»In Hildburghausen haben am Mittwochabend nach Polizeiangaben etwa 400 Menschen gegen die Corona-Regeln protestiert. Wie die Polizei mitteilte, wurden mehr als 30 Anzeigen gefertigt, weil unter anderem Abstände nicht eingehalten und Masken nicht getragen wurden. Laut Polizei kam auch Pfefferspray zum Einsatz. Die Beamten wollten nach eigenen Angaben verhindern, dass sich Demonstranten in Richtung Bundesstraße 89 bewegen. Rund 40 Polizisten begleiteten die Demonstration, die von den Teilnehmern gegen 20:30 Uhr selbst beendet wurde.
Die Teilnehmer sprachen nach Angaben von Bürgermeister Tilo Kummer (Linke) von einem "Spaziergang". "Ich bin fassungslos", schrieb Kummer am Abend auf Facebook. "Der Markt in Hildburghausen ist voller Menschen! Etliche tragen keine Masken! Was muss denn noch passieren, bis manche den Ernst der Lage begreifen?" Etliche Menschen im Kreis kämpften um ihr Leben. Ganze Kitas, Schulen, Rettungswachen, Feuerwehren hätten in den vergangenen zwei Wochen in Quarantäne gemusst. "Kann man da nicht mal zwei Wochen Abstand halten?"
Angespannte Stimmung – keine Organisation von rechts
In Sprechchören wurde am Abend in Hildburghausen "Friede, Freiheit, keine Diktatur" skandiert. Auf Plakaten stand unter anderem "Hände weg von unseren Kindern". Anwesende Mitarbeiter des Landratsamtes wurden nach Aussage von Augenzeugen beschimpft und übel beleidigt. Die Stimmung soll allgemein sehr aggressiv und angespannt gewesen sein.
Der Protest wurde laut Polizei nicht von Rechtsradikalen organisiert. "Aktuell gibt es keine Hinweise auf einen rechten Initiator", sagte die Sprecherin der Landespolizeiinspektion Suhl, Julia Kohl, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Der Kreis Hildburghausen hat derzeit bundesweit die höchste Zahl von Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Seit Mittwoch gilt dort ein regionaler Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen sowie geschlossenen Schulen und Kindergärten. Die Proteste fanden während der Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) statt.
Polizei setzt Pfefferspray ein
Das Pfefferspray wurde nach Polizeiangaben punktuell eingesetzt, um zu verhindern, dass die Protestierenden auf eine Bundesstraße im Ort ziehen. Mehrfache kommunikative Versuche, die Teilnehmer zum Verlassen der Demonstration zu bewegen, seien fehlgeschlagen, teilte die Polizei in der Nacht zum Donnerstag mit. Verletzte und Festnahmen gab es den Angaben zufolge nicht.
Ramelow kritisiert Teilnehmer
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) appellierte an die Menschen im Landkreis Hildburghausen, sich an die neuen Infektionsschutzregeln zu halten. Es gebe ein großes Bemühen, mit strengeren Maßnahmen "Leib und Leben von Menschen zu schützen", sagte er am Mittwoch nach der Bund-Länder-Schalte.
Er habe aber Bilder gesehen, die zeigten, dass sich mehrere Hundert Menschen auf dem Marktplatz versammelt hätten. Diese Menschen, so Ramelow, hätten damit das Signal gegeben, dass sie das Infektionsgeschehen in ihrem Kreis nicht interessiere.
"Sie sind zwar in dem Landkreis, in dem die höchste Infektionsrate in ganz Deutschland ist, aber sie signalisieren, dass sie die Maßnahmen zur Unterbindung der Infektionen wohl eher ablehnen."
Bodo Ramelow«
Das scheint er wohl richtig beobachtet zu haben.
Quelle: mdr.de
Bei gmx.net (https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/protesten-corona-hotspot-hildburghausen-steckt-35300732) findet man noch folgende interessante Passage im Text:
Zitat:
"Aber es hilft nicht, eine Atmosphäre der Angst zu schaffen und zu behaupten, dass ein totaler Ausnahmezustand herrscht. Wir im Landkreis sind mit zwei Krankenhäusern gut ausgestattet. Die Situation ist bedenklich, aber nicht katastrophal", bemerkt Kirner.
Laut DIVI-Intensivregister gibt es im Landkreis insgesamt sieben Intensivbetten, die allerdings derzeit alle belegt sind – davon eins mit einem COVID-19-Patienten, der invasiv beatmet werden muss."
Im 1. Halbjahr 2020 wurden ohne Grund extrem viele OP's verschoben, jetzt der Rückstau; hinzu kommt die ohnehin alarmierende Knappheit an Kapazitäten aufgrund der alljährlichen Grippewelle, das war auch vorhersehbar. Dann noch diejenigen Patienten, die zwar schwere Grippesymptome, aber nach genauer Diagnose trotz positivem PCR-Test doch keine Covid'19- Erkrankung haben. Der PCR-Test, der für die Diagnose einer Infektion gar nicht validiert ist, stellt das Problem dar.