Denkwürdiges um die Entdeckung des SARS-Coronoavirus 2003 durch C. Drosten

Am 11.4.2003 jubel­te das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut. Zwei sei­ner Mitarbeiter, Christian Drosten und Stephan Günther hat­ten mit ande­ren Forschern ein Testverfahren zur Identifikation des SARS-Virus entwickelt.

Das soll­te der Start der Karriere von Christian Drosten wer­den. Er ermög­lich­te es ihm in der Folge, ohne Habilitation einen Lehrstuhl in Bonn und aktu­ell in Berlin zu erhal­ten. Nach aca​de​mics​.de, dem Portal der „Zeit“ für Forschung und Lehre, ist dies eher unge­wöhn­lich. Wie dies gelang, bleibt im Dunklen. Könnten die her­aus­ra­gen­den Verdienste um das SARS-Virus dazu bei­getra­gen haben?

Zur Einordnung: Nach Angaben der WHO gab es welt­weit 8.096 SARS-Fälle mit 774 Toten (in der BRD: 9/0). "Die Identifizierung des Virus war ein Kopf-an-Kopf-Rennen meh­re­rer unab­hän­gi­ger Laboratorien" schrieb das Bernhard-Nocht-Institut. In der Tat waren zeit­gleich zwei wei­te­re Forscherteams zu ähn­li­chen Erkenntnissen gekom­men. Drosten et. al. nutz­ten jedoch das damit erst­mals eta­blier­te Verfahren, ihre Ergebnisse vor­ab im Internet zu ver­öf­fent­li­chen. Damit hat­ten sie die Nase vorn.

Auf einer Webseite der Charité schil­dert Drosten den Vorgang:

»Man sagt immer, das ist die erste Pandemie des neu­en Jahrtausends gewesen…
Ich habe das Virus damals mit ver­gleichs­wei­se pri­mi­ti­ven Techniken gefun­den, einer Mischung aus einer ganz alten ein­fa­chen Technik und einem ersten Schritt in Richtung des­sen, was heu­te Next Generation Sequencing ist…
[Das Virus] taucht auf und ist schon eine Pandemie.«

Pandemie?

Der Duden defi­niert Pandemie als eine "sich weit aus­brei­ten­de, gan­ze Landstriche, Länder erfas­sen­de Seuche; Epidemie gro­ßen Ausmaßes"; auch das Robert-Koch-Institut sagt: "Eine Pandemie bezeich­net eine welt­wei­te Epidemie." Laut WHO (Link s.o.) gab es außer­halb Asiens in Kanada 251 Fälle, anson­sten lag in sämt­li­chen ande­ren Ländern deren Zahl im nied­ri­gen zwei­stel­li­gen oder ein­stel­li­gen Bereich.

Wenn Drosten heu­te noch den zitier­ten Sprachgebrauch pflegt, dann kann der Zweck nur die Überhöhung der eige­nen Leistung sein.

Seine Sprachregelung, nach der er das Virus gefun­den habe, hält er kon­se­quent durch (sie­he u.a. Christian Drosten: schon immer eit­le fake news). Das, obwohl neben ihm auch sein Kollege Stephan Günther mit meh­re­ren Preisen dafür aus­ge­zeich­net wur­de und jen­seits der Tatsache, daß die dazu­ge­hö­ri­ge wis­sen­schaft­li­che Veröffentlichung 26 Namen trägt.

Vorteile beim Publizieren von Daten sichern

Doch wei­ter in sei­nem Text:

»Was damals auch neu auf­kam, war das Kommunizieren über öffent­li­che Gesundheit über das Internet, unter ande­rem mit ProMED-mail, so eine Art Blog. Darüber sind vie­le Infektionsmediziner welt­weit ver­netzt. Wir haben dann wochen­lang Briefe ver­schickt. Das war eine abso­lu­te Ausnahmesituation im öffent­li­chen Gesundheitswesen, ein Notfall. Es war natür­lich auch ein Paradefall des Aufgebens von Intellectual Property zugun­sten von Public Health. Seither hat sich die Situation aller­dings nicht nur zum Positiven gewan­delt. Infektionsausbrüche sind immer auch ein Grund für restrik­ti­ve Informationspolitik. In vie­len Fällen sind hier­an auch Wissenschaftler betei­ligt, die sich Vorteile beim Publizieren von Daten sichern wol­len, statt die ent­schei­den­den Informationen direkt an die Öffentlichkeit weiterzugeben.«

Hier ver­kehrt er die Fakten. Er war es, der wegen einer "abso­lu­ten Ausnahmesituation" sich "Vorteile beim Publizieren von Daten sichern" konn­te.

