Da ist zum einen Berlins Regierender Bürgermeister, der am Abend des friedlichen 1.8. von "Randale" spricht.
Da ist weiter die Wortwahl des AfD-Kommenators eines oft aufgerufenen Live-Videos, der sich genau diese Randale wünscht. Als sich ein Greiftrupp der Polizei auf den Weg macht, sagt er: "Das ist genau das, was wir wollten. Das Regime muß sich häßlich zeigen. Das Regime zeigt sich von der häßlichen Seite, und das kommt jetzt gleich." (siehe Demo Berlin – die dunkle Seite).
Woher weiß der AfD-Mann, was jetzt kommt? Tatsächlich bewegt sich der kleine Trupp in die Menge und führt offenbar unmotiviert einen martialischen Zugriff durch (eigenäugig beobachtet). Dieses Vorgehen ist hinlänglich bekannt als Polizeitaktik bei Antifa-Demonstrationen und zielt darauf, die Situation zu eskalieren. Was dort mitunter klappt, scheitert hier an der Besonnenheit der Menschen. Die von Müller und dem AfD-Mann formulierte Randale bleibt aus, obwohl zu diesem Zeitpunkt die Stimmung wegen der Auflösungs-Ankündigung der Polizei gespannt ist.
Fragen an den Ablauf und die Rednerliste
Und schließlich ist da der Ablauf der Veranstaltung. Die OrganisatorInnen mußten damit rechnen, daß die Polizei einen Abbruch durchsetzen würde. Damit würden allenfalls die ersten der geplanten Redner zu Wort kommen. Und da ist zu sehen, daß diese nicht das breite Spektrum der Menschen vor der Bühne repräsentierten. Umjubelter Hauptredner war Thorsten Schulte, dessen Buch "Fremdbestimmt" ein Renner in der rechten Szene ist. Kostproben daraus: "Das jüdische, das russische und das deutsche Volk sind für mich Opfer derselben Täter… Niemand soll reingewaschen, aber der Schmutz gleichmäßiger verteilt werden." Man mag den ZuhörerInnen unterstellen, sie wußten dies nicht. Schulte vermied am Mikrofon denn auch klugerweise rechtsradikale Sprüche. Stattdessen verstand er es, das Publikum in der Art eines Manager-Motivationstrainers in beste Laune angesichts eines "historischen Tages" zu versetzen.
Bis zur Abschaltung der Technik durch die Polizei gab es weiter ein Grußwort von Oliver Jenrich, der 2017 zur Wahl der AfD aufgerufen hatte. Und immer wieder eingestreut wurden Erinnerungen an den 17. Juni 1953 sowie den sowjetischen Einmarsch in die CSSR 1968, als sich mutige Menschen den Panzern entgegengestellt hätten. So bekommt das mehrfache Ansprechen eines Bürgerkriegs-Szenarios in der aktuellen Ausgabe des "Demokratischen Widerstand" dann vielleicht doch einen Sinn (Vgl. auch hier Demo Berlin – die dunkle Seite).
Update: Nicht unterschlagen werden soll, daß als dritter Redner Heiko Schrang zu Wort kam, Mitverfasser des Buchs "Kulturmarxismus – Eine Idee vergiftet die Welt", in dem er als Ziel der politisch Verantwortlichen beschreibt: "In diesem Zusammenhang rückt der Parteikommunismus Chinas als mögliches Modell für die westliche Welt in den Fokus." In seinem Buch "Die Souveränitätslüge" stellt er die Reichsbürgerfragen "Ist Deutschland überhaupt ein souveräner Staat? Ist Deutschland eine Firma?".
Nun kennen die VeranstalterInnen die Redner durch regelmäßige Auftritte auf Veranstaltungen und durch ihre Publikationen. An einen Zufall mag man da nicht glauben. Auch eine Berichterstatterin auf Rubikon stellt unter der Überschrift "Unter falscher Flagge" fest: »Nichtsdestotrotz blieben mir bei der Auswahl der ersten Redner einige Fragen offen.«
Wir haben also: Einen Regierungschef, der von Randale spricht. Rechte Redner und einen Kommentator, der in die gleiche Richtung zielt. Eine Polizei-Aufstellung, die eine geplante Unterbesetzung (1.100 gegenüber 5.000 am 1. Mai) darstellt. Eine riesengroße Zahl von Menschen, die das Provokations-Spiel unterläuft. Sie werden sich hoffentlich mit den Hintergründen beschäftigen. Daß sie das können, haben sie größtenteils in den letzten Wochen gezeigt.
Ja nun,
ich hab jetzt mal eine Ansammlung von wenigen sinnerfüllten Worten, jedoch überwiegend verbalem Dünnschiss zu lesen bekommen. Ich war sehr nahe am Geschehen keine 20m vor der Bühne und habe keine einzige agressive Situation zu sehen bekommen, außer dass die Polizisten immer mal wieder in Drohgebärde duch die Leute marschiert sind.…
Im späteren Verlauf ist eine größere Menschenmenge vor den Reichstag gegangen wo sie allerdings auf eine andere Demo der Reichsbürger gestoßen sind. Die war separat angemeldet und hatte mit uns nichts zu tun.…. Unsere Leute haben diesen Platz wieder verlassen und später eine Menschenkette gebildet…
Randale gab es 8km entfernt in der Hermannstr. direkt vor meine Hotel Mercure, so gegen 20:30.… Hier sind ca. 1000 bis 2000 Antifaterroristen aufmarschiert die auch mit Feuerwerkskörpern und Böller randaliert hatten bis die Polizei eingetroffen ist.… Auch diese Aktionen hatten nichts mit unserer Demo für Freiheit zu tun.….
Wer hier die Redner diffamieren oder beleidigen möchte der möge wenn er Eier in der Hose hat sich doch direkt an die Personen richten.
Doch dazu wird es erfahrungsgemäß nicht kommen.
Nur wer keine wirklichen Argumente hat der beleidigt.….
Beleidigungen gibt es hier nicht. Weder in den Beiträgen noch in den Kommentaren. "Antifaterroristen" ist die letzte hier zugelassene. Soviel Eier müssen sein.
Ich habe bei der Auswahl der Redner auch meine Bedenken und Fragezeichen. Meines Wissens nach stammen da einige aus der Szenerie, die mit Katastrophen-Meldungen und Alarmismus Geschäfte über den Goldverkauf und andere Krisengewinnlergeschäfte umgehen.
Warum eine Person, die sich meines Wissens auf den Philippinen aufhält, zuschalten? Warum spielen Leute wie dieser "Silberjunge" so eine Rolle? Nur weil sie redegewandt und eloquent sind? Oder hat das vielleicht mit Finanzmitteln zu tun. So eine Demo-Organisation braucht nun einmal Geld. Haben sich da Leute vielleicht einfach eingekauft?
Aber mein Gefühl ist, dass die Menschen einfach die Gelegenheit genutzt haben, ihre Meinung und ihren Willen zu demonstrieren (was genau der Zweck einer demokratischen Demonstration ist). Die Leute auf der Bühne spielten dabei nur eine Nebenrolle, was sich auch an dem Fortgang der Demo OHNE Beschallung OHNE zentrale Leitung und Führung, beweist.