„Der Ausfall beim Personal ist teilweise dramatisch"

Ein Klinikleiter erklärt, wie über Tests Klinikpersonal und damit ver­füg­ba­re Intensivbetten redu­ziert wer­den. Ein Interview vom 25.12. auf tages​spie​gel​.de.

»Stefan Eschmann ist Vorstandsvorsitzender der pri­va­ten KMG Kliniken mit Sitz in Bad Wilsnack. Zu der Gruppe gehö­ren neun Akutkliniken, dazu Rehakliniken, Pflegeheime und Arztpraxen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen…

In wel­cher Ihrer neun Kliniken ver­sor­gen Sie der­zeit die mei­sten Patienten?
Am stärk­sten in Anspruch genom­men ist das Klinikum in Luckenwalde im süd­li­chen Brandenburg, mit dem Auto 25 Minuten von Berlin ent­fernt und in der Nähe von Potsdam. In dem Krankenhaus wer­den der­zeit 18 Patienten mit einer bestä­tig­ten Corona-Infektion behan­delt, davon zwei auf der Intensivstation. Insgesamt hat das Haus zehn Intensivbetten. Eine Woche zuvor waren es hier nur etwa halb so vie­le Covid-19-Patienten.

Man spürt, dass die Infektionslage von Berlin und Potsdam aus­strahlt. Anders ist die Situation zum Beispiel in unse­rem Klinikum in Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern. Dort wer­den aktu­ell sechs Covid-19-Erkrankte ver­sorgt, davon kei­ner auf der Intensivstation. Das ist ver­gleichs­wei­se wenig für ein Krankenhaus die­ser Größe und zeigt das ver­gleichs­wei­se gerin­ge Infektionsgeschehen in der Region.«

Zum zwei­ten Mal ver­sucht der Interviewer, das Thema "Triage" ins Spiel zu brin­gen, auch hier vergeblich:

»Zu einer Triage sind Sie in Ihren Häusern also noch nicht gezwungen?
Nein…

Verfügen Ihre Kliniken über aus­rei­chend Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte?
Wir ver­zeich­nen einen teil­wei­se dra­ma­tisch höhe­ren Ausfall beim Personal als zu nor­ma­len Zeiten. Dies sind sowohl Mitarbeiter, die sich mit Corona ange­steckt haben oder erkrankt sind. Aber ins­be­son­de­re auch sol­che, die nicht arbei­ten kön­nen, weil sie zum Beispiel ihre Kinder zu Hause betreu­en müs­sen oder die auf­grund eines Risikokontaktes in Quarantäne sind.

Denn es kommt bei­spiels­wei­se vor, dass bei Aufnahme Corona-nega­tiv gete­ste­te Patienten, die rou­ti­ne­mä­ßig nach eini­gen Tagen erneut gete­stet wer­den, beim zwei­ten Test posi­tiv sind. Dies kann dazu füh­ren, dass plötz­lich meh­re­re Mitarbeiter Kontakte ersten Grades sind und in Quarantäne müs­sen. Und je klei­ner ein Krankenhaus ist, desto mehr wir­ken sich sol­che Quarantänemaßnahmen auf den Betrieb aus, weil es schwe­rer fällt, das auszugleichen.

Gilt die­se Quarantänepflicht für alle Kontaktpersonen?
Wir ste­hen täg­lich mit den zustän­di­gen Gesundheitsämtern in Kontakt, um zu klä­ren, ob Mitarbeiter, die einen Risikokontakt hat­ten, aber kei­ne Symptome zei­gen, tat­säch­lich völ­lig iso­liert wer­den müs­sen oder ob sie wei­ter­hin zur Arbeit im Klinikum kom­men dür­fen. Nach Genehmigung durch das Gesundheitsamt arbei­ten die Mitarbeiter unter stren­gen Hygienerichtlinien in Klinikbereichen mit gerin­gem Infektionsrisiko wei­ter. Nach Dienstschluss bege­ben sich die­se Mitarbeiter sofort wie­der in die häus­li­che Quarantäne. Eine sol­che Sondergenehmigung kann erteilt wer­den, wenn die Aufrechterhaltung des Klinikbetriebs auf­grund Personalmangels anson­sten gefähr­det wäre.

Mussten Sie bereits Stationen oder Behandlungsbetten vom Netz neh­men, weil das Personal nicht gereicht hat?
Ja, in die­se Situationen gera­ten wir seit eini­ger Zeit lei­der fast täg­lich. Das geht teil­wei­se soweit, dass wir im zwei­stel­li­gen Prozentbereich Betten außer Betrieb neh­men müs­sen, weil Personal in Quarantäne ist oder nicht zur Verfügung steht…

Wenn der Normalbetrieb noch mög­lich ist, dann ist die Lage in den Kliniken also noch nicht so dramatisch?
Die Kliniken der KMG-Gruppe haben Stand heu­te noch nicht die Situation erreicht, in der wir nicht mehr wis­sen, wie wir inten­siv­pflich­ti­ge Patienten unter­brin­gen sol­len – auch wenn unse­re Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maxi­mal bela­stet sind. Im gesam­ten Bundesgebiet und auch um Berlin her­um gibt es immer noch Krankenhäuser, die noch nicht an ihren Kapazitätsgrenzen sind und schwer erkrank­te Covid-19-Patienten über­neh­men können.

