»Die rechtsseitig in eine Senkrechte mündende Kopfform ist ungewöhnlich und unkonventionell«

"Karlsruhe gibt knapp 100.000 Euro für neu­es Erscheinungsbild aus", weiß am 7.3.23 welt​.de, und design​ta​ge​buch​.de zeigt und rezen­siert am Tag zuvor das neue Logo und den Schriftzug:

»… Statt in einer Serifenschrift (Droid) ist die Wortmarke nun in einer Serifen-losen Schrift gesetzt, und zwar in der von Akira Kobayashi gezeich­ne­ten Akko. Vor dem Hintergrund der Unabhängigkeit des Verfassungsgerichts ist klar, dass im zukünf­ti­gen CD nicht die Hausschrift etwa der Bundesregierung, die Bundes Sans, zum Einsatz kom­men kann. Auch im Typographischen braucht es also Eigenständigkeit…«

Im Typographischen spie­gelt sich die poli­ti­sche Unabhängigkeit. So sieht der Schriftzug in der Hausschrift der Bundesregierung aus:

Weiter ler­nen wir:

»Markenkommunikation, eben auch die visu­el­le, beein­flusst, wie eine Marke wahr­ge­nom­men wird. Und dass ein Verfassungsorgan ein Interesse dar­an hat, als ver­trau­ens­voll wahr­ge­nom­men und ange­se­hen zu wer­den, ver­steht sich von selbst. Im Rahmen der Kommunikation dient ein homo­ge­nes, als zeit­ge­mäß und pas­send emp­fun­de­nes Erscheinungsbild als ver­trau­ens­stif­ten­de Maßnahme. Zu hun­dert Prozent len­ken lässt sich das Image einer Marke frei­lich nicht…

Während der Adler der Bundesregierung mit auf­ge­ris­se­nem Schnabel und weit her­aus­ra­gen­der Zunge stär­ker heral­di­sche Ausdrucksformen wider­spie­gelt, ori­en­tiert sich die Adler-Bildmarke des Bundesverfassungsgerichts sicht­lich mehr an zeit­ge­mä­ßer Logogestaltung. Auf schmücken­de, deko­rie­ren­de Elemente wur­de verzichtet.

Die Linienführung des Adlers ist klar und auf das Notwendigste redu­ziert. Die rechts­sei­tig in eine Senkrechte mün­den­de Kopfform ist unge­wöhn­lich und unkon­ven­tio­nell. Kopf und Körper ste­hen, im Gegensatz zu allen ande­ren Darstellungen von Bundeswappen, in direk­ter Linie. Die so ent­stan­de­ne durch­ge­hen­de ver­ti­ka­le Achse ver­leiht dem Adler eine gewis­se Strenge…«


So weit zum Formalen, nun das Finanzielle, über das die "Welt" berichtet:

»Das Bundesverfassungsgericht erfin­det sich neu – und hat dafür tief in die Tasche gegrif­fen. Die Kosten für die Konzeption und Entwicklung des neu­en Erscheinungsbilds des höch­sten deut­schen Gerichts belau­fen sich auf 84.622 Euro. Dies teil­te ein Gerichtssprecher auf Anfrage von WELT mit. Diese Summe umfas­se „die gesam­te Außendarstellung des Gerichts“.

Das Gericht hat­te am ver­gan­ge­nen Freitag eine Pressemitteilung mit dem Titel „Bürgernah, modern und unab­hän­gig, das Bundesverfassungsgericht mit neu­em Erscheinungsbild“ her­aus­ge­ge­ben. Darin heißt es, das Gericht ver­wen­de ab Anfang März für sei­ne Entscheidungen und sei­nen nach außen gerich­te­ten Schriftverkehr ein neu­es ein­heit­li­ches Erscheinungsbild („cor­po­ra­te design“). Wie WELT nun erfuhr, ist die Umsetzung davon bereits fort­ge­schrit­ten. „Hierfür sind bis­lang Kosten in Höhe von 9.894,39 Euro ent­stan­den“, teil­te das Gericht mit…«

design​ta​ge​buch​.de weiß:

»Entwickelt wird das neue Corporate Design in Zusammenarbeit mit der Agentur Mosaik (Dortmund), die das Bundesverfassungsgericht seit Juli 2021 als Kunden betreut.«

Mit kleinem "i"

Wenn das mal nicht als anti­fe­mi­ni­stisch gele­sen wer­den kann, was die Firma so präsentiert:

mosa​ik​-manage​ment​.de

Stolz prä­sen­tiert MOSAIK den von ihm gestal­te­ten Jahresbericht des Bundesverfassungsgerichts für das Jahr 2020:

»iN BESTER VEREDELUNG.
Die inter­ne Arbeitsgruppe „Jahresbericht“ ließ uns bei der Ideenfindung frei­en Lauf. Den Titel haben wir durch aus­ge­stanz­te Buchstaben ver­edelt, durch die ein Bild der roten Richterroben zu erken­nen ist. Als Papier haben wir das unge­stri­che­ne Premium-Offset-Naturpapier SOPORSET ver­wen­det, das durch einen hohen Weißgrad und eine edle Haptik besticht.«
mosa​ik​-manage​ment​.de

In leichter Sprache

mosa​ik​-manage​ment​.de

30 Antworten auf „»Die rechtsseitig in eine Senkrechte mündende Kopfform ist ungewöhnlich und unkonventionell«“

      1. @aa: Wenn ſchon Fraktur, dann bit­te rich­tig. Das 1. und 4. "s" ſoll­te ein run­des ſein. Etwa ſo:

        Bundesverfaſſungsgericht

        (Alte Duden ent­hal­ten die Regeln für Frakturſchreibung.)

        1. Fraglich, ob die Schriftarten das kön­nen bzw. wie man der Software mit­teilt, wel­ches s man haben möch­te. Übrigens ist Tannenberg nicht irgend­ei­ne Fraktur. Diese Zeit war prä­gend im Dritten Reich und die Harbarth-Klitsche ist eben auch nur ein Erbe der Firma Freisler, eine der Regierung unter­tä­nig­ste Richterschaft, die jäm­mer­lich ver­sagt hat. Anstatt Recht zu spre­chen, wur­de Recht gebeugt, zu Lasten der Bürger, der Grundrechteinhaber. Stattdessen kam dem Harbarth in den Sinn, der ÖRR hät­te Grundrechte, wonach er eine Gebührenerhebung erhal­ten müsse.

      1. Comic sans ist von Microsoft. Würde tat­säch­lich bes­ser pas­sen, wenn Bill Gates auch bei den Schriftarten der Harbarth-Klitsche sei­ne Griffel im Spiel hätte.

  1. https://​sty​legui​de​.bun​des​re​gie​rung​.de/​s​g​-​de/

    "Die Pflege, Entwicklung und Umsetzung des Corporate Design obliegt dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung"

    Was hat das Bundesverfassungsgericht "sei­nen" Adler eigen­mäch­tig zu ver­än­dern, wenn das angeb­lich vom Presse- und Informationsamt zen­tral gesteu­ert wird?
    Morgen kommt der BND und will "sei­nen" Adler neu umge­stal­ten und beauf­tragt (zum Preis von 200.000 Euro, denn es waren gera­de Haushaltsmittel übrig…) wie­der die glei­che Agentur mit dem glei­chen Ergebnis? Läuft das so im besten Deutschland aller Zeiten oder ist das nur mei­ne nai­ve Vorstellung von Behördenversagen und Kompetenzübertretung?

    Ihc mei­ne, der Adler wur­de vor ein paar Jahren schon mal umge­stal­tet. Ich erin­ne­re mich, ein sehr aus­führ­li­ches Dokument gele­sen zu haben, in dem genau dar­ge­stellt wur­de, dass dem Adler die Krallen ent­fernt wur­den und er nicht mehr so grim­mig schau­en durf­te, weil er zu bru­tal wirk­te. Diese Überarbeitung muss vor ca. 5–10 Jahren statt­ge­fun­den haben. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich die­se Broschüre abge­legt habe. Es ging dort auch um cor­po­ra­te Design.

    1. "Was hat das Bundesverfassungsgericht "sei­nen" Adler eigen­mäch­tig zu ver­än­dern, wenn das angeb­lich vom Presse- und Informationsamt zen­tral gesteu­ert wird?"

      Die Antwort ist doch ganz ein­fch: Da sich in den *Urteilen* des BVerfG kei­ne Unabhaengigkeit von der Bundesregierung mehr erken­nen laesst, ist es not­wen­dig, die­se angeb­lich vor­han­de­ne Unabhaengigkeit in ande­rer Weise zu demon­strie­ren: Eben durch ein gegen­ueber der Bundesregierung geaen­der­tes "Corporate Design" …

      Die Gestaltung des Adlers mit *geschlos­se­nem* Schnabel laesst sich wohl eben­falls rela­tiv leicht erklae­ren. Dem neu­en Adler wur­den gegen­ueber dem alten offen­bar die Krallen gestutzt, so dass er aus Angst vor wei­te­rer sol­cher Behandlung ein­fach den
      Schnabel haelt …
      😉

  2. In den Kanälen wird beob­ach­tet: Der alte Adler hat das Maul auf­ge­ris­sen, der neue hält's zu. Der alte hat­te wehr­haf­te Krallen, der neue nicht.—Passt zur Selbstverzwergung des Bürgerverarschungsgerichts zur Abnickstelle von Obrigkeitsansagen.

    «Über allen Staatsgewalten thront ein heim­li­cher Diktator auf Anruf, näm­lich das Bundesverfassungsgericht, dass de fac­to nicht nur unan­greif­bar qua­si recht­set­zen­de Befugnisse hat, son­dern die Legislative läh­men oder aus­he­beln kann. Dabei ist das Verfassungsgericht ver­fas­sungs­wid­rig bestellt, d.h. unser schö­nes Grundgesetz kann nicht ein­mal sei­ne Hüter in die Schranken wei­sen (eine Verfassungsbeschwerde gegen die­se Machenschaften wür­de den Täter als Richter anrufen). »

    Eckhard Kochte, «60 Jahre Grundgesetz: Gibt es über­haupt etwas zu fei­ern?» (Telepolis, 30.05.2009)

    https://​www​.tele​po​lis​.de/​f​e​a​t​u​r​e​s​/​6​0​-​J​a​h​r​e​-​G​r​u​n​d​g​e​s​e​t​z​-​3​3​8​1​3​8​2​.​h​tml

    1. Muß eben immer mal was neu­es geben.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Reichspr%C3%A4sident#/media/Datei:Flag_of_the_President_of_Germany.svg
      (Wappen des Reichspräsidenten in der Weimarer Zeit)
      Hier ist die Kopfform des Adlers ähn­lich der neu­en Form des Bundesverfassungsgerichts, er schaut also nach links, das Maul ist geöff­net er streckt die Zunge raus. Die Federn sind wie in der Form des Nachkriegsbundeswappens, also gepreizt, dazu rote Beine und krallen.
      Im Nachkriegsbundeswappen wur­de der Adler "moder­ni­siert" die Zunge war nicht so deut­lich zu sehen wie in der Weimarer Zeit, er schaut nach oben, außer­dem wur­de gelb und rot ein­ge­spart also das Wappen kom­plett schwarz mit Krallen – auf mich wirkt es jedoch wie ein "Pleitegeier" naja per­sön­li­cher Eindruck – kein Grund das Design zu ändern …
      Heute Rückkehr zum Alten Design – zwi­schen­zeit­lich wur­den die Krallen ein­ge­spart, der Schnabel wird kom­plett gehal­ten. Und den Trend zu Serifenloser Schrift (Serifenschriften sind Schriften mit Schnörkeln wie z.B. im Logo von Coca Cola und Disney) macht das Verfassungsgericht auch mit. Der Spaß hat nur 85.000 Euro geko­stet – Glück gehabt hät­te mehr sein können …

      1. Nein, es ist kei­ne Rueckkehr zum alten Design. Der "neue" hat anschei­nend "gestutz­te Kallen" und einen "geschlo­se­nen Schnabel". Ob der "geschlos­se­ne Schnabel" evt. etwas mit den "gestutz­ten Krallen" zu tun hat, moe­ge jeder selbst beurteilen …

  3. Allein die Verwendung des Begriffs "Corporate Design" im Zusammenhang mit einem Verfassungsgericht zeigt, wo der Hammer hängt. Corporate. 

    Die knapp 85 Tausend Euro sind zu ver­nach­läs­si­gen, wenn man all die übri­gen Kosten des "Rebranding" berück­sich­tigt. Vom Briefbogen über Internetauftritt bis hin zum Stempel. Die 10.000 Euro sind eher ein Witz mit Nachkommastelle. 

    Bürgernah? Wie wäre es mit ver­fas­sungs­kon­form? Wieviel Briefbögen wohl für die Ablehnung der Annahme von Verfassungsbeschwerden drauf­ge­hen werden?

  4. frei inter­pre­tiert und kurz gefasst:
    Während der Vogel der Regierung in Berlin wei­ter­hin alles mög­li­che und unmög­li­che hin­aus­krä­hen darf, hat der Vogel des Bundesverfassungsgerichts gefäl­ligst den Schnabel zu halten.
    Auch sonst scheint es so, als ob der Vogel ziem­lich gestutzt wurde.

    Warum wird dar­über so voll­kom­men unkri­tisch berich­tet? Warum wird das Wort "unab­hän­gig" so betont? Warum benö­tigt ein Gericht ein Markendesign als "ver­trau­ens­bil­den­de Maßnahme"? Warum wird soviel Geld dafür ausgegeben?

  5. Wer aber emp­fin­det denn das Erscheinungsbild als zeit­ge­mäß und pas­send bzw. das alte als unzeit­ge­mäß und unpas­send? Wer hat denn Änderungsbedarf ange­mel­det? Die beauf­trag­te Firma, die Verfassungsrichter? Und soll­te es etwa Vertrauensdefizite geben, die beho­ben wer­den müssten?

    1. @Irene: Steht doch oben wer Bedarf ange­mel­det hat: Das Mosaik, also Abrax, Brabax und Califax 

      Die Abrafaxe sind die Helden der monat­lich erschei­nen­den Comiczeitschrift MOSAIK. Sie bestehen aus den drei kobold­ähn­li­chen Gestalten Abrax, Brabax und Califax, die im Verlauf aus­ge­dehn­ter Rahmenhandlungen Abenteuer in der Weltgeschichte bestehen.
      https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​A​b​r​a​f​axe

      Die Geschichte um das Geheimnisvolle Gerichtslogo gibt es bestimmt bald am Kiosk. 😉

        1. @aa: von den Digedags erschei­nen seit 1975 kei­ne Abenteuer mehr. Die Alben sind gut ohne Frage die Abrafaxe sind aber min­de­stens genau­so gut, wenn nicht bes­ser, denn die Abrafaxe sind sehr leben­dig, das Mosaik erscheint immer noch, wäh­rend die Digedags prak­tisch im Museum ste­hen (die Rechte an den Figuren lie­gen nach dem Tod von Johannes Hegenbarth bei der Stiftung Haus der Geschichte das dem Bund gehört)

  6. Als Logo oder künst­le­ri­sche Darstellung kam mir ange­sichts des neu­en Adlers unmit­tel­bar die Optik die­ses Films "Metropolis"von Fritz Lang in den Sinn – der sel­ben Ästhetik, mit der die Nazis dann gan­ze Städte erbau­en wollten.
    Etwas zeit­lich näher dran ist dann das Erscheinungsbild des Weißkopf Adlers in der Muppet Show.

    Ich glau­be da woll­te jemand dem Gericht mal ein Osterei legen.

  7. Da wer­den sich aber künf­tig die 99% der Verfassungsbeschwerdeführer – die­je­ni­gen, die eine begrün­dungs­lo­se Entscheidung über die Nichtannamhme ihrer Verfassungsbeschwerde erhal­ten – über den hüb­schen neu­en Adler freu­en. Statt ver­är­gert dar­über zu sein, dass sich der Sache inhalt­lich 0 ange­nom­men wur­de, wird man auf­grund des neu­en gei­len Designs in Ekstase geraten.

  8. Der neue Flattermann sieht aus, wie aus der Sendung mit der Maus.

    Wenn sich die Damen und Herren nun bes­ser füh­len mit ihrem Vorsitzenden, dem Konzernanwalt Harbarth, von dem bis heu­te nie­mand weiß, wo er sei­ne Nebenverdienst-Milliönchen aus der Abgeordetenzeit geparkt hat.

  9. Mal ab von allem anderen.…als Chef Grafikerin eines Verlags, hät­te ich die Entwürfe in die Tonne getre­ten. Die Gründe sind viel­fach wür­den aber den Rahmen hier sprengen.
    Nur so viel, hier geht es nicht um Werbung und Statement für eine Firma, pein­lich wer das durch­ge­winkt hat.

    1. Die Maskenpflicht ist doch abge­schafft? Oder zaehlt das BVerfG zu den "medi­zi­ni­schen Einrichtungen", in denen die Mmakenpflicht noch gilt? Hhat es viel­leicht mit Homoepathie zu tun (koenn­te man fast verm­mu­ten, da eini­ge Entscheidungen anschei­nend "Gerechtigkeit" nur in homoeo­pa­thi­schen Dosen enthaelt) …

  10. Der Adler wird bestimmt bald wie­der umge­stal­tet, wenn jeman­dem auf­fällt, dass es ein Männchen ist. Vielleicht sind wir dann das erste Land mit einer Seegurke als Wappentier.….…. Bis dann wie­der jeman­dem auf­fällt, dass es unmo­ra­lisch ist, ein Lebewesen für sei­ne Zwecke ein­zu­span­nen. Dann bekom­men wir: Das Bundes-Veganrohkostcookie! Danke für den Auftrag, das macht dann 300.000 Euronen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert