Drei Stunden anstehen im "sozialen Brennpunkt"

Der Autor des Artikels auf dw​.com vom 7.5. ver­zich­tet auf die Anführungszeichen um den Begriff, wenn er sich auch Mühe gibt, der Stigmatisierung nicht das Wort zu reden:

»Köln: Corona-Impfung im sozia­len Brennpunkt
… Der wei­ße Zettel in der Hand von Sahin Aydogan ist bereits unter­schrie­ben. Es ist die Einwilligungserklärung zur Corona-Schutzimpfung. "Ich will mich imp­fen las­sen, damit ich mich wie­der siche­rer füh­len kann", sagt der 42-Jährige.«

So war es ver­mut­lich gedacht. Aufklärung über Risiken bleibt höch­stens eine Formsache.

»Über die Stärken und Schwächen der Impfstoffe wird in der Schlange der Wartenden dis­ku­tiert wie sonst über Fußballstars. "BioNTech ist schon der beste", sagt ein jun­ger Mann mit grau­em Kapuzenpulli. "Noch bes­ser als Moderna", meint ein ande­rer, eben­falls im grau­en Kapuzenpulli. Und AstraZeneca? "Ganz okay, aber nicht so toll."

Angst vor Nebenwirkungen

Unruhe kommt auf. Die mei­sten hier waren davon aus­ge­gan­gen, dass jeder Meschenicher geimpft wird, und zwar mit dem Moderna-Impfstoff. Jetzt heißt es: Nein, nur wer in bestimm­ten Straßen am sozia­len Brennpunkt wohnt, wird geimpft, und zwar mit Johnson & Johnson. Doch der Andrang ist groß, des­halb for­dert die Caritas spon­tan eine Ladung AstraZeneca an, um alle Wartenden imp­fen zu können.

"Dann komm ich lie­ber mor­gen noch­mal wie­der", sagt Hediye Batici und tritt ein paar Schritte aus der Wartschlange her­aus. "Ich habe mich infor­miert und ich möch­te BioNTech", sagt sie. "Schließlich bin ich erst 47 Jahre alt." Die Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson haben in Deutschland wei­ter einen schlech­ten Ruf, die Angst vor sel­te­nen Blutgerinnseln als Nebenwirkung ist groß.

"Wer heute geht, kommt morgen nicht wieder"

Unter den Wartenden fällt ein Mann beson­ders auf, weil fast jeder ihn begrüßt. Amir Rakhsh-Bahar trägt eine schwar­ze Steppjacke, unter sei­ner Maske scheint er mei­stens zu lächeln. Seit elf Jahren ist er Sozialarbeiter im Jugendzentrum auf der ande­ren Straßenseite. Die Impfung hat er schon län­ger hin­ter sich, eine Corona-Infektion vor einem hal­ben Jahr auch. "Meine Kolleginnen und ich haben den Leuten beim Ausfüllen von 150 Anträgen gehol­fen", sagt er. Die wei­ßen Zettel. "Aber alle für Moderna." Die kön­ne man jetzt wegschmeißen.

Rakhsh-Bahar ist genervt vom Hin und Her mit den Impfstoffen. "Wer heu­te geht, der kommt mor­gen bestimmt nicht wie­der", sagt er…

"Eine Menge Leute sind noch nicht geimpft"

Vor dem Caritas-Zentrum ist die Schlange mitt­ler­wei­le kür­zer gewor­den. Nach drei Stunden Warten sind auch Angelina und Sahin Aydogan dran. Jetzt geht alles schnell. Desinfektion, Spritze, Pflaster, wie­der raus an die fri­sche Luft. Angelina atmet durch, trotz Maske. "Ich füh­le mich befreit", sagt sie. "Man hat es jetzt end­lich hin­ter sich und kann nach vor­ne schau­en, muss kei­ne Angst mehr haben bei der Arbeit. Das geht ja jetzt schon andert­halb Jahre so."

Auch Sahin Aydogan ist vol­ler Hoffnung. "Ich bin zur Zeit arbeits­su­chend", sagt er. "Wegen Corona ist es noch schwie­ri­ger gewor­den, einen Job zu fin­den. Vielleicht habe ich bes­se­re Chancen, jetzt, wo ich geimpft bin." Und dann fügt er hin­zu: "Die soll­ten die­se Aktion noch ein paar­mal wie­der­ho­len. Eine Menge Leute hier sind noch nicht geimpft." Doch noch ist nicht klar, ob das Kölner Pilotprojekt fort­ge­setzt wer­den kann. Man habe schlicht nicht genug Impfstoff, gab die Stadt Köln am Freitagabend bekannt.«


Ditib eingespannt

Am 8.5. berich­tet t‑online.de, daß selbst die Kölner Ditib-Zentralmoschee zum Impfzentrum umfunk­tio­niert wur­de. Den ProblembewohnerInnen wer­den hier die Reste verabreicht:

»… Das Impfangebot sei nicht auf Mitglieder der mus­li­mi­schen Gemeinde beschränkt, son­dern offen für alle. Im Fokus ste­hen Einwohner des Kölner Stadtbezirks Ehrenfeld. Auch Personen aus Kölner Hotspots mit einer Inzidenz über 300 sind auf­ge­ru­fen. Für die Sonderimpfaktion stün­den 2.000 Impfdosen von Astrazeneca zur Verfügung. Dabei han­de­le sich um über­schüs­si­ge Dosen aus dem Kölner Impfzentrum…

"Ich dan­ke der Stadt Köln und der Kassenärztlichen Vereinigung Köln dafür, dass Sie unse­re Zentralmoschee für die­se Impf-Aktion nut­zen", wird Kazim Türkmen, Vorsitzender des Ditib-Bundesverbandes und Hausherr der Zentralmoschee, zitiert. "Als Religionsgemeinschaft tra­gen wir auch Verantwortung für­ein­an­der und miteinander."

Zurzeit ist zwar Ramadan, Impfungen sei­en aber auch schon vor dem abend­li­chen Fastenbrechen mög­lich, so Türkmen. Das habe der ober­ste Religionsrat der Ditib erklärt.«

Wer ist das nochmal?

Sind das nicht die, denen seit lan­gem schänd­li­che Verbindungen zu Erdogan, gar Islamismus vor­ge­wor­fen wird? Noch am 30.4. war auf welt​.de zu lesen:

»Jeder bekam sein per­sön­li­ches Foto mit dem tür­ki­schen Präsidenten: Kemal Ergün, der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs mit Sitz in Köln, sein Kollege vom tür­ki­schen Religionsdachverband Ditib, Kazim Türkmen, Durmus Yildirim, Chef des rechts­extre­men Graue-Wölfe-Dachverbandes Atib – und Köksal Kus, neu­er Vorsitzender der euro­päi­schen AKP-Lobbyorganisation UID.

Sie alle und wei­te­re Vertreter deutsch-tür­ki­scher Organisationen waren in die­ser Woche nach Ankara gereist und wur­den von Recep Tayyip Erdogan und dem tür­ki­schen Verteidigungsminister Hulusai Akar in Empfang genommen…

Seit Jahren ver­wei­sen Experten auf die enge Anbindung der teil­neh­men­den Organisationen an die tür­ki­sche Regierung. Erdogans Treffen mit Vertretern von UID, Ditib, Milli Görüs, Atib, dem Wirtschaftsverband Müsiad und der eben­falls dem Graue-Wölfe-Spektrum zuge­ord­ne­ten Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland (ADÜTDF) aber habe eine „neue Dimension“. Es sei­en „alle Organisationen und Institutionen dabei, die im Geflecht der AKP Rang und Namen haben“. Man sei offen­bar zu dem Schluss gekom­men, „dass es eine gemein­sa­me Strategie“ benö­ti­ge…«

6 Antworten auf „Drei Stunden anstehen im "sozialen Brennpunkt"“

  1. Migration ist auch nur eine Art von Kapitalexport. Der Mensch ist eine Ware, genau wie sei­ne Arbeitskraft. Und natür­lich hat Migration das Ziel, den Klassencharakter zu ver­schlei­ern, Menschen gegen­ein­an­der auf­zu­het­zen und eine geschlos­se­ne Arbeiterbewegung zu ver­hin­dern. Die Verbreitung von Verschwörungstheoriern, Fakenews usw. durch die Staatsmedien tut dann sein Übriges.

  2. Der Bericht ist Propaganda der übel­sten Sorte. Der OB'in gehen so lang­sam die Ideen aus, wie sie bei uns die Leute wei­ter­hin zuhau­se ein­sper­ren kann, – wenn sie nicht geimpft sind – weil sie jedes­mal, wenn sie das "C"-Wort hört, ihre Hose – wie auch immer – so gestri­chen voll hat, das es über­all her­aus­quillt. Ich habe nichts gegen Ausländer egal ob Asiaten, Afrikaner, Türken – aber die DITIB ein­zu­span­nen, setzt dem gan­zen die Krone auf. Wieviel Angst muss die­se Frau vor Corona haben, wenn sie die­se Vereinigung mit ins Boot nimmt?

    Es wird ihr nichts nüt­zen, in kur­zer Zeit dürf­te die Inzidnez unter 100 sein (bes­ser noch unter 50) und dann kann sie sich zuhau­se ein­schlie­ßen – von mir aus für immer und ewig.

    Passend hier­zu ein Zitat aus einem Kommentar (hin­ter Bezahlschranke) aus dem Pamphlet Kölner Stadtanzeiger mit dem Thema "Die Stadt Köln lässt das Ordnungsamt im Stich", bei dem es um die Unterbesetzung des Ordnungsamtes geht:

    "Die Pandemie könn­te durch mehr Kontrollen bekämpft wer­den. Eine Warteschleife bekämpft nichts. Sie sorgt im Gegenteil für Verdruss und unter­gräbt die Akzeptanz der Behörden. Denn kaum etwas ist schäd­li­cher für die Disziplin der Menschen, als zu wis­sen, dass der Regelbruch der Anderen unge­ahn­det bleibt, wäh­rend sie selbst sich an die Maßnahmen zu hal­ten ver­su­chen. Besonders, wenn so in per­sön­li­che Freiheiten ein­ge­grif­fen wird wie in einer Ausgangssperre, die juri­stisch umso wacke­li­ger ist, wenn nicht für die Kontrollierbarkeit der bis­he­ri­gen Maßnahmen gesorgt wurde."

    Dies sagt mei­ner Meinung nach alles aus. Unfassbar, die­se Hetzerei. Positiv ist für mich heu­te ein­zig die eben­falls dort ste­hen­de Meldung, dass nur noch 33% der Testkapazitäten an den Teststationen genutzt wer­den. Zumindest ein Teil der Leute ist halt nicht (mehr) so bescheu­ert, sich auf­grund eines Tests mit unter­ir­di­schen Qualitäten 14 Tage lang ein­sper­ren zu lassen.

    Der dann fol­gen­de Appell einer Abteilungsleiterin des Gesundheitsamtes an die Bürger, die Bürgertests groß­zü­gig in Anspruch zu neh­men, dürf­te ohne Reaktion ver­hal­len – wer möch­te sich wie oben frei­wil­lig bei schö­nem Wetter in Qurantäne bege­ben oder ander­seits wegen dar­auf­hin wei­ter ver­künd­ba­rer Fake-inzi­den­zen jeden Tag zuhau­se ab 22:00 Uhr weg­sper­ren lassen?

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