Als Christian Drosten sich 2007 von Vanity Fair porträtieren ließ, legte er wenig Wert auf eine wirklichkeitstreue Darstellung. Oder aber die Macher hatten ihm die Lüge untergejubelt:
»Berühmt wurde er, nachdem er in einer Wochenendschicht im Frühjahr 2003 im Alleingang den SARS-Erreger als Corona-Virus identifiziert hatte.«
Vielleicht stammt dieses seltene Bild aber auch aus der Fälscherwerkstatt eines Aluhuts. Hier ist der Link.
Verbürgt ist hingegen dies:
Im März 2003 gelang Drosten und seinem Kollegen Stephan Günther die „Identifizierung des SARS-Coronavirus und Etablierung eines schnellen diagnostischen Testsystems“. (Siehe Wirtschaftliche Interessen des Prof. Drosten.) Beide erhielten dafür mehrere Preise. Drosten setzte bald die Version in die Öffentlichkeit, Günther sei dabei nur Gehilfe gewesen, weil
»… ich die entscheidenden Experimente am Anfang, die uns dann den ersten Hinweise gegeben haben, die habe ich wirklich alleine gemacht. Und dann kam sehr schnell mein Kollege Stephan Günther dazu, und der hat mir dann sehr schnell geholfen, das festzuhauen, daß das, was wir da sehen, sehr wahrscheinlich echt ist.«
So formulierte er seinerzeit dem NDR gegenüber. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, die beiden das "Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland" überreichte, hatte also keine Ahnung, was sie da tat.
Und noch heute ist auf einer Webseite der Charité zu lesen:
»Am Hamburger Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin baute ich in den Folgejahren ein interdisziplinäres Diagnostiklabor für tropische Viren und andere tropische Infektionserreger auf. Dies führte auch dazu, dass ich im Frühjahr 2003 den Erreger von SARS fand.«
Und ebenfalls dort erzählt er in einem Interview:
»Ich habe das Virus damals mit vergleichsweise primitiven Techniken gefunden.«
Jedenfalls entstand so die Erzählung vom einzigen Virologen, der eine fundierte Kenntnis von Corona hat.
(Der Beitrag wurde am 22.6. um 01:42 ergänzt.)