"Der Star-Virologe offenbart ein zunehmend autokratisches Verständnis von Wissenschaft"

Das ist zu lesen in einem Gastbeitrag von René Schlott, wis­sen­schaft­li­cher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam.

faz​.net (12.5. – Bezahlschranke)

Auch wenn es nicht so aus­ge­hen wird wie im Film "Des Kaisers neue Kleider" vom mdr aus dem Jahr 2010*, sind Parallelen unverkennbar.

(Besonders freut mich, das der net­te Film bei uns um die Ecke im Schloß Charlottenburg gedreht wurde.)

Was wirft Schlott Christian Drosten vor?

»Christian Drosten schlägt vor, das Rederecht zu Corona per Mandat zu ver­tei­len. Der Star-Virologe offen­bart ein zuneh­mend auto­kra­ti­sches Verständnis von Wissenschaft. Ein Gastbeitrag.

… In der letz­ten Folge des NDR-Podcasts [schlug] Drosten… auf die Frage, was er in Sachen Wissenschaftskommunikation in den letz­ten bei­den Jahren dazu­ge­lernt habe, vor, dass sich nur noch aus­ge­wähl­te, mit einem „Mandat“ aus­ge­stat­te­te Wissenschaftler öffent­lich äußern soll­ten. Die etwas unbe­hol­fe­ne, weil sehr wahr­schein­lich extem­po­riert vor­ge­tra­ge­ne Argumentation Drostens ent­hält einen auto­kra­ti­schen Kern, wie er sich im Verlauf der Corona-Krise auch bei ande­ren öffent­li­chen Äußerungen, etwa Frank Ulrich Montgomerys „Richterlein“-Beschimpfung oder Thomas Brussigs Forderung „Mehr Diktatur wagen“, offen­bart hat. Wenn sich vie­le Wissenschaftler öffent­lich zu einem gesell­schaft­li­chen Problem äußern, dann ent­steht im Idealfall ein Diskurs, in dem sich das beste Argument schließ­lich durch­setzt. Drosten bezeich­net die­se Vielstimmigkeit im Podcast abfäl­lig als „Geschnatter“.

Nun gehört Konkurrenzdenken zur Wissenschaft, ja die­se lebt davon, dass einer dem ande­ren um eine Erkenntnis vor­aus sein möch­te. Dabei ist neben Ehrgeiz auch Eitelkeit im Spiel. Welchem Wissenschaftler ist es schon ver­gönnt, wie Drosten nicht nur Hochschullehrer des Jahres 2021, son­dern auch zwei­mal in Folge Mann des Jahres im „Playboy“ zu wer­den und Ende Mai 2020 auf dem Titel des „Spiegels“ als Lichtgestalt zu erschei­nen und sich selbst und der „Wissenschaft“ im zuge­hö­ri­gen Interview die Rettung von „50. 000 bis 100. 000“ Menschenleben allein wäh­rend der ersten Corona-Welle in Deutschland zu attestieren.

Schuldzuweisungen an Wissenschaftler

Im letz­ten Podcast macht er „nun ein­zel­ne Figuren aus der Wissenschaft“ aus, ohne die­se beim Namen zu nen­nen, die im Gegensatz zu den von ihm nicht näher defi­nier­ten „wirk­li­chen Experten“ die „Politik ver­wirrt und fehl­ge­lei­tet“ und so für eine höhe­re „Krankheitslast“ gesorgt hät­ten

Sein Vorschlag einer nicht näher aus­ge­führ­ten Vorauswahl man­da­tier­ter Wissenschaftler („Soll die Wissenschaft das viel­leicht aus­wäh­len, wer mal für die­sen Bereich spre­chen soll zu dem Thema?“) wür­de auch auf eine Bevormundung von Journalisten hin­aus­lau­fen, die im Moment „allei­ne“ und auf Grundlage „rela­tiv sub­jek­ti­ver“ Kriterien aus­wäh­len könn­ten, wer öffent­lich zu Wort käme.

Im Deutschlandfunk hat Holger Wormer, Professor für Wissenschaftsjournalismus an der TU Dortmund, davor gewarnt, dass Drostens Vorschlag den Prinzipien der Wissenschafts- und der Meinungsfreiheit wider­spre­chen wür­de. Drosten über­schrei­te mit sei­nen Ideen die „eige­ne Kompetenz zum Thema Medien- und Demokratietheorie“. Ansonsten kam es kaum zu öffent­li­chen Reaktionen. Besonders viel­sa­gend war die spon­ta­ne Reaktion der Podcast-Moderatorin, selbst stu­dier­te Germanistin, auf Drostens heik­le Ausführungen: „Eine ganz wich­ti­ge Diskussion, die wir wahr­schein­lich auch als Wissenschaftsjournalisten beglei­ten soll­ten. Eine aller­letz­te Frage, die aber ein biss­chen harm­lo­ser wie­der sein soll, möch­te ich Ihnen … stel­len.“«

Hier stand fälsch­lich, daß der Film aus 2021 sei. Er wur­de vom mdr in jenem Jahr aus­ge­strahlt. Sorry.

26 Antworten auf „"Der Star-Virologe offenbart ein zunehmend autokratisches Verständnis von Wissenschaft"“

  1. Die Schmierenzeitschrift unter­stellt, dass bis­her so etwas wie ein Diskurs statt­fand. Das ist natür­lich eine glat­te Lüge. 

    So wie prak­tisch alles gelo­gen ist, was aus die­ser Jauchegrube kommt. 

    Intelligenzbeleidigend. Für eini­ge nicht.

  2. Drosten zeig­te die­se Allüren von Anfang an. Mir ist schlei­er­haft, wie man die­se Person so hoch­ju­beln konn­te. Wie sag­te Dr. Füllmich in der berühm­te Corona-Auschuss-Folge mit einem gewis­sen Dr. Aschmoneit über Drosten? Drosten mache den Eindruck, als könn­te er jeden Moment als Hochstapler ent­tarnt werden.

    Hier gibt es das Video in sei­ner vol­len Pracht: https://​ody​see​.com/​@​C​o​r​o​n​a​-​A​u​s​s​c​h​u​s​s​:​3​/​A​u​s​s​c​h​u​s​s​2​2​_​P​a​r​t​1​_​A​s​c​h​m​o​n​e​i​t:9

  3. Ausserdem äussern sich – zumin­dest in den ÖR – sowie­so immer nur bestimm­te Leute. Was will er eigent­lich? Sich ver­mut­lich nicht kon­kre­ti­sie­ren, wie immer. 🙂

    An und Mit! Das reicht doch schon.

  4. Damit hat er mehr als deut­lich die Gearenvon "Faktencheckern" und "Unterdrueckung von Fake News" demon­striert. Die Gefahr besteht dar­in, dass bei neue­ren Erkenntnissen die "Fake News" von gestern durch­aus die Fakten von heu­te sein koenn­ren. Mit ande­ren Worten: die Gefahr ist mehr als nur erheb­lich, dass damit auch Wahrheit "weg­zen­siert" wird, mit gigan­ti­schen Schaeden fuer die Wissenschaft wie auch fuer die Gesellschaft. Das Geld und der Aufwand, die bis­her in "Loeschung von Fake News" inve­stiert wude, wae­re mit abso­lu­ter Sicherheit in "Ausbildung zu mehr Medienkompetenz" (beson­ders aber nicht nut bei unse­ren Kindern) viel bes­ser inve­stiert gewe­sen. Statt Aussagen wie "2+2=5" zu unter­druecken, soll­te man die Leute dazu brin­gen, dass sie selbst­staen­dig erken­nen, dass die Aussage falsch ist (auch ohne dass ihnen das jeden Tag vor­be­ten muesste).
    Loeschen von Fake News besei­tigt das Problem nicht. 

    Die Faehigkeit, zu recher­chie­ren und den Wahrheitsgehalt von Meldungen selbst­staen­dig zu prue­fen (durch suchen nach Sekundaerquellen, Beurteilung der Vertrauenswuerdigkeit von Quellen, …) und die oef­fent­li­che Widerlgung von Falschmeldungen bringt bei der "Bekaempfung von Falschinformationen" viel mehrr als die Loeschung. Vielleicht erwischt man damit nicht jede Falschmeldung, aber die Methode ist viel effek­ti­ver als der (nie­mals voll­staen­dig funk­tio­nie­ren­de) Versuch, Informationen zu unterdruecken.

    Ganz abge­se­hen von der Grunndgesetzwidrigkeit von Zensur und Unterdrueckung von Meinungen, die ver­meint­li­che Falschinformationen enthalten.

  5. 04.11.2021 · Deutschlandfunk Kultur · Der Tag mit René Schlott 

    Neue Coronamaßnahmen—wieder auf Kosten der Freiheitsrechte?

    https://​www​.deutsch​land​funk​kul​tur​.de/​d​e​r​-​t​a​g​-​m​i​t​-​r​e​n​e​-​s​c​h​l​o​t​t​-​n​e​u​e​-​c​o​r​o​n​a​m​a​s​s​n​a​h​m​e​n​-​w​i​e​d​e​r​-​a​u​f​-​1​0​0​.​h​tml

    09.05.2022 · Ein Kommentar von René Schlott 

    Findet die Fehler!

    Fast alle Verbote sind inzwi­schen gefal­len, doch die Corona-Maßnahmen haben Spuren hin­ter­las­sen. Um aus Fehlern zu ler­nen, auch für den Herbst, for­dert der Historiker René Schlott eine selbst­kri­ti­sche Analyse von Politik, Wissenschaft und Medien. 

    https://​www​.deutsch​land​funk​kul​tur​.de/​c​o​r​o​n​a​-​m​a​s​s​n​a​h​m​e​n​-​h​e​r​b​s​t​-​1​0​0​.​h​tml

    13.05.2020 · OVALmedia auf Deutsch 

    Narrative #01 by Robert Cibis | Dr. René Schlott

    https://www.youtube.com/watch?v=F‑bA9oXYmSU

    There is no pan­de­mic, the­re is COVAX, a crime against huma­ni­ty and a medi­cal crime. “STOP COVAX”

  6. Des Kaisers neue Kleider (2010)

    https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​D​e​s​_​K​a​i​s​e​r​s​_​n​e​u​e​_​K​l​e​i​d​e​r​_​(​2​010)

    Des Kaisers neue Kleider / Märchenfilm Deutschland 2010 / Buch: David Ungureit nach einem Märchen von Hans Christian Andersen / Regie: Hannu Salonen 

    https://​www​.mdr​.de/​t​v​/​p​r​o​g​r​a​m​m​/​s​e​n​d​u​n​g​9​3​8​3​4​2​.​h​tml

    "Des Kaisers neue Kleider" wur­de an zau­ber­haf­ten Schauplätzen in Berlin und Potsdam gedreht. 

    https://​www​.rbb​-online​.de/​m​a​e​r​c​h​e​n​f​i​l​m​/​a​r​c​h​i​v​/​d​e​s​_​k​a​i​s​e​r​s​_​n​e​u​e​_​k​l​e​i​d​e​r​/​b​e​r​l​i​n​_​u​n​d​_​p​o​t​s​d​a​m​.​h​tml

    https://www.google.com/maps/d/viewer?oe=utf8&ie=UTF8&hl=de&msa=0&ll=52.48612500000001%2C13.223418999999991&spn=0.301058%2C0.493011&z=10&source=embed&mid=1x3zqXk1RDocoaiU0M5VJi1yIGm4

    Schloss Charlottenburg

    Schloss und Schlosspark bil­de­ten wie­der­holt die Kulisse für Filmaufnahmen. 1985 fan­den hier ein Teil der Dreharbeiten zum Musikvideo des Titels Kayleigh der bri­ti­schen Rockband Marillion statt. Im Jahr 2004 ent­stand hier eine in Frankreich spie­len­de Szene der Jackie-Chan-Komödie In 80 Tagen um die Welt. 

    https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​S​c​h​l​o​s​s​_​C​h​a​r​l​o​t​t​e​n​b​u​r​g​#​S​o​n​s​t​i​ges

  7. Der Narzissmus und die ekli­ge Eingebildetheit des Dr. Osten stel­len mitt­ler­wei­le die näm­li­chen Eigenschaften des Klabauterbach in den Schatten. Solcherlei Eigenschaften fußen nie auf Klugheit und fun­dier­tem Wissen, son­dern auf dem genau­en Gegenteil: Dummheit.

  8. Schon früh fiel es mir auf, wie er sich auf Kosten von Hendrik Streek erhöh­te. Ein Wesenszug, der nicht ein­ma­lig ist. Narzissten brau­chen die Aufmerksamkeit der ande­ren, ohne sie sind sie nichts. Denn auch wenn sie nach außen so tun, als ob, sind sie inner­lich leer und klein. Falsche Doktortitel stö­ren nicht, irgend­wann glau­ben sie, das sei echt. Das obe­re BIld ist geni­al, zeigt es doch so schön sei­ne Selbstverliebtheit, so als ob sich selbst einatmet.

  9. Aha, die ARD-Verfilmung vom Kaisers neu­en Kleidern. Die war ganz hübsch. Das war also im Schloss Charlottenburg. Da bin ich auf dem Weg zum Corodok-Treffen vor­bei­ge­kom­men. Da kön­nen wir das Spektakel ja mal mit dem ech­ten König Drostenbart aufführen.

  10. Tierärzten und Landwirten mit mehr als fünf­zig Jahren Berufserfahrung braucht man im Punkte Viren nichts mehr vor­ma­chen , oder war­um haben sich unse­re Vorhersagen über­wie­gend bestätigt ?

  11. Mir fällt dazu das Märchen vom Fischer und sei­ner Frau ein, wobei Drosten offen­bar die Rolle der Frau über­nom­men hat.

  12. " … zwei­mal in Folge Mann des Jahres im „Playboy“… "

    Oh Gottchen, den wür­de ich jeder­zeit von der Bettkante stoßen.
    Bis der erklärt hät­te, war­um er dich liebt oder viel­leicht dann doch nicht, aber auf jeden Fall schon gut, dass du da bist aber irgend­wie nicht schlecht, wenn man allein schläft, aber unter der Prämisse, dass man ein Verhältnis auch anders aus­drücken kann, wobei Beziehung von ande­ren über­be­wer­tet … man höre ja soviel, was er natür­lich nicht teile …

    Mann bei Playboy: hat er sich denn wenig­stens ein biss­chen nackisch gemacht, damit man sieht, was man nicht will? 😀

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