Chef des Frankfurter Gesundheitsamts: Aerosole spielen keine Rolle

René Gottschalk hat­te sich Ende September unbe­liebt gemacht, als er die Aussagekraft der PCR-Tests bezwei­fel­te (s. "PCR-Tests häu­fig falsch posi­tiv" sagt Chef des Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt). Auch zur Quarantäne-Strategie hat­te er sich kri­tisch geäu­ßert. In einem Beitrag vom 23.11. auf faz​.net macht er sich gegen die "enthirn­ten Spinner" stark für Corona-Impfungen. Interessanter sind sei­ne Bemerkungen zur Gefährdung von Aerosolen:

»Sars-CoV‑2 wur­de in Aerosolen nach­ge­wie­sen. Und es wur­de auch nach­ge­wie­sen, dass die­ses Virus in Aerosolen tat­säch­lich in Zellkulturen infek­ti­ös ist. Das spricht dafür, dass Aerosole auch infek­ti­ös sein kön­nen. Dem wider­spre­che ich natür­lich nicht. Wenn Sie an einem mit Sars-CoV‑2 infi­zier­ten Patienten arbei­ten und eine gro­ße Menge an Aerosolen frei­ge­setzt wird, etwa wenn Sie einem inten­siv­pflich­ti­gen Patienten Spülflüssigkeit in die Lunge geben, kann man sich infi­zie­ren, wenn man sich nicht schützt.

Es scheint ein „Aber“ zu kommen …

Richtig. Man muss sich doch immer anschau­en, wie sich eine Erkrankung ver­brei­tet. Wenn wir die­sen Raum neh­men und anneh­men, ich hät­te Masern, dann könn­te eine Stunde nach­dem ich den Raum ver­las­sen habe, eine nicht geimpf­te Person rein­kom­men und sich mit Masern infi­zie­ren. Weil das Aerosol wie ein Gas in die­sem Raum steht. Wenn das für Sars-CoV‑2 zuträ­fe, dann hät­ten wir eine ganz ande­re Ausbreitung – etwa in den Schulen. Sie kön­nen jeden Krankheitserreger auf einem Aerosol nach­wei­sen. Aber nur für bestimm­te Krankheitserreger kommt die­ser Infektionsweg auch in Frage. Ich sage immer: Aerosole spie­len kei­ne Rolle, allen­falls sel­ten kann man sich dabei infi­zie­ren. Die typi­sche Infektion ist die über Tröpfchen, die beim Reden, Sprechen und Husten ent­ste­hen. Wenn das nicht so wäre, könn­ten wir mit Masken nichts erreichen.

Wie bewer­ten Sie unter die­sem Gesichtspunkt dann die Diskussion über Luftreiniger, deren Einsatz vie­le Eltern in Schulen fordern?

Filter, die Aerosole aus der Luft raus­neh­men, sind mei­nes Erachtens bei Covid-19 völ­lig kon­tra­pro­duk­tiv. Sie sind nie gete­stet wor­den, ob sie tat­säch­lich virus­hal­ti­ge Aerosole aus der Luft ent­fer­nen kön­nen. Das müss­te man mal mit Windpocken oder Masern über­prü­fen. Der Luftdurchsatz ist außer­dem viel zu gering. Sie müs­sen das Fenster auf­ma­chen – das bringt viel mehr.

Was mei­nen Sie mit kontraproduktiv?

Sie müss­ten dafür sor­gen, dass die Dinger ordent­lich gewar­tet wer­den, dass die Vorfilter staub­frei blei­ben – was in einem Klassenraum unmög­lich ist. Es kön­nen sich Pilze und Bakterien bil­den, wenn die Filter nicht ordent­lich gewar­tet wer­den. Das Ausblasen der Luft sorgt zusätz­lich dafür, dass Tröpfchen län­ger in der Luft blei­ben. Es spricht wirk­lich alles dage­gen, sie zu ver­wen­den. Hinzu kommt, dass eine Infektion bei einem jun­gen Schüler nur aus­nahms­wei­se zu einem Folgefall in der Klasse führt. Und wenn die Schulkinder – ins­be­son­de­re die älte­ren – eine Mund-Nasen-Bedeckung tra­gen, gibt es so gut wie kei­ne Weiterverbreitung. Und unter der Annahme, dass wir Covid-19 bald im Griff haben wer­den, ist die Anschaffung die­ser teils sehr teu­ren Geräte mit erheb­li­chen Wartungskosten zusätz­lich zur nicht nach­ge­wie­se­nen Wirksamkeit unsinnig.

Ihre Aussagen wer­den durch­aus kri­tisch dis­ku­tiert. Was macht das mit Ihnen?

Das ist nicht ange­nehm, aber ich blei­be bei mei­ner Überzeugung, weil ich sie infek­tio­lo­gisch für rich­tig hal­te. Auch mei­ne Kollegen, mit denen ich mir immer wie­der die­se Frage stel­le, sind die­ser Überzeugung. Wenn mir jemand nach­weist, dass die­se Luftfilteranlagen wirk­lich etwas brin­gen, dann wür­de ich sofort umkeh­ren und sagen, dass ich vor­her eine unrich­ti­ge Auffassung hat­te. Aber bis­her hat kei­ner die Punkte, die ich eben genannt habe, wis­sen­schaft­lich begrün­det wider­legt.«

8 Antworten auf „Chef des Frankfurter Gesundheitsamts: Aerosole spielen keine Rolle“

  1. Logik scheint irgend­wie nicht die Stärke von Ärzten zu sein. Journalisten wohl auch nicht, sonst hät­te die FAZ doch nachgefragt?

    "Wenn das für Sars-CoV‑2 zuträ­fe, dann hät­ten wir eine ganz ande­re Ausbreitung ."

    Er weiß doch gar nicht, wie sich Sars-CoV‑2 aus­brei­tet, bzw. aus­ge­brei­tet hat. Er sieht doch nur, was er testet. Vermutlich ist der Großteil der Bevölkerung inklu­si­ve Kinder inzwi­schen ganz ein­fach immun.

    Letzte Positivenquote des RKI – posi­tiv heißt nicht krank oder infek­ti­ös – 9,4 Prozent. Da in gro­ßer Zahl anlass­los gete­stet wird, ist das bei 1,3 Millionen Tests ver­mut­lich sogar reprä­sen­ta­tiv, d.h. 90 Prozent sind poten­ti­ell immun, die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch nie mit dem Virus in Berührung gekom­men sind, ist nach 9 Monaten eher gering. 

    Oder er hat recht, und der Virus ver­brei­tet sich aus­schließ­lich über Tröpfchen und wir müs­sen uns anspucken, um es wei­ter­zu­ge­ben. Von 90 Prozent nega­tiv gete­ste­ten, lässt sich die aus­schließ­li­che Tröpfchen-Weiterverbreitung jedoch nicht ableiten.

    Dass es unwahr­schein­lich ist, dass Corona-Viren sich aus­schließ­lich durch Tröpfchen nur lang­sam wei­ter­ver­brei­ten, belegt die nor­ma­le Schnupfen-Erfahrung, denn den bekommt so ziem­lich jeder min­de­stens ein Mal im Winter.

    Dass bei Aerosolen Masken sinn­los sind, da hat er aller­dings recht.

    1. Zusatz zur Logik:

      Es kann natür­lich sein, dass er die nur lang­sam anstei­gen­de Positivenrate (0.86 Prozent in KW 36 zu 9 Prozent in KW 46) mit "Ausbreitung" gleich­setzt. Dann müss­te er aber auch noch den nahe­lie­gen­den Gedanken von Herbst/Winter = Immunschwäche einbeziehen. 

      Wetten, dass ein Kälteeinbruch mit Erhöhung der Positivenrate ein­her­ge­hen wird? Ich höre, es soll Schnee geben.

  2. Die Chinesen, Russen und Spanier haben in ihren Zügen nagel­neue UV- Filteranlagen, die die Viren eli­mi­nie­ren kön­nen. Diese Technik-inno­va­ti­on stammt von einer Firma aus Bayern. Nur nicht ganz bil­lig; das spart sich halt die Deutsche Bahn!

      1. Wenn 90% nega­tiv gete­stet wer­den, könn­te man zu dem Schluss kom­men, dass damit auch 90% bereits immun sind, somit kann man sich das Impfen spa­ren. Hab ich da einen Denkfehler ?

        1. Es gibt zwei, drei oder mehr Möglichkeiten:
          90% haben den Virus noch nie gese­hen und sind nicht immun (dann ist die Ausbreitung nicht expo­nen­ti­ell, denn in 28Tagen wäre alles vor­bei, wenn pro Tag einer wäh­rend der Ansteckungszeit zwei ansteckt) – also unwahrscheinlich
          ein Prozentsatz ist bereits immun, der ande­re nicht immun – mög­lich, geht aber bei Annahme expo­nen­ti­el­ler Ansteckung eben­falls nicht) oder
          – es ist wie Schnupfen, d.h. man kann sich je nach Immunstatus immer wie­der anstecken
          (das scheint der Fall zu sein, da Moderna schon mal warnt, dass der Impfstoff nur die Schwere der Krankheit mil­dert, aber nicht vor Infektion schützt)

  3. Zusatz zu Schnupfen: Habe gera­de bei HNO-Ärzte im Netz nachgesehen:
    Eine aku­te Rhinitis, die auch als Schnupfen oder Nasenkatarrh bezeich­net wird, ist eine infek­tiö­se Entzündung der Nasenschleimhaut. Schnupfen tritt als Hauptsymptom einer Erkältung bzw. eines grip­pa­len Infekts auf, der häu­fig­sten Infektionskrankheit über­haupt. Es sind über 200 ver­schie­de­ne Viren bekannt, die Schnupfen ver­ur­sa­chen kön­nen. Diese enor­me Vielfalt der Erreger ver­hin­dert bis­her die Entwicklung eines Impfstoffes. Anders als oft ver­mu­tet wird, ist die Grippe-Impfung gegen die aku­te Rhinitis wir­kungs­los. Da eine Infektion kei­ne Immunität hin­ter­lässt, ist jeder Mensch mehr­mals betroffen.

    Häufig ver­brei­tet sich ein Erreger inner­halb ver­hält­nis­mä­ßig abge­schlos­se­nen Gruppen, wie zum Beispiel einem Kindergarten, einer Schule oder Abteilungen einer Firma. Welche Viren zu einem bestimm­ten Zeitpunkt vor­herr­schen, vari­iert stark – je nach Jahreszeit."

    Tja.

  4. Herr Gottschalk inter­es­siert sich doch vor allem für sei­ne Mitarbeiter, die mit der Nachverfolgung von Kontakten ver­ständ­li­cher Weise völ­lig über­la­stet sind. Deshalb zetert er – zurecht – gegen die sinn­lo­sen Massentestungen, und bezeich­net Kritiker der Corona-Impfung als "enthirn­te Spinner".

    Die gan­zen Leute, die damit zu Krüppeln geimpft wer­den, fal­len ja nicht in sei­nen Fachbereich, die kom­men dann in die Pflegeheime, Hauptsache sie kön­nen nie­man­den mehr infi­zie­ren. Und die Pflegeheime haben ja eh zu wenig zu tun.

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