Unter diesem Titel präsentiert die größte Pariser Tageszeitung "Le Parisien" am 12.11. einen "Faktencheck" zur Lage in Frankreich. Er kommt zu dem Schluß: Es stimmt.
»Ein offizieller Bericht untersuchte unter anderem die Anzahl und den Anteil der Patienten, die im vergangenen Jahr wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Zahl von 2 % ist zwar richtig, gibt aber ein unvollständiges Bild der Realität wieder. Erklärungen.
Dies wird als Beweis dafür angesehen, dass "zu viel" aus Covid-19 gemacht wurde. Mehrere Persönlichkeiten, darunter auch Politiker, haben in den letzten Tagen einen Bericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass nur 2 % der Patienten, die im letzten Jahr in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, wegen Covid stationär behandelt wurden. Dieser Prozentsatz ist jedoch für sich genommen nicht aussagekräftig für die Situation des Krankenhauses. Wir ziehen Bilanz.
Was Sie vielleicht gelesen oder gehört haben
Diese Beobachtung wurde am Donnerstag auf CNews von Marie-Estelle Dupont, einer "auf Psychopathologie, Neuropsychologie und Psychosomatik spezialisierten" Psychologin, die der Impf- und Gesundheitsstrategie in Frankreich sehr kritisch gegenübersteht, erwähnt.«
Es wird ein Tweet mit einer entsprechenden Videonachricht gezeigt.
»Was dieser Bericht sagt
Das betreffende Dokument wurde von der "Agence technique de l'information sur l'hospitalisation" (ATIH) erstellt, einer öffentlichen Einrichtung, die dem Gesundheitsministerium untersteht. Es wurde am 28. Oktober letzten Jahres veröffentlicht, ohne sofort viele Reaktionen hervorzurufen.
Aus dem Bericht geht hervor, dass im Jahr 2020 2 % der Patienten in Frankreich wegen Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dieser Anteil steigt auf der Intensivstation [soins critiques] auf 5 % und auf der Wiederbelebungsstation [réanimation] auf 11 %. Die "soins critiques" umfassen Wiederbelebung, aber auch Intensivpflege und kontinuierliche Überwachung. Abgesehen von der (in den Kommentaren häufig aufrechterhaltenen) Verwechslung zwischen "Intensivpflege" und "Wiederbelebung" sind die Prozentsätze von 2 % und 5 % also korrekt.«
(Für eine qualifiziertere Übersetzung wäre ich dankbar.)
»Es wäre jedoch unangemessen, sich hierauf zu beschränken. Gleich im ersten Satz des Berichts heißt es, dass "die durch die Covid-19-Pandemie verursachte Gesundheitskrise die Tätigkeit der Gesundheitseinrichtungen im Jahr 2020 stark beeinflusst hat".
Wie das zu interpretieren ist
Eines der wichtigsten Elemente, die zu berücksichtigen sind, ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus. Auf der Intensivstation betrug die durchschnittliche Verweildauer der Covid-Patienten im Jahr 2020 15,7 Tage, gegenüber 11 Tagen bei den Grippepatienten im Jahr zuvor.
Betrachtet man also den Anteil von Covid-19 an allen Krankenhaustagen, so findet man 4 % in der stationären Pflege (alle Stationen), 8 % in der Intensivpflege und 19 % in der réanimation. So entfielen beispielsweise im vergangenen Jahr 19 % der stationären Tage in der réanimation auf Covid-Patienten.«
Diese Klarstellung erscheint doppelt wichtig…
»Außerdem beziehen sich diese Prozentsätze auf das gesamte Jahr, das durch die ersten beiden Wellen der Pandemie und einen großen "Tiefpunkt" in der Zwischenzeit gekennzeichnet war. Sie waren je nach Zeitraum mehr oder weniger hoch und sind daher über 12 Monate "geglättet". Dies wurde von mehreren Ärzten mit verschiedenen Bildern veranschaulicht. "Ich bin in einem Jahr 15.000 km gefahren. Ich bin also im Laufe des Jahres 1,5 km/h gefahren… Ich sollte lieber das Auto wechseln", resümiert Mathieu Molimard, Leiter der Abteilung für medizinische Pharmakologie am Universitätsklinikum Bordeaux.
"Die Überfüllung der Notaufnahmen zu leugnen, weil Covid-19 nur 2 % der Krankenhauseinweisungen ausmachte, ist so, als würde man die Hitzewelle von 2003 leugnen, weil die Durchschnittstemperatur in diesem Jahr 15 °C betrug", schrieb Dominique Dupagne, ein pensionierter Allgemeinmediziner und Blogger.
Da in der Studie ganz Frankreich untersucht wurde, bleiben regionale Unterschiede unberücksichtigt. Bei der ersten Welle im Frühjahr 2020 waren die Regionen Grand Est und Île-de-France am stärksten betroffen, während andere, wie die Bretagne, relativ unberührt blieben.
Schließlich ist auch festzustellen, dass 13 % der Todesfälle auf der Intensivstation und 16 % der Todesfälle auf der Intensivstation im vergangenen Jahr auf Covid-Patienten zurückzuführen sind. Über alle Stationen und Altersgruppen hinweg "starben 20 % der Patienten, die wegen Covid stationär behandelt wurden, während ihres Krankenhausaufenthalts". Dieser Anteil steigt bei Männern über 90 Jahren auf 50 %, während er bei Männern und Frauen unter 50 Jahren sehr gering ist (weniger als 5 %).
Zusammengefasst:
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- Einem offiziellen Bericht zufolge wurden im vergangenen Jahr 2 % der Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, und 5 % der Patienten, die auf die Intensivstation kamen, wegen Covid-19 eingeliefert.
- Diese Prozentsätze sind viel höher, wenn man die Anzahl der Krankenhaustage betrachtet, und sie werden auch über das ganze Jahr geglättet.
- Die Auswirkungen der Pandemie auf das Krankenhaus werden dadurch nicht gemindert.«
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Die vollständige Analyse gibt es hier als PDF.
Ebenfalls am 12.11. ist auf infodujour.fr zu lesen:
»"Wir können über alles diskutieren, nur nicht über die Zahlen", heißt es in der Fernsehwerbung, mit der die Franzosen zum Impfen gezwungen werden sollen. Sehen wir uns also die offiziellsten Zahlen an, nämlich die der Agence technique de l'information sur l'hospitalisation (ATIH), wie sie in ihrem jüngsten Bericht (siehe unten) erscheinen.
So viel dazu!
Große Überraschung. Wir dachten, wie alle Franzosen, dass die Krankenhäuser durch die Welle von Covid-19 im Jahr 2020 überlastet waren. Wie zu Kriegszeiten mussten die Patienten mit dem TGV oder dem Flugzeug von einer Region in die andere verlegt werden. Die Bilder waren spektakulär. Jeden Abend verkündeten Experten im Fernsehen die Apokalypse, das Ende der Zeit, das mögliche Aussterben der Menschheit. Die politischen Behörden haben beschlossen, alle Bürger dieses Landes (und anderer Länder) vom 17. März bis zum 11. Mai 2020 einzusperren. Dann wurde uns der Gesundheitspass auferlegt. Dann die Impfpflicht. Die zum Erliegen gekommene Wirtschaft wurde mit Milliarden gerettet. Wir mussten reagieren, "koste es, was es wolle".
Die Zahlen der ATIH geben uns ein anderes Bild von der Epidemie. Endlich haben wir die echten Zahlen. Und sie sagen uns, dass Covid-Patienten "nur" 2 % der Krankenhausaufenthalte ausmachen.
4 Millionen Krankenhaustage
In dem Bericht heißt es: "218.000 Patienten wurden zur Behandlung von COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert. COVID-Patienten machen 2 % aller Patienten aus, die im Jahr 2020 in ein Krankenhaus eingeliefert werden, und zwar in allen Krankenhausbereichen zusammen. Im Durchschnitt waren diese COVID-Patienten im Jahr 2020 18,2 Tage lang im Krankenhaus. Über alle Krankenhausbereiche hinweg machte die COVID-19-Behandlung also mehr als 4 Millionen Krankenhaustage aus. Einer von fünf Patienten, die wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden, starb während des Krankenhausaufenthalts. Von allen Krankenhaussterbefällen im Jahr 2020 betrafen 11 % COVID-Patienten.
Komorbidität und ältere Menschen
Noch ein paar Details zum Höhepunkt der ersten Welle: "Die Zahl der Krankenhaussterbefälle von COVID-Patienten erreichte am Freitag, dem 3. April 2020, ihren Höchststand, als 583 Patienten mit COVID-19 während des Krankenhausaufenthalts starben."
