»Ein All-inclusive-Gesundheitssystem, in dem jeder fast alles bezahlt bekommt, ist nicht mehr finanzierbar«

So wird der Unionsfraktionsvize Sepp Müller in einem Artikel unter der Überschrift "Krankenkasse, Pflege, Rente: So teu­er könn­te es für Beitragszahler bis 2030 wer­den" auf tages​spie​gel​.de am 27.12.22 zitiert (Bezahlschranke). Die Krankenhauskonzerne schwim­men hin­ge­gen im Geld.

»„Rente und Gesundheit sind Zeitbomben, die dro­hen, unse­rer Volkswirtschaft um die Ohren zu flie­gen“, sagt er dem Handelsblatt. „Der Industriestandort wird durch stei­gen­de Beiträge wei­ter gefähr­det – hier zu pro­du­zie­ren wird immer unattraktiver.“

Eine Strukturreform im Klinikbereich, wie sie Lauterbach plant, rei­che nicht aus, um die Kosten in den Griff zu bekom­men. „Ein All-inclu­si­ve-Gesundheitssystem, in dem jeder fast alles bezahlt bekommt, ist nicht mehr finan­zier­bar“, so Müller.

Das könn­te etwa bedeu­ten, dass Patienten künf­tig an bestimm­ten Leistungen einen Anteil zah­len müs­sen, statt alles abrech­nen zu kön­nen, sagt der CDU-Politiker…«


Fast eine Milliarde Gewinn im "Pandemiejahr" 2021

de​.sta​ti​sta​.com (13.7.22)

(Zu der Zeit des Gewinnsprungs der Rhön-Kliniken war Karl Lauterbach dort Aufsichtsratsmitglied, sie­he Wer ist eigent­lich die­ser Karl Lauterbach?)

Wie das funk­tio­niert, erklärt die Gewerkschaft ver­di am Beispiel von Helios:

      • » …
      • Kostensenkung durch Outsourcing und Konzentration auch in sicher­heits­re­le­van­ten Bereichen wie der Sterilisation – zusätz­li­che Belastungen für die Beschäftigen in den Kliniken
      • Die Stationsbesetzungen wer­den durch kon­zern­in­ter­ne Benchmarks gesteu­ert – Stationen wer­den mit der Verwaltung des Personalmangels sich selbst überlassen
      • Paradebeispiel für „Indirekte Steuerung“: nicht genug Personal und kein Ausfallkonzept bei Krankheit…
      • Personaleinsparungen durch vor­über­ge­hen­de Stationsschließungen – Patienten wer­den quer zu medi­zi­ni­schen Fachgebieten im Hause verteilt
      • Gesetzliche Verpflichtung zu Gesundheitsschutz wird weit­ge­hend igno­riert – Gesundheit der Beschäftigten durch Arbeitsbedingungen in Gefahr
      • Trotz erheb­li­cher eige­ner Versäumnisse beim Gesundheitsschutz für die Beschäftigten: Helios greift zu Sanktionen und kün­digt wegen Krankheit
      • Auswirkungen auf die Qualität der Versorgung – hohe Anzahl von Gefährdungsanzeigen der Beschäftigten..-«
        stadt​re​por​ter​.de (o. Datum)

Dies ist ein Beispiel dafür, wie jemand in Sachen Corona durch­aus seri­ös argu­men­tie­ren kann (die Daten von Helios dazu waren stets sach­lich und hoben sich von der all­ge­gen­wär­ti­gen Panikmache ab) und trotz­dem nicht zu den "Guten" zäh­len muß.

Der Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V. ver­linkt auf sei­ner Seite auf einen "Faktencheck vom 01.08.2022 zur Forderung der Partei Die Linke in Sachsen, Gewinnausschüttungen in Kranken­häusern zu unter­bin­den". Dort ist zu lesen:

»Gewinne ermög­li­chen gute Bezahlung und Rahmen­bedingungen, die die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen för­dern. Deshalb wür­de die Abschaffung von Gewinnen für Krankenhäuser den Beschäftigten eben­so scha­den wie die den Patient:innen.«

Auch hier ist zu erken­nen: Wer kor­rekt gen­dert, gehört damit kei­nes­wegs zu den "Guten".

"Wissenschaftliche Expertise" für Konzerngewinne

»Boris Augurzky ist Mitglied in der „Regierungskommission für eine moder­ne und bedarfs­ge­rech­te Krankenhausversorgung“ des Bundesministeriums für Gesundheit«
rwi​-essen​.de

Von ihm stammt das Werk "Gewinne im Krankenhaus", das am 11.10.20 auf link​.sprin​ger​.com ver­öf­fent­licht wur­de. Auf dem "Höhepunkt der Pandemie", als über­la­ste­tes Klinikpersonal von Balkonen her­ab beklatscht wur­de, war in der Zusammenfassung zu lesen:

»Dieser Beitrag dis­ku­tiert Gewinnerzielung im Krankenhausbereich aus öko­no­mi­scher Perspektive. In einer Volkswirtschaft ist Gewinnerzielung ein wich­ti­ger Motor des Fortschritts und ste­ti­ger Effizienzverbesserungen. Wettbewerb sorgt dafür, dass dar­aus ent­ste­hen­de Unternehmensgewinne begrenzt und mit den Nachfragern geteilt wer­den. Aufgrund der Besonderheiten im Gesundheitswesen sind jedoch auch nega­ti­ve Effekte von Gewinnerzielung grund­sätz­lich denk­bar. Eine staat­lich ver­ord­ne­te Obergrenze für Gewinne im Krankenhausmarkt wäre aber nicht nur admi­ni­stra­tiv schwer umsetz­bar, son­dern wür­de auch uner­wünsch­te Nebeneffekte zei­ti­gen. So wür­de der Anreiz zum effi­zi­en­ten Einsatz von knap­pen Ressourcen zurück­ge­hen. Privates Kapital wür­de sich aus dem Gesundheitswesen zurück­zie­hen und damit die Investitionstätigkeit abneh­men. Ungeklärt blie­be über­dies, wie mit der Gewinnerzielung von ande­ren Gesundheitsunternehmen umge­gan­gen wer­den müss­te, z. B. Praxen, Medizintechnik‑, Pharmaunternehmen, Apotheken. Will man Gewinne begren­zen, soll­ten Qualitätstransparenz geför­dert und gege­be­nen­falls sogar ein Preiswettbewerb in Erwägung gezo­gen wer­den. Unerwünschte Nebenwirkungen soll­ten durch Anpassungen am Vergütungssystem begrenzt wer­den. Wenn bei­spiels­wei­se die bestehen­den Vergütungssysteme das Sektorendenken zemen­tie­ren, soll­ten sek­toren­über­grei­fen­de Vergütungsmodelle in Betracht gezo­gen wer­den. Ein Ansatz dazu könn­ten Capitation-Modelle sein.«

Viele der Mitglieder der von Lauterbach beru­fe­nen Kommission ticken ähn­lich. Sie sind hier auf­ge­li­stet. Dort ist vom Gesundheitsminister zu deren Ideen zu erfahren:

»Die Vorschläge sind ein guter Ansatz, den wir wei­ter­ver­fol­gen wer­den. In Deutschland wer­den immer noch über­durch­schnitt­lich vie­le Patientinnen und Patienten voll­sta­tio­när behan­delt. Unser Anspruch muss es aber sein, not­wen­di­ge Behandlungen dort zu erbrin­gen, wo sie medi­zi­nisch und öko­no­misch am sinn­voll­sten sind.«

20 Antworten auf „»Ein All-inclusive-Gesundheitssystem, in dem jeder fast alles bezahlt bekommt, ist nicht mehr finanzierbar«“

  1. Die Privatisierungsforderungen, und damit selbst­ver­ständ­lich ein­her­ge­hend eine Einschränkung der soli­da­risch finan­zier­ten Behandlungsmöglichkeiten, sind der zwei­te Schritt. Der erste Schritt ist die Frage, war­um dies so ist. Neben der phar­ma­zeu­ti­schen Kostentreiberei sicher­lich eine Folge der coro­nabe­ding­ten Umverteilung des Vermögens mit dem Aufbürden von Kosten auf die Allgemeinheit. Die Privatisierung zieht in einem Endloskreislauf höhe­re Gewinnerwartungen nach sich, die wie­der­um zu Kostensteigerungen füh­ren. Ein nie­mals enden­der Kreislauf. Und nun kommt eine gerin­ge­re Beitragszahler-Finanzierung durch erhöh­te Arbeitslosigkeit und der Aufgabe von Unternehmen/ Betrieben hin­zu. Es mag noch jede Menge wei­te­rer Gründe geben.

