Unter dieser Überschrift wurde vor einem Jahr der 70. Drosten-Podcast ausgestrahlt, der unbedingt noch einmal gewürdigt werden muß. Damals war hier zu lesen:
Der aktuelle Podcast mit dem Traumgespann des Wissenschafts-Feuilletons Hennig/Drosten vom 5.1. liegt nun als Skript vor. Wieder einmal bereitet er viel Freude. Er startet mit der Frage: Wie ist das eigentlich mit der ganzen vielen Arbeit zum Mutanten?
»Korinna Hennig
…Wie war das jetzt in den vergangenen zwei Wochen, war das Dauereinsatz für Sie alle? Oder gab es trotzdem auch Feiertags-Atempausen?
Christian Drosten
Ja, es ist schon so, dass wir hier ein Kernteam haben, eigentlich zwei Kernteams. Das eine die Routinediagnostik. Die haben sowieso einen Feiertagsbetrieb. Dann haben wir aber auch so ein Kernteam hier im Institut, das die forschungsnahe Diagnostik macht. Oder die diagnostiknahe Forschung, wie man das auch immer einordnen will. Also immer die Sonderfälle, die kommen. Und dazu gehören natürlich gerade solche Dinge wie, wenn mal ein Virus schnell sequenziert werden muss. Wenn die Frage besteht, ist das jetzt eine neue Variante? Ist das ein mutiertes Virus, was eingeschleppt wurde? Man weiß, der Patient ist gerade aus England gekommen. Dann schickt man uns schon aus ganz Deutschland solche Problemfälle zu. Und dieses Team, da muss man schon sagen, die sind das ganze Jahr schon ziemlich erschöpft gewesen. Das ist das Team, das letztendlich ganz am Anfang schon die PCR gemacht hat und so weiter, die Labore mit Reagenzien und Informationen versorgt hat. Die haben sich schon drauf gefreut, dass sie jetzt vielleicht zehn Tage frei haben. Dann kam diese Mutante.«
Zwei Betrachtungswinkel. Einer läuft der Situation voran
»Christian Drosten
Wir haben letztendlich zwei Betrachtungswinkel. Das eine ist der epidemiologische. Das heißt, man schaut sich die Daten an, die gemeldet werden und versucht, noch mehr aus anderen Daten rauszuquetschen, die verfügbar sind, aus Forschungsuntersuchungen zum Beispiel. Und macht dann letztendlich statistische Analysen. Das ist so eine populationsbezogene Arbeit. Der andere Blickwinkel ist der Blick auf das Virus. Also die organismusbezogene Arbeit; der Infektionserreger. In beiden Fällen gibt es – wie immer, wenn es solche neuen Erkenntnisse gibt – ganz viele Fragezeichen. Im Moment ist es so, dass die Erkenntnisse aus der Infektionsepidemiologie weit der Situation voranlaufen. Da haben wir Untersuchungen aus mehreren Gruppen in England, die interessant sind, die zum selben Ergebnis kommen. Das ist immer gut, wenn mehrere Gruppen zum gleichen Ergebnis kommen. Mit zum Teil etwas unterschiedlich gewichteten Methoden. Das ist auch immer gut, wenn die Methoden ein bisschen unterschiedlich sind. Allerdings muss man auch sagen, da werden auch die gleichen oder sehr ähnliche Daten untersucht. Das ist eine Einschränkung. Man würde sich wünschen, dass da Vergleichsdaten aus anderen Ländern, aus anderen Meldesystemen auch analysiert werden könnten.«
Einschub Wer Gefallen findet an derlei Aufklärung: Hier auf dem Blog gibt es mehr davon, einfach mal nach "Podcast" suchen.
Keine Daten zu den Viren. Zum Teil Pseudotypsysteme
»Auf der anderen Seite die Arbeit am Virus, da gibt es Vordaten zu Mutationen in bestimmten experimentellen Systemen. Das sind zum Teil Pseudotypsysteme. Zum Teil sind es auch Beobachtungen an ganzen Viren. Aber nicht an genau diesen Viren. Wir haben im Moment zwei Virus-Mutanten auf der Sorgenliste. Das eine ist die aus England und das andere ist die aus Südafrika, über die vielleicht in der Öffentlichkeit weniger geredet wurde. Beide sind aber so, dass man sie sich unbedingt anschauen muss. In beiden Fällen gibt es noch keine Daten zu den Viren, wie man sie im Labor beobachten kann. Das liegt daran, dass es nicht einfach ist, da ganz definierte Laborbedingungen herzustellen und aber auch daran, dass beide jetzt tatsächlich über die Feiertage aufgetaucht sind. Viele Labore waren jetzt mal auch ein bisschen im Weihnachtsbetrieb.«
Wäre schon besser mit Daten…
»Korinna Hennig
Man müsste aber eigentlich langsam auch Daten haben vom Virus aus dem Labor in Großbritannien, oder?
Christian Drosten
Ja, genau. Also das erwarte ich eigentlich auch in den nächsten Tagen bis Wochen. Dort haben ganz viele Patienten schon diese neue Virusvariante. Es ist sicherlich nicht besonders schwierig, die zu isolieren. Was man jetzt gleich überprüfen kann, ist, ob diese Befürchtung stimmt, dass die Antikörper, die im Serum von infizierten Patienten sind, dieses neue Virus nicht so gut abhalten von der Infektion von Laborzellen. Also das heißt, dass der neutralisierende Effekt ein bisschen verloren gegangen ist. Das wurde ja diskutiert. Das erwarte ich aber übrigens überhaupt nicht, dass das passiert.«
In Dänemark wird viel sequenziert. Hier nicht. Lohnt nicht.
»[Die]Labore haben nichts davon, diese Proben selbst zu sequenzieren. Die kriegen da auch kein Geld dafür. Und die ertrinken in Proben, in der Plastikflut. Das heißt, die müssen irgendwann auch diese Probengefäße mal wegschmeißen. Das Sichern dieser Restproben, das ist schon Teil der Forschungsunternehmung. Und das wird alles im Moment gar nicht bezahlt. Also solche Dinge müssen bezahlt werden. Das Sequenzieren selbst muss bezahlt werden, klar. Und wenn solche Dinge national bezahlt werden, muss man das vor allem europäisch zusammenfassen, die Daten, das ist ganz wichtig…
Also in der guten Tradition von Robert Koch widmen wir uns dem Erreger, während in anderen Ländern man sich stark auch der Populationen der Wirte widmet. Dadurch kommt es zu dieser Unterschiedlichkeit.«
Die Sache mit den Zielgenen
Wenn Herr Drosten hier mal nicht gefährlich offen ist:
» In England [ist] das alles nur durch Sequenzieren aufgefallen ist, sondern durch einen Zufall in der PCR-Testung…
Da gibt es einen Testhersteller, dessen Test in England relativ viel benutzt wird, in anderen Ländern weniger. Und dieser Hersteller, der basiert seine Tests auf drei Zielgenen. Die meisten anderen benutzen nur zwei Zielgene. Aber dieser Hersteller hat drei Zielgene, und eines davon, das ist so ein bisschen ein LuxusZielgen, das sitzt im Spike-Protein, wo man eigentlich normalerweise gar kein PCR-Target hinlegen würde. Weil man weiß, dieses Gen, das steht unter Selektionsdruck und da wird sich am ehesten das Gen verändern. Darum wird man das am wenigsten nehmen wollen zum Nachweis des Virus. Aber gut, diese Firma hat das trotzdem gemacht. Und dieses Zielgen ist nun zufällig ausgefallen. Das heißt, zwei Gene sind positiv, eins ist negativ, wenn man so einen Patienten testet.«
Merkwürdige Verdoppelungen, aber nicht exponentiell. Oder doch?
»Zu der Zeit war das schon in England stärker verbreitet, und dann eine regelmäßige Detektion stattfand in der Woche 49, 50, 51, 52. Die letzte Woche im Jahr ist übrigens die 53. Und in diesen vier Wochen kam es dann tatsächlich, da muss man aber sagen, bei aller statistischer Unsicherheit, von Woche zu Woche zu einer Verdopplung der Fälle. Und nur, damit man sich das vorstellen kann, die Zahl der Fälle, ich kann das mal vorlesen, das sind drei Fälle, zehn Fälle, 19 Fälle und dann 36 Fälle, also mit aller Unsicherheit verbunden. Es ist aber doch auffälligerweise so, dass das ungefähr eine Verdoppelung von Woche zu Woche ist. Wenn man diese Sequenzen analysiert, dann sieht man, dass die im Stammbaum alle direkt miteinander verwandt sind. Wir sprechen von einer monophyletischen Klade. Das sagt uns, dass es hier zu einer lokalen Übertragung in Dänemark von diesem Virus gekommen ist. Also nicht nur zu einer fortwährenden Einschleppung aus England, die ja auch exponentiell ansteigen müsste. Denn in England an der Quelle haben wir einen exponentiellen Anstieg dieser Variante. Aber hier haben wir zusätzlich zu dem Kriterium, dass es eine Verdopplung von Woche zu Woche ist, auch noch das Kriterium, dass diese Viren direkt alle miteinander verwandt sind. Das ist mit äußerst hoher Wahrscheinlichkeit ein Beleg dafür, dass es zu einer lokalen Übertragung in Dänemark gekommen ist, und dass diese auch bei immer noch sehr geringer Fallzahl exponentiell verläuft.«
Es gibt zwar keine Daten, aber wir machen das wieder per PCR
»Man kann bestimmte Merkmale, die dieses Virus bekanntermaßen hat, das englische Virus, das gilt übrigens auch für südafrikanische Virus, mit vereinfachten Labormethoden, wo man nicht immer gleich das ganze Genom sequenzieren muss, sondern wo man einzelne Merkmale direkt sieht, in PCR testen. Das kann man also mit einer Kombination von ein paar PCRs belegen, ob man hier ein mutiertes oder nicht-mutiertes Virus vor sich hat. Und das kann man machen aus positiv vorgetesteten Restproben aus der Routinediagnostik.«
Virus kommt mit dem Ehepartner oder so etwas direkt aus England oder von woanders
»Bei den paar Daten, die wir bis jetzt haben, können wir sagen: Wir wissen bei diesen Einzelfällen jeweils, dass der Patient oder auch vielleicht beispielsweise der Ehepartner oder so etwas direkt aus England eingereist ist. Die Sequenzen, die wir jetzt im Moment kennen, die sind im Stammbaum nicht direkt miteinander verwandt. Das heißt, die gehören alle in diese Klade dieser englischen Variante. Aber es gibt in direkter Verwandtschaft zu jedem dieser deutschen Viren immer ein Virus, das nicht aus Deutschland kommt, das in England angesiedelt ist. Oder auch vielleicht in einem anderen Land, wo es dann auch wieder von England eingeschleppt wurde. Das wird sich aber sicherlich in allernächster Zeit auch ändern.«
Mutante kommt mit Überbetonung in den Schulen hoch, wegen erhöhter Fitness
