Das ist das vorläufige Fazit, das Professor Klaus Berger, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin an der Universität Münster, aus der von ihm geleiteten "Nako-Gesundheitsstudie" mit über 100.000 TeilnehmerInnen zieht. In einem Interview mit der Sonntags-FAZ erklärt er am 25.10:
»… Die psychische Gesundheit und Belastung hat sich gegenüber der Voruntersuchung im Mittel verschlechtert. Deutlich mehr Deutsche zeigten depressive Symptome. Die Fragen, die wir beide Male gestellt haben, erheben den Schweregrad von Depressions‑, Stress- und Angstsymptomen. Die Werte für alle drei Gruppen sind im Vergleich zur Voruntersuchung im Mai 2020 deutlich höher, je nach Altersgruppe ist das aber unterschiedlich. Die psychische Belastung bei jungen bis mittelalten Menschen, zwischen 20 und Ende 40, war besonders groß. In der Gruppe über 60 Jahre haben wir keine Zunahme von depressiven oder Angstsymptomen gesehen…
Vor allem bei jungen Frauen bis Ende 30 verschlechterte sich die psychische Gesundheit deutlich. Dazu dürfte die Belastung durch Homeoffice, Pflege und Betreuung sowie Haushalt beigetragen haben…
Es gab einen sehr deutlichen Anstieg von Angstsymptomen. Insgesamt fanden wir, dass die psychische Situation bei Studienteilnehmern in den Bundesländern zum Teil sehr unterschiedlich war. Wir sahen bei Befragten in Regionen, die von Covid-19 besonders hart getroffen wurden, eine stärkere Zunahme von Stress und von Angst. Wir sahen einen geringeren Anstieg im Osten und Nordosten, wo die Corona-Fallzahlen insgesamt viel niedriger waren. Wer getestet wurde, egal ob letztlich positiv oder negativ, hatte eine höhere psychische Belastung als Menschen, die nicht getestet wurden…
Hat sich da der soziale Status auf die Gesundheit ausgewirkt?
Sie müssen kein Wissenschaftler sein, um sich vorzustellen, dass beispielsweise eine alleinerziehende Frau, die im Supermarkt oder in einer Arztpraxis arbeitet, also kein Homeoffice machen konnte und damit deutlich stärker belastet wurde, eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, depressive Symptome zu entwickeln…«
Nur kurze Rückfrage bzgl. Titel. Müßte es nicht heißen: depressiver ALS im Frühjahrs-Lockdown? So verstehe ich den Artikel jedenfalls? Oder habe ich da eine geistige Blockade gerade?
HG, Bri
@Bri: Völlig richtig. Warum die FAZ online diesen Titel wählt, während es in der Druckausgabe heißt "Deutlich mehr depressive Symptome", ist unklar.