Und des­halb muss man sich jetzt Gedanken machen, wie man die Krankenhäuser bes­ser ver­netzt, um eine rei­bungs­lo­se Verlegung von Patienten aus über­la­ste­ten Häuser in sol­che mit frei­en Kapazitäten zu organisieren…

Ich bin gespannt, wie sich nun der har­te Lockdown auf die Krankenhäuser aus­wir­ken wird. Und das, was der Bund nun zur Coronafinanzierung der Krankenhäuser auf den Weg gebracht hat, berück­sich­tigt genau die­se mas­si­ven Einnahmeverluste durch den Wegfall der elek­ti­ven Patienten kaum. Wenn Kliniken nur noch zu 50 Prozent belegt sind, aber 100 Prozent der Personalkosten wei­ter tra­gen müs­sen, wird das vie­le in schwe­re Bedrängnis brin­gen

Da ist natür­lich Schluß beim pri­va­ten Krankenhausbetreiber. Personal ist vor allem wesent­lich im Zusammenhang mit Kosten. Genau des­halb darf man Gesundheit nicht dem Markt überlassen.

(Hervorhebungen nicht im Original.)

7 Antworten auf „„Der Ausfall beim Personal ist teilweise dramatisch"“

  1. Schildbürgertum gepaart mit Ignoranz und Verantwortungslosigkeit, es ist zum Haare- Raufen!!!
    Kein Wunder, wenn kaum noch jun­ge Leute einen Pflegeberuf erler­nen möchten!

  2. Lieber AA, ist die­se Schlussfolgerung wirk­lich logisch?

    "Da ist natür­lich Schluß beim pri­va­ten Krankenhausbetreiber. Personal ist vor allem wesent­lich im Zusammenhang mit Kosten. Genau des­halb darf man Gesundheit nicht dem Markt überlassen."

    Die Situation ist sehr unüber­sicht­lich. Wir haben poli­tisch das pani­sche Pandemieparadox mit Quarantanamo fürs bedingt arbeits­fä­hi­ge Personal, das Engpässe ver­ur­sacht. Wir haben mehr­fach im Laufe des Jahres modi­fi­zier­te Abrechnungsmodalitäten. Wir haben eine trau­ma­ti­sier­te Klientel, die lang­sam Bögen um Krankenhäuser macht, wie der Teufel ums Weihwasser. In Bälde wer­den die mög­li­cher­wei­se eher noch mode­rat vie­len Coronafälle durch die unge­plan­ten Impfprobanden mit Nebenwirkungen ergänzt.

    Im Kern ver­mu­te ich die Korrektheit Ihres Arguments. Jedoch sehe ich noch zu vie­le ande­re Einflüsse für eine wirk­lich schlüs­si­ge Einschätzung.

  3. Dachte ich mir fast, dass der Stress im Krankenhaus durch die schwach­sin­ni­ge Quarantänepolitik mit­ver­ur­sacht wird. Es wäre falsch, das dem Virus oder "der Pandemie" in die Schuhe zu schie­ben. Es ist die Politik.

  4. Also mal zusam­men­ge­fasst: Jeder, der ein­ge­lie­fert wird (egal wes­we­gen!) wird gete­stet. Nach ein paar Tagen wird jeder (egal ob pas­sen­de Symptome oder nicht!) wie­der gete­stet. Wenn der Test posi­tiv ist, wird jeder Mitarbeiter, der direk­ten Kontakt zu der Person hat­te (egal ob mit oder ohne Krankheitssymptome!) nach Hause geschickt, bis auf ein paar Ausnahmen, wo die Pflegekraft dann noch arbei­ten darf, aber sonst unter Hausarrest steht.
    Und man wun­dert sich, war­um die Spitäler über­la­stet sind…
    Nochmal zum Mitschreiben für die Ärzte und Gesundheitsbehörden: Asymptomatische Personen, die posi­tiv gete­stet wer­den sind nicht ansteckend! Das hat eine gro­sse Studie aus China gezeigt. Der PCR Test ist als Ergänzung gedacht, nicht als allei­ni­ges Diagnosemittel! Warum geht das nicht in euren Schädel rein?

  5. @Simone
    „Warum geht das nicht in euren Schädel rein?“
    Weil das die Lebenslüge der CoV-2-Panikverbreiter angreift: die Validität der Tests. Der Test zeigt nicht „von selbst“ die Anwesenheit von CoV‑2 an. Das müss­te man in einem wei­te­ren Schritt, dem Test auf das ORF-1-Gen, tun. Den die mei­sten Labore offen­bar nicht tun und von den Gesundheitsämtern auch nicht dazu gezwun­gen wer­den. Sodann ist die­ser Test ohne Kenntnis der ver­wen­de­ten Zyklenzahl auch nicht seri­ös interpretierbar.
    Das kön­nen aber sol­che Leute schlecht öffen­tich sagen. Weil sie wis­sen dass sie dann öffen­tich in den Senkel gestellt wer­den müssen.
    https://​www​.coro​dok​.de/​s​o​-​w​e​r​d​e​n​-​i​n​f​i​z​i​e​r​t​e​-​e​r​z​e​u​gt/

    Im Übrigen gibt es in einer Marktwirtschaft kei­nen Personalmangel. Es gibt aber Gehaltsangebote die am Markt ver­sa­gen. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

  6. Kuckst du DIVI Zeitreihen. Belegte Betten seit über einem hal­ben Jahr fast gleich, freie Betten auf Sinkflug.
    Genau deswegen.
    Es ist wirk­lich zum speien.

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