Die Nachrichten über allerorts überlaufende Intensivstationen und immer jüngere schwerkranke Covid-19-PatientInnen haben den entscheidenden Nachteil, daß sie mit wenigen Blicken auf die realen Daten als falsch entlarvt werden können. Sie erreichen ihr Ziel nur noch in überschaubaren Maßen.
Deshalb hat das RKI entschieden, seine Corona-Warn-App erneut weiter zu manipulieren. Als Grund dafür müssen auch hier die Mutanten herhalten. Dabei schreckt man vor keiner Lächerlichkeit zurück. Am 19.3. hatten die EntwicklerInnen mitgeteilt:
»Die Risikoberechnung der Corona-Warn-App wird weiter verbessert
… Mehr als 1.000 Teststunden in Testlandschaften mit Körperattrappen und einem programmierbaren Kran in der Fraunhofer Testhalle sowie Messungen mit Probanden in realen Umgebungen (zum Beispiel in Bussen und Bahnen) liefern Messdaten, die in der Risikoberechnung der CWA berücksichtigt werden.
Auf Basis dieser Erkenntnisse werden Anpassungen des bisherigen Risikomodells vorgenommen, insbesondere auch um eine höhere Infektiosität durch die mutierten Virusvarianten zu berücksichtigen.
So werden kurze Kontaktzeiten mit später positiv getesteten Personen nicht mehr ausgefiltert, sondern individuell bewertet und über den Tag summiert. Jenseits des Nahbereichs bis 1,5 Meter fließen auch Kontaktzeiten in einem Abstand bis 2,5 Meter in die Berechnung der entsprechenden Bluetooth-Signaldämpfungsgrenzwerte ein, allerdings nur mit 50%, da das Infektionsrisiko über Tröpfchen (anders als bei Aerosolen) mit zunehmendem Abstand rasch abnimmt.
Zusätzlich haben die Expert*innen die Konfiguration des Optimierungsverfahren angepasst: Der korrekten Erkennung tatsächlich exponierter Personen (true positives) wird eine höhere Priorität eingeräumt als dem korrekten Ausschluss von tatsächlich nicht exponierten Personen (true negatives). Das bedeutet: Aller Voraussicht nach erhöhen sich dadurch moderat sowohl die roten Warnungen (Risikobegegnungen) als auch die grünen Warnungen (Begegnungen mit niedrigem Risiko).,,«
Das reichte nicht, das Paniklevel ausreichend zu erhöhen. Deshalb mußte am 16.4. nachgebessert werden:
»Das Projektteam verbessert die Risikoberechnung der Corona-Warn-App in Reaktion auf die Infektionslage
Mit Blick auf die Corona-Lage in Deutschland verfolgt das Projektteam der Corona-Warn-App kontinuierlich das Ziel, die Leistung der App zu optimieren. In diesem Rahmen haben die Projektbeteiligten aus Robert Koch-Institut, Deutsche Telekom, SAP und Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) die Risikoberechnung weiter verbessert und die Dauer einer kritischen Begegnung von 13 Minuten auf 9 Minuten herabgesetzt. Sie reagieren damit auf die veränderte Infektionslage aufgrund der Virus-Mutationen.
Für Nutzer*innen der Corona-Warn-App bedeutet das: Bisher musste eine Begegnung zwischen zwei Personen mindestens 13 Minuten dauern, um von der App für eine Begegnung mit erhöhtem Risiko (rote Kachel) berücksichtigt zu werden. Nun sind bereits Begegnungen von mindestens 9 Minuten ausreichend. So können Begegnungen, die einen tatsächlich relevanten Kontakt mit COVID-19 infizierten Personen darstellen, noch genauer erkannt und in der App entsprechend als Warnung über eine Begegnung mit erhöhtem Risiko darstellt werden. Die Anzahl der Risikowarnungen erhöht sich damit um circa 16 Prozent. Die Anpassung der Parameter erfolgt serverseitig, sodass Nutzer*innen nichts weiter tun müssen.
Zuletzt hat das Projektteam die Risikoberechnung Ende März angepasst, um mutierte Virusvarianten zu berücksichtigen. Die Projektbeteiligten arbeiten auch weiterhin an einer Verbesserung der Messungen und der daraus resultierenden Konfigurationsparameter.«
t‑online.de ist am 20.4. begeistert:
»Darum ist die Corona-Warn-App besser als ihr Ruf
Die offizielle Corona-Warn-App des Bundes wird um neue Funktionen zur Pandemiebekämpfung erweitert. So wird die neueste Version 2.0 der Smartphone-App, die spätestens am Mittwoch zum Download bereitstehen soll, um eine Check-in-Funktion ergänzt. Damit sollen vor allem risikoreiche Begegnungen von Menschen in Innenräumen besser erfasst werden. In künftigen Versionen soll – noch vor Beginn der Sommerferien – auch ein digitales Impfzertifikat angezeigt werden können. Anwender könnten damit nachweisen, dass sie vollständig geimpft worden sind. Außerdem sollen in der App die Ergebnisse von Schnelltests angezeigt werden können.
Aerosolübertragung geschieht auch über große Abstände
Mit der neuen Check-in-Funktion in Version 2.0 reagieren die App-Macher auf neue Erkenntnisse: Bislang registriert die App nur Personen, die sich für längere Zeit in einem Abstand von zwei Metern oder weniger befunden haben, als Risikokontakte. Untersuchungen hatten aber ergeben, dass dies nicht ausreicht…
Die neue App-Version berücksichtigt diese Erkenntnisse. Für die Erkennung von "Clustern" in Räumen können sich die Anwender durch das Einscannen eines QR-Codes einchecken, ähnlich wie bei der umstrittenen Luca-App.
Corona-Warn-App funktioniert anonym, Luca nicht
Im Gegensatz zur Luca-App oder vergleichbaren Check-in-Anwendungen privater Anbieter werden die Kontakte also nur anonymisiert registriert. Dieses Verfahren hatten Google und Apple vorgeschrieben, wenn man ihre Bluetooth-Schnittstellen für die Kontaktermittlung nutzen möchte.«
7 Tage-Mittelwert der geteilten Daten
Es folgt ein merkwürdiges Jonglieren mit vermuteten Zahlen "aus Kreisen der Bundesregierung":
»Allein in den vergangenen vier Wochen haben demnach 79.000 Anwenderinnen und Anwender ihre Kontakte über ein positives Testergebnis gewarnt. Eine Positivmeldung löse im Durchschnitt Warnungen an sechs andere Personen aus. Vier von fünf Menschen, die eine rote Warnmeldung in der App erhalten, absolvieren daraufhin einen Test. Bei sieben Prozent werde eine Corona-Infektion positiv nachgewiesen.
Berücksichtigt man diese Zahlen, so wurden durch die App vermutlich insgesamt rund 2,5 Millionen Menschen vor einer risikoreichen Begegnung mit anderen gewarnt und letztlich 140.000 Covid-19-Infektionen erkannt.«
Die offiziell bekanntgegebenen (in sich widersprüchlichen) Zahlen stützen diese Aussage nicht. Absurderweise gibt es dort dem Zeigeist entsprechend Angaben über den "7 Tage-Mittelwert bezogen auf die Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer, die täglich ihr positives Ergebnis teilen". Vor allem findet sich dort der Hinweis:
»Es gibt keine Daten dazu, wie viele Menschen mit Hilfe der CoronaWarn-App über eine mögliche Risiko-Begegnung informiert wurden, da die App auf einem dezentralen Ansatz basiert.«
Ist das ein verspäteter Aprilscherz oder glaubt das RKI wirklich mit diesem hybriden High-Tech-Firlefanz auch nur annähernd irgendeine Prognose treffen zu können. Die mathematische Formulierung dürfte richtig sein, aber die Parameter, wie Risikoabstsand, Kontaktdauer etc können nicht präzise gemessen werden. Wie erfassen die Modellierte z.B. die individuelle Virenlast und den Immunstatus. Beide Faktoren tragen ebenso zum R‑Wert bei.
Derartige Modelle sind Spielerei, die allenfalls geeignet sind, Einsichten in epidemiologische Prozesse zu gewinnen. Vorhersagen kann man damit nicht machen. Es scheint, dass es den Macher darum auch nicht geht, sondern um die Weiterentwicklung der technischen Total Überwachung. Das chinesische Modell der (Seuchen-) Überwachung wird uebernommen. Der einzige Unterschied ist das Outsourcing an die IT-Konzerne. Da fällt natürlich auch für ein paar kleine Wichtigtuer aus der Start-Up-Szene was ab.
So paa ren sich Dummheit und Machtgeilheit in vollendeter Symbiose.
Die Pandemie findet fast vollständig in der virtuellen Welt statt. Statt realer Krankheiten gibt es nur Labortests. Statt realer Ansteckungen gibt es Annäherung von Bluetooth-Sensoren. Die Wirksamkeit von Impfungen findet dadurch statt, dass die App bei Geimpften keine Ansteckungsgefahr mehr meldet.
Nur die Impfungen kriegen die Menschen noch in echt. Könnte man das nicht auch wegdigitalisieren?
Ich sage mal, das Land braucht mehr Astrologen und Wahrsager.
Eine bundesweite Abgabe um das zu finanzieren wäre nur gerecht.
Mein Favorit:
"Messungen mit Probanden in realen Umgebungen (zum Beispiel in Bussen und Bahnen)"
(mit oder ohne reale Viren?).
Immerhin haben "wir" und die Corona-App jetzt einen gemeinsamen Feind:
DIE LUCA-APP!
(ist die so "umstritten" wie, na, Bhakdi, Wodarg, Kämmerer, Kippstein, Kuhbandner?)
Ach, die gute, alte Zeit:
https://www.youtube.com/watch?v=6pwmffpugRo