Der Horrorkatalog des RKI

In des­sen "Vorbereitung auf den Herbst/Winter 2021/22" vom 22.7. heißt es unter Bezug auf, na klar, Modellierungen unter "Handlungsempfehlungen":

»Kommunikation: die Bevölkerung soll­te früh­zei­tig dar­über infor­miert wer­den, dass 

      • es im Winter wie­der zu einer star­ken Belastung des Gesundheitswesens und mög­li­cher­wei­se regio­na­len / loka­len Überlastung (wie ECMO-Kapaztät [sic]) kom­men kann; 
      • das Verhalten jedes Einzelnen Einfluss auf den Umfang und die Folgen der Infektionen im Herbst und Winter hat; 
      • bei einer zuneh­men­den Ausbreitung der Delta-Variante eine voll­stän­di­ge Impfung eine deut­lich bes­se­re Schutzwirkung hat. Dies wirkt einem Nachlassen der Impfbereitschaft ent­ge­gen.«

Das RKI traut sei­ner Hoffnung nicht. Es geht aus von einer "erwart­ba­ren Impfquote von ca. 70–80% unter den Erwachsenen" und baut des­halb ein Horrorszenario auf. Strafe muß schließ­lich sein.

In Elfenbeinturm-Sprech wird ver­kün­det, daß man sich vor­ran­gig auf Arme und Schlachtarbeiter sowie Kinder stür­zen will:

»Sozio-öko­no­mi­sche Ungleichheiten soll­ten aktiv adres­siert wer­den z. B. durch „auf­su­chen­de Impfangebote“ in sozio-öko­no­misch benach­tei­lig­ten Gebieten, bei Berufsgruppen mit hohen Kontaktraten, oder dort, wo vie­le Menschen auf engem Raum leben und arbei­ten (z. B. pro­du­zie­ren­des oder ver­ar­bei­ten­des Gewerbe);…

Kontinuierliche Überprüfung der Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche durch die STIKO (auch bei Ausweitung der Zulassung auf jün­ge­re Altersgruppen); «

Boosterung kommt

Das wird die Fans des vor­schnel­len Pikses beson­ders freuen:

»Da im Augenblick noch nicht bekannt ist, wie lan­ge der Impfschutz anhält, ist es sinn­voll, zeit­nah reagie­ren zu kön­nen. „Booster-Impfungen“ (ins­be­son­de­re) für Ältere und Risikogruppen soll­ten jetzt geplant und vor­be­rei­tet wer­den, wie z. B. die aus­rei­chen­de Bestellung bzw. Bevorratung an Impfstoffen, insb. sol­che, die für die Boosterung beson­ders geeig­net sind (Wirksamkeit gegen neue Virusvarianten bzw. mul­ti­va­len­te Wirksamkeit); «

Kontaktsperren

»Je nach Lage im Herbst / Winter kann eine indi­vi­du­ell ver­ant­wor­te­te Reduktion der Kontakte (ins­be­son­de­re für Suszeptible) nötig sein, wobei durch die gesamt­ge­sell­schaft­li­che Umsetzung der Basismaßnahmen eine mög­lichst gro­ße Teilhabe die­ser Personengruppen ange­strebt wer­den sollte.«

wik​tio​na​ry​.org

Auf deutsch: Die alten Menschen sol­len wie­der weg­ge­sperrt wer­den. Und natür­lich müs­sen die "Umgeimpften" iso­liert wer­den, die sind schließ­lich am sus-zep-ti-bels-ten.

Schwere COVID-19 Ausbrüche in Pflegeheimen erwartet

Schon jetzt weist das Institut ("Das Institut – Oase des Scheiterns" ist nur vom Titel her pas­send) dar­auf hin:

»Ein denk­ba­res Szenario ist, dass bei hoch­be­tag­ten Menschen mit zuneh­men­dem zeit­li­chem Abstand zur Impfung ver­mehrt Impfdurchbrüche auf­tre­ten kön­nen, so dass es in Pflegeheimen zu schwe­ren COVID-19 Ausbrüchen kom­men kann.«

Auch dort heißt es dann Boosten-Boosten-Boosten.

Kinder große Gefahr

»Kinder und Jugendliche wer­den in Bezug auf Infektionen durch SARS-CoV‑2 eine stär­ke­re Rolle spie­len, da sie auf­grund einer gerin­ge­ren Impfquote oder feh­len­der Impfmöglichkeit der unter 12 Jährigen eine gro­ße für SARS-CoV‑2 sus­zep­ti­ble Gruppe darstellen…

[Es] soll­ten kon­ti­nu­ier­li­che Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche vor­be­rei­tet und digi­ta­le Möglichkeiten aus­ge­baut wer­den. Hierauf soll­ten sich sowohl Schulen, Eltern, Arbeitgeber*innen und der Bereich der medi­zi­ni­schen Versorgung vorbereiten.…

Auch der Transports [sic] von und zur Schule soll­te ein­be­zo­gen werden.«

Das ist in Schwurbelsprache nichts ande­res als die Botschaft: Bereitet Euch auf neue Schulschließungen vor.

Mit Gesunden Zahlen hochtreiben

»Zur frü­hen Erkennung und Vermeidung von Übertragungen in Kindertagesstätten und Schulen soll­ten bereits zu Zeiten nied­ri­ger 7‑Tage-Inzidenz Strukturen zur Umsetzung einer Teststrategie für ein Screening auf asym­pto­ma­ti­sche Infektionen imple­men­tiert wer­den.«

In den Folgejahren zunehmend lockern?

»Regelmäßige Boosterimpfungen wer­den ver­mut­lich in zu bestim­men­den Bevölkerungsgruppen und Impfabständen erfor­der­lich sein. Eine brei­te Grundimmunität wird jedoch ver­mut­lich im Herbst/Winter 2021/2022 noch nicht erreicht sein, weil die erwart­ba­ren Impfquote von ca. 70–80% unter den Erwachsenen hier­zu noch nicht aus­rei­chen wird. Durch wei­te­re Impfungen sowie Infektionen ist zu erwar­ten, dass die Grundimmunität in der Bevölkerung in den Folgejahren zuneh­mend sta­bi­ler und die sai­so­na­len Wellen damit klei­ner werden.«

Lockdown am 1.10., erstmal nur als Modell

»Beim model­lier­ten Verlauf der ITS-Belegung zeigt sich der posi­ti­ve Einfluss einer höhe­ren Impfquote. Schon eine Verhaltensänderung der Bevölkerung über eine Kontaktreduktion von 10% am 01.10. sowie von 30% Reduktion am 01.11. hat im Modell eine erheb­li­che Auswirkung auf die ITS-Auslastung. Die Altersgruppen 18–59 und 60+ machen den Großteil der ITS-Auslastung aus.«

rki​.de

Wir haben gelernt, daß "sus­zep­ti­bel" bil­dungs­sprach­lich "reiz­bar" bedeu­tet. Es könn­te gut sein, daß die Wieler-Truppe sich hier über­reizt hat.

18 Antworten auf „Der Horrorkatalog des RKI“

  1. Das RKI – sie haben sich dran gewöhnt, die Stars der Show zu sein, und wer­den die­se Position nicht frei­wil­lig wie­der her­ge­ben. Sie lie­ben die Show und das Gefühl, gaaa­anz wich­tig zu sein und die rest­li­chen 83 Millionen nach ihrer Pfeife tan­zen zu las­sen. Diese Allmacht! Das ist IHRE Stunde! Allerhöchste Zeit, sie zurecht zu stut­zen. Leider weiß ich nicht, wie, Argumente wer­den wer­den ja stumpf ignoriert.

  2. "Durch wei­te­re Impfungen sowie Infektionen ist zu erwar­ten, dass die Grundimmunität in der Bevölkerung in den Folgejahren zuneh­mend sta­bi­ler und die sai­so­na­len Wellen damit klei­ner wer­den.". Und bis die sta­bil sind.…… rein mit dem Zeug! 

    Top, da hat man den Fahrplan für die näch­sten Jahre.

    Hat jemand mit­be­kom­men was der Aiwanger Hubert heu­te mor­gen beim DLF zum besten gege­ben hat? Da hat er rich­tig gelie­fert und sich mal über 15 Minuten Luft gemacht! Mir ist die Kinnlade run­ter­ge­klappt (posi­tiv), der Moderator hat geschnauft und Söder ist mini­mum die Kaffeetasse aus der Hand gefallen.

    1. Aiwanger fin­det Testen toll. Nun denn. Wo bleibt mein Recht auf Selbstbestimmung wenn ich nicht gete­stet wer­den will?

  3. Wenn bei mir die "auf­su­chen­den Impfangeboten" vor der Tür ste­hen, sagen wir fünf Personen, davon drei bewaff­ne­te Polizisten.
    Reichen dann gute Argumente aus, das freund­li­che Angebot aus­zu­schla­gen oder soll­te ich mich bes­ser mit Handfesterem ausstatten?
    Nicht das ich Sorgen hätte…

  4. Wir brau­chen zur Verbesserung der Zahlen bei der ITS Belegung kei­ne Verhaltensaenderung der Bevoelkerung son­dern eine Verhaltensaenderung der Klinikbetreiber, damit nicht bei zurueck­ge­hen­der Belegung der Intensivstationen Intensivbetten abge­baut wer­den, um noch sicher im "sub­ven­tio­nier­ten Belegungsbereich" von 75%+ zu blei­ben. Um die­se (anschei­nend nicht erwuensch­te) Verhaltensaenderung zu bewirken,muesste das Gesundheitsministerium die Regeln zur Subventionierung der Intensivbetten aen­dern, nur gedenkt nie­mand, das auch nur in Betracht zu ziehen …

    Ansonsten: eine lades­wei­te Ueberlastung des Kliniken und/oder Intensivstationen hat es in Deutschland waeh­rend der "Pandemie" *nie­mals* gege­ben. Zahlen, wie sie jetzt in Grossbritanien fest­ge­stellt wur­den (ein erheb­li­cher Anteil der hos­pi­ta­li­sier­ten Covid-Patienten wur­de nicht *wegen* Covis-19 hos­pi­ta­li­siert) wer­den in Deutschland vor­sichts­hal­ber gar nicht erho­ben, dass nie­mand auf die Idee kommt, sol­che Erkenntnisse zum "klein­re­den der vom RKI pro­pa­gier­ten Horrorszenarien" ver­wen­det bzw. *miss­braucht* werden …

    1. Dem kann ich nur zustim­men! Und hat eigent­lich jemals auch nur 1 Patient das in Berlin aus dem Boden gestampf­te Corona Krankenhaus von innen gesehen?

  5. Selbst das RKI erwar­tet bei NULL Massnahmen eine für den Winter ver­mut­lich nor­ma­le, und nicht mal an der Kapazitätsgrenze krat­zen­de Intensivbettenauslastung von 6000. Also WO ist das Problem?

    Und zu den Kindern schreibt das RKI:
    "Kinder und Jugendliche wer­den in Bezug auf Infektionen durch SARS-CoV‑2 eine stär­ke­re Rolle spie­len, da sie auf­grund einer gerin­ge­ren Impfquote oder feh­len­der Impfmöglichkeit der unter 12 Jährigen eine gro­ße für SARS-CoV‑2 sus­zep­ti­ble Gruppe darstellen…"

    Aber es gibt prak­tisch NULL Coronafälle bei Schulkindern, und das ist so bri­sant dass es GEHEIMgehalten wird!:
    https://​frie​dens​blick​.de/​3​2​1​1​8​/​s​t​a​a​t​s​g​e​h​e​i​m​n​i​s​-​l​a​e​n​d​e​r​s​t​u​d​i​e​-​c​o​v​i​d​-​s​c​h​u​l​e​n​-​e​i​n​-​b​l​i​c​k​-​h​i​n​t​e​r​-​d​e​n​-​s​p​i​e​g​el/

  6. Wie lan­ge lässt die Bevölkerung das Spiel mit sich trei­ben? Lustigerweise haben vie­le die Maßnahmen locker genom­men, weil sie sich angeb­lich nicht sehr betrof­fen fühl­ten. Als die Spritze kam sind sie sofort zur Impfung gerannt, weil sie Testerei, Quarantäne usw. satt hatten.
    Mal schau­en, wie vie­le Mitmenschen die näch­ste stump­fe Lockdown-Eskalation wie­der so locker sehen.

  7. Haben die denn schon Einigkeit mit Spahn erzielt?

    RKI an NeuSpahnstein:

    Die Einführung der Freihaltepauschalen im Sommer 2020 und die aktuellen Ausgleichszahlungen seit Mitte November haben monetäre Anreize für eine veränderte Eingabe der Bettenkapazitäten geschaffen.

    Zunehmend verpflichten Krankenhäuser hauseigene Controlling-Abteilungen mit der Übermittlung der Daten für das Intensivregister, teilweise offenkundig um monetäre Nachteile für den Standort zu vermeiden. Diese Absichten erreichen das Intensivregister über die Helpdesks in zahlreichen Emails und Anrufen mit teils konkreten Nachfragen um die gewünschten Grenzen zu erreichen.

    Es ist aktuell schwer einzuschätzen, in welchem Umfang sich diese veränderte Nutzung des Intensivregisters bereits verbreitet hat, bereits die Zunahme der Nachfrage ist ein Grund zur Sorge.

    Letztlich besteht aktuell keine Möglichkeit einzuschätzen, ob die starke Reduktion der freien Kapazitäten vollständig der belastenden COVID-19-Behandlungslage geschuldet ist oder zu einem Anteil auch der angepassten Nutzung durch finanzielle Anreize.
    https://corona-blog.net/2021/07/25/zurueckgehaltener-brief-des-rki-bei-uns-veroeffentlicht-betrug-bei-den-intensivbetten-belegt/

  8. Mein Gott, sus­zep­ti­bel, was für ein tol­les Wort! Klingt rich­tig wis­sen­schaft­lich. Sind damit jetzt die wei­ter­hin anfäl­li­gen "Impfopfer" gemeint?

  9. Wenn bei mir ein auf­su­chen­des Impfangebot, das ich nicht ableh­nen kann, auf­taucht, wür­de ich ger­ne mei­ne Impfaufklärung bean­spru­chen. Wahrscheinlich wer­den sie mich abpas­sen, wenn ich gera­de nicht gut vor­be­rei­tet bin.

  10. "Kommunikation: die Bevölkerung soll­te früh­zei­tig dar­über infor­miert wer­den, dass
    …"

    "FRÜHZEITIG!", meint: lan­ge bevor man es über­haupt wis­sen könn­te, ein­fach schon mal vor­ab "infor­mie­ren".

    Die Kreativität der Wortumdeuter ist wirk­lich grenzenlos.

    Früher hieß "früh­zei­tig" zum frü­hest MÖGLICHEN Zeitpunkt. Heute bedeu­tet das: bes­ser jetzt als gleich, also am lieb­sten SOFORT. Oder zumin­dest so schnell wie man es raus­hau­en kann!

    Also brem­sen bevor man sieht, ob die Ampel rot ist – oder bevor man über­haupt weiß, ob da über­haupt eine Ampel kommt?

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