    Man besei­ti­ge die Ursachen, und das System wird finan­zier­bar sein. Dies ist jedoch poli­tisch nicht gewollt, da die "Sponsoren" exakt das Gegenteil "ver­lan­gen". Der Weg ist vor­ge­zeich­net. Neben den USA gibt es jede Menge Länder, die exakt die­ses "Modell" haben.

    1. @Clarence O'Mikron:

      Das Ziel von Medizin ist Gesundheit. Wenn nicht mög­lich, halt soweit wie möglich!
      Das Ziel eines Unternehmens ist das posi­ti­ve Betriebsergebnis.

      Gesundheitswesen und Privatisierung, sind wie gleich­zei­tig in zwei Richtungen abzu­bie­gen. Es hat noch nicht ein­mal was mit der Systemfrage zu tun.
      Das bedeu­tet dass es nicht ver­ein­bar ist. Wer das Gegenteil behaup­tet lügt und hat etwas ganz Anderes im Sinn.
      Tatsächliches ist meist Einfach. Klingt es kom­plex ist meist ein Fehler dabei.

      Es funk­tio­niert halt nicht. Erlebte Fallbeispiele kann ich mir dabei eigent­lich spa­ren. Es gibt sie zu Hauf.
      Medizin ist ablauf­be­dingt nicht pri­va­ti­sier­bar – zumin­dest nicht im Sinne eines Gesundheitswesens. Das System der "frei­en Arztpraxen" funk­tio­niert allein schon nicht. Die "Polykliniken" und Gemeinschaftspraxen haben das bis­her – ent­ge­gen der ver­folg­ten Absicht – bloss bestä­tigt. Von Anfang an zum Scheitern ver­ur­teilt, und gran­di­os gescheitert.

  2. Wenn ich das lese:"Gewinne ermög­li­chen gute Bezahlung und Rahmenbedingungen" fra­ge ich mich war­um ein Krankenhaus Gewinne machen muss? Share Holder Value hat da in mei­ner Welt nichts zu suchen. Das ist genau so blöd wie Gas an der Börse zu Handeln oder über Umwege mit dem 5‑fachen Preis zu bezah­len … macht eini­ge weni­ge Reich und ande­re lässt es aus­blu­ten .… schön, im besten D aller Zeiten .…

    1. @S. Andersson:

      Unsere Machthaber sind halt nicht doof, stop­fen sich und ihrer Bagage ger­ne die Taschen voll und lügen wie gedruckt. Wenn Dein Wohnzimmer kalt bleibt, oder die Kinder krank sind – was inter­es­siert es sie. Erzähl es ihren Politikern, dafür sind die da. Sie sind wie Parkuhren mit zwei Ohren dran, die vom Rest Deiner Steuern gestopft wer­den. Dem Kleingeldrest. Oder sehe ich das ein­fach nur falsch?

      "Corona", eine sai­so­na­le Grippeerkrankung, hat uns bis jetzt etwa zwei Billionen Euro geko­stet. Übrigens auch Menschenleben, doch dazu – so scheint's – wer­den die Angaben verfälscht.

  3. Stabile Zahlen, die "SANA" Kliniken, die real nur an Gesunden Leuten, Geld ver­dient, weil die Kliniken, der gröss­ten Privatkrankenkasse DKV gehört. Die machen Profit, mit Gesunden Leuten, da ist ein gro­sser Unterschied, im System der Helios, Rhön Kliniken. Da geht es um Profte, die ins Ausland auf Mafia Offshore Bankkonten nur Landen. Da wer­den die Leute unnö­tig ope­riert, krank gemacht: Das bringt Profit

  4. Rentenversicherung macht dickes Plus
    Stand: 28.12.2022 05:11 Uhr

    Zum Jahresende erwar­tet die gesetz­li­che Rentenversicherung einen Überschuss von 2,1 Milliarden Euro. Grund sei nicht nur ein sta­bi­ler Arbeitsmarkt. Eine höhe­re Sterblichkeit durch die Corona-Pandemie füh­re auch zu weni­ger Ausgaben.

    https://​www​.tages​schau​.de/​i​n​l​a​n​d​/​r​e​n​t​e​n​v​e​r​s​i​c​h​e​r​u​n​g​-​u​e​b​e​r​s​c​h​u​s​s​-​1​0​1​.​h​tml

  5. Dass nicht mehr alle Leistungen bezahlt wer­den könn­ten, wür­de zu einer Zweiklassen Medizin füh­ren. Die Einen, die teu­re Leistungen bezah­len kön­nen und die Anderen, die das nicht kön­nen. Im Übrigen gibt es die­ses System bei den IGL-Anwendungen bereits. Ich möch­te von den soli­da­ri­schen Krankenkassenbeiträgen befreit wer­den und mei­ne hohen Beiträge zurück­le­gen um dann teu­re Maßnahmen selbst zu bezah­len. Da ein Arztbesuch bereits für mich weni­ger kostet als ein Monatsbeitrag, käme schon ein vier – bis fünf­stel­li­ger Betrag im ersten Jahr zu Stande. Ich habe in den letz­ten Jahren den Test- und Impfwahnsinn mit finanziert.

    1. "… Ich habe in den letz­ten Jahren den Test- und Impfwahnsinn mit finanziert."
      Zwangsweise finanziert.

  6. Aber wir wis­sen doch das in D. viel zu oft ope­riert wird.Knie OP dop­pelt so oft wie in Nachbarländern…bei eins gabs auch nen Arzt der bei fast allen Beschwerden am Arm gegipst hat…das war scho nen WItz in der Stadt.

    Dafür wer­den Krebskranke in ver­schwitz­ten Betten lie­gen gelas­sen und dann wun­dert man sich das die sich erkälten…

  7. Dem Sepp Müller sei gesagt, dass er sich im Bundestag auf Steurzahlerkosten durch­frisst und es sich da gemüt­lich macht.
    Der Seppl, was will er denn noch für Krankenkassenleistungen der Bevölkerung vor­ent­hal­ten. So mit Mitteln, die unwei­ger­lich zum "sozi­al­ver­träg­li­chen" (Ironie oiff) Frühableben führen?

      1. Nein, das fin­de ich nicht, dass dies bil­lig ist.
        Dieser Bundestagsabg.-Darsteller, man hat nichts von ihm gehört, noch gele­sen, dass er sich für sei­ne Wähler in der staat­lich insze­nier­ten Energie"krise" einsetzt.

  8. Solange 25% schon bei der KBV hän­gen bleiben… 

    Dieses Gesundheitssystem gehört zuge­sperrt und der Schlüssel weg­ge­wor­fen. Aber in zwei, drei Jährchen sind wir sowie­so soweit, da fehlt dann die Wertschöpfung zur Finanzierung.

  9. Doch, ist es. Beitragsbemessungsgrenze auf­he­ben, und alle Berufsgruppen – inklui­ve Beamter – in den gesetz­li­chen Kassen pflicht­ver­si­chern. Huii, wir hät­ten alle tol­len Zahnersatz.

    Die Finanzierung von Zahnersatz & Co für den Pöbel ist schlicht­weg nicht gewollt, und Kreaturen wie Müller sind die Herolde der Schmarotzer, die am öffent­li­chen System para­si­tie­ren, aber kei­nen Beitrag lei­sten wol­len, der ihrem Einkommen und Vermögen entspricht.

  10. „in dem jeder fast alles bezahlt bekommt“ – das klingt ein biss­chen so, als hät­ten wir die­ses Geld nicht zuvor höchst­per­sön­lich selbst in die Kassen eingezahlt.

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