ECMO: "Die Ergebnisse in Deutschland sind im internationalen Vergleich deutlich schlechter"

Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis, der den Artikel "ECMO-Einsatz bei COVID-19: Hohe Sterblichkeit in der Klinik" auf aerz​te​blatt​.de, mit­ver­faßt hat, ist wie die ande­ren Autoren wahr­lich kein Kritiker der Corona-Politik. Um so bemer­kens­wer­ter sind die Erkenntnisse dort:

»Das Ziel, die Überlebensrate von an COVID-19 erkrank­ten Patientinnen und Patienten durch den Einsatz eines inno­va­ti­ven, hoch tech­ni­sier­ten Verfahrens zu ver­bes­sern, kann häu­fig nicht erreicht wer­den. Fragen wirft zudem eine erhöh­te Sterblichkeit im inter­na­tio­na­len Vergleich auf…

Das inno­va­ti­ve, hoch­spe­zi­fi­sche Verfahren der extra­kor­po­ra­len Membranoxygenierung (ECMO) kann zahl­rei­chen Menschen mit bedroh­li­chem, hypo­xä­mi­schem Lungenversagen das Leben ret­ten. Gleichzeitig wirft eine – ins­be­son­de­re mit Blick auf inter­na­tio­na­le Daten – hohe Krankenhaussterblichkeit unter Einsatz des ECMO-Verfahrens in Deutschland einen bedenk­li­chen Schatten auf die­ses Konzept.

Klar ist: Der beson­de­re Fortschritt der Medizin darf nicht durch Fehlentwicklungen gefähr­det wer­den. Gerade hat die vier­te COVID-Pandemiewelle wie­der zahl­rei­che kri­ti­sche Krankheitsfälle – oft mit inten­siv­pflich­ti­gem Verlauf – nach sich gezo­gen. Ein beson­de­res Charakteristikum die­ser Erkrankung ist die schwe­re Lungenschädigung. Entsprechend einer Analyse von etwa 10 000 COVID-Patientinnen und ‑Patienten, die letz­tes Jahr in deut­schen Kliniken behan­delt wur­den, muss­ten sich 17 Prozent der sta­tio­när Aufgenommenen wegen respi­ra­to­ri­scher Insuffizienz einer inva­si­ven Beatmung unter­zie­hen. Bemerkenswert dabei ist: Die Krankenhaussterblichkeit die­ser Kohorte mit Beatmung (53 Prozent) unter­schied sich mar­kant von der Sterberate der Patienten ohne Beatmung (16 Prozent)…

In jüng­ster Zeit wur­den zwei Studien zur Krankenhaussterblichkeit der in Deutschland mit ECMO behan­del­ten COVID-ARDS-Patienten ver­öf­fent­licht, die zu Besorgnis und kri­ti­scher Reflexion Anlass geben soll­ten. Die Auswertung der von einer gro­ßen Krankenversicherung (AOK, reprä­sen­tiert etwa 32 Prozent der gesetz­lich Versicherten) zur Verfügung gestell­ten Verläufe von 768 COVID-Patientinnen und ‑Patienten, die zwi­schen Februar und Dezember 2020 mit­tels ECMO behan­delt wur­den, ergab eine Sterblichkeit von 73 Prozent. Eine wei­te­re Analyse mit einem voll­stän­di­gen Datensatz aller mit ECMO behan­del­ten Patientinnen und Patienten wäh­rend der ersten drei Pandemiewellen zeig­te Ähnliches: Bei zwi­schen März 2020 und Mai 2021 behan­del­ten COVID-asso­zi­ier­ten ARDS mit ECMO-Verfahren (3 397 Fälle) ver­star­ben 68 Prozent der Betroffenen im Krankenhaus. Den Studien war gemein­sam, dass die Sterblichkeitsrate mit höhe­rem Alter erheb­lich anstieg.

International schlechter

Zudem: Die Ergebnisse in Deutschland sind im inter­na­tio­na­len Vergleich deut­lich schlech­ter. In einer syste­ma­ti­schen Metaanalyse von 22 inter­na­tio­na­len Studien mit 1 896 Patientinnen und Patienten zum Effekt des ECMO-Einsatzes bei schwe­rer SARS-CoV-2-Erkrankung wur­de eine gepool­te Krankenhaussterblichkeitsrate von 35,7 Prozent ermit­telt. Das von der Extracorporeal Life Support Organisation (ELSO) geführ­te Register beschreibt eine Krankenhaussterblichkeit von 51,9 Prozent. Allerdings lag das Alter der in den inter­na­tio­na­len Studien behan­del­ten Patienten im Durchschnitt etwa sechs Jahre unter der für Deutschland beschrie­be­nen Kohorte, die­ser Unterschied kann zu den schlech­te­ren Ergebnissen in Deutschland bei­getra­gen haben.

Somit lässt sich für Deutschland kon­sta­tie­ren: Der Einsatz eines moder­nen Organersatzverfahrens, das inter­na­tio­nal evi­denz­ba­siert als Instrument zur Behandlung des schwe­ren hypo­xä­mi­schen Lungenversagens ange­se­hen wird, hat unter den Bedingungen der Anwendung in Deutschland wäh­rend der Pandemie das Ziel einer Verbesserung der Überlebensrate der lebens­be­droh­lich erkrank­ten Patienten nicht erreicht.

Wie lässt sich die hohe Sterblichkeit nach ECMO-Behandlung erklä­ren? Mögliche Aspekte sind Fehlanreize durch die „Verführung“ zu tech­nisch rea­li­sier­ba­ren Leistungen auf der einen Seite und durch eine nicht regle­men­tier­te finan­zi­el­le Vergütung auf der ande­ren Seite. Darüber hin­aus stellt sich die Frage nach einer durch­ge­hend aus­rei­chen­den Anwendungsqualität bei breit­ge­streu­tem Einsatz (213 Intensivstationen) ohne gere­gel­te Kontrolle…

Die Indikation [wird] auf der Basis eines klar defi­nier­ten und for­mu­lier­ten Therapieziels unter Berücksichtigung des Patientenwillens gestellt. Allerdings muss ein sol­ches Therapieziel nach sorg­fäl­ti­ger medi­zi­ni­scher Abwägung auch mit gewis­ser Wahrscheinlichkeit erreich­bar sein. Ist es das gar nicht, wird eine unan­ge­mes­se­ne und letzt­lich sinn­lo­se Therapie durch­ge­führt, die ein mit dem Patientenwunsch in Einklang zu brin­gen­des Therapieziel nicht mehr verfolgt.

Medizinethisch bedenk­lich ist in die­sem Zusammenhang die Tatsache, dass – auf dem Boden der publi­zier­ten hohen Krankenhausterblichkeitsraten in Deutschland – zur Rettung des Lebens von drei Menschen sie­ben wei­te­re einer (manch­mal wochen­lang wäh­ren­den) maxi­mal­in­va­si­ven Therapie aus­ge­setzt wer­den, die eine Immobilisierung, lang­dau­ern­de kon­ti­nu­ier­li­che Analgosedierung und zahl­rei­che ande­re Aspekte der äußer­sten Intensivtherapie beinhal­ten. Für die Betroffenen und auch deren Angehörige bedeu­tet dies aku­tes und schwe­res Leid (schmerz­haf­te Therapieverfahren, Kontrollverlust, Verletzung von Intimsphäre und Persönlichkeitsrechten).

„Do no harm“ ist einer der wesent­li­chen Aufforderungen an ärzt­li­ches Handeln…«

Die Fußnoten des Originals wur­den hier weggelassen.

7 Antworten auf „ECMO: "Die Ergebnisse in Deutschland sind im internationalen Vergleich deutlich schlechter"“

  1. Die gün­stig­ste Highflow-Beatmung wird m.W.n. im Gegensatz zur ECMO nicht von der Krankenkasse bezahlt.
    Daher gab es in D mög­li­cher­wei­se kei­nen Mangel an Sauerstoff.
    Wer weiss?!

  2. Beim inter­na­tio­na­len Vergleich wäre auch die Frage, was im Ausland an zusätz­li­chen offi­zi­el­len und inof­fi­zi­el­len Maßnahmen (z.B. auch Ivermectin) hin­zu gekom­men sein könn­te. Über Dr. Voshaar als zuwe­nig beach­te­ten Kritiker falsch ein­ge­setz­ter Intubationen hat coro­dok ja schön öfters berich­tet: Man bekommt die Links, wenn man Voshaar wei­ter oben rechts ins Suchfeld eintippt …

    1. @ Self_Kant

      Natürlich. Das ist aber, ganz unab­hän­gig von C., lei­der Standard.

      Die inten­siv­me­di­zi­ni­sche Behandlung, manch einer wür­de sagen: Folter, Sterbender ist ein loh­nen­des Geschäft.

  3. bes­ser gelo­gen, bes­ser getäuscht, bes­ser gefälscht, bes­ser mani­pu­liert aber nicht alle für bes­ser doof gehalten—20 Mio. hal­ten stand. das ist doch schon was+ ca.20. Mio. die nicht mehr mit­ma­chen (lern­fä­hi­ge die sich nicht mehr imp­fen las­sen oder was gelernt haben) + 13,75 Mio. kinder

    also die paar per­so­nen die sich hier aktiv äussern, sind mal ein anfang – wo kön­nen wir uns tref­fen. som­mer bei aa ist ein bischen lang.

    ich schlag mal vor sylt. geschäfts­rei­sen­de kön­nen jeder­zeit rei­sen. feri­en­woh­nun­gen gibt es genug. ange​li​ca​s​a​rt​.com​.de

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