Bezüglich des Profils der hospitalisierten Patienten erfahren wir, dass "72 % der hospitalisierten Patienten eine oder mehrere vorbestehende Komorbiditäten hatten".
Auch die Hospitalisierungsrate ist je nach Altersgruppe sehr unterschiedlich. Die Rate der Krankenhauseinweisungen wegen COVID liegt im Jahr 2020 bei weniger als 100 Patienten pro 100.000 Einwohner in der Altersgruppe der unter 35-Jährigen, bleibt unter 200 pro 100.000 in der Altersgruppe der unter 50-Jährigen und steigt dann schnell auf 316 pro 100.000 in der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen, 597 pro 100.000 in der Altersgruppe der 64- bis 74-Jährigen, 1.192 pro 100.000 in der Altersgruppe der 75- bis 84-Jährigen, 2.645 pro 100.000 in der Altersgruppe der 85- bis 94-Jährigen und erreicht 4.241 Patienten pro 100.000 Einwohner im Alter von 95 Jahren oder mehr."
Mit anderen Worten: Jeder dritte Patient, der starb, war über 80 Jahre alt.
Das ist wahr. Wir können über alles streiten, nur nicht über die Zahlen!«
Ist doch exakt das gleiche wie bei uns!
In D waren es 2% der Krankenhauspatienten und 4% der Intensivpatienten.
ABER: Deswegen können ja zeitweise bzw. regional trotzdem die Intensivstationen mit Corona überfüllt gewesen sein!!! Bis dann in der Bundespressekonferenz so ganz beiläufig erwähnt wurde, daß auf Intensivstationen nie mehr als 23% Corona-Patienten waren.
Diese letzte Angabe fehlt für Frankreich noch, aber vermutlich war es dort nicht anders. Immer wieder hört man Berichte aus anderen Ländern und staunt über die Parallelen.
WELT 18.09.21
Hospitalisierungsinzidenz – Neues Leitkriterium für Corona-Regeln beruht auf fehlerhaften Zahlen
Um die Hospitalisierungsinzidenz zu erheben, müssen Kliniken Patienten mit dem Coronavirus an die Gesundheitsämter melden – nur Patienten, die aufgrund ihrer Infektion eingeliefert werden.
Eine Abfrage bei den zehn größten Klinikbetreibern und Unikliniken ergab jedoch: Sie melden auch jene Patienten, bei denen lediglich per Routinetest zusätzlich eine Infektion mit dem Virus festgestellt wurde.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article233872092/Hospitalisierungsrate-Corona-Indikator-beruht-auf-falschen-Zahlen.html
NDR 02.10.21
Hospitalisierungs-Inzidenz vom RKI verzerrt das Bild stark
Statt des Einweisungsdatums verwendet das RKI bei den Hospitalisierungen das Meldedatum, also jenen Tag, an dem das lokale Gesundheitsamt die hospitalisierte Person als positiv getestet registriert hat.
So tauchen Neuhospitalisierte nicht zu dem Datum in der Statistik auf, an dem sie auch wirklich ins Krankenhaus kamen, sondern rutschen im Nachhinein an einen Zeitpunkt, der Tage oder Wochen vor der eigentlichen Einweisung lag.
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Hospitalisierung-Darum-ist-die-Inzidenz-im-Norden-kaum-vergleichbar,hospitalisierungsrate100.html
Ärzteblatt 12..11.21
BMG schlägt Versorgungsaufschlag für Krankenhäuser mit COVID-19-Patienten vor
Dem Vorschlag des BMG zufolge sollen Krankenhäuser, die mit COVID-19-Patienten belastet sind, für jeden Patienten, der zwischen dem 1. November 2021 und dem 20. März 2022 stationär aufgenommen wird und der mit SARS-CoV‑2 infiziert ist, zusätzlich zu der Vergütung für die stationäre Behandlung einen pauschalen steuerfinanzierten Versorgungsaufschlag erhalten.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/129030/BMG-schlaegt-Versorgungsaufschlag-fuer-Krankenhaeuser-mit-COVID-19-Patienten-vor
Na, da kriegen wir doch wieder schöne hohe Zahlen!
@aa: pardon, obwohl des gallischen weitgehend mächtig, kann ich dir, wegen unzureichender Kenntnisse medizinischer Terminologie, an der angegebenen Stelle leider keine qualifiziertere Übersetzung liefern;
Auffallend jedoch: an einer Stelle im Text wird das Verb "nier"
https://dict.leo.org/franz%C3%B6sisch-deutsch/nier
(von deepl?) als "leugnen" übersetzt.
Kann man natürlich, das ist im Deutschen allerdings religiös konnotiert. Und nach meinem Kenntnisstand gibt es im Französischen immer noch keinen Begriff, der dem "Coronaleugner" entspricht und im Te Deum der Rechtgläubigen einen Stammplatz hat.
Und – untaugliche PCR-Tests – Ovalmedia
https://www.youtube.com/watch?v=mf_qyF7m07M
Untersuchung der John Hopkins Universität August 2020
Am 4. Tag der Infektion übersieht der PCR-Test noch 67 Prozent der Infizierten. Unzählige falsch negative Ergebnisse.
Uni Duisburg-Essen 60–78 Prozent der positiven Ergebnisse falsch.
Muss sich nur noch rumsprechen. Auch bei Gerichten.
Der Pariser
https://www.leparisien.fr/societe/2‑de-patients-covid-parmi-les-hospitalisations-en-2020-pourquoi-cest-plus-complique-12–11-2021-WJU7UWCJOBGALCIXBH3F45BZ7I.php
(Tolles Franglais: Le "Fact checking")
gibt sich natürlich weitgehend redliche Mühe:
die schönen Vergleiche mit dem 1,5 km/h Auto und dem "leugnen" der 2003-er Hitzewelle hinken nicht allzu sehr – fallen andererseits auf die "geleugnete" Realität zurück:
nämlich, dass es regionale und zeitliche Überlastungen immer gab, oder geben wird, es sei denn, es stünden flächendeckend gigantische Ressourcen bereit ("Notfallreserve"-Betten wie in der BRD plus Bereitschaftspersonal etc.).
Dass dies dann trotzdem nicht immer greifen kann, zeigt der Umkehrschluss anhand von Belegungszahlen aus (reichen!) Ländern mit wesentlich geringeren Kapazitäten als z.B. in der BRD:
(Laut Wochenbericht des BAG) war in der steinreichen Schweiz (mit etwas mehr Einwohnern als das weniger wohlhabende Niedersachsen)
https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/ausbrueche-epidemien-pandemien/aktuelle-ausbrueche-epidemien/novel-cov/situation-schweiz-und-international.html
die Intensivbettenkapazität (während der gesamten "Pandemie"!) nie mehr als 80% ausgelastet – und das obwohl man sie (ähnlich der BRD) um über 30% (von ca. 1200 auf ca. 800) runtergefahren hat.
Zum Vergleich: in Niedersachsen ist die Belegung (bei konstant fast doppelter Kapazität wie in der Schweiz!) relativ konstant bei knapp über 80%.
Daraus ergeben sich Fragen, denen sich die Rechtgläubigen nicht gerne stellen (vielleicht finden ja "Faktenchecker" eine narrativkonforme Antwort?):
– wäre in der Schweiz generell nicht etwa eine wesentlich höhere Intensivbettenbelegung zu erwarten?
– und in Niedersachsen generell eine wesentlich niedrigere?
Wird in beiden Ländern etwa unterschiedlich oft operiert, verunfallt etc. etc.?
Schön auch der hierzulande lange verpönte Grippevergleich ("spanische" ausgenommen):
"Auf der Intensivstation betrug die durchschnittliche Verweildauer der Covid-Patienten im Jahr 2020: 15,7 Tage, gegenüber 11 Tagen bei den Grippepatienten im Jahr zuvor."
Das soll wohl eine um 40% höhere Gefährlichkeit von Covid-19 gegenüber der Grippe suggerieren.
Kann man so sehen, wenn nicht naheliegende Verzerrungen in diesen Zahlen enthalten wären:
– Zwangsquarantänezeiten (nach meinem Kenntnisstand: 0 für Grippe, 10 für Covid-19) und die
– subjektiv (zuviel Medienkonsum?) höhere Einschätzung der Gefahr bei Patient und Krankenhaus
Oh, etwas fast zwei Monate Altes für "Amüsantes & Makabres"
https://twitter.com/florian83616025/status/1439133855055851520
das mir erst dieser Tage "zugespielt" wurde.