"Da liegt der Plan zum Umsturz nicht fern"

Was hat er wohl wie­der geraucht, der Reinhard Müller, "Verantwortlicher Redakteur für „Zeitgeschehen“ und F.A.Z. Einspruch, zustän­dig für 'Staat und Recht'"? Zumindest foto­tech­nisch ist sein altes Feindbild wie­der in Ordnung:

faz​.net (12.5.)

»… Eine dif­fu­se Gemengelage von natur­ver­bun­den bis gewalt­sam, am Ende noch mit rus­si­schen Flaggen gar­niert, fin­det sich zusammen…

Dieser Staat gilt die­sen Extremisten als auto­ri­tär, gar als Diktatur, weil er in anfangs unkla­rer Lage und ähn­lich wie die mei­sten Staaten demo­kra­tisch kon­trol­liert Beschränkungen zum Schutze aller beschlos­sen hat. Trotzdem wird das (frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche) System abge­lehnt, Widerstand gilt als geboten.

Das ist eine Gefahr für die Freiheit aller. Während in der Ukraine ein Krieg tobt, in dem alles, was uns lieb und teu­er sein soll­te, blu­tig ver­tei­digt wird, wer­den die­se auch hier­zu­lan­de leid­voll erstrit­te­nen Werte von innen her­aus bekämpft. Die extre­mi­sti­schen Protestierer eint vor allem, dass sie auch vor Gewalt gegen die von ihrer Ansicht abwei­chen­den Mehrheitsmeinungen nicht zurück­schrecken. Da liegt der Plan zum Umsturz nicht fern; nicht nur in Amerika war ein Versuch schon zu besich­ti­gen. Es ist die Sache aller, die noch in Freiheit leben wol­len, dage­gen Flagge zu zeigen.«

In einer frü­he­ren Textversion hieß die Überschrift absur­der­wei­se "Da liegt der Plan zum Umsturz nicht nah".

13 Antworten auf „"Da liegt der Plan zum Umsturz nicht fern"“

  1. Könnte da mal ein Amtsarzt nach­schau­en ob der Herr Müller noch geschäfts­fä­hig ist? Stimmt schon, sol­che andau­ern­den und aus­ge­präg­ten Phantasien sind auch Anzeichen von über­mä­ßi­gem Gebrauch von wahr­neh­mungs­ver­än­der­den Substanzen.

  2. Ich wür­de da auf ande­re Gedanken kom­men .…nicht—> Was hat er wohl wie­der geraucht .…. auf so etwas kom­men mei­ner Erfahrung nach Menschen die ande­re komi­sche Substanzen intus haben .… sag jetzt nicht was .….

  3. Die FAZ beti­telt das Aufmacherbild mit "Mitglieder der Freien Linken bei einer Kundgebung gegen Corona-Maßnahmen in Stuttgart im Februar 2022".

    Das ist wohl als absicht­li­che Desinformation bzw. Verschwurbelung zu wer­ten: Das Bild wur­de auf­ge­nom­men bei der Demo "Studenten ste­hen auf" am 26.02.2022 in Stuttgart.

    Die Stuttgarter Zeitung schrieb am glei­chen Tag über die­se Demo:

    "Es ist bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen häu­fig mit dabei: das rote Banner mit den Worten „Wir sind die rote Linie“. Diesmal wur­de es in Stuttgart vor dem Aufzug her­ge­tra­gen, zu dem „Studenten Stehen Auf“ unter dem Motto „Bildung ohne Ausgrenzung“ auf­ge­ru­fen hatten. (…)

    Rund 1000 Teilnehmende folg­ten den Wägen der Organisatoren durch die Innenstadt, „Frieden Freiheit Selbstbestimmung“ skan­die­rend. Gefordert wur­de, die 3G-Regel abzu­schaf­fen, die Uni unab­hän­gig vom Impfstatus besu­chen zu kön­nen und nie­man­den auszuschließen.

    Die Demo fand in Kooperation mit „Pfleger für Aufklärung“ und „Musiker ste­hen auf“ statt, die rhyth­misch trom­mel­ten. Auf Schilder waren Sätze zu lesen wie „Pflege mit Herz ohne Impfung“ oder „Dauergeimpfte haben einen mil­de­ren Diktaturverlauf“. (…)

    [Die Polizei] beglei­te­te mit grö­ße­rem Aufgebot den Zug und sah sich mit gele­gent­li­chen ACAB-Äußerungen, also „All cops are bastards“, kon­fron­tiert. „Die Rufer konn­ten nicht loka­li­siert wer­den“, so ein Sprecher. „Ansonsten war es friedlich.“"
    https://​www​.stutt​gar​ter​-zei​tung​.de/​i​n​h​a​l​t​.​d​e​m​o​-​i​n​-​s​t​u​t​t​g​a​r​t​-​s​t​u​d​e​n​t​e​n​-​p​r​o​t​e​s​t​i​e​r​e​n​-​g​e​g​e​n​-​c​o​r​o​n​a​r​e​g​e​l​n​.​2​8​d​3​e​7​4​2​-​3​f​3​8​-​4​2​8​5​-​b​c​b​1​-​6​3​c​2​0​f​7​7​7​0​1​8​.​h​tml

    Der Veranstalter schreibt:

    "Was wir uns wünschen
    • den Erhalt unse­rer frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen und rechts­staat­li­chen Grundwerte
    • den Erhalt des Normalbetriebs im Schul- und Lehrbereich
    • eine freie, unab­hän­gi­ge Wissenschaft und Transparenz bezüg­lich ver­wen­de­ter Forschungsgelder und even­tu­el­ler Interessenskonflikten
    • einen öffent­li­chen und offe­nen Diskurs dar­über, wie wir leben und Herausforderungen mei­stern wollen
    • ein fried­li­ches und selbst­be­stimm­tes Zusammenleben"
    https://​stu​den​ten​ste​hen​auf​.eu/

    Und auch die FAZ weiß sehr genau, in wel­chem Kontext das Bild ent­statnd, es wur­de bei einer "Analyse" der "Studenten ste­hen auf" am 21.03.2022 bereits verwendet:

    "Corona-Gegner unter Studenten :
    Ungeimpft und stolz darauf
    Von Annika Säuberlich"
    https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​k​a​r​r​i​e​r​e​-​h​o​c​h​s​c​h​u​l​e​/​c​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​-​u​n​g​e​i​m​p​f​t​e​-​s​t​u​d​i​e​r​e​n​d​e​-​d​e​m​o​n​s​t​r​i​e​r​e​n​-​g​e​g​e​n​-​m​a​s​s​n​a​h​m​e​n​-​1​7​8​8​6​5​7​7​.​h​t​m​l​?​p​r​i​n​t​P​a​g​e​d​A​r​t​i​c​l​e​=​t​rue

    Dort auch das Bild beti­telt mit:
    "Impfgegner in Aktion: von „Studenten ste­hen auf“ orga­ni­sier­te Demonstration auf dem Campus der Universität Stuttgart Ende Februar."
    https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​k​a​r​r​i​e​r​e​-​h​o​c​h​s​c​h​u​l​e​/​c​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​-​u​n​g​e​i​m​p​f​t​e​-​s​t​u​d​i​e​r​e​n​d​e​-​d​e​m​o​n​s​t​r​i​e​r​e​n​-​g​e​g​e​n​-​m​a​s​s​n​a​h​m​e​n​-​1​7​8​8​6​577

    Ein wei­te­res Bild ver­mut­lich der­sel­ben Demo zweit­ver­wer­te­te die FAZ im April https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​o​b​-​c​o​r​o​n​a​-​l​e​u​g​n​e​r​-​a​n​-​b​e​h​a​n​d​l​u​n​g​s​k​o​s​t​e​n​-​b​e​t​e​i​l​i​g​t​-​w​e​r​d​e​n​-​s​o​l​l​t​e​n​-​1​7​9​6​8​2​8​3​.​h​t​m​l​#​a​t​c​-​I​m​a​g​e​D​e​s​c​r​i​p​t​ion

    Bei der "Freien Linken" liest man nichts zur Demo in Stuttgart, jedoch aus Februar einen Debattenbeitrag (den ich jetzt hier nicht kom­men­tie­re): https://​freie​-lin​ke​.de/​f​r​e​i​e​r​-​f​u​n​k​e​/​2​0​2​1​/​0​2​/​d​a​r​k​-​w​i​n​t​e​r​-​t​h​e​s​e​n​p​a​p​i​e​r​-​z​u​r​-​c​o​r​o​n​a​k​r​ise

    Und jetzt noch mal Reinhard Müllers Intro-Text:

    "Unter der Fahne der Corona-Proteste rufen lin­ke und rech­te Extremisten zum Widerstand gegen das frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche System auf. Das ist eine Gefahr für die Freiheit aller Bürger."
    https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​p​o​l​i​t​i​k​/​i​n​l​a​n​d​/​m​e​h​r​-​p​o​l​i​t​i​s​c​h​e​r​-​e​x​t​r​e​m​i​s​m​u​s​-​f​l​a​g​g​e​-​z​e​i​g​e​n​-​g​e​g​e​n​-​u​n​f​r​e​i​h​e​i​t​-​1​8​0​2​0​2​9​0​.​h​tml

      1. Mit „Desinformation bzw. Verschwurbelung“ (nicht: „Falschinfo“) mein­te ich das Unterdrücken des tat­säch­li­chen Kontextes des Bildes durch Beschneiden und Weglassen wesent­li­cher Information: Die vor allem stu­den­ti­sche Demo for­der­te expres­sis ver­bis „den Erhalt unse­rer frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen und rechts­staat­li­chen Grundwerte“ und nicht deren Abschaffung (sie­he oben), son­dern die Abschaffung der 2G/3G-Regeln an der Uni. Darauf (Nachweispflicht per Impfzertifikat) und nicht auf gewalt­sa­men Umsturz bezog sich auch der über­wie­gend ver­deck­te Bannertext (sie­he unten), was von Bild und Text ver­schwie­gen wird.

        Reinhard Müller wird im Text ver­mut­lich sehr bewusst nicht kon­kret, wel­chen poli­ti­schen Extremismus genau er wem vor­wirft. Diese Leerstelle über­nimmt die Suggestivkette im Artikelkopf „Mehr poli­ti­scher Extremismus“ – Bildausschnitt – Introtext: „Unter der Fahne der Corona-Proteste rufen lin­ke und rech­te Extremisten zum Widerstand gegen das frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche System auf. Das ist eine Gefahr für die Freiheit aller Bürger.“

        In Bezug auf die abge­bil­de­te Situation ist das in mei­nen Augen schon mal eine har­te Falschaussage, denn da ruft erkenn­bar nie­mand zum „Widerstand gegen das frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche System“ auf, und nie­mand gefähr­det „die Freiheit aller Bürger“. Das ist die Desinformation, die ich in der Kombination Text und Bild sehe – juri­stisch nicht angreif­bar, jedoch hoch­gra­dig irre­füh­rend, da dem Leser wesent­li­che (Nicht-)Zusammenhänge vor­ent­hal­ten wer­den, ins­be­son­de­re auch noch bei der Platzierung von Bild/Introtext unter dem Schlagwort „Querdenken“: https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​p​o​l​i​t​i​k​/​t​h​e​m​a​/​q​u​e​r​d​e​n​ken

        Wenn sich bei schnel­ler Nachrecherche zum Aufmacherbild ein dem Text wider­spre­chen­des Bild von Situation, Aussagen und Akteuren ergibt, stimmt etwas nicht.

        Beim Zeigen des kom­plet­ten Bildes (in der Bilderstrecke des ande­ren Artikels unter https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​k​a​r​r​i​e​r​e​-​h​o​c​h​s​c​h​u​l​e​/​c​o​r​o​n​a​v​i​r​u​s​-​u​n​g​e​i​m​p​f​t​e​-​s​t​u​d​i​e​r​e​n​d​e​-​d​e​m​o​n​s​t​r​i​e​r​e​n​-​g​e​g​e​n​-​m​a​s​s​n​a​h​m​e​n​-​1​7​8​8​6​5​7​7​/​i​m​p​f​g​e​g​n​e​r​-​i​n​-​a​k​t​i​o​n​-​v​o​n​-​1​7​8​8​6​5​7​4​.​h​tml zu sehen) sowie des vol­len FL-Bannertextes wäre das offen­sicht­lich geworden:

        Das Banner trägt (über­wie­gend ver­deckt) den Slogan „Kein Mensch ist zer­ti­fi­zier­bar“. Kann man sinn­voll und pas­send fin­den oder auch nicht – aber „extre­mi­stisch“ und „gegen die frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grundordnung gerich­tet“? Ebenso das Logo „Kein Gott, kein Staat, kein Zertifikat“ als iro­ni­sie­ren­de Abwandlung des anar­chi­sti­schen „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ kann man lustig oder intel­li­gent fin­den oder auch nicht.

        Jedoch wäre hier Klärung nötig: Der Original-Spruch „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ von ran­da­lie­ren­den Autonomen prä­sen­tiert und skan­diert, ist durch­aus buch­stäb­lich und ver­fas­sungs- bzw. system­feind­lich gemeint. Derselbe Spruch wird jedoch auch auf fast allen femi­ni­sti­schen Demos prä­sen­tiert und skan­diert – inhalt­lich absurd, aber ver­fas­sungs­feind­lich gemeint? Und nun von der „Freien Linken“ auf den Impfzwang umge­münzt – inhalt­lich wei­ter­hin absurd, aber ver­fas­sungs­feind­lich gemeint? Sind die „Freien Linken“ jen­seits ihrer Corona-Ansichten ver­fas­sungs­feind­lich? Kann und müss­te man dis­ku­tie­ren, macht Reinhard Müller jedoch nicht, eben­so wenig, wie er eine Verbindung der abge­bil­de­ten „Freien Linken“ mit dem Schlagwort „Querdenken“ begrün­det. „Ein Bild sagt mehr als tau­send Worte.“

        Nach dem Text-Bild-Framing kon­stru­iert Müller „Verfassungsfeindlichkeit“ und „Extremismus“ im Folgetext dann nebu­lös allein aus der Kritik an staat­li­chem Handeln bzw. der Nichtakzeptanz staat­li­cher Übergriffe: „Dieser Staat gilt die­sen Extremisten als auto­ri­tär, gar als Diktatur, weil er in anfangs unkla­rer Lage und ähn­lich wie die mei­sten Staaten demo­kra­tisch kon­trol­liert Beschränkungen zum Schutze aller beschlos­sen hat. Trotzdem wird das (frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche) System abge­lehnt, Widerstand gilt als geboten.“

        Schließlich: Die abge­bil­de­te Kleinstgruppe sind auf die Gesamtdemo gese­hen wohl kein reprä­sen­ta­ti­ves Motiv, wie man am Hintergrund des vol­len Bildes erkennt.

        Wer genau sind also die Extremisten, mit denen kei­ne Berührungsängste zu haben Reinhard Müller den Hunderttausenden Maßnahmengegnern in Deutschland per rhe­to­ri­schem Rösselsprung vor­wirft? Die Personen auf dem Bild, wie der Artikelkopf sug­ge­riert? – Das mein­te ich mit „Verschwurbelung“.

        Als klei­nen Kontrast, was vor einem Jahr in Stuttgart auch lief, wozu ich von Reinhard Müller jedoch kei­nen Kommentar finde:

        "Flaschenwürfe gegen das Gerichtsgebäude, Rauchfackeln und Sprechchöre wider die Polizei: In auf­ge­heiz­ter Stimmung haben rund 1000 Linksaktivisten bei star­ker Polizeipräsenz demon­striert. (…) Mit über­schla­gen­der Stimme wur­de vom Moderatorenwagen die Stimmung ange­heizt mit Parolen gegen die star­ke Präsenz zei­gen­de Polizei: „Hass, Hass, Hass wie noch nie! Ganz Stuttgart hasst die Polizei!“ Am Gerichtsgebäude flo­gen fünf Flaschen mit roter Farbe, von denen zwei die Fassade tra­fen. Immer wie­der wur­den Rauchfahnen abge­fackelt, als der Zug am Rotebühlplatz enden soll­te, ging es plötz­lich zur Theodor-Heuss-Straße, von den Sicherheitskräften geleitet."
        https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.hassparolen-und-flaschenwuerfe-linkendemo-in-stuttgart-nazis-zeigen-wo-der-hammer-haengt.b32c34ba-0492–4506-b145-72ad91d6b9f2.html

        1. @Ex-FAZ-Leser…: Irre ich mich, oder ist ihre Argumentation nicht sehr ähn­lich der übli­chen Darstellung in den mei­sten Medien? "Es gibt schon auch die Guten auf den Demos, wenn da nicht nur die Extremisten wären." Sind das für Sie nicht wie für Müller "die Linken"? 

          Es über­rascht, in einer Auseinandersetzung mit Lügen in der FAZ unhin­ter­fragt eine Darstellung der Konkurrenz zu über­neh­men. Erklären Sie mir, war­um „Kein Gott, kein Staat, kein Zertifikat“ in Ordnung, „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ aber ver­fas­sungs­freind­lich ist?

          1. Mir ging es oben nicht um eine eige­ne Positionierung, auch nicht zu den abge­bil­de­ten "Freien Linken", son­dern um die erbe­te­ne Begründung mei­ner Kritik am m. E. sach­lich abwe­gi­gen und gleich­zei­tig ver­leum­de­ri­schen Framing von Müller.

            "Es über­rascht, in einer Auseinandersetzung mit Lügen in der FAZ unhin­ter­fragt eine Darstellung der Konkurrenz zu übernehmen."

            Von "Lüge" habe ich nichts geschrie­ben, und wel­che Darstellung wel­cher Konkurrenz mei­nen Sie?

            "Erklären Sie mir, war­um „Kein Gott, kein Staat, kein Zertifikat“ in Ordnung, „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ aber ver­fas­sungsfreind­lich ist?"

            Die Forderung "kein Staat" zielt selbst­re­dend auf Anarchie bzw. Abschaffung und Delegitimation des vor­lie­gen­den (demo­kra­ti­schen) Staates, ist mit­hin ver­fas­sungs­feind­lich, sofern ernst gemeint. Die Beurteilung der Absichten ist ent­schei­dend. Wo die Formulierung nur als kin­di­sche und undurch­dach­te Phrase, als Identifikationsmerkmal, sati­risch o. ä. ver­wen­det wird und nicht die Absicht dahin­ter steht, die Bundesrepublik als sol­che anzu­grei­fen, ist es zwar dumm und destruk­tiv, sie zu ver­wen­den, aber nicht "ver­fas­sungs­feind­lich". Müllers Kommentar dreht sich jedoch expli­zit um den Vorwurf von Extremismus, Verfassungsfeindlichkeit und Gefährdung der Freiheit aller. (Hätte er die Corona-Maßnahmen, die Kritik dar­an, die Absichten der Demo oder die gezeig­ten Texte auf Schildern und Bannern dis­ku­tiert und dabei noch die zutref­fen­de Bildbetitelung aus dem Artikel sei­ner Kollegin ver­wen­det, wäre das etwas ganz anderes.)

            "Es gibt schon auch die Guten auf den Demos, wenn da nicht nur die Extremisten wären."

            Die Besonderheit und die Wirkung der ver­schie­de­nen Corona-Demos bestand ja viel­fach genau dar­in, dass es rein um die Maßnahmen und die Rückkehr zu gegen­sei­ti­gem Respekt und rechts­staat­li­chem Einhalten der Grundrechte ging und sich daher ein außer­or­dent­lich brei­tes, weit­ge­hend auch unpo­li­ti­sches Spektrum der Gesellschaft und von direkt Betroffenen zusam­men­fin­den konn­te, bei dem es völ­lig egal war, ob die ein­zel­nen "gut" oder "böse", "links" oder "rechts", reli­gi­ös oder nicht, vegan oder nicht, für oder gegen Klimawandel, für oder gegen Hertha waren. Nur des­halb waren ganz neue Begegnungen, Dialoge und Allianzen mög­lich. Mit dem tem­po­rä­ren Zurückfahren des Maßnahmendrucks und der Rückkehr ande­rer "Streitthemen" kann die gemein­sa­me Stimme eben­so schnell wie­der ver­stum­men, und dar­an wird auch gear­bei­tet, sie­he FAZ-Text.

            Vor die­sem Hintergrund müs­sen sich die abge­bil­de­ten "Freien Linken" durch­aus fra­gen las­sen, ob sie durch das Hineintragen ihrer poli­ti­schen Credos und Insignien (rote Fahnen mit sozia­li­sti­schem Stern, "Kein Gott, kein Staat, …") in Corona-Demos nicht eine par­tei­po­li­ti­sche Dominanz und Färbung bewir­ken, mit der sie gemein­sa­me Veranstaltungen und damit auch die Bewegung zer­schla­gen. (Reduktion auf "Kein Mensch ist zer­ti­fi­zier­bar" hät­te es auch getan und viel­leicht mehr bewirkt.) Dasselbe gilt natür­lich auch für alle ande­ren Fahnenschwenker, was bekannt­lich die Absicht hin­ter "fal­se flag ope­ra­ti­ons" ist.

  4. Wo auch immer er die Garnitur "mir rus­si­schen Flaggen" gese­hen haben möchte … .

    Immerhin hat der faz­ler sei­nen wei­te­ren Ergüssen die­sen Disclaimer (?) vorangestellt:
    "Meinungsäußerungen und Versammlungen sind nicht begrün­dungs­pflich­tig. Es ist der Staat, der sei­ne Eingriffe in Grundrechte recht­fer­ti­gen muss. So kann man sich durch­aus über Streit und Debatten freu­en, gera­de auch, wenn sie öffent­lich, auf Straßen und Plätzen und nicht nur in ste­ri­len Fernsehshows aus­ge­tra­gen werden."
    Inwiefern die "Beschränkungen zum Schutze aller" auch "demo­kra­tisch kon­trol­liert" waren, müss­te er mir noch­mal erklären
    (Ich hät­te für die­sen Fall ein "argu­men­tum ad hit­ler­um" in petto).

    Dass "alles, was uns lieb und teu­er sein soll­te, blu­tig ver­tei­digt" wer­den soll­te, vor allem wenn es dar­um geht, dass "die­se auch hier­zu­lan­de leid­voll erstrit­te­nen Werte von innen her­aus bekämpft" werden?
    Wahrzunehmen, dass die­je­ni­gen, die das seit min­de­stens 2 Jahren durch­zie­hen "auch vor Gewalt gegen die von ihrer Ansicht abwei­chen­den" Minderheitsmeinungen (?!) "nicht zurück­schrecken" will dem faz­ler par­tout nicht gelingen. 

    Ob es einen "Plan zum Umsturz" gab? Habe da nur eine Ahnung – aber neh­me den statt­ge­fun­de­nen Umsturz wahr ("nicht nur in Amerika" – der "Sturm auf das Kapitol" auf den der faz­ler anspielt war im schlimm­sten Fall ein gelun­ge­nes Ablenkungsmanöver à la Reichstagsbrand oder 2020er-"Sturm auf den Reichstag").

    1. @ Kassandro

      Jedes ein­zel­ne Wort die­ses Machwerks ist ent­we­der eine glat­te Lüge oder eine müh­sa­me Verdrehung der Tatsachen. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

      "Nicht werth, negiert zu wer­den" hät­te es in links­he­ge­lia­ni­schen Kreisen geheißen.

  5. "Während in der Ukraine ein Krieg tobt, in dem alles, was uns lieb und teu­er sein soll­te, blu­tig ver­tei­digt wird"

    Achja… Ich geste­he Herrn Müller ger­ne zu, dass ihm Korruption, trans­at­lan­ti­scher Imperialismus, Putschistentum, Verehrung von Nazikoloborateuren und men­schen­ver­ach­ten­der Nationalismus lieb und teu­er sein dür­fen. Man könn­te aller­dings die Frage in den Raum stel­len in wie weit der­ar­ti­ge "Werte" den Herrn Müller über­mä­ßig sym­pa­tisch erschei­nen las­sen und hof­fen, dass der Herr Müller damit mög­lichst allein ist.

  6. Kapitalismus funk­tio­niert ohne Diktatur gar nicht. In jedem Staat dik­tiert die herr­schen­de Klasse! Oder glau­ben Sie etwa daß hier das Volk regiert!?

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