«Ein Gesundheitsminister sollte alle Gesundheitsgefahren im Blick haben und nicht nur Corona»: Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit kritisiert die deutsche Pandemiepolitik

Auf nzz​.ch ist am 13.4. unter die­sem Titel zu lesen:

"Herr Schmidt-Chanasit, liegt die Corona-Pandemie hin­ter uns?

Mit dem Wissen von heu­te wür­de ich Ihre Frage mit Ja beant­wor­ten. In den mei­sten Ländern sehen wir einen Rückgang der Infektionen, einen Übergang von der Pandemie zur Endemie. Mit Ausnahme von China. Ausgerechnet in jenem Land mit den streng­sten Lockdown-Massnahmen, einer Null-Covid-Strategie, kommt es zu mas­si­ven Ausbrüchen, wie gera­de in Schanghai.

An wel­che Staaten den­ken Sie sonst?

Vor allem bei den euro­päi­schen Ländern ist die­ser Übergang zur Endemie zu beob­ach­ten. In Grossbritannien haben bereits 99 Prozent der Bevölkerung ent­we­der durch Impfungen oder durch eine über­stan­de­ne Coronavirus-Infektion Antikörper gegen das Virus gebil­det. Es exi­stiert also eine brei­te Grundimmunität, die einen mas­si­ven Anstieg schwe­rer Krankheitsfälle ver­hin­dert – eine Voraussetzung für eine Endemie.

Politiker beglück­wün­schen sich ger­ne selbst. Deutschland, heisst es,
sei beson­ders gut durch die Pandemie gekom­men, weil es besonders
ent­schlos­sen reagiert habe. Stimmt das?

Das klingt für mich wie Pfeifen im Wald, um die Angst zu ver­ja­gen vor den mög­li­chen Ergebnissen einer genau­en Aufarbeitung des­sen, was wir mit den Lockdown-Massnahmen tat­säch­lich erreicht haben. Als Beleg des Erfolgs wer­den immer die gerin­gen Zahlen von Corona-Toten genannt. Aber wel­che Schäden haben wir als Gesellschaft ins­ge­samt durch die­se Massnahmen davon­ge­tra­gen, wirt­schaft­lich, sozi­al, kul­tu­rell?

Wenn aber, wie der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dar­legt, «zir­ka 230 Menschen am Tag an/mit Corona ster­ben», bleibt das eine rela­tiv hohe Zahl.

Bei einem hohen Infektionsdruck wie wir ihn der­zeit erle­ben, ent­fällt eine gewis­se Zahl der Krankenhauseinweisungen auf Menschen, die zufäl­lig posi­tiv gete­stet wur­den. Es kann sich um Herz-Kreislauf- oder um Schlaganfallpatienten han­deln. Karl Lauterbach dif­fe­ren­ziert das nicht exakt, er sagt nicht, wie vie­le Menschen an Corona ster­ben oder eben an einer ande­ren Krankheit mit dem Nebenbefund einer Corona-Infektion. Aber gera­de das wäre wich­tig, um die deut­sche Corona-Strategie zu legitimieren… 

Anfänglich man­gel­te es am Elementarsten, an Masken, an Schutzanzügen, Beatmungsgeräten. Aber dann lagen Daten aus ande­ren Ländern vor, anhand deren es mög­lich gewe­sen wäre, sich prio­ri­tär um die Hochrisikogruppen zu küm­mern. Stattdessen gab es im November 2020 eine Stellungnahme der Gesellschaft für Virologie, die «von der Politik aktu­ell ange­ord­ne­ten Massnahmen» zu unter­stüt­zen. Die Bedenken gegen die Lockdown-Politik, wie sie zuvor die Kassenärztliche Bundesvereinigung gemein­sam mit mir in einem Positionspapier ver­tre­ten hat­te, wur­den damit vom Tisch gefegt…

Aber wer ver­folgt denn eine Agenda?

Die Verfechter einer strik­ten No-Covid- und Zero-Covid-Strategie.
Ihr Narrativ konn­te so mäch­tig wer­den, weil die beratenden
Expertenrunden vor allem aus Virologen und Physikern bestan­den. Beim pan­de­mi­schen Geschehen braucht es aber auch Experten für Hygiene und Epidemiologie. Daran haper­te es. Virologen sind
Laborwissenschafter. Folglich domi­nier­te der Blick auf die Pandemie aus dem Labor her­aus. Ein Teil der medi­al sehr prä­sen­ten Virologen sind zudem Biologen und kön­nen zu medi­zi­ni­schen und ärzt­li­chen Fragen wenig bei­steu­ern. Zu wel­chem dys­to­pi­schen Ende die Null-Covid-Agenda führt, zeigt sich momen­tan in Schanghai. Eine Millionenmetropole wird unter Hausarrest gestellt, weil man meint, so jede wei­te­re Infektion unter­bin­den zu können…

Sind Pandemien letzt­lich bevöl­ke­rungs­po­li­ti­sche Rechenaufgaben?

Zumindest ist es höch­ste Zeit, die mono­the­ma­ti­sche Verengung auf
Corona zu über­win­den. Das Gesundheitssystem hat enorme
Finanzierungsprobleme an vie­len Stellen. Wir brau­chen einen Ausgleich, damit wir uns auch wie­der bes­ser der Krebsvorsorge, den Stoffwechselerkrankungen und den vie­len psy­chi­schen Erkrankungen zuwen­den kön­nen. Ein Gesundheitsminister soll­te alle Gesundheitsgefahren im Blick haben und nicht nur Corona.

