Charité und Vivantes vor unbefristetem Pflegestreik

Wenn nicht in aller­letz­ter Minute ver­bes­ser­te Angebote der Unternehmen des rot-rot-grü­nen Senats kom­men, dann wird es in Berlin mit­ten im Wahlkampf zu einem Streik für bes­se­re Personalschlüssel kom­men. Wie Lauterbach beim Streik der GdL füh­ren auch die Klinikkonzerne "Corona" gegen die Beschäftigten ins Feld. Der Chef der Berliner Ärztekammer bekun­det hin­ge­gen "vol­le Solidarität".

tages​spie​gel​.de (7.9.)

»Kurz bevor an Charité und Vivantes-Kliniken ein vor­erst unbe­fri­ste­ter Pflegestreik star­tet, haben die Vorstände der lan­des­ei­ge­nen Krankenhäuser ihr Angebot ver­deut­licht. Man habe Verdi ein „detail­lier­tes und attrak­ti­ves Modell“ vor­ge­legt, sag­te Charité-Personalchefin Carla Eysel dem Tagesspiegel am Dienstag…

Allerdings ist der Vorschlag kein Tarifvertrag, wie ihn die Gewerkschaft for­dert. Anders als der von Verdi an klei­ne­ren Hochschulkrankenhäusern erprob­te „Entlastungstarifvertrag“ will der Charité-Vorstand eine Art feste Dienstvereinbarung.

Vivantes bietet flexibles Arbeitsmodell an

Der Vivantes-Vorstand bot der Gewerkschaft ein – so eine erste Bewertung durch Pflegekräfte – umfas­sen­de­res Modell an. Demnach soll sich der „Leistungsumfang“, also die Arbeit auf den Stationen, nach vor­han­de­nem Personal richten…

Keine Verhandlung mit Verdi während Streiks?

Verdi for­dert einen ein­klag­ba­ren Schlüssel für mehr Pflegekräfte, der zehn bis 15 Prozent mehr Personal an den Krankenbetten erfor­der­lich machen wür­de: Charité und Vivantes bräuch­ten min­de­stens 1000 exami­nier­te Pflegekräfte mehr. Die Klinikvorstände beton­ten, wäh­rend eines Streiks nicht zu ver­han­deln – Verdi hält dies für unbegründet.

Charité-Personalchefin Eysel sag­te zudem: „Ein Streik muss ver­hält­nis­mä­ßig sein. Das sehen wir der­zeit nicht – die Covid-19-Fälle neh­men wie­der zu.“ In allen acht Vivantes-Krankenhäusern und den drei Hauptstandorten der Hochschulklinik wol­len Verdi-Mitglieder unter den Beschäftigten ab Donnerstag die Arbeit nie­der­le­gen. Notfälle sol­len wie üblich ver­sorgt wer­den.«


»„Den Pflegekräften gilt unsere volle Solidarität“

Hitzewellen, Personalmangel und der Streik an der Charité – Peter Bobbert, der Chef der Ärztekammer Berlin, spricht im Interview über aktu­el­le Herausforderungen…

Sie sind Internist im Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Zehlendorf. Berlins Platzhirsche sind die lan­des­ei­ge­nen Klinikkonzerne Charité und Vivantes. Dort for­dern Beschäftigte einen Tarifvertrag für Entlastung, der zehn Prozent mehr Pflegepersonal erfor­der­lich machen dürf­te. Ein unbe­fri­ste­ter Pflegestreik droht. Was tun?

Wenn man jah­re­lang den fal­schen Weg gegan­gen ist, lässt sich das nicht in weni­gen Wochen kor­ri­gie­ren. Die Arbeitsbedingungen – nicht nur, aber gera­de – in der Pflege sind oft schlecht. Den Pflegekräften gilt unse­re vol­le Solidarität. Die kon­kre­ten Vorschläge für den gefor­der­ten Entlastungstarifvertrag kann ich der­zeit nicht bewer­ten. Die Krankenhausvorstände aber wer­den den Streikenden ent­ge­gen­kom­men müs­sen. Klar ist auch, dass Charité und Vivantes dem Land gehö­ren. Der Senat hat das Gesundheitswesen, ins­be­son­de­re die Kliniken zu Recht als einen der wich­tig­sten Sektoren in Berlin bezeich­net. Den Worten müs­sen Taten folgen.«
plus​.tages​spie​gel​.de (7.9.)

4 Antworten auf „Charité und Vivantes vor unbefristetem Pflegestreik“

  1. ot

    "Grundlage für das Erkennen eines über­grif­fi­gen Verhaltens ist die Wahrnehmung eige­ner Grenzen, Bedürfnisse und Rechte. Dazu zählt auch, zu wel­chem Preis ein Mensch bereit ist, sein Leben für ande­re ein­zu­schrän­ken. Nehmen wir an, eine Person emp­fin­det sich als frei und das Leben als kost­ba­res Geschenk, wel­ches eigen­ver­ant­wort­lich zu gestal­ten ist. Aus die­sem Verständnis her­aus erscheint ein unbe­grün­de­ter und unver­hält­nis­mä­ßi­ger Eingriff in die Selbstbestimmtheit als Übergriff und wird wahr­schein­lich mit Abwehr und kri­ti­schem Hinterfragen beant­wor­tet wer­den. Ich unter­stel­le des­halb, dass vie­le der enga­gier­ten Kritiker der aktu­el­len Lockdown-Politik ihren Protest aus genau die­sem Bewusstsein her­aus spei­sen. Ich zäh­le mich jeden­falls dazu"

    https://​blog​.basti​an​-barucker​.de/​d​e​r​-​f​o​r​t​w​a​e​h​r​e​n​d​e​-​u​e​b​e​r​g​r​i​ff/

  2. Kann der Drosten an der Charité auch bit­te unbe­fri­stet sei­ne Arbeit nie­der­le­gen? Und bit­te, bit­te, macht ihm kei­ner­lei Angebote für eine höhe­re Bezahlung, damit sein Streik von Dauer bleibt.

  3. Pfleger und Krankenschwestern haben der­zeit sehr viel Macht. Das soll­ten sie nutzen. 

    Vielleicht kön­nen die Pfleger und Schwestern den Politikern das näch­ste Mal Applaus klat­schen (aber wofür eigent­lich?), statt dass die­se sich wie­der die Taschen füllen.

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