Corona-"Spaziergänge": Verfolgungseifer wenig erfolgreich

»Ermitt­ler suchen Organisatoren
Zahl­rei­che Ver­fah­ren wegen Corona-"Spaziergängen"«
hes​sen​schau​.de (4.5.)

»… Das Recht auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung oder auf Ver­samm­lungs­frei­heit wir­ken dage­gen fern der Lebens­wirk­lich­keit und abs­trakt. Zumal in einer Gesell­schaft ohne gegen­sei­ti­ges Ver­trau­en und ohne den Glau­ben an einen mög­li­chen Erfolg gemein­sa­men Engagements…

Die staat­li­che Poli­tik wen­det sich jedoch an die Mehr­heit und geht seit gut drei Jah­ren aggres­siv gegen­über Orga­ni­sa­tio­nen vor, die eigen­stän­dig und in kri­ti­scher Distanz arbeiten…

Mehr als 30 neue Geset­ze oder Geset­zes­än­de­run­gen zur Ein­schrän­kung der gesell­schaft­li­chen Frei­räu­me habe es gege­ben. Das Gesetz zur Ver­samm­lungs­frei­heit wur­de bis hin zur straf­recht­li­chen Ver­ant­wor­tung verschärft…

Auch das Recht auf einen frei­en Zugang zu Infor­ma­tio­nen ist in den ver­gan­ge­nen andert­halb Jahr­zehn­ten sys­te­ma­tisch ein­ge­schränkt wor­den… Jour­na­lis­ten ver­ste­hen ohne Anwei­sung von oben, was sie berich­ten oder ver­schwei­gen sol­len. Die Selbst­zen­sur wirkt…«

Aus dem Arti­kel "Men­schen­rech­te in Russ­land" der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung vom 12.9.2016.


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»… Min­des­tens 41 Ermitt­lungs­ver­fah­ren sind in den ver­gan­ge­nen Mona­ten gegen mut­maß­li­che Orga­ni­sa­to­rin­nen und Orga­ni­sa­to­ren von Anti-Maß­nah­men-Pro­tes­ten ein­ge­lei­tet wor­den, das ergab eine Anfra­ge an die neun hes­si­schen Staatsanwaltschaften.

Ein Groß­teil der Ermitt­lungs­ver­fah­ren dreht sich dabei um die Fra­ge, ob die ver­meint­lich spon­ta­nen Spa­zier­gän­ge geplant waren und somit gemäß Ver­samm­lungs­ge­setz hät­ten ange­mel­det wer­den müssen…

Organisatoren nicht immer identifizierbar

… Ein Pro­blem, vor dem alle Ermitt­ler ste­hen, ist die Iden­ti­fi­zie­rung der Orga­ni­sa­to­rin­nen und Orga­ni­sa­to­ren. In Ful­da, wo Anfang des Jah­res die hes­sen­weit größ­ten "Mon­tags­spa­zier­gän­ge" mit zeit­wei­se mehr als 1.000 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern statt­fan­den, konn­te die Poli­zei durch genaue Obser­vie­rung der Demons­tra­ti­on zwei mut­maß­li­che Orga­ni­sa­to­ren ermit­teln. Gegen bei­de hat die Staats­an­walt­schaft inzwi­schen Ankla­ge erho­ben. Der­weil muss­te die Staats­an­walt­schaft Hanau alle drei bei ihr geführ­ten Ermitt­lungs­ver­fah­ren ein­stel­len, weil die mut­maß­li­chen Orga­ni­sa­to­ren nicht mit hin­rei­chen­der Sicher­heit ermit­telt wer­den konnten.

Ins­ge­samt wur­den 10 der 41 dem hr bestä­tig­ten Ermitt­lungs­ver­fah­ren bis­her ein­ge­stellt. Eines ende­te letz­te Woche vor dem Amts­ge­richt Mar­burg mit einem Frei­spruch für den Beschul­dig­ten. In 18 Ver­fah­ren wur­den Straf­be­feh­le erlas­sen oder Ankla­ge erho­ben. Zwölf Ermitt­lungs­ver­fah­ren sind bis­lang noch nicht abge­schlos­sen.«
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6 Antworten auf „Corona-"Spaziergänge": Verfolgungseifer wenig erfolgreich“

  1. Es geht hier nicht dar­um, Ver­ur­tei­lun­gen zu errei­chen. Son­dern um Einschüchterung. 

    Und ich fürch­te, in die­sem Sin­ne wer­den die­se Aktio­nen bei vie­len „erfolg­reich“ sein. Die­se Men­schen wer­den im nächs­ten Herbst/Winter auf den Stra­ßen feh­len. Und genau das will man auch erreichen.

  2. "… wenig erfolgreich"???
    "Min­des­tens 41" allein in Hes­sen? (+ Dunkelziffer?)
    Dass im kle­ri­kal­fa­schis­ti­schen Ful­da der Eifer beson­ders aus­ge­prägt war und "die Poli­zei durch genaue Obser­vie­rung der Demons­tra­ti­on zwei mut­maß­li­che Orga­ni­sa­to­ren ermit­teln [konn­te]" ver­wun­dert nicht.
    Dass in 18 (also ca. 62% der "abge­schlos­se­nen Ermitt­lungs­ver­fah­ren") Straf­be­feh­le erlas­sen oder Ankla­ge erho­ben wur­de ist erschre­ckend (für die Zelo­ten: "erfolg­reich") genug.
    Es ist nicht damit zu rech­nen, dass die Ver­ant­wort­li­chen für die­se Aus­le­gung hane­bü­che­ner Geset­ze oder "Ver­ord­nun­gen" jemals zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen werden.
    Sogar für die unstrit­tig weit­aus mons­trö­se­ren Schand­ta­ten der Jus­tiz-Scher­gen des Nazi­re­gimes benö­tig­te man Hil­fe von außen:
    https://​www​.deutsch​land​funk​.de/​a​l​s​-​r​i​c​h​t​e​r​-​v​o​r​-​g​e​r​i​c​h​t​-​s​t​a​n​d​e​n​-​1​0​0​.​h​tml
    Und die ist hier nicht zu erwarten.

  3. Ist Deutsch­land ein wider­wär­ti­ger tota­li­tä­rer Staat gewor­den? Ich für mei­nen Teil kann nur noch kotzen.

  4. Lie­ber Artur (und S.), 

    dan­ke für die Recher­che zur Bun­des­zen­tra­le für polit. Bildung! 

    Das ist so erhellend.

    Wir wer­den seit Jahr­zehn­ten mit Pro­pa­gan­da (u.a. über "den bösen Rus­sen") verstopft.
    Und jetzt ist kein "Nor­mal­bür­ger" mehr imstan­de zu begrei­fen, welch tota­li­ta­ris­ti­sches Regime seit bald zwei­ein­halb Jah­ren bei uns raumgreift.

    Ein aus tiefs­tem Her­zen kom­men­des Dan­ke für sol­che Recherchen!
    (Einst waren die Peter Mer­se­bur­gers, Dago­bert Lind­laus, Franz Alts und wie sie nicht alle hie­ßen, dafür zustän­dig, wur­den sogar dafür bezahlt. Heu­te müs­sen wir das selbst machen, ohne Geld, und wer­den dafür ver­folgt vom "Staat".)

    Herz­li­che Grü­ße aus dem Wit­wesk von
    Corinna

  5. Bis zum vor­läu­fi­gen Ende der Maß­nah­men Anfang April war ein rie­si­ger Poli­zei-Auf­marsch als "Schutz vor Gegen­de­mons­tran­ten", in Wirk­lich­keit zum Schrei­ben von OWIs. Denn danach war kei­ne Beglei­tung mehr zu sehen. Bis zuletzt haben sie die FFP2-Pflicht durch­ge­setzt, auch nach Auf­lö­sung der von ihnen so genann­ten "Ver­samm­lung", wenn man anschlie­ßend noch am Rat­haus­platz stand. Ja, ich weiß, aus­schließ­lich zu unse­rem Schutz.

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