Könnte das Virus im Herbst durch neue Varianten eine grö­sse­re Gefahr entwickeln?

Ich bin Virologe und kein Astrologe. Ausschliessen kann ich es nicht, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Alle ver­füg­ba­ren Zahlen spre­chen dafür, dass wir uns in der Phase der begin­nen­den Endemie befin­den, das heisst, eine Überlastung des Gesundheitssystems, basie­rend auf schwe­ren Krankheitsverläufen, bleibt extrem unwahr­schein­lich. Also, ich sehe das Glas Wasser eher halb voll als halb leer."

10 Antworten auf „«Ein Gesundheitsminister sollte alle Gesundheitsgefahren im Blick haben und nicht nur Corona»: Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit kritisiert die deutsche Pandemiepolitik“

  1. Herr Schmidt-Chanasit irrt an einer Stelle: Deutschland hat kei­nen Gesundheitsminister. Deutschland hat einen Gesundheitsgefährder in Personalunion mit einem Impfstoffvertreter, der meh­re­re hun­dert Millionen ver­rot­ten­de Dosen ver­klap­pen ("ver­ab­rei­chen") muss.

    In jeder dritt­klas­si­gen Textilkette wäre Kalle für die­se logi­sti­sche Meisterleistung mit sofor­ti­ger Wirkung vor die Tür gesetzt wor­den plus Schadenersatzklage. Wenn es Absicht war, hät­te er sich wahr­schein­lich eben­falls eine mas­si­ve Schadenersatzklage wegen Vorteilnahme ein­ge­han­delt. Wohlwollend betrach­tet. Sieht man sich die Zahlen zu poten­ti­el­len Impftoten und Impfverkrüppelten an, sieht die Sache nicht ganz so freund­lich aus für ihn.

    Woran bemerkt man, dass Corona vor­über ist? Wenn die­se Überlegungen Eingang in die Massenberichterstattung fin­den. Kalle soll­te immer dar­an den­ken, dass es Loyalitäten auch ihm gegen­über nicht gibt, weder von Politik noch von Impfstoffindustrie (und auch nicht von der Labershowindustrie). Wenn der Profit gestei­gert wer­den kann, springt er (bild­lich) über die Klinge. Daher kann man auch sagen: Kalle, die Zeit läuft!

  2. Ich mach's ganz ein­fach. Wie der Karl Lauterbach. Ich lese ein­fach nur noch die Überschriften. Geht viel schnel­ler. Damit hät­te Herr Schmidt-Chanasid natür­lich – wie immer – voll­kom­men Recht. Bloss fehlt wie­der ein­mal – der Expertise geschul­det – das Wesentliche. Wenn der Minister näm­lich im Ersten Beruf (oder Berufung?) Fachverkäufer ist, denn Freie Wahl des Berufes – das gilt auch für Berufene. Die Frage ist doch bloss, wel­che Teile des GG's sind denn der­zeit gera­de gül­tig und wel­che vor­über­ge­hend [bruell] mal wie­der ausser Kraft gesetzt. Gibt es dazu tages­ak­tu­el­le Tabellen? Ups – habe ich die Titel ver­ges­sen – Siehe Dok.

  3. Ich kom­me grad'eben vom Wandern. Auffallend ist das Pflanzenwachstum und über­haupt die gan­ze Artenvielfalt an Pflanzen, Insekten, Vögeln usw. Das alles ist das Ergebnis einer lang­jäh­ri­gen Entwicklungsgeschichte, kurz das Ergebnis der Evolution.

    Und dann soll im Jahr 2019 plötz­lich ein Virus bzw. eine Virenvariante ent­stan­den sein die sich blitz­schnell über den Erdball ver­brei­tet und die Absicht hat, die Menschheit zu vernichten!?

    Ne, Leute, das paßt ein­fach nicht zusammen.

    MFG

    PS: Die ersten Nachtigallen und Grasmücken träl­lern, die ersten Rohrsänger sind da und die Sichtung eines weiß­ster­ni­gen Blaukehlchen war der heu­ti­ge Höhepunkt.

    1. ich gehe seit Jahren viel spa­zie­ren, und die letz­ten Jahre hat­te ich den Eindruck, dass es kaum noch Schmetterlinge gibt. Doch die­ses Jahr ist es wirk­lich erstaun­lich wie vie­le her­um­flat­tern, ver­schie­de­ne Arten auch. Das ist mal aus­nahms­wei­se etwas wirk­lich Erfreuliches in die­sen (ver)bek(n)ackten Zeiten.

  4. Es ist mir neu, dass man durch die Injektion einen Schutz erhal­ten hät­te. Eigentlich macht das die Injektion doch gera­de nicht und hat nicht mal das Ziel. Das man geschützt wäre durch die Injektion wird uns doch nur erzählt.

  5. rnd, 15.04.2022
    „Besser, sol­che Werkzeuge parat zu haben“
    Chef des Corona-Expertenrats plä­diert dafür, dau­er­haf­ten Rat zu prüfen

    Auf einen Zeitpunkt für das Pandemie-Ende will sich der Chef des Corona-Expertenrats nicht festlegen.
    Heyo Kroemer plä­diert aller­dings dafür, die­se Form von Beratung zu institutionalisