China bremst BioNTech aus

Obwohl man sich auf faz​.net in einem Artikel vom 21.10. (Bezahlschranke) unter genann­tem Titel ein wenig bemüht, es wie eine Entscheidung von Biontech aus­se­hen zu las­sen ("BioNTech hat den Stecker gezo­gen"), wirkt es eher, als ob die Volksrepublik dem Unternehmen die kal­te Schulter zeige.

»Es war eine skur­ri­le Situation, die Uğur Şahin am Morgen des 21. April in sei­nem Schanghaier Hotel erleb­te. Bereits im vor­an­ge­gan­ge­nen Oktober hat­te der Gründer des Mainzer Pharmaunternehmens BioNTech mit der ört­li­chen Führung der Kommunistischen Partei per Videoschalte gespro­chen, um dafür zu wer­ben, dass sein Impfstoff in China zuge­las­sen wird – als erstes aus­län­di­sches Vakzin überhaupt. 

So wich­tig war der mit 1,4 Milliarden Menschen größ­te Markt der Welt für das Mainzer Unternehmen, dass ein hal­bes Jahr spä­ter Şahin per­sön­lich mehr als zehn Stunden lang in die chi­ne­si­sche Wirtschaftsmetropole geflo­gen war. Dort ange­kom­men, traf er Parteisekretär Li Qiang aber­mals zum Gespräch – jedoch wie­der nur virtuell…

Zusammen mit dem Schanghaier Mischkonzern Fosun wol­le man jähr­lich eine Milliarde Dosen des Impfstoffs in China pro­du­zie­ren, erläu­ter­te der Wissenschaftler und Neu-Milliardär den Spitzenkadern…

Eine der bisher größten Fehleinschätzungen von BioNTech

Trotz der Blase, in der ihn Chinas Regierung auf Abstand gehal­ten hat­te, flog der deut­sche Entwickler des wirk­sam­sten Impfstoffs der Welt vol­ler Zuversicht heim nach Deutschland – hat­te Parteisekretär Li sein Unternehmen doch zumin­dest ver­bal als „füh­ren­den Impfstoffhersteller“ rund um den Erdball umarmt. Er sei „opti­mi­stisch, dem chi­ne­si­schen Volk hel­fen zu kön­nen“, jubel­te Şahin nach sei­ner Rückkehr. „Spätestens im Juni“ wer­de der Impfstoff von den chi­ne­si­schen Behörden zuge­las­sen sein.

Es war wohl eine der bis­her größ­ten Fehleinschätzungen in der Karriere des deut­schen Unternehmers. Zwar wer­den in China wegen neu­er Virusausbrüche wie­der Flughafenbereiche, gan­ze Containerhäfen und sogar Millionenstädte sowie Teile von Provinzen wochen­lang abge­rie­gelt, was dazu bei­getra­gen hat, dass die Wirtschaft im drit­ten Quartal des Jahres so lang­sam gewach­sen ist wie seit Langem nicht. Trotzdem wird der BioNTech-Impfstoff in China bis heu­te nicht ver­impft – und dürf­te nach Einschätzung von Beobachtern auch so bald kei­ne Zulassung erhalten.«

Wie wei­land bei den Kreml-Astrologen wird auch hier viel geraunt:

»Nachdem ent­ge­gen der Prognose von Unternehmenschef Şahin der Impfstoff im Juli immer noch nicht zuge­las­sen war, hat­ten chi­ne­si­sche Medien berich­tet, Peking wol­le die­sen zumin­dest als „Booster-Shot“ zusätz­lich zu den chi­ne­si­schen Vakzinen ver­ab­rei­chen. Aus einer gehei­men Sitzung des Schanghaier BioNTech-Partners Fosun wur­de kol­por­tiert, ein Gremium von der Regierung bestell­ter Wissenschaftler habe dem Impfstoff bereits offi­zi­ell grü­nes Licht gegeben…

Mit der politischen Macht ist nicht zu spaßen

BioNTech selbst gibt sich wort­karg. „Wir sind im kon­ti­nu­ier­li­chen Austausch mit den zustän­di­gen Behörden“, sagt eine Sprecherin der F.A.Z. Zum lau­fen­den Zulassungsverfahren kön­ne man kei­ne wei­te­ren Angaben machen, heißt es in Mainz. Wortgleich äußert sich die Frankfurter Kommunikationsagentur Finsbury, die BioNTech enga­giert hat und die noch im Sommer im Auftrag des Mainzer Kunden Zuversicht über das bevor­ste­hen­de Milliardengeschäft in China zu ver­brei­ten wuss­te. Der Schanghaier Partner Fosun, mit dem BioNTech zu Beginn 100 Millionen aus Deutschland impor­tier­te Dosen des Impfstoffs ver­trei­ben woll­te, will sich über­haupt nicht offi­zi­ell zu sei­nem vor Kurzem noch viel geprie­se­nen Projekt äußern, für das das Unternehmen im Schanghaier Stadtteil Pudong bereits Kühlräume hat­te errich­ten lassen…

Aus Wirtschaftskreisen in China heißt es, nach­dem Fosun und BioNTech bei einer Inspektion der Fabrik, in der der Impfstoff im Land pro­du­ziert wer­den soll, „vier bis fünf schwer­wie­gen­de Pro­bleme“ ent­deckt hät­ten, sei die Genehmigung der Behörden in noch wei­te­re Ferne gerückt – obwohl die Schwierigkeiten in weni­gen Monaten hät­ten beho­ben wer­den kön­nen. Auch dazu will sich kei­ner der Beteiligten offi­zi­ell äußern.

„Pfizer wirkt wie die einzige Lösung.“

„Technische Probleme“ hat­ten bereits in Hongkong die Verbreitung von BioNTech im März gestoppt. Nachdem Behörden angeb­li­che „Schäden“ an gelie­fer­ten Ampullen des Impfstoffs bean­stan­det hat­ten, wur­de die­ser zwölf Tage lang nicht mehr ver­ab­reicht – obwohl eine Untersuchung außer Kratzern auf Etiketten kaum Beeinträchtigungen hat­te fest­stel­len kön­nen. Angesichts von Berichten, nach denen die Hongkonger Bevölkerung zuvor BioNTech den chi­ne­si­schen Vakzinen vor­ge­zo­gen hat­te, war der Vorfall in diplo­ma­ti­schen Kreisen im Nachgang hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand als „durch­sich­ti­ges Manöver“ kri­ti­siert wor­den…«

Die Zwischenüberschrift bezieht sich auf Äußerungen auf der Kurznachrichtenplattform Weibo, wo "etli­che Nutzer mit Namen wie 'Dong Yu' und 'Tang Xianzu'" sich für Biontech stark mach­ten. Weil "die Wirkung der chi­ne­si­schen Impfstoffe laut neu­en Studien 'schnell nach­las­se'"…

12 Antworten auf „China bremst BioNTech aus“

  1. da haben, wohl Leute mit hoher Glaubwürdigkeit den Chinesen etwas gesagt. Der Scharlachtan, hät­te sich die Reise spa­ren kön­nen. Angela Merkels, Nghradeta Geschäfte: am 9.9.2019, in Peking wur­de Merkel vom PM gewarnt: "das las­sen sich die Amerikaner" nicht gefal­len. Gemeint waren Nghradeta Geschäfte der Deutschen: Made in China pro­du­zie­ren, Made in Germany ver­kau­fen. Die Volldeppen der Deutschen, zah­len heu­te wie die Franzosen teil­wei­se hohe Zölle, wenn man in die USA ver­kau­fen will, in China produziert

  2. Meinen die das ernst oder ist das Satire?
    Oder viel­leicht der Beginn eines Märchens: "Trotz der Blase, in der ihn Chinas Regierung auf Abstand gehal­ten hat­te, flog der deut­sche Entwickler des wirk­sam­sten Impfstoffs der Welt vol­ler Zuversicht heim nach Deutschland"
    – auch der Rest des Satzes lässt stark Satire ver­mu­ten: "hat­te Parteisekretär Li sein Unternehmen doch zumin­dest ver­bal als „füh­ren­den Impfstoffhersteller“ rund um den Erdball umarmt."

  3. Die Chinesen hat­ten schon im Sommer 2020 ZWEI Impfstoffe für Auslandsreisende im Angebot (Michael Cembalest, Vorstand für Märkte und Investmentstrategie bei JPMorgan). Logisch dass man bei einer der­ar­ti­gen Innovationsgeschwindigkeit auf aus­län­di­sches Zeugs ver­zich­ten kann.

    Und wer Nachrichten aus China glaubt, wird selig bzw. neo­kon­fu­zia­ni­scher Kommunist…

    https://weltexperiment.com/20815.html#die-ausg%C3%A4nge-der-pandemie

  4. Jedes mili­tä­ri­sche Weltmachtzentrum ver­impft nur sei­nen eige­nen Impfstoff. Sind die Impfstoffe also sowas wie mili­tä­ri­sche Kampfstoffe?
    Die USA sieht alle nicht-ame­ri­ka­ni­schen Impfstoffe als unsi­cher an, Europa alle nicht-NATO-Staaten-Impfstoffe, China fin­det NATO-Impfstoffe unsi­cher und Russland sieht auch nur den eige­nen Stoff als zuver­läs­sig an.

    1. Einige Leute sehen inzwi­schen JEDEN "Impf"-Stoff als "unzu­ver­läs­sig" an.—Oder weiss noch wer, was in die­sen Spritzstoffen drin ist und ob das Zeug was hilft?

      1. @sv: Ihre per­sön­li­chen Erfahrungen schät­ze ich als Quelle zu China. Eine sol­che Zusammenstellung von Videoschnipseln, die bewei­sen sol­len, daß bei­spiels­wei­se ein gezeig­ter Mensch viel­leicht irgend­wo in China schon im Lager sit­ze, wir­ken auf mich eher wie Propaganda. Zweifellos pas­siert Übles in China, aber Filmchen ohne Angaben zu Ort, Zeit und Quelle hel­fen jeden­falls mir nichts bei der Beurteilung.

      2. Meine chi­ne­si­sche Kollegin sag­te, dass es sich durch­aus auch um Taeuschungen han­deln koenn­te, also Propaganda. Beispielsweise wuer­de ein Polizist die ael­te­re Dame des­we­gen foto­gra­fie­ren, weil sie moeg­li­cher­wei­se ver­wirrt sei und nicht wis­se, wo sie woh­ne. Der Mann, den eine Kohorte zwangs­spritzt, koenn­te ein Drogensuechtiger sein, der eine Beruhigungsspritze erhielte …

  5. Wenn China mRNA braucht, stel­len sie die sel­ber her. Aber die haben in Israel gese­hen, dass das die fal­sche Technik für den Anwendungsbereich ist. Man hat den Goldjungen rüber­flie­gen las­sen, um Europa und dem Westen all­ge­mein durch die Blume zu sagen, dass China sie schlicht nicht mehr braucht, zumin­dest im Sektor Biotechnologie.

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