? Leih­ar­beit und die damit ver­bun­de­ne Abschaf­fung jeg­li­cher Mit­be­stim­mung der Arbeit­neh­mer (und die damit ver­bun­de­ne "aus­ser­ta­rif­li­che Betrach­tungs­wei­se") ist seit 30 Jah­ren en vogue – den Plan gibts schon lange

    1. @herr Brehm: Alles, was geeig­net ist, die Ver­lo­gen­heit des Vak­zi­nis­mus auf­zu­de­cken, gehört hier­her. Wie auch das gute Bei­spiel der meis­ten Beschäf­tig­ten, sich "geimpft" oder nicht, nicht spal­ten zu las­sen. Wenn die Gewerk­schaft etwas gut hin­be­kom­men hat, dann den gemein­sa­men Kampf von fest­an­ge­stell­ten und "gelie­he­nen" bzw. aus­ge­glie­der­ten Beschäf­tig­ten. Ricar­do Lan­ge kann ein Lied davon sin­gen. Das sage ich trotz des Ver­sa­gens der Gewerk­schaf­ten in Bezug auf die "Coro­na­maß­nah­men".

  4. der Müll­hau­fen Cha­ri­te, mit ihren gefälsch­ten Stu­di­en, Fake Erfin­dun­gen, Betrugs Abrech­nun­gen. Ein Lang­zeit kri­mi­nel­les Enter­pri­se. Eine Juris­tin, ohne Berufs­er­fah­rung von Wirt­schaft, eine Blöd Tus­si, wohl mit Parteibuch

    Car­la Eysel, Vor­stand Per­so­nal und Pfle­ge, freut sich auf ihre neu­en Auf­ga­ben: „Die Cha­ri­té hat einen her­vor­ra­gen­den Ruf, der getra­gen wird durch die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter in Medi­zin, Pfle­ge, For­schung und Leh­re. Um die­se Posi­ti­on der Cha­ri­té wei­ter aus­zu­bau­en, braucht es ziel­grup­pen­ori­en­tier­te Maß­nah­men.“ Sie ergänzt: „Ich freue mich auf die Her­aus­for­de­rung, mei­ne Erfah­run­gen und krea­ti­ven Ansät­ze in die stra­te­gi­sche Wei­ter­ent­wick­lung der Universitätsmedizin 

    https://​www​.cha​ri​te​.de/​s​e​r​v​i​c​e​/​p​r​e​s​s​e​m​i​t​t​e​i​l​u​n​g​/​a​r​t​i​k​e​l​/​d​e​t​a​i​l​/​n​e​u​_​i​m​_​v​o​r​s​t​a​n​d​s​t​e​a​m​_​c​a​r​l​a​_​e​y​s​e​l​_​v​e​r​a​n​t​w​o​r​t​e​t​_​d​i​e​_​b​e​r​e​i​c​h​e​_​p​e​r​s​o​n​a​l​_​u​n​d​_​p​f​l​ege

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