Verschleiernd erklärt er fer­ner: "Damals war ich aus einem tech­ni­schen Grund in der Lage, den Diagnostiktest für das neue Virus welt­weit zu ver­tei­len." In Wirklichkeit war es so: Wie spä­ter die Charité hat­te das Bernhard-Nocht-Institut schon seit Jahren Olfert Landt und sei­ne Firma Tib-Molbiol in die Forschung ein­ge­bun­den. Er konn­te zeit­gleich Testkits her­stel­len und sie ver­mark­ten. In der weg­wei­sen­den Publikation zum SARS-Virus wur­de ihm ent­spre­chend gedankt. Auch bei der Kooperation Drosten-Charité-Landt in Sachen Corona spricht die Charité heu­te so: "Die sen­de­tech­ni­sche Unterstützung der Firma Tib Molbiol wur­de aus Gründen des Zeitgewinns in Anspruch genom­men."


Erkenntnisse von 2003

Interessant im Lichte der dies­jäh­ri­gen Ereignisse, sind die dama­li­gen Einschätzungen von Wolfgang Preiser, einem der Mitautoren des SARS-Entdeckungs-Papiers. Am 15.4.2003 erschien ein Interview mit ihm im Tagesspiegel. Preiser hielt sich zu der Zeit in China auf. Er sag­te damals:

»Wir wis­sen immer noch nicht, was bei der Verbreitung genau eine Rolle spielt. Es gibt Hinweise dar­auf, dass sich das Virus mit jeder Übertragung von Mensch zu Mensch in sei­ner Wirkung abschwächt. Eine Rolle spielt wohl auch, dass man in Guangdong die Erkrankung früh erkannt hat. Der Hauptübertragungsweg, näm­lich durch Krankenhäuser, wur­de effek­tiv unterbunden…

Ein gro­ßes Problem schei­nen die „Super- Spreader“ zu sein, Patienten also, die aus noch unbe­kann­ten Gründen hoch­gra­dig viru­lent sind. Wenn ein sol­cher Super-Spreader in ein schlecht vor­be­rei­te­tes Krankenhaus kommt, geht die Ausbreitung von Sars gleich wie­der los…

[Tagesspiegel:] In Deutschland kau­fen ver­äng­stig­te Bürger jetzt Atemschutzmasken.

Die Aufregung ist furcht­bar über­trie­ben. Wir WHO-Ärzte tra­gen hier auf der Straße auch kei­ne Masken. Die Chance für eine Ansteckung ist ver­schwin­dend gering. Der größ­te Teil der Todesfälle betrifft Leute, die über 50 Jahre alt sind oder Vorerkrankungen hat­ten. Das heißt natür­lich nicht, dass man nach­läs­sig sein soll­te. Jeder, der Symptome hat, die auf Sars hin­wei­sen könn­ten, muss zu Hause bleiben.

Die all­ge­mei­ne Einstellung wird sich ändern. Das ist wie der Umgang mit Blut seit Aids: Jeder Streifenpolizist hat heu­te Plastikhandschuhe bei sich. Und wenn künf­tig ein Patient Husten oder Fieber hat, wer­den wir mit Mundschutz arbeiten.

Heißt das, dass wir in abseh­ba­rer Zeit mit Sars leben müssen?

Wir hof­fen, dass Sars aus­ge­rot­tet wer­den kann. Womöglich aber springt das Virus immer wie­der neu auf den Menschen über – dann wird man den Erreger nie los. Zudem gibt es Hinweise, dass auch äußer­lich Gesunde den Erreger in sich tra­gen und wei­ter­ge­ben. Das hie­ße, dass man Infektionsquellen nicht erkennt. Auch dann bekommt man den Erreger nicht mehr aus der Welt.«


Drosten einziger Corona-Experte?

Während die Medien über­wie­gend Christian Drosten als ein­zig kom­pe­ten­ten Virologen in Corona-Fragen dar­stel­len, ja als Corona-Papst (Augsburger Allgemeine), mel­den sich durch­aus auch ande­re MitverfasserInnen des SARS-Dokuments zu Wort. Allerdings ist ihre Medienrepräsentanz in nichts mit der Drostens zu vergleichen.

Beispielsweise Sylvie van der Werf. Sie arbei­tet heu­te am Pariser Institut Pasteur und gehört zur Gruppe von ForscherInnen, die nach­wei­sen konn­ten, daß das Coronavirus bereits im Februar in Frankreich wirk­te und nicht ursprüng­lich aus China ein­ge­schleust wurde.

Oder Stephan Becker, inzwi­schen Professor an der Universität Marburg. In einem Interview vom 30.4. beweist er, daß Virologen durch­aus einen Blick auf gesell­schaft­li­che Auswirkungen ihres Tun besit­zen können:

»Aus Sicht des Virologen wäre es natür­lich das Beste, wenn alle Menschen zu Hause blie­ben und so dazu bei­tra­gen, die Infektionsraten nied­rig zu hal­ten. Aber so ein­fach ist es lei­der nicht, wenn man die Corona-Epidemie glo­ba­ler betrachtet.

Der Lockdown wirkt sich auf die Wirtschaft aus – und damit indi­rekt auch auf die Gesundheit der Menschen. Nicht nur in Deutschland und Europa, son­dern in wirt­schaft­lich ohne­hin schwa­chen Regionen etwa in Afrika.

Nehmen wir zum Beispiel den durch die Corona-Krise sin­ken­den Ölpreis: Der trifft beson­ders afri­ka­ni­sche Erdölförderländer süd­lich der Sahara hart, etwa Angola, Sudan und Nigeria. Vom Öl hängt in die­sen Staaten das Überleben vie­ler Menschen ab. Daran sieht man, wie eng alles mit­ein­an­der ver­knüpft ist.

Und natür­lich ist der Lockdown auch für uns in Deutschland nicht gesund – psy­cho­lo­gisch, durch die Einschränkungen bestimm­ter Aspekte der Krankenversorgung und ande­re Dinge…

Wir müs­sen wohl oder übel erst ein­mal abwar­ten, was die Lockerung zur Folge hat. In solch einer Situation waren wir schließ­lich noch nie zuvor. Wenn sich jetzt schnell vie­le Menschen infi­zie­ren, müs­sen die Lockerungen womög­lich wie­der zurück­ge­nom­men wer­den. Trotzdem: Es ist gut, Lockerungen zu testen – wenn flan­kie­ren­de Schutzmaßnahmen ergrif­fen wer­den. Was hät­ten wir alter­na­tiv machen sol­len? Warten, bis ein Medikament oder eine Impfung gegen Covid-19 da ist? Wann das pas­siert, ist noch unklar – aber es wird noch dauern…

Diese Pandemie offen­bart, dass Gesundheitsforschung immer ein Abwägen erfor­dert: Stecken wir sehr viel Mittel in die Impfstoffforschung, ver­nach­läs­si­gen wir in der Folge viel­leicht Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes. Wir wer­den uns also nie gegen alles schüt­zen können.«

Andererseits gehör­te zu dem Team auch Albert D.M.E. Osterhaus. Er hat­te 2005 die Vogelgrippe-Pandemie mit 30 Millionen schwer Erkrankten ange­feu­ert. Bis heu­te stell­te die WHO in die­sem Zusammenhang 861 Erkrankungen mit 455 Todesfällen welt­weit fest. Auch hier waren Olfert Landt und Tib-Molbiol mit Tests zur Stelle. Vermutlich hat­te es sich dies­mal aber nicht gerechnet.
Osterhaus muß­te sich 2009 wegen Korruptionsvorwürfen aus einem Ausschuss des nie­der­län­di­schen Gesundheitsministeriums zurück­zie­hen. 2014 saß er mit Christian Drosten, in einem wis­sen­schaft­li­chen Geldverteilungsunternehmen, das Forschungen von Drosten und Landt finan­zier­te. Siehe dazu Drosten-Landt-Connection: Geld schef­feln mit Pandemien (II) und Drosten-Landt-Connection: Geld schef­feln mit Pandemien (III).

(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)

Eine Antwort auf „Denkwürdiges um die Entdeckung des SARS-Coronoavirus 2003 durch C. Drosten“

  1. Sehr inter­es­sant, was sich da so bei den "Weiß-Kitteln" abspielt. Ich hat­te also mit mei­ner Vermutung recht, dass sich die Herren – vor allem Drosten – so eine Gelgenheit nicht ent­ge­hen las­sen werden.
    Inzwischen hat er sich ja zur Medienhure hochgearbeitet.
    Tüchtig! Tüchtig !
    Und jetzt arbei­ten sie – wahr­schein­lich jeder getrennt für sich – mit viel Engagement und noch mehr "Leidenschaft " , um ein mög­lichst teu­res "Gegengift" an den Bürger zu bringen.
    Vielen Dank für den Artikel.

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