"Der Herbst wird vermutlich sehr schwierig." Nicht zugelassenes Medikament von Merck im Einsatz

Nicht als der Renner schlecht­hin hat sich Paxlovid erwie­sen. Die Konkurrenz ist wei­ter – mit einem in der EU nicht zuge­las­se­nen Medikament, das aber den­noch in Deutschland über ein Jahr im Einsatz war.

»… Lauterbach: Der Herbst wird ver­mut­lich sehr schwie­rig… Selbst die­je­ni­gen, die vier­mal mit den bis­he­ri­gen Impfstoffen geimpft wur­den, haben gegen­über BA.5 nur einen Schutz vor Infektion von weni­ger als 40 Prozent…

Es gibt Ärzte, die set­zen Paxlovid nicht ein, weil sie inner­halb der fünf Tage, in denen das Medikament gege­ben wird, ande­re Medikamente abset­zen müs­sen. Der mög­li­che Nachteil, den sie damit ein­ge­hen, wird aber mehr­fach auf­ge­wo­gen durch die Vorteile von Paxlovid: 

Je mehr Risikofaktoren jemand hat, desto stär­ker senkt Paxlovid die Sterblichkeit.

Wenn jemand älter ist, an Diabetes lei­det und schon mal einen Schlaganfall hat­te, dann sinkt die Sterblichkeit um bis zu 90 Prozent. Für Ältere ist Paxlovid lebens­ret­tend, wenn es schnell ein­ge­setzt wird…

Wir haben mit dem Infektiologen Leif Erik Sander und dem Intensivmediziner Christian Karagiannidis eine Liste erar­bei­tet, für wel­che Patienten Paxlovid sinn­voll ist, damit es schnell und unbü­ro­kra­tisch ange­wen­det wer­den kann. Künftig gilt: Wer über 60 Jahre alt ist und einen posi­ti­ven PCR-Test hat, bekommt jetzt zusam­men mit dem Befund den Hinweis auf Paxlovid. Wer zu Hause einen posi­ti­ven Schnelltest hat, kann künf­tig den Hausarzt anru­fen, bekommt von die­sem Paxlovid ver­schrie­ben und von der Apotheke geliefert.

US-Präsident Joe Biden hat Paxlovid bekom­men – und war nach ein paar Tagen erneut posi­tiv. Wie kann das sein?

Lauterbach: Er ist nicht ein zwei­tes Mal erkrankt. Die Viruslast ist wahr­schein­lich wie­der ange­stie­gen, nach­dem er das Medikament abge­setzt hat­te. Das ist in ein­zel­nen Fällen mög­lich. Sein Risiko ist dadurch aber nicht wie­der gestiegen.

Hilft Paxlovid auch gegen Long Covid?

Lauterbach: Ältere mit schwe­ren Verläufen haben ein beson­ders hohes Long-Covid-Risiko. Daher schützt Paxlovid wahr­schein­lich die­se Menschen. Aber eine Studie dazu gibt es noch nicht.«

Ich gebe es zu. Dieses Interview wur­de am 4.8.2022 geführt auf otz​.de. Schon damals waren die Ausführungen Lauterbachs zu Paxlovid erstun­ken und erlo­gen (sie­he coro​dok​.de/​?​s​=​p​a​x​l​o​vid).

Am 26.10.23 ist hin­ge­gen zu erfah­ren, daß ein Pfizer-Konkurrent offen­bar bes­se­re PR-Agenten anzu­bie­ten hatte:

han​dels​blatt​.com (26.10.23)

»New Jersey. Das Corona-Medikament des US-Pharmakonzerns Merck ver­kauft sich bes­ser als erwar­tet. Wie das Unternehmen am Donnerstag mit­teil­te, stieg der Umsatz mit Molnupiravir im drit­ten Quartal um 47 Prozent auf 640 Millionen Euro und über­traf damit die Analystenschätzungen von 120 Millionen Dollar deutlich.

Für das Gesamtjahr erwar­tet Merck nun einen Umsatz für das unter dem Namen Lagevrio ver­mark­te­te Medikament von 1,3 Milliarden Dollar und hebt auch die Prognose für den Konzernumsatz auf 59,7 bis 60,2 Milliarden Dollar an. Zuvor hat­ten die US-Amerikaner einen Umsatz von 58,6 bis 59,6 Milliarden Dollar angepeilt…

Paxlovid domi­niert den Markt für die Behandlung von Corona in den USA. In der EU bekam Molnupiravir kei­ne Zulassung. In Japan ist das Medikament Merck-Angaben zufol­ge jedoch marktführend.«

Erstaunlich schnell ist die­ser Artikel vom 29.9.23 auf mer​kur​.de ver­schwun­den und nur noch via web​.archi​ve​.org erhältlich:

»… Forscher aus Großbritannien war­nen. Eine Studie, ver­öf­fent­licht im Fachmagazin Nature, bekräf­tigt Bedenken, die es schon län­ger gab…

In man­chen Fällen könn­ten bei einer Behandlung mit dem Arzneistoff über­le­bens­fä­hi­ge Viren ent­ste­hen. Diese Mutationen, die auf ande­re Menschen über­trag­bar sei­en, könn­ten zu einer Entwicklung von neu­en gefähr­li­chen Varianten füh­ren, hieß es…

Corona-Medikament Lagevrio: Wurde es auch in Deutschland verwendet?

In Deutschland war das Corona-Medikament Lagevrio (Molnupiravir) seit Anfang 2022 im Einsatz – „auf Grundlage der Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungsverordnung (MedBVSV) ohne Zulassung“, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) infor­mier­te. Am 24. Februar 2023 lehn­te die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) die Zulassung ab. Laut BfArM war der Hintergrund der nicht nach­weis­ba­re Nutzen des Medikaments. In Deutschland darf es also nicht mehr ver­trie­ben wer­den…«

Über ein Jahr auf dem deutschen Markt – ohne Zulassung

Beim Bundesinstitut ist zu erfahren:

»Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) bringt seit Anfang 2022 das zen­tral beschaff­te Arzneimittel Lagevrio® (Wirkstoff: Molnupiravir) auf Grundlage der Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungsverordnung (MedBVSV) ohne Zulassung in Verkehr; Grundlage hier­für war eine Bewertung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nach § 3 Absatz 2 MedBVSV zum erwart­ba­ren posi­ti­ven Nutzen-Risiko-Verhältnis. Dieser Bewertung ging im November 2021 eine Bewertung des Ausschusses für Humanarzneimittel bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) (CHMP) vor­aus, der basie­rend auf der Bewertung vor­läu­fi­ger Daten im Rahmen eines Art. 5 (3) Verfahrens der Verordnung (EG) Nr. 726/2004, eine Empfehlung zur Verwendung von Lagevrio (Molnupiravir) zur Behandlung von COVID-19 aus­ge­spro­chen hatte.

Das zen­tra­le Zulassungsverfahren dau­er­te der­weil an. Am 24.02.2023 infor­mier­te der CHMP dar­über den Zulassungsantrag von Lagevrio® abzu­leh­nen. Begründet wird dies damit, dass nach Bewertung der vom Unternehmen vor­ge­leg­ten Daten, der CHMP zu dem Schluss kommt, dass der kli­ni­sche Nutzen von Lagevrio® bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19, die kei­nen zusätz­li­chen Sauerstoff erhal­ten und bei denen ein erhöh­tes Risiko für die Entwicklung eines schwe­ren Verlaufs einer COVID-19-Erkrankung besteht, nicht fest­ge­stellt wer­den konn­te…«
bfarm​.de

Brisant an der Geschichte ist eine Frage, die seit lan­gem auch im Zusammenhang mit den "mRNA-Impfstoffen" gestellt wird. Karl Lauterbach muß­te von den Bedenken infor­miert gewe­sen sein, als er die Pillen auf den Markt warf:

n‑tv.de (6.10.21)

»… Dank aktu­el­ler Ergebnisse sehen nun man­che Fachleute in dem Wirkstoff Molnupiravir einen "Gamechanger". Laut des Herstellers redu­zier­te das Medikament bei Corona-Infizierten mit erhöh­tem Risiko für schwe­re Verläufe die Zahl der Klinikaufenthalte um die Hälfte. Der größ­te Vorteil dabei: Molnupiravir kann in Tablettenform ver­ab­reicht werden.

Der hei­li­ge Gral scheint Molnupiravir vom US-Pharmaunternehmen Merck aller­dings nicht zu sein. Denn ein wirk­sa­mer Bestandteil des Medikaments hat einer Studie zufol­ge zumin­dest das Potenzial, das mensch­li­che Erbgut zu schä­di­gen. Es han­delt sich dabei um das Molekül N4-Hydroxycytidin (NHC). Es imi­tiert Nukleoside, die Bausteine von RNA-Viren, wie Sars-CoV‑2 und kann deren Vermehrung stop­pen, indem sie das Erbgut der Viren unle­ser­lich macht, wie das Wissenschaftsmagazin "Spektrum" berich­tet.

Was in der Virenbekämpfung ein Vorteil ist, kann sich – zumin­dest theo­re­tisch – nega­tiv auf den mensch­li­chen Organismus aus­wir­ken, wie ein Forscherteam um Ronald Swanstrom von der University of North Carolina her­aus­fand. In einer Studie zeig­ten sie, dass Molnupiravir nicht nur beim Virus die gewünsch­ten Mutationen ver­ur­sacht, son­dern auch in von Hamstern stam­men­den Zellkulturen.

"Gamechanger" oder Enttäuschung?

Zwar ist NHC ein Baustein der RNA und wird des­we­gen nicht direkt in DNA ein­ge­baut. Allerdings gibt es auch im mensch­li­chen Körper ein Enzym, das RNA-Bausteine in DNA-Bausteine umwan­delt. In einem Laborexperiment fan­den Swanstrom und sein Team her­aus, dass das auch mit NHC gesche­hen kann. Teilt sich eine Zelle wäh­rend der Behandlung mit Molnupiravir, kön­nen sol­che umge­wan­del­ten Bausteine auch ins Erbgut ein­ge­baut wer­den – und bei zukünf­ti­gen Zellteilungen Mutationen verursachen.

Inwieweit die Erkenntnisse der US-Forscher auch für den mensch­li­chen Körper gel­ten, ist bis­lang nicht klar. Die Zellen wur­den in der Studie 32 Tage lang mit den Wirkstoffen behan­delt, wäh­rend eine Behandlung mit Molnupiravir ledig­lich fünf Tage dau­ern soll. Zudem berich­te­te Merck bereits im März 2021, dass Tierversuche selbst mit hohen Dosen des Wirkstoffes kei­nen Hinweis dar­auf erbracht haben, dass der Stoff in Säugetieren Mutationen auslöse.

Die Frage nach den Erbgutschäden könn­te die Zulassung laut "Spektrum" womög­lich den­noch gefähr­den – oder zumin­dest dazu füh­ren, dass das Medikament nur für Menschen mit sehr hohem Risiko eines schwe­ren Verlaufs infra­ge kommt. Auch Pläne, den Wirkstoff als Prophylaxe ein­zu­set­zen, dürf­ten dadurch einen Dämpfer bekommen.

Bisher sei aller­dings kaum etwas über das Nebenwirkungsprofil des Wirkstoffes bekannt, wie es im Magazin heißt. Die Daten sei­en, abge­se­hen von den Angaben in der Pressemitteilung, bis­her nicht ver­öf­fent­licht«

Zwei Jahre danach berich­ten auch ande­re Medien über eine "unge­woll­te Auswirkung" (msn​.com). Dabei geht es aller­dings nur noch um die Möglichkeit, daß das Medikament neue Varianten des Virus her­vor­brin­gen kön­ne. Die oben genann­te Arbeit bleibt wei­ter­hin unerwähnt.


Unkritisch wie ins­ge­samt zum Themenkomplex Corona war sei­ner­zeit zu lesen:

deut​sche​-apo​the​ker​-zei​tung​.de (7.1.22)
doc​check​.com (26.1.22)
apo​the​ke​-adhoc​.de (10.1.21)

Wir soll­ten mehr spre­chen über "irre­gu­lä­re" und "ille­ga­le" Machenschaften im Pharmabereich. Die Clans dort defi­nie­ren sich nicht über Blutsbande, son­dern über das über­mäch­ti­ge Bedürfnis, Geld zu schef­feln, wel­che mensch­li­chen Opfer es auch immer kosten möge. Und wir soll­ten uns vor Augen füh­ren, mit wel­chen Themen wir von den Verbrechen abge­lenkt wer­den sollen.

(Hervorhebungen in blau nicht im Original.)

11 Antworten auf „"Der Herbst wird vermutlich sehr schwierig." Nicht zugelassenes Medikament von Merck im Einsatz“

  1. Ja, unser Herr Minister hat sich schon immer um die größ­ten zu knacken­den Nüsse der Virologie höchst selbst geküm­mert – als ober­ster WeltWissenschaftler Deutschlands. (OWWD) Er hat kaum Zeit für die Nebensächlichkeiten, die gar­vi­rendst unser Gesundheitswesen betref­fen. So hört man immer öfters von Leistungsverweigerung – hab' mir nicht Alles notiert!

    Erstaunlich aber ist zu lesen dass Antivirale Mittel bis vor kur­zem des­we­gen sel­ten ver­ab­reicht wur­den, weil ihre "Nebenwirkungen" meist nicht im Verhältnis zum unbe­streit­ba­ren Nutzen beim unter­drücken der vira­len Aktivität stan­den. Das hat sich nun geän­dert. Ganz schön prak­tisch, für die Hersteller – so ein Gesundheitsminister. Darf ich als Teil sei­nes Chefs viel­eicht mal höf­lichst nach­fra­gen wann der gnä'dge Herr mal gedenkt zu arbei­ten – zumin­dest so lan­ge wie er Bezüge erhält. Ansonsten kann er ja mei­net­we­gen machen was er will. Ich müss­te näm­lich mal zu einem arbeits­wil­li­gen Arzt – mit mitt­le­rer (?) Dringlichkeit. Hat Zeeeeeit … ich weiss, K‑L .….. – Keine Notlage natio­na­ler Tragweite.

    Ist Der eigent­lich noch ganz fix? – soll­te nicht ich mich fra­gen. Hat ihn nicht die "demo­kra­ti­sche" poli­ti­sche Partei SPD zum Mister Minister gemacht. Ganz schön schlecht, die­se Partei. Wer wählt so was, fra­ge ich mich dabei nur?

  2. Dazu fällt mir ein, in Siegfried Lenz Roman " Heimatmuseum " gibt es eini­ge ein­drück­li­che Abschnitte mit Schilderungen der alche­mi­schen Arzneikunde des Schlangenölforschers- und Verkäufers Rogalla.

  3. »… Lauterbach: Der Herbst wird ver­mut­lich sehr schwie­rig… Selbst die­je­ni­gen, die vier­mal mit den bis­he­ri­gen Impfstoffen geimpft wur­den, haben gegen­über BA.5 nur einen Schutz vor Infektion von weni­ger als 40 Prozent…"

    Kombiniert man das mit dem mitt­ler­wei­le gut beleg­ten Sachverhalt, daß Lauterbachs Corona-Prognosen zu weni­ger als 10% zutref­fen, dann steigt der Schutzfaktor auf 94% ( bzw. sinkt das Infektionsrisiko von 60% auf unter 6%).

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