Das thüringische Hildburghausen liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem bayerischen Passau um die höchsten "Inzidenzwerte". Der Ort verzeichnet laut RKI 11 "an und mit Corona" Verstorbene bei einer Einwohnerzahl von 63.197 – das sind keine 0,02%. Dennoch ist der Bürgermeister bekümmert. Wegen der Demonstration von hunderten BürgerInnen gegen die verschärften Maßnahmen steht Hildburghausen im Fokus der Medien.
In einem Audio-Podcast auf faz.net nimmt er Stellung zu dem ihm unverständlichen Vorgang. Das Gespräch wird eingeleitet mit der Frage
»Was ist das los? Warum gefährden so viele, ich sag es jetzt mal, eigentlich "normale" Menschen sich und andere?…
Heute, im Jahr 2020, dem Jahr der Seuche, hat man den Eindruck, dieses Hildburghausen steht exemplarisch für alle Corona-Leugner, für Lügen und Hetze in den sozialen Medien. Für eine Stadt, die sich gegen eine angebliche Diktatur zur Wehr setzt…«
Der Bürgermeister der "Linken" erklärt zu den "Fällen":
»Das ist eigentlich ein lehrbuchmäßiger Anstieg. Und daß der so ungebremst stattfand, ist aus meiner Sicht darin begründet, daß die Anfangsereignisse, also das waren vor allem private Feiern, die allerdings auch mit Abstandsregeln und allem Möglichen durchgeführt worden sind, daß es doch eine breite Streuung im ganzen Kreis gab und das recht spät erkannt wurde.«
Nach dem Lehrbuch der Herren Drosten und Wieler kam es also, offenbar durch Massentests, aus dem Nichts heraus zu einem massiven Anfall von "Fällen". Die daraufhin verhängten drastischen Maßnahmen führten zu besagter Demo am letzten Mittwoch. So erlebte der Bürgermeister sie:
»Der Erste, der mich ansprach, das war ein Unternehmer, der sagte, "Das kann doch nicht wahr sein, sind die denn alle irre hier? Ich will doch mein Geschäft nicht noch zumachen müssen". Es waren Leute, die, was ich so von Gesprächsfetzen entnehmen konnte, unzufrieden waren mit der Situation der Kinderunterbringung, weil sie da natürlich auch sehr, sehr schnell vor vollendete Tatsachen gestellt worden sind, bis hin zu Menschen, die sagten "Ja, da kommen die nachher noch mit der Impfung und wer weiß, was die da mit uns noch vorhaben", also eine ziemlich breite Palette von Leuten.«
Mehr Angst vor den Maßnahmen als vor dem Virus
Kummer stellt damit fest: Viele Menschen in seinem Ort haben mehr Angst vor den Maßnahmen als vor dem Virus. Der FAZ-Mann fragt:
»Und wenn man die Bilder gesehen hat, da waren ja auch ganz normale Familien dabei, nicht nur Verschwörungstheoretiker aus der rechten Szene. Glauben Sie, diese Leute sind falsch informiert, oder, oder, was passiert da, was glauben Sie, geht in denen vor?«
Kummer sieht vor allem ein Kommunikationsproblem:
»Wir haben immer den gleichen Ablauf. Die Kanzlerin redet mit den Ministerpräsidenten, da werden Dinge festgelegt, die Ministerpräsidenten informieren die Landräte, die dann ja auch die Chefs der Gesundheitsämter sind, die treffen Entscheidungen, wie es hier bei uns auch mit einer Allgemeinverfügung war. Und diese Allgemeinverfügung wird dann innerhalb von ein, zwei Tagen umgesetzt.
Ich selbst habe am Montagabend erfahren, über eine SMS, also nicht offiziell, sondern eine Information von einem Stadtratskollegen, daß die Kindertagesstätten in der Stadt Hildburghausen am Mittwoch zumachen… Von da an war die früheste Möglichkeit für Eltern, sich selbst neu zu organisieren, ein halber Tag. Am nächsten Morgen war klar, ich kann mein Kind wahrscheinlich nicht in den Kindergarten bringen, und muß trotzdem sehen, wie kläre ich das mit meinem Arbeitgeber…«
Alles kein Grund
Er kann "durchaus" die Unzufriedenheit verstehen.
»Viele Eltern haben im Frühjahr schon ihren Urlaub nehmen müssen, obwohl hier wirklich nichts war,… und der ist jetzt alle…
Das ist trotzdem kein Grund, dann auf den Markt zu gehen und die Ansteckungsgefahr noch mal hochzutreiben. Wir müssen sehen, wie wir auch in den einzelnen Fällen helfen können.«
Wie entsteht ein solcher Knoten im Hirn eines linken Politikers? Der Bürgermeister beschreibt den abgehobenen Ablauf der Kungelei auch seines eigenen Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin, Anweisungen werden bürokratisch nach unten weitergeleitet. Er selbst und der Stadtrat sind völlig außen vor, die Menschen in ausweglos erscheinender Lage. "Das ist trotzdem kein Grund", sich zu wehren? Hat er irgendeine Information, daß Demonstrationen "die Ansteckungsgefahr hochtreiben"?
»Wir hatten schon vor anderthalb Wochen den Umstand, daß die Hälfte der Kindertagesstättenkapazitäten bei uns in der Stadt geschlossen war wegen Quarantäne.«
Macht Genosse Kummer es sich hier nicht arg einfach, auch dafür die Verantwortung nach oben zu schieben? Gibt es nicht mehr als genug Studien, die belegen, daß diese Maßnahmen grober Unfug sind? Was veranlaßt ihn, auf längst und mehrfach widerlegte Behauptung eines Christian Drosten hin, den Menschen derart das Leben zu erschweren? Ähnliches trifft zu für die Feuerwehr, die aus gleichen Gründen "vom Netz geht", nicht etwa wegen Erkrankungen, sondern wegen manipulativer Tests. Offenbar trägt er auch mit, daß Justizvollzugsbeamte weiterhin ihrer Arbeit nachgehen müssen, obwohl sie sich privat in Quarantäne befinden. Wenigstens werden dort noch keine Bundeswehrkräfte eingesetzt, anders als im örtlichen Gesundheitsamt.
Als Rettung erscheint ihm der Einsatz von Schnelltests, also eines noch unsichereren Instruments als die PCR-Tests. Allerdings fürchtet er auch, völlig zu Recht, daß damit ein Anstieg von angeblichen Fallzahlen zu erwarten ist (siehe auch RKI-Server gehackt? Schnelltest völlig fehlerhaft?).
»Wenn ich dann sehe, daß man versucht, die Abstrichstelle zu blockieren, damit also Leute keinen Corona-Test mehr machen können, dann verstehe ich sowas überhaupt nicht.«
Er ist nicht in der Lage, die Parallele zu entdecken: RWE und die Automobil-Lobby verstehen ebenfalls überhaupt nicht, daß Leute die Abholzung von Wäldern blockieren; die Anzünder von Flüchtlingsunterkünften verstehen keineswegs, daß sich ihnen dabei jemand in den Weg stellt (ja, derart Sinnvolles hat die Antifa mal getan, bevor sie einen neuen Feind in den "Corona-Leugnern" erspähte).
Der FAZ-Mann läßt nicht locker:
»Sie machen sich Sorgen um die Leute, daß man die noch einfangen kann. Jetzt hört man, daß in den sozialen Medien schon die nächsten Proteste oder ein nächster Protest angekündigt wurde. Sind Sie darauf vorbereitet?«
Immerhin wurde der Bürgermeister informiert:
»Ich bin gestern informiert worden, daß das Landratsamt eine neue Allgemeinverfügung erläßt, oder besser gesagt, die aktuelle noch mal verschärft. Es werden also Versammlungen verboten werden, in der Innenstadt von Hildburghausen wird es eine generelle Mund-Nasen-Schutz-Pflicht geben, und ich gehe davon aus, daß nach der Demo am Mittwoch die Polizei auch weiß, wie viele Einsatzkräfte notwendig sind, um zur Not den Platz räumen zu können.«
Er setzt damit auf das Modell Belarus, nicht auf oben gepriesene Kommunikation. Schon gar nicht kommt er auf die Idee, vom Anfang her zu denken und Fragen an die Ursachen zu stellen, zum Beispiel einen fachlich nicht geeigneten Test, der politisch beliebig instrumentalisiert werden kann.
Dem FAZ-Mann bleibt nichts weiter übrig, als
»… alles, alles Gute zu wünschen, daß dieser Kampf, der ist es offensichtlich, gewonnen wird sowohl gegen Corona in Hildburghausen als auch gegen die Leugner. Ich drücke Ihnen da wirklich von Herzen die Daumen.«
Siehe auch Demo gegen Corona-Regeln in Hildburghausen – Polizei setzt Pfefferspray ein und "Hildburghausen mit Inzidenz über 500: Von der Neonazi-Hochburg zum Corona-Hotspot".
Das ist überall dasselbe mit den kleinen Bürgermeistern und Landräten. Die erlaubten sich, die Feuerwehr mit Megaphonen bis in die hinterste Sackgasse zu schicken, um Panik zu verbreiten. Die lassen uns, knapp über 60 ständig durch Privatleute Briefe zustellen, in denen sie uns mitteilen, wie wir uns, die sie per Willkür als Risikogruppe auserkoren haben, zu verhalten haben. Sie erzeugen ständig mehr Druck und scheinen vollkommen zu übersehen, dass sie gar nicht rundum von Panzern geschützt werden. Wenn jemand tatsächlich in Panik geriete, hätten sie keine Chance.
Ich kann dieses selten-dämliche "gefährden sich und andere" nicht mehr hören. Jeder, der in ein Auto steigt, auf einem Fahrrad sitzt oder zu Fuß durch die Stadt geht, gefährdet sich und andere bzw. wird von diesen anderen gefährdet. Jedes Jahr sterben über 3000 Menschen im Straßenverkehr und Zigtausende (auch Jüngere; im Jahr 2019: > 65.000) werden dabei schwer verletzt.
Wann kommt endlich der Straßenverkehrs-Lockdown? Warum sind diese Leben und die Gesundheit von Zigtausenden ihren Mitmenschen und dem Staat nichts wert? Wie kann man (angesichts 9 Toten und 178 Schwerverletzten täglich) dann noch so unverantwortlich sein und noch in ein Auto steigen – und damit das Leben anderer Menschen gefährden?
Es ist wirklich unfassbar, wie komplett durchgeknallt das politische Führungspersonal dieses Landes auf nahezu allen Ebenen agiert – und agitiert.
Es ist doch schön, daß sich angeblich so viele Bürger dazu bekennen, "Verantwortung zu übernehmen". Das tun sie bestimmt dann auch für die traumatisierten Kinder, vernichteten Lebenswerke, Suizide usw.
Die Frage an @aa: Was soll in Hildburghausen bezüglich Corona geschehen? Verstanden habe ich, dass die derzeitigen Maßnahmen als falsch empfunden werden. Was soll stattdessen geschehen?
Das Befolgen von Befehlen von oben und das Durchgreifen hat er anscheinend im Wachregiment Feleks Dzierzynski gelernt und diese Grundqualifikation jetzt wieder reaktiviert.
@Iwan Bogomolny: Mag sein. Wo hat der CDU-Landrat gedient und gelernt?
Wenn man Wikipedia Glauben schenken will (bei derartigen bibliografischen Angaben ist eine "Korrektur" nicht hoch wahrscheinlich), dann war er im Berliner Wachregiment Feliks Dzierzynski als Uffz. Wer in der DDR studieren wollte hat sich i.d.R. für 3 Jahre verplichten müssen (besonders wichtig bei "knappen" Studiengängen). Das Wachregiment gehörte nicht zur NVA, es unterstand dem MfS. Dienst bei der Truppe deutet auf folgende Punkte hin: 1. politisch korrektes Elternhaus oder Dienst als Bewährungsmaßnahme, 2. keine Westverwanschaft (Wahrscheinlichkeit des Türmens an der Grenze geringer).
@Iwan Bogomolny: Es fällt aber schon auf, daß der Dienst bei einem DDR-Geheimdienst verwerflich ist, bei einem BRD-Geheimdienst eher karrierefördernd, oder?
"Offizielle" Geschichte ist doch immer die Sicht der Sieger. Die Geschichte hat doch gezeigt, daß aktuelle Machthaber sich immer der Kreaturen des Vorgängers entsprechend der Situation bedienen. Nehmen wir doch einmal Anetta Kahane. Deren Tätigkeit (beim Verraten von DDR-Bürgern) war ihrer Karriere in der heutigen Demokratie nicht hinderlich. Oder gehen wir noch weiter zurück: Globke hatte auch keinen Karriereknick.
@Iwan Bogomolny: Müssen wir ernsthaft über den Unterschied streiten zwischen der Karriere eines Kommentators der "NS-Rassegesetze" in der frühen BRD und der einer verpeilten "Nazi-Jägerin"? Ich habe ein ganzes Bündel an Vorbehalten gegen Frau Kahane (Kahane, Kühnert, Klein verniedlichen via "Corona-Verschwörung" Antisemtismus). Diese Gleichsetzung mit einem Nazi in Nadelstreifen halte ich allerdings für abwegig.
@aa: Es ging mir in meinen Ausführungen nicht um einen Vergleich der Handlungen (bzw. deren Verwerflichkeit) und es war auch nicht meine Intention darüber zu streiten.
Mir ging es darum, darauf hinzuweisen, daß Täter unter den neuen Bedingungen durchaus entsprechend den aktuellen Anforderungen und des Bedarfs weiter "beschäftigt" werden (können).
Alle Maßnahmen beenden, die Bürger an ihren (hoffentlich noch) gesunden Menschenverstand erinnern, Abstand von erkälteten Personen halten und ansonsten das Immunsystem auf Trab halten!