Nachdem hier am 31.7. die angebliche Dissertation von Christian Drosten zum Download angeboten wurde, haben sie jetzt auch die "Faktenchecker" von volksverpetzer.de in die Hände bekommen. Chapeau!
Voller Stolz wird vermeldet, man habe sie in der Bibliothek der Goethe-Universität entdeckt. Daß sie dort steht, war hier bereits am 26. Juni zu lesen.
Allerdings begnügt man sich damit, ein Filmchen über das Durchblättern der Arbeit zu zeigen. Man stellt sie jedoch nicht zur Verfügung wegen "Urheberrecht". Das ist ein Unfug, der hier erörtert wurde. Anderer Unsinn folgt:
»Wo hat Dr. Drosten studiert? An der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, dort findet man auch in seinem Lebenslauf. Wenn man jetzt im OPAC der Universität Frankfurt einfach mal nach Drosten sucht, findet man da: "Etablierung von Hochdurchsatz-PCR-Testsystemen für HIV‑1 und HBV zur Blutspendertestung" (Quelle). Fast so, als hätte er eine Doktorarbeit geschrieben. Verrückt.«
Auch wenn der zweite Satz keinen Sinn ergibt und man OPAC für Nichtstudierte mit Online-Katalog erklären könnte, ist das nur eingeschränkt richtig. Es fehlt die Information, daß der Katalog erst seit wenigen Wochen, also 17 Jahre nach der angeblichen Veröffentlichung der Dissertation, mit diesem Eintrag bestückt wurde. Und auch die Tatsache, daß es immer noch nicht möglich ist, sich für eine Ausleihe vorzumerken.
Es fehlt die Info, daß die Arbeit auch erst 2020 der Deutschen Nationalbibliothek gemeldet wurde, bei der alle Dissertationen anzugeben sind.
Die "Faktenchecker" sind der Meinung
»…die Doktorarbeit von Dr. Drosten kann man nur in Frankfurt ausleihen. Aber weil das natürlich Pandemie-Leugner:innen machen, reicht ihnen ein bloßer Verdacht, um ihre Weltanschauung zu rechtfertigen. Wenn es bloß jemand anderes ausleihen würde …«
Wie hier mehrfach gemeldet, ist die Arbeit inzwischen(!) auch bei der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig und Frankfurt einsehbar.
Überhaupt keine Rolle spielt bei den "Experten", daß die Goethe-Universität mit zwei völlig verschiedenen Versionen der Dissertation argumentiert.
Doch was soll's. Die volksverpetzer haben ihre Weltanschauung, die rechtfertigt alles:
»Wer diesen Unsinn geglaubt hat, wird auch hier wieder irgendeine Ausrede finden, wieso auch wir vom Volksverpetzer "gekauft" sind und das alles irgendwie gefakt haben. Aber wir liefern wenigstens Fakten, nicht nur Ausreden. Corona ist real. Corona ist nicht harmlos. Dinge kritisch hinterfragen ist gut – alles pauschal abzulehnen, was dem eigenen Weltbild widerspricht, ist Blödsinn. Wir haben Glück, dass wir mit Dr. Drosten einen so guten Experten im Bereich Corona haben. Dass Pandemie-Leugner:innne [so im Original, AA] zu solchen lächerlichen Tricks greifen müssen, sagt aber wohl alles, was ihr über deren Seriosität wissen müsst.«
Update 18.8.:
volksverpetzer.de wurde im März als “Blogger des Jahres” ausgezeichnet. Diese Ehre teilt sich die Plattform u.a. mit dem Koch Tim Mälzer und dem Politiker Ruprecht Polenz.
»Die Goldenen Blogger sind jedes Jahr aber auch deshalb einen Blick wert, weil sich auf der Liste der Preisträger eine ganze Reihe wertvoller und interessanter Blogs finden, in die Privatleute viel Herzblut stecken: vom Podcast "FRÜF – Frauen reden über Fußball” über das Tagebuch "Alzheimer und wir” und das Medizinblog "Schwesterfraudoktor” bis zu völlig verrückten Projekten wie dem Hubschrauberblog "Helikopter Hysterie ZWO”.«
Wie die Plattform arbeitet, verriet im Juni ihr Chefredakteur der taz:
»Sie laden Ihre aufklärenden Texte oft mit reißerischen Titeln hoch, etwa "So lügen Corona-Leugner", das ist Suchmaschinen-optimiert und schafft Reichweite. Aber erinnert es im Ton nicht auch an genau die Art von Texten, gegen die Sie vorgehen wollen?
Wenn wir gehört werden wollen, müssen wir nach den Regeln von Social Media spielen. Dazu gehört eindeutiges Framing, die richtigen Schlagworte oder der Appell an Emotionen. Wir versuchen also die Strategien der Verschwörungsideologen gegen sie zu verwenden, allerdings ist unser Anspruch, auch alles belegen zu können.«
Was zu beweisen war.
(Hervorhebungen nicht im Original.)
"Volksverpetzter"? Wie der Titel dieses Internauftritts schon andeutet, handelt es sich um eine Witze-Seite.
Der Name ist ja gut, aber auf der Seite gibt es leider nur unsäglich schlechten Humor.
Wie "sauber" die Volksvergrätzer im "Nachweis" der verschwörungstheorie sind:
– auf dem Deckblatt der Dissi steht unten: Hamburg, 2001
– in der nicht unterschriebenen Ehrenwörtlichen Erklärung steht: Hamburg, im April 2003