Schon im eigenen Land sehen wir, daß die Auswirkungen des Virus in erheblichem Maße unterschiedlich sind, abhängig vor allem von der sozialen Situation der einzelnen Menschen.
Harvard-Ökonom Dani Rodrik richtet den Blick auf die Weltwirschaft und stellt fest:
"Ich glaube, die reichen Länder werden sich schneller erholen als die Entwicklungsländer, weil die Letzteren nicht die finanziellen Mittel haben, um angemessen auf die Pandemie zu reagieren. Was in Europa und in den Vereinigten Staaten an Einkommens- und Arbeitsmarkthilfen mobilisiert wurde, ist außergewöhnlich. Die reichen Länder können sich diesen Luxus leisten und auch mit Hilfe der Geldpolitik praktisch unbegrenzte Hilfen bereitsstellen. Andere nicht.
[Frage] Müssen wir die ärmeren Länder in dieser Krise stärker unterstützen?
Ja, unbedingt. Und zwar im eigenen Interesse… Viele Leute werden ihre Heimatländer verlassen und versuchen, es in die Vereinigten Staaten oder nach Europa zu schaffen…
[Zu Europa:] Es gibt in solchen Krisen zwei mögliche Narrative. Man kann entweder sagen: Wenn wir jetzt keine Solidarität üben, dann werden wir uns allesamt schlechter stellen. Oder man sagt: Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und fiskalische Puffer geschaffen. Wir haben daür einen Preis bezahlt, warum sollen wir jetzt die anderen alimentieren? Nach der Finanzkrise 2008 haben die Gläubigerländer einschließlich Deutschland leider auf das zweite Narrativ gesetzt: die verschwenderischen, falulen Griechen, Portugiesen und Spanier gegen die sparsame, hart arbeitende schwäbische Hausfrau. In der Corona-Krise sehen wir diese Konfrontation viel weniger."
Mal sehen, ob er mit dem letzten Satz Recht behält. Der Artikel ist erschienen in der Sonntags-FAZ vom 26.4. Gegen Geld ist er auch hier zu lesen.