»Die Bildungsstätten und Kinderbetreuung waren komplett offen. Und unter diesen Bedingungen in dieser Zeit kann man in der Gegend von Südostengland sehen, diese Mutante kommt hoch und kommt auch vor allem mit Überbetonung in den Schulen hoch. Im Dezember wird das Ganze dann in die normale Bevölkerung weiterverteilt und Ende Dezember dann auch geografisch weiter verteilt von Südengland nach Nordengland. Aber es scheint so zu sein, dass das Ganze losgegangen ist mit sehr viel Rückenwind in den Schulen. Also auf einer gewissen Schulwelle, die entstanden ist im Hintergrund eines Lockdowns, ist dieses Virus also gesegelt. Wir wissen bis heute nicht ganz genau, ob das ein sogenannter Founder Effect ist. Also sprich, das Virus ist an sich überhaupt nicht übertragbarer als andere Viren. Aber es reitet auf einer Welle, die entstanden ist. Nicht wegen des Virus, sondern wegen Populationsbesonderheiten. Also zum Beispiel Schulen offen, alles andere zu. Und jetzt wird rein zufällig so ein Virus in eine Schule eingetragen. Dann wissen wir, diese Viren werden in derselben Alterskohorte weiter übertragen. Das haben wir mehrmals hier Podcast schon besprochen. Das ist eine Hypothese, die wird aber im Moment immer unwahrscheinlicher angesichts der Entwicklung in England, dass man jetzt sieht, im Dezember entkoppelt sich das zunehmend von den Schulen, ist in der ganzen Bevölkerung zu sehen. Wie es sich ausdehnt gegenüber den anderen Viren, die sich nicht mehr so stark ausdehnen. Das heißt, das verdrängt auf eine gewisse Art und Weise die anderen Viren, obwohl hier keine richtige Selektion am Werk ist, sondern einfach nur eine erhöhte Fitness vorliegt.«
Dänemark ist ein anderes Land
»Wir [haben] dann jetzt diesen ganz unabhängigen Satz von Meldedaten aus Dänemark. Das ist jetzt richtig interessant, weil das ein anderes Land ist. Da herrscht auch im Hintergrund ein anderes Hintergrundvirus vor. Jetzt ist die Frage: Kann sich gegen dieses Virus auch dieses mutierte Virus stärker durchsetzen, weil es einfach eine schnellere Verbreitungsgeschwindigkeit hat? Wenn das so ist, dann ist der Befund zweifelsfrei, würde ich sagen. Dann wissen wir, dass diese Variante wirklich stärker verbreitbar ist, dass der R‑Wert dieser Variante höher ist. Und das ist etwas, da muss ich als experimenteller Virologe schon schlucken. Da muss ich schon sagen, so was passiert nicht einfach so. Viren machen so starke Erhöhungen ihrer Übertragungsfähigkeit normalerweise nicht wegen ein paar Mutationen in einer laufenden Epidemie, das ist schon ein sehr bemerkenswerter Befund.«
Zwei oder 17, beides ist richtig. Da ist was Ungewöhnliches passiert
»Korinna Hennig
Wie viele Veränderungen lassen sich da beobachten? Ich habe so eine Zahl von durchschnittlich zwei pro Woche gelesen. Und jetzt eben diese 17 in einer Variante.
Christian Drosten
Ja, das ist schon richtig. Beides ist richtig. Das Problem an der Sache ist allerdings, diese Variante, die steht einfach an einem langen, solitären Ast…
Jetzt ist die Frage, was kann da passiert sein? Warum sind viele Veränderungen in dieser Klade?
Eine Erklärung ist: Da ist was Ungewöhnliches passiert und dieses Virus war in einer ungewöhnlichen Situation. Es gibt die Hypothese, dass das ein Virus sein könnte, das entstanden ist in einem Patienten, der zum Beispiel einen Immundefekt hatte und der dieses Virus ganz besonders lange repliziert hat in seinem Körper. In seiner Lunge zum Beispiel, und es nicht eliminiert hat und dass dann aber trotz dieses Immundefekts entweder natürliche oder künstliche Veränderungen dazugekommen sind, die das Virus unter Druck gesetzt haben… Eine andere Ursache kann sein, ein Arzt hat vielleicht diesem Patienten Antikörper künstlich gegeben. Zum Beispiel Serum von einem Serokonvertierten. Also jemandem, der das hinter sich hat, die Krankheit, künstlich in die Vene gegeben. So etwas macht man ja, Plasmatherapie. Man hat auf diese Weise einen künstlichen Immundruck hervorgerufen. Was auch sein kann, ist, das Virus ist in einen ganz anderen Wirt gekommen. Also wir erinnern uns an die Geschichten von den Nerzen in Dänemark und in Holland. Es könnte auch da so sein, dieses Virus ist vielleicht mal abgetaucht aus dem Menschen in ein Tier, da ein paar Monate geblieben, dann wieder vom Menschen akquiriert worden. Beides ist reine Spekulation und Fantasie.«
Kahler Ast und Spekulation über London als vernetzter Stadt
»Die andere Art von Hypothese ist aber, das Virus hat deswegen relativ viele Mutationen, die man vorher nicht gesehen hat. Und hat deswegen so diesen kahlen, langen Ast, an dem es hängt, weil es aus einer Viruspopulation kommt, aus der wir lange Zeit einfach keine Proben genommen haben, darum ist der Ast kahl…Die Zwischenstufen der Evolution, die sind irgendwo. Beispielsweise könnten die in einem anderen Land als England sein, das wäre so eine Erklärung. Kann sein, dass in irgendeinem Winkel in Afrika oder im Mittleren Osten oder in Asien ein Land ist, in dem dieses Virus eine große Quellpopulation gemacht hat, wo auch viele Mutanten entstanden sind und so weiter. Wir haben aber nie sequenziert.
Und es gibt ganz, ganz viele Länder, auf die das zutrifft in Afrika und Asien und Mittleren Osten. Und jetzt ist irgendjemand nach London geflogen beispielsweise, London ist ja eine sehr vernetzte Stadt, und hat dieses Virus eingeschleppt. Das ist nicht erstmalig in London, sondern in der Nähe von London aufgefallen. Da ist vielleicht das Virus hinübertragen worden oder sogar der Patient selbst hingereist.«
Wie—Herdenimmunität?
»Wir haben in einer vergangenen Podcast-Folge mal über Afrika gesprochen. Da haben wir schon gesagt, Südafrika hatte schon in unserem Sommer, deren Südhalbkugelwinter, ein wirkliches Problem, hatte große Ausbrüche. Es gibt dort gerade in den Townships, wo arme Leute leben, sehr dicht zusammenleben, wo das Virus eben wirklich übertragen wurde, da haben wir inzwischen Nachweisraten von Antikörpern bei Patienten über 40 Prozent, 50 Prozent wird erreicht.«
Das verfolgen wir besser nicht weiter. Denn das neue Virus, von dem wir leider nur "Vordaten zu Mutationen in bestimmten experimentellen Systemen" besitzen, ist tückisch. Denn da ist ja noch der R‑Wert, und der kann oder kann nicht ziemlich hoch sein:
Naive Bevölkerung. Da muss man leider bei den Maßnahmen auch noch eine Schippe drauflegen
»Da entsteht plötzlich im Hintergrund ein zweites Virus. Das hat nicht 0,8, sondern 1,2. Und das ist über eins und bleibt über eins und wird mehr und mehr und mehr, egal, was man tut. Da muss man eben statt nur entsetzt zuzuschauen und zugucken, wie einen Monat später die Intensivstationen immer voller werden, muss man sagen, jetzt muss man leider bei den Maßnahmen auch noch eine Schippe drauflegen. Damit man auch dieses stärker replizierende Virus wieder unter eins kriegt. Das ist schlecht in der jetzigen Situation bei den kalten Temperaturen. Diese Monate Januar, Februar, März, das sind die typischen Monate der Influenzasaison, der Grippewelle. Aus gutem Grund, dieses Grippevirus ist eben auch ein sehr infektiöses Virus. Die gesamte erwachsene Bevölkerung ist teilimmun oder immun. Die Kinder sind nicht immun und da explodiert es dann in den Kindern und streut von da an in die Erwachsenen, das ist unsere alljährliche Influenzasaison. Wir haben hier jetzt aber ein ganz anderes Problem vor uns, wir haben ein pandemisches Virus. Und bei all diesen Umgebungsbedingungen, also kalte Temperaturen, die Leute haben Kontakt miteinander, ist jetzt auch noch die ganze erwachsenen Bevölkerung naiv, ist nicht immun. Das ist ein Problem. Da ist jede kleine Veränderung der Übertragbarkeit eines solchen Virus ein extremes Problem. Wenn das so sein sollte, dass die Verhältnisse so 1,5 zu 1 sind, also von neuem Virus zu altem Virus, Übertragbarkeit des neuen Virus 1,5, Übertragbarkeit des alten Virus 1, dann haben wir ein richtiges Problem. Dann können wir mit all den derzeitigen Diskussionen, welche Maßnahmen macht man, kann man Schulen offenhalten und so weiter, was kann man an Arbeitsstätten machen, über alle diese Dinge muss man leider neu nachdenken.«
Zahl bekommt ziemlich schnell Beine, ist aber nur ein Detail
»Korinna Hennig
Um das aber genauer herauszufinden, bietet der Lockdown jetzt zumindest eine Chance, ein bisschen Zeit zu gewinnen. In Großbritannien ist jetzt sogar eine Ausgangssperre verhängt worden, unterhalb derer man sozusagen ein bisschen mehr herausfinden kann. Sie haben jetzt diese Reproduktionszahl schon angesprochen. Da gibt es ja Modellierungen aus England, die versuchen, diese Frage, wie viel mehr ansteckend ist diese neue Variante, die Sie jetzt versucht haben, so ein bisschen aus dem Labor zu betrachten, auch in Modellierungen zu betrachten epidemiologisch. Vielleicht können wir uns die mal angucken. Gleich am Anfang war die Rede von einer Zahl, die dann ziemlich schnell Beine bekommen hat. Boris Johnson sprach davon, die Variante sei um 70 Prozent ansteckender in Großbritannien…Und bei der Übertragbarkeit ist die letzte Zahl, die ich gelesen habe, 56 Prozent, von der man jetzt ausgeht, richtig? Ist das plausibel?
Christian Drosten
Ja, genau. Ehrlich gesagt würde ich jetzt gar nicht so viel auf diese Details verwenden. Ich kann vielleicht kurz erklären: Diese 70 Prozent, die am Anfang in den Medien kommuniziert wurden, das ist das Verhältnis der Wachstumsraten. Wachstumsrate bedeutet, wir nehmen einfach die gemeldeten Fälle von dieser Woche und teilen sie durch die Fälle von letzter Woche. Und wenn das mehr geworden ist, dann haben wir ja eine 1 Komma irgendetwas, die dabei rauskommt…Das ist also diese 70 Prozent. Und man kann das auch umrechnen in den R‑Wert, also in die RT-Ziffer. Da liegt man irgendwo bei der Wahrnehmung, da kommen ungefähr 0,5 bis 0,6 Einheiten obendrauf. Also ein Virus, das vorher 0,8 hat, hat hinterher 1,3, 1,4. Und das ist schon beachtlich.«
Ich spreche hier sehr bildlich
Kein Podcast ohne ein anschauliches Bild. Wie immer nicht zu hundert Prozent geglückt:
»Während SARS‑1 und SARS‑2 eigentlich dasselbe Virus sind, die sind total nah miteinander verwandt, hat SARS‑2 eine zusätzliche Furin-Spaltstelle im Oberflächenprotein an der Stelle, wo das Protein auch geschnitten werden muss, damit es reift und zu einem molekularen Gegenstand wird, der an der richtigen Stelle ein Scharnier hat. Also wie ein Bastelbausatz für Kinder, wo man sagt, hier durchtrennen an der perforierten Stelle und dann zusammentackern. Dann bewegt sich das Bein von dem Hampelmann. Vorher war das alles auf einem Bastelbogen. Und diese perforierte Stelle, bei dem SARS-1-Virus, da musste man eine Schere herauskramen und entlang der Linie durchschneiden, den Pappbogen, während das SARS2-Virus da schon Löcher drin hat, wo man einfach abreißen kann, eine Perforation.
Korinna Hennig
Die braucht es für den Zelleintritt oder für die Vermehrung?
Christian Drosten
Das ist im Rahmen der Virusreifung beim Austreten aus der Zelle, bevor es dann die nächste Zelle infiziert, muss an der Stelle durchgeschnitten werden. Und diese Schnittstelle, die ist da schon als Reißlinie vorgegeben im Bastelbogen bei dem neuen Virus. Ich spreche hier sehr bildlich.
Korinna Hennig
Aber schön anschaulich für uns Laien.
Christian Drosten
Ja, ich habe zwischen Weihnachten und Neujahr auch solche Sachen gemacht zu Hause.«
Kinder sind nicht ansteckender, dafür aber ansteckender
»Korinna Hennig
Ich fasse mal zusammen, was wir bisher zusammengetragen haben. Es ist eher wahrscheinlich, dass das Virus tatsächlich ansteckender ist. Möglicherweise durch diese Furin-Spaltstelle, die Sie zum Schluss erläutert haben. Es ist eher unwahrscheinlich, dass es für Kinder ansteckender ist, weil das ja diese Hypothese am Anfang war.
Christian Drosten
Das stimmt…
Korinna Hennig
Also wir sehen natürlich in den Daten in Großbritannien, die ja sehr gute Daten haben über die Altersverteilung, das, was Sie gesagt haben, dass es unter Kindern sich besonders verbreitet hat, aber immer eben unter der Prämisse, die Schulen waren geöffnet, während vieles andere zuhatte.
Christian Drosten
Genau. Man sieht auch etwas sehr interessantes Zusätzliches…
Also in den englischen sehr guten, unvoreingenommenen Daten, die nicht symptombasiert sind, da haben wir in der letzten Erhebung … Das ist das Office for National Statistics, so nach dem Motto das Statistische Bundesamt, diese Institution trägt das zusammen. Da macht man altersabhängige Untersuchungen, indem man demografisch ausgewählte Haushalte beprobt und fragt: In welchem Alter haben in dieser Woche wie viele eigentlich gerade das Virus im Rachen?…
Also es wurde auch da immer höher. Im Prinzip ist die Frage, was jetzt die Schüler beitragen zur Epidemie, beantwortet. Es kommen demnächst auch Daten aus Österreich, die genau das gleiche zeigen. Auch eine unvoreingenommene Studie. Während alle Daten, die wir hier in Deutschland über die Schulen haben, das sind Meldedaten. Da wird anders getestet als bei Erwachsenen. Kinder in den Schulen, die werden getestet, häufig im Rahmen von Cluster-Untersuchungen. Da werden viele Asymptomatische getestet, die sich gar nicht infiziert haben. Kinder haben eben weniger Symptome. Darum werden sie ansonsten weniger getestet, sodass die Symptome hier nicht so eine starke Richtungswirkung auf die Diagnostik haben wie bei den Erwachsenen. Das ist die Schwäche unserer Meldedaten, die wird durch diese systematischen Studien ausgeglichen.«
Meldedaten taugen nichts. Wer hat noch mal die Cluster-Untersuchungen empfohlen? Egal, bei Frau Hennig kommt die Botschaft an:
»Korinna Hennig
Das ist also gleichzeitig eine gute und eine schlechte Nachricht aus Sicht der Schulen. Sie spielen eben weiterhin eine Rolle in der Pandemie. Das ist im Rahmen der Schulschließungen in Deutschland jetzt auch wichtig. Aber wenn sich das bestätigt, spielen sie in dieser neuen Variante keine größere Rolle als alle anderen auch.
Christian Drosten
So könnte man es ungefähr sagen, ja.«
Frau Hennig denkt über Reisebeschränkungen nach. Die viele Testung bringt nichts
»Korinna Hennig
Das heißt aber strenggenommen, wir kommen am Ende der Folge noch einmal kurz auf die Maßnahmen sicherlich und die Zahlen, die wir gerade haben, aber da müsste man dann vielleicht doch über weitere Reisebeschränkungen nachdenken. Oder ist das schon sinnlos?
Christian Drosten
Es ist praktisch garantiert, dass wir diese südafrikanische Variante genau wie die englische Variante entweder in den nächsten Tagen bis Wochen auch in Deutschland sehen werden. Oder vielleicht ist mein Bauchgefühl auch richtig, dass diese Variante auch in Deutschland schon vorhanden ist. Die Frage ist immer eine andere: Was machen wir damit? Also wie dämmen wird das ein? Ich glaube zum Beispiel jetzt auch nicht, dass wir in allernächster Zeit ein großes Problem mit der englischen Variante kriegen. Selbst wenn die übertragbarer ist. Denn wir haben hier in Deutschland im Moment nicht-pharmazeutische Interventionen am Werk. Die Frage ist jetzt, die sich ja auch politisch stellt: Wie wird entschieden? Wie werden die nicht-pharmazeutischen Interventionen, der Lockdown, weitergeführt in Deutschland? Wie wird man dann die Verbreitung solcher bereits eingeschleppten Mutanten über solche Maßnahmen unterbinden? Das werden diese Maßnahme nämlich auf jeden Fall tun. Das ist gut zu wissen. Und dann die Frage: Kann man an den Grenzen was machen? Ich bin jemand, der früh in der Pandemie immer gesagt hat, das bringt schon längst nichts mehr. Das Virus ist schon längst im Land. Ich habe auch im Sommer gesagt: Na ja, diese viele Testung, ob das unbedingt unsere Epidemie verändert, und das hat sie, glaube ich, auch nicht. Aber jetzt, in dieser speziellen Situation, muss ich wirklich sagen: Man hat nur jetzt einmal dieses Fenster, dieses Gelegenheitsfenster in der Zeit, die Prävention zu leisten. Wir haben jetzt auch deutlich mehr Infrastruktur geschaffen. Viele Leute wissen besser Bescheid. Die Labore sind gut ausgerüstet. Wir haben das alles mal durchexerziert, wie das ist, wenn man Leute per Reiseanamnese testet. Und ich glaube, gerade im Moment wäre es zumindest für eine Zeit lang geboten, da genau darauf zu schauen.«
Politisch habe ich noch nie was dazu gesagt. Das Mantra
»Wie auch immer man das politisch genau reguliert und umsetzt. Da kann ich gar nichts dazu sagen. Ich habe da auch bis jetzt nie was dazu gesagt. Aber ich denke, es wäre jetzt eine Gelegenheit, die man nutzen sollte, zu verhindern, dass noch mehr dieser im Moment etwas unklaren Mutanten hier bei uns Fuß fassen. Das ist schon wichtig…
Ich glaube, es wird immer klarer, die Schulen tragen deutlich bei zum Infektionsgeschehen. Es wird in den nächsten Wochen auch noch klarer werden anhand von Daten, die eigentlich schon da sind, aber die vielleicht in Deutschland noch mal deutlicher diskutiert werden müssen. Es sind aber andere Dinge. Es sind ja nicht nur die Schulen. Es ist eben schon auch so, der öffentliche Personennahverkehr, sowohl im Nahbereich wie auch im Fernverkehr durch Deutschland … In anderen Ländern, beispielsweise in Irland unter dem dort effizienten schulverschonenden Lockdown, harte Maßnahmen, die zum Beispiel sagten, öffentliche Verkehrsmittel dürfen nur zu 25 Prozent besetzt werden…
Es gibt in anderen Ländern, dazu zählt übrigens auch Irland, viel striktere Homeoffice-Regelungen. Da ist das Homeoffice der Regelfall. Und der Arbeitgeber muss Vorkehrungen treffen, wenn er diesen Regelfall verletzen will. Also beispielsweise könnte man dem Arbeitgeber dann sagen: Wenn du trotz Möglichkeit deine Angestellten doch jeden Tag im Büro sehen willst, dann musst du sie auch zweimal in der Woche testen und musst die Testung auch irgendwie sicherstellen. So etwas könnte man auch andenken.«
Denkhorizont bis Ostern mit ganz vielen Tests
Lasen/hörten wir eben nicht: "Na ja, diese viele Testung, ob das unbedingt unsere Epidemie verändert, und das hat sie, glaube ich, auch nicht"? Egal:
» Ich glaube, unser Denkhorizont im Moment, der politische Maßnahmenhorizont, muss bis Ostern sein. Da sind diese Berufsgruppen, die ja doch einen großen Teil der Arbeitskraft auch ausmachen der Belegschaft im Land, die sind noch nicht speziell angeschaut worden. Und man muss natürlich überlegen, was kann man da eigentlich leisten? Also in bestimmten Arbeitsstätten und ‑betrieben, ob man da vielleicht noch mal mehr machen kann mit der Versorgung durch Antigentests, durch bestimmte Testregeln. Also das RKI hat in den bestehenden Testempfehlungen schon die Testung von Belegschaften mit Antigentest berücksichtigt und geregelt, das ist im Moment mehr für medizinische Betriebe. Aber das könnte man auch auf bestimmte andere Arbeitsstätten ausdehnen.«
Einkommensschwache Schichten durch Aufklärung noch nicht so gut erreicht
»Also gerade Mund-Nase-Bedeckung guter Qualität zur Verfügung zu stellen. Das geht so weit, dass man eben auch sagt, bestimmte Bereiche von diesen Berufsgruppen, die Dienstleistungsberufe sind, die gehen natürlich auch damit einher, dass es bestimmte soziale Schichten sind, einkommensschwache Schichten, die erstens vielleicht bisher auch durch Aufklärung noch nicht so gut erreicht wurden…
Ich habe da gerade noch mal wieder von anderen Wissenschaftlern aus England Diskussionsbeiträge gelesen. Da wird gesagt, in bestimmten Familien, bestimmten Haushalten, wo eine Tendenz besteht, dass man sich einfach gar nicht isolieren kann, wenn man krank ist, und dass es dann praktisch zwangsläufig zu einer Weiterübertragung kommt, warum soll man da nicht auch für ein paar Tage und Nächte ein Hotelzimmer zur Verfügung stellen? Also sprich dieses asiatische Modell der Haushaltsquarantäne, wo der Indexfall herausgenommen wird, mit Hotel-Quarantäne. Solche Dinge werden in England im Moment tatsächlich anscheinend diskutiert. Man kann nur hoffen, dass wir nicht in diese Verlegenheit kommen.«
Man behalte im Hinterkopf: Drosten spricht nicht wirklich von Erkrankten, sondern von Menschen, die laut Drosten-Test (oder mit noch unzuverlässigeren Schnelltests) für positiv erklärt werden. Und erneut das Vorurteil von "sozial schwächeren Menschen" – gemeint sind arme Menschen, die oftmals über ein weitaus größeres Sozialverhalten verfügen als ein höchstverdienender Virologe – , die "Ansprache" brauchen:
»Das ist wichtig, dass man diese Schlachthof-Diskussion noch mal wieder jetzt neu führt. Nicht nur bezogen auf die Schlachthöfe, die irgendwo auch auf eine gewisse Art ein Extrembeispiel sind. Aber das Prinzip ist schon auf viele Berufsbereiche generalisierbar, viele Sozialbereiche, möglicherweise in Großstädten wie hier in Berlin auch bestimmte Bezirke der Stadt, wo einfach sozial schwächere Menschen leben, eine Kombination aus bestimmten erleichternden Maßnahmen und aber auch Aufklärung und Ansprache könnte da durchaus sehr effizient sein.«
Impfkommission mit Geheimdokumenten
Frau Hennig sieht ordentlich Spielräume für die Verschiebung der zweiten Impfung.
»Korinna Hennig
Die Zulassung für BioNTech-Impfstoff zum Beispiel sieht eine zweite Dosis nach drei Wochen vor. Bis zu sechs Wochen, bis zu 42 Tage wäre aber Spielraum. Wie sinnvoll sind diese Gedankenspiele? Wie sinnvoll ist so eine richtige Änderung der Impfstrategie, wie sie in Großbritannien stattfindet? Können Sie dazu was sagen?
Christian Drosten
Gerade am Anfang, wo es wenig Impfstoff gibt, ist es wertvoll, über so etwas nachzudenken und auf einer guten Datenbasis auch zu entscheiden. In Deutschland ist gerade die Ständige Impfkommission, die STIKO, dabei, auch so etwas zu besprechen, zu eruieren und wirklich da auch großen Rechercheaufwand reinzusetzen. Die kriegen Dokumente vorgelegt, die nicht öffentlich verfügbar sind, aus den Zulassungsprozessen und so weiter. Das sind wirkliche Experten, die da am Werk sind. Die bearbeiten das gerade. Ich denke, dass auch in Deutschland, die übrigens schon sehr guten, sehr lesenswerten STIKO-Empfehlungen zur Covid-19-Impfung, vielleicht auch noch mal dem angepasst werden.
Bei mir ist das so, ich bin nicht Mitglied der STIKO, weil ich auch kein Impfexperte bin. Das habe ich so seit Monaten hier im Podcast auch immer gesagt. Es ist nicht mein Feld. Ich kenne aber natürlich Leute, die in der STIKO sind. Ich kann nur sagen, denen kann man wirklich vertrauen. Und ich kann auch sagen, dass die gerade viel Arbeit haben, auch mit diesem Thema. Da wird es sicherlich Aktivität geben. Da ist unsere STIKO in Deutschland jetzt nicht das schlechteste Gremium, wenn man mal so europaweit schaut.«
Je mehr Verschiebung, desto größer der Immunschutz, sagt der Nicht-Experte
»Ich glaube, bei dieser ganz berechtigten und ganz privaten Überlegung, also wenn Oma oder Opa die erste Dosis kriegt und dann die zweite soll dann doch verschoben werden … Ich kann vielleicht eine grundlegende Auffassung dazu sagen, die ich so auch Studierenden in einer Vorlesung sagen würde. Was bei der ersten Impfung passiert, ist, dass das Immunsystem einmal so richtig angestachelt wird. Dann dauert es ungefähr 14 Tage, dass man erste Reaktionen sieht. Es ist bei diesem Impfstoff so, dass man tatsächlich nach ungefähr so einem Zeitraum auch sieht, knapp zwei Wochen sind das, dass tatsächlich gegen die Krankheit schon ein Schutz eintritt. Nach diesen 14 Tagen sieht man erste Reaktionen. Dann baut sich das Immunsystem eigentlich über sechs Wochen immer weiter auf. Egal, ob da noch mal in diese sechs Wochen reingeimpft wird oder nicht. Wenn aber dann noch mal reingeimpft wird, dann wird es unterwegs noch mal verfeinert..
Wenn man die Lücke zwischen den beiden Impfungen etwas verlängert, dann ist sogar die Nachhaltigkeit des Immunschutzes noch mal größer.«
Wir können uns auch drei Monate leisten. Läßt sich eh nicht messen
»Ich glaube, dass in diesem Zeitrahmen, der im Moment hier und da diskutiert wird, also ob man jetzt drei Wochen wartet oder drei Monate so nach dem Motto, ich sage das jetzt ganz bewusst voll ins Unreine, weil ich eben nicht die Zulassungsdaten kenne und weil ich nicht Teil dieser Diskussion bin … Man würde über diesen Zeitraum eigentlich nicht erwarten, nach allem, was man so über Impfstoffe weiß, dass dazwischen die Wirkung wieder komplett verschwindet. Oder dass man sich trotzdem wieder infiziert und einen schweren Verlauf kriegt. Ich würde eher erwarten, dass man das gar nicht messen kann, was da an Unterschied besteht. Und dass deswegen diese Überlegungen, die man jetzt auch in der Öffentlichkeit hört, schon richtig sind. Speziell, was die jetzt bekannten Impfstoffe, die mRNA-Impfstoffe angeht, wo schon sehr gute Daten da sind, wo wir jetzt sehen, dass die Immunreaktion wirklich stark ist, ich denke, da wird man sich das leisten können…
Korinna Hennig
Das heißt, dass das Risiko für den Einzelnen tatsächlich vielleicht gar nicht so groß ist, also auch bei dieser Großeltern-Enkel-Situation geblieben?
Christian Drosten
Richtig. Also bei den Großeltern muss man eher sagen, man sollte einfach im Sinne auch der Bevölkerungsimmunität aus den jetzt begrenzt verfügbaren Impfdosen das Maximum rausholen.«
Bis an die Grenzen des Machbaren gehen. Und was aus den Zahlen machen
»Im Moment ist es leider so, dass das Virus erst mal wieder in die nicht-immune Bevölkerung zurückgeht, weil die einfach viel, viel größer ist in Deutschland. Insofern ist es eher effizient, so schnell wie möglich durch die Impfung einen bevölkerungsweiten Immunschutz aufzubauen. Man muss dabei bis an die Grenze des Machbaren gehen. Man muss schon versuchen, das so zu beschleunigen, wie es irgendwie geht…
Wir haben im Moment Zahlen, wenn man die ganz naiv anschaut vom RKI, würde man sagen, das sieht aber gut aus. Aber wie gesagt, viele Leute haben sich nicht testen lassen. Meldungen werden nachschleppen. Viele Leute haben nur einen Antigentest gemacht und das nicht bestätigen lassen. All diese Dinge spielen mit rein. Wir haben im Moment viele Tote pro Tag. Das ist aber natürlich ein Effekt aus Mitte Dezember, Anfang Dezember. Da kann man im Moment gar nichts daraus ableiten. Deswegen muss man leider die Geduld besitzen und noch mindestens bis Mitte Januar warten, um irgendetwas aus den Zahlen zu machen.«
Der Klassenraum muss ja nicht ganz leer sein. Verstreute Meinungen
»Man kann auch sagen, es gibt in bestimmten Schulklassen, der Klassenraum muss ja nicht ganz leer sein, sondern es sollen nicht 30 Leute sein, sondern vielleicht am Ende doch nur sieben oder acht. Das wäre schon ein Riesenunterschied. Gerade in bestimmten Bereichen, wo man vielleicht sagen muss, es gibt hier in der Klasse ein paar Kinder, die müssen zur Schule gehen, das ist familiär einfach sonst nicht gut. So etwas könnte man vielleicht auch irgendwie ermöglichen. Man muss da einfach vorwärtsdenken. Man muss unbedingt aufhören jetzt zu sagen: Die Wissenschaft sagt aber, das kommt in Schulen nicht vor. Das sagt die Wissenschaft schon lange nicht mehr. Das sagen manche Einzelwissenschaftler, die man sich vielleicht herbeizitiert, weil sie auch die Tendenz haben, so etwas zu sagen…
Wir hatten in der Tat vor Weihnachten, in der Zeit von Oktober bis Weihnachten nicht nur dieses Gefühl, dass vielleicht ein bisschen wenig gerade auf die Wissenschaft gehört wird, sondern auch dass so verstreute Meinungen kamen aus Verbänden und Fachkreisen, Wissenschaftskreise auch, die eben viele Grundprinzipien, die eigentlich konsentiert sind in der Wissenschaft, auch international infrage gestellt haben. Wie zum Beispiel diese Auffassung: Wir müssen doch nur die Altersheime abschirmen, dann ist doch schon der ganze Job getan. Warum schirmt hier eigentlich keiner die Altersheime ab? Wenn man sich das genauer anschaut, dann sieht man, es gibt durchaus Konzepte. Es ist gar nicht so, dass es keine Konzepte gibt, wie man die Altersheime abschirmt. Aber es gibt Realitäten..
Das Beste wäre, dieses Personal auch sofort und sehr bevorzugt zu impfen. Das Angebot läuft jetzt auch. Das wird, wie ich höre, noch nicht so angenommen wie in den Kliniken. Aber auch in den Kliniken ist noch gar nicht genug Impfstoff zur Verfügung. Das heißt, diese Probleme sind nicht ungelöst. Aber die Lösung und die Umsetzung ist einfach die große Schwierigkeit. Wir hatten damals in dieser Zeit vor Weihnachten viele, auch Wissenschaftler, die sich einfach in die Öffentlichkeit gestellt haben und unüberprüft gesagt haben, da gibt es gar keine Konzepte. Das schwingt dann mit, wenn man diese Konzepte endlich mal erstellen würde, dann müsste man doch auch gar keinen Lockdown machen. Das ist aber leider wirklich falsch. Es ist nun mal nicht so, dass man einfach über irgendein Konzept die Wohnheime abschirmen kann. Die Erfahrung spricht dagegen. Und die Realität in der Umsetzung, in der Implementation spricht dagegen. Das ist das, was ich gerade beschrieben haben. Das ist aber auch zum Beispiel der Faktor Kostendruck, der dem Altenpflegebereich seit Jahren bekannt ist und der dünne Personaldecken hervorruft. Und eine dünne Personaldecke kann nun mal nichts zusätzlich zur Pflege machen. Das Testen wird dann schwierig. Auch all die anderen Vorkehrungen einzuhalten, wird dann eben schwierig.«
(Hervorhebungen nicht im Original.)
Bullshit hoch 3
https://www.deutschlandfunk.de/was-bringt-eine-corona-testpflicht-fuer-reisende-aus-china-int-hajo-zeeb-dlf-ec79b807-100.html
systematische Tests will er wohl nicht, beobachten sehr wohl…DLF reitet die coronare chinesische Welle bis zum Erbrechen–nahezu jedesmal wenn ich einschalte ist davon die Rede…und die mit Spannung erwartete Frage ob denn nun mit dem Flieger Einreisende aus China einer PCR Testpflicht zu unterziehen seien…wie auch immer Monitoring wird uns woh auf Jahrzehnte erhalten bleiben…und sei es auch nur, in der Sch..ß. von Flugreisenden zu wühlen…
achja aber nicht vergessen MPox (ehem. Affenpocken) könnten mangels Impfstoffen in Afrika zum Problem werden, meldet DLF in der heutigen Sendung von Forschung aktuell…anscheinend sind alle Sender wieder am Würfeln und würfeln alle dasselbe. Es ist langweilig, so sehr,daß ich kaum noch zuhören kann.
Ich sage voraus,
wie in 2020 gibt es im März wieder Lockdown. Der Ablauf wird der Gleiche sein …
Impfzwang wird dann natürlich auch wieder kommen.
Die üblichen Verdächtigen konnten über 2,5 Jahre genug DNA sammeln (PCR-Tests), um dann ein passendes Virus zu basteln, dass bestimmte Personengruppen angreift. Gain of Function
An dieser Stelle etwas Off-topic: Drosten erinnert mich ein bisschen an die "Sheepworld". (1) Damit sind nicht "Schlafschafe" gemeint, sondern das "Ohne dich ist alles doof." Nur dass es bei Drosten heißt: "Außer mir sind alle doof."
Da stelle ich mir dann ein Schäfchen mit Drostens Gesicht vor, dass folgende Gedankenwolken umgibt:
"Streeck doof."
"Kekule doof."
"Stöhr doof."
"Wiesendanger doof."
"Wodarg doof."
"RKI-Mitarbeiter doof."(2)
"Außer mir. Alle doof."
Wäre das nicht was für ein Meme?
Schönen Abend!
Daniel
Quellen:
(1) https://shop.sheepworld.de/
(2) https://www.rnd.de/digital/troll-dich-virologe-christian-drosten-liefert-sich-bei-twitter-schlagabtausch-corona-sommereffekt-VK2MLUX6EZCSRFRCTX3U3WRLWM.html
Bei uns stehen Muh-Tanten auf der Wiese und käuen wieder.
https://vigilance.pervaers.com/p/boosters-caused-the-omicron-outbreak
Bin noch zu erschöpft vom Schreiben um eine deutsche Zusammenfassung zu schreiben, aber da es zu dem Thema passt:
Ich werde mein Modell natürlich auf die neue Variante X‑Bivalent-Booster‑1–5 anwenden.
Es ist das simpelste Modell für die Ausbreitung von Varianten das existiert.
Es enthält nur eine unabhängige Variable (Zahl von Zweitspritzen, Boostern, Bivalenten Boostern).
Das Datum des Indexfalls muss gar nicht bekannt sein.
Und es geht weiter
https://www.tagesschau.de/inland/lauterbach-coronavirus-variante-101.html