Die FAZ erklärt am 5.9., was beim "Corona-Konjunkturpaket" klappt und was nicht:
»Beim Autokauf fast 10.000 Euro sparen: Das ist selbst für Gutverdiener, die sich ein Elektrofahrzeug leisten können, ein echtes Argument. Deshalb wird bei einem Berliner Ehepaar, dessen Name der Redaktion bekannt ist, bald ein neuer Tesla vor der Tür stehen.Die Rechnung geht so: Als Basismodell kostet der Wagen 39.000 Euro. Bei diesem Netto-Listenpreis gewährt der Bund dem Autokäufer eine Prämie von 6000 Euro, der Hersteller gibt noch 3000 Euro dazu. Das i‑Tüpfelchen, das die Ersparnis fast fünfstellig werden lässt, ist die von 19 auf 16 Prozent gesenkte Mehrwertsteuer. Ohne all diese Rabatte, da sind sich die beiden Käufer einig, hätten sie das Auto nicht gekauft.«
Damit ist eine Priorität des Pakets beschrieben: Automobilkonzerne und Bestverdiener. Bei kleinen Unternehmen und FreiberuflerInnen sieht es schon schlechter aus.
»Von den 25 Milliarden Euro, die dafür bereitstehen, haben Unternehmen bislang aber nur knapp eine Milliarde beantragt. Altmaier erklärt das damit, dass die Antragstellung dauert… Hintergrund ist, dass die Hilfesuchenden die Anträge nicht selbst stellen können, sondern ihre Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwälte das erledigen müssen.«
Hoffnung macht hingegen diese Nachricht:
»Für den Breitbandausbau etwa standen im vergangenen Jahr 2,4 Milliarden Euro Fördermittel bereit, abgerufen haben die Unternehmen aber kaum mehr als ein Prozent davon… Dieses Problem werden auch die im Konjunkturpaket bereitgestellten 5 Milliarden Euro für eine Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft des Bundes nicht lösen, die der Bundesrechnungshof schon kritisiert hat.«
10 von 11 Punkten nur auf dem Papier
»Viel vom versprochenen Geld steht außerdem bislang nur auf dem Papier, weil etliche Maßnahmen noch der Zustimmung der EU-Kommission bedürfen. Von elf Punkten wurde erst einer genehmigt."«
Rückblickend auf das vergleichsweise größere Konjunkturprogramm von 2008/2009 erklärt ein Analyst, dieses hatte
»… durchaus die politisch gewünschte Wirkung, auch wenn es etwa bei Investitionen in Schulen und Straßen teilweise bis 2012 dauerte, bis sich der Effekt einstellte. Meier ist optimistisch, dass auch das aktuelle Konjunkturprogramm wirken wird, zumal Maßnahmen und politische Akteure zum Teil dieselben seien.«
Das klingt nicht nur wie eine Drohung.
Für die Unteren vorrangig Psychologie
»Anlass zum Nachbessern sieht Meier nicht. "Wichtiger als der finanzielle Aspekt ist ohnehin der psychologische Effekt", sagt er. "Die Menschen müssen das Gefühl haben, dass sie nicht ins Bodenlose fallen. In einer Rezession sollen sie nicht mehr, sondern weniger sparen." Glaubt man Gewerkschaftern, stellt sich dieses Sicherheitsgefühl allerdings noch nicht ein.«
Söder will Schröder als Auto-Kanzler beerben, Kretschmann assistiert
»So forderte CSU-Chef Markus Söder jetzt – pünktlich vor dem Autogipfel am nächsten Dienstag mit der Bundeskanzlerin – abermals, dass es nicht nur für Elektroautos, sondern auch für Autos mit Verbrennungsmotor eine Kaufprämie geben sollte. Angela Merkel (CDU) kassierte das prompt ein.«
Wer hat da nicht die Worte Merkels im Ohr "Mit mir wird es keine Maut geben"?
»Doch auch die Landesregierungen in Niedersachsen und Baden-Württemberg dringen dem Vernehmen nach auf ein erweitertes oder zweites Konjunkturpaket, das vor allem die Autoindustrie stützen soll. Die erhöhte Elektroautoprämie zeigt schon erste Erfolge. Sie wurde im Juli fast 20 000 mal beantragt – Rekord.«
Werte Linkspartei! Hätten Eure GenossInnen nicht alles über den Haufen geworfen, was sie jemals über Politökonomie gelernt haben, wäre dann diese Entwicklung voraussehbar gewesen? Hättet Ihr dann immer noch bedingungslos dem Lockdown zugestimmt? Wie sagten einst Bernd Stromberg und ein anderer (politischer) Comedian? „Hätte, hätte Fahradkette“…
Hintergrund ist, dass die Hilfesuchenden die Anträge nicht selbst stellen können, sondern ihre Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwälte das erledigen müssen.
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Wenn man jetzt noch bedenkt, daß viele kleine, z.T. Solo-Selbständige ohnehin kaum etwas bekommen bzw. Teile davon zurückzahlen sollen, ist ja wohl verständlich, daß sie nicht auch noch einen teuren Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer bezahlen (den sie normalerweise weder haben noch brauchen). Solche Finanzberater "hat" man schließlich nur dann, wenn man ohnehin ausreichend Geld hat.
Man könnte auch sagen: das ist so gewollt.