Die USA rennen in eine Impfwand

Entgegen allen Jubelmeldungen über Bidens Impfkampagne stößt das Programm an sei­ne Grenzen. Am 21.4. ist unter obi­gem Titel auf n‑tv.de zu lesen:

»… Es sind die ganz gro­ßen Publicity-Kanonen, die die US-Regierung auf­fährt. In einer ein­stün­di­gen Sondersendung auf NBC haben Präsident Joe Biden, sein Ex-Chef Barack Obama, des­sen Ehefrau Michelle, NFL-Quarterback Russel Wilson, Sängerin Ciara, der frü­he­re NBA-Star Shaquille O'Neal, der Biden-Berater Anthony Fauci und vie­le ande­re Promis die US-ame­ri­ka­ni­sche Bevölkerung am Sonntag zur besten Sendezeit auf­ge­ru­fen: Lasst euch impfen!

Denn so gut die Impfkampagne bis­her lief, der schwie­rig­ste Teil steht den USA womög­lich noch bevor: In meh­re­ren US-Bundesstaaten kommt es mitt­ler­wei­le immer häu­fi­ger vor, dass Termine nicht wahr­ge­nom­men und unge­nutz­te Dosen weg­ge­schmis­sen wer­den müs­sen. Das Impfstoff-Angebot über­steigt all­mäh­lich die Nachfrage.«

Wie in Deutschland wer­den die SkeptikerInnen zunächst dem rech­ten, hier dem Trumplager, zuge­ord­net. Doch dann muß man zur Kenntnis neh­men, daß die Wirklichkeit kom­ple­xer ist:

»In Umfragen sagt ins­ge­samt ein Viertel aller Amerikaner, dass sie sich nicht gegen das Coronavirus imp­fen las­sen wol­len. Um Herdenimmunität zu errei­chen, müss­ten aber mut­maß­lich zwi­schen 70 und 85 Prozent der Bevölkerung immu­ni­siert sein. Sei es, weil sie geimpft wur­den, mit dem Coronavirus infi­ziert waren oder eine natür­li­che Immunität besit­zen. Das wird knapp.

Speziell in den eher ärme­ren Regionen des Landes. Denn neben wei­ßen, eher kon­ser­va­ti­ven Männern aus dem länd­li­chen Raum hän­gen vor allem schwar­ze Amerikaner und Latinos bei den Impfquoten in den USA zurück. Von ihnen will sich bis zum Ende des Sommers nur gut die Hälfte imp­fen lassen.

Schwarze und Latinos hängen zurück

"Witzig, was Jahrzehnte gesund­heits­po­li­ti­scher Ablehnung und Vernachlässigung anrich­ten kön­nen", hat es mit eini­gem Sarkasmus ein ame­ri­ka­ni­scher Sozialwissenschaftler for­mu­liert. Das gera­de gegen­über Minderheiten oft­mals men­schen­feind­li­che Gesundheitssystem der USA hin­ter­las­se Spuren, sagt er. Philipp Adorf stimmt zu.

"Bei Schwarzen muss man mit ein­be­zie­hen, dass in der Vergangenheit, wenn man es nett for­mu­lie­ren möch­te, frag­wür­di­ge medi­zi­ni­sche Versuche mit bestimm­ten Krankheiten bei ihnen durch­ge­führt wur­den", erklärt der US-Experte. "Historisch gese­hen, besteht bei der afro­ame­ri­ka­ni­schen Bevölkerung ein gewis­ses Misstrauen gegen­über staat­li­chen medi­zi­ni­schen Maßnahmen."

Trotzdem ist der Politologe hoff­nungs­voll, dass die ame­ri­ka­ni­sche Impfkampagne letzt­end­lich von Erfolg gekrönt sein wird, denn 90 Prozent der schwar­zen Bevölkerung wäh­len eher demo­kra­tisch. Und die Demokraten argu­men­tie­ren aktu­ell ganz offen: Krempelt die Ärmel hoch, lasst euch imp­fen.«

Es bleibt zu hof­fen, daß sie sich dar­an erin­nern, was aus ihren Hoffnungen auf Obama gewor­den ist.

8 Antworten auf „Die USA rennen in eine Impfwand“

  1. Selbst in Israel sind doch nur knapp über 50% fer­tig gemacht, ähh, geimpft wor­den. Das wird nicht nur lustig zu sehen, wie "Bibi and his fascist bunch" dau­er­haft gegen die Hälfte des Volkes regie­ren wol­len, son­dern legt auch den Verdacht nahe, dass die 25% "Impfverweigerer" hoff­nungs­los unter­trie­ben sind.

      1. @ aa

        Ich mei­ne heu­te mor­gen erst gele­sen zu haben, dass unge­fähr 52% die zwei­te Dosis erhal­ten haben und damit "durch­ge­impft" sei­en. Ich habe es aber nicht über­prüft und "stand cor­rec­ted then."

    1. Im DLF Informationen am mor­gen vom 24.4. ist von 80 Prozent der über 16 Jährigen die Rede.
      Auffrischungen sind bestellt. 

      Ob die "Freiheiten" nur für Geimpfte gel­ten ging aus dem Bericht nicht hervor.

      https://​lock​down​s​cep​tics​.org/​2​0​2​1​/​0​4​/​2​4​/​i​s​r​a​e​l​-​i​n​v​e​s​t​i​g​a​t​i​n​g​-​l​i​n​k​-​b​e​t​w​e​e​n​-​p​f​i​z​e​r​-​c​o​v​i​d​-​v​a​c​c​i​n​e​-​a​n​d​-​h​e​a​r​t​-​p​r​o​b​l​e​m​-​i​n​-​m​e​n​-​u​n​d​e​r​-​30/

      Frau von der Leyen, wis­sen Sie davon? Menschen unter 30, die kaum vom Virus krank wer­den, ris­kie­ren den schnel­len Herztod.

  2. Bezeichnend ist, dass Medien und Politik immer wie­der unter­stel­len, die neu­en "Impf"stoffe wür­den eine Immunisierung der geimpf­ten Menschen bewir­ken; soweit ich weiß behaup­ten das nicht ein­mal die Hersteller – und die über­trei­ben ja von Berufs wegen ger­ne. Wenn man dann jetzt auch noch immer wie­der von "Infektions"ausbrüchen unter Geimpften liest, fragt man sich, in wel­cher Parallelwelt die­se Leute eigent­lich leben.

  3. In einem der letz­ten zehn Corona-Ausschuss-Sitzungen war ein israe­li­scher Rechtsanwalt zu Gast. Er brach­te die für mich bis dahin nicht in Betracht gezo­ge­ne Perspektive, man habe gera­de Israel so der­ma­ßen in eine Impf-Apartheid getrie­ben, weil es gegen "Israel" kei­nen Widerspruch geben wird. Niemand wird Israel kri­ti­sie­ren, weil jeg­li­che Kritik dann mit der Antisemitismus-Keule bestraft wird.

    Des Weiteren hät­te man in Israel einen von oben ver­ord­ne­ten, jahr­zehn­te­lang ein­ge­üb­ten Zusammenhalt, der sich auf dem Holocaust als Narrativ begründet.

    1. @Florian: Es gibt gute Gründe für Jüdinnen und Juden, nach dem Holocaust auf Zusammenhalt zu ach­ten. Nicht aus Nostalgie, son­dern weil Antisemitismus kei­ne Erscheinung von 12 Jahren Nationalsozialismus ist und war. Daß dies von der rech­ten Netanjahu-Regierung instru­men­ta­li­sert wird, um das Impfprogramm durch­zu­zie­hen, steht auf einem ande­ren Blatt. Widerspruch gibt es übri­gens auch in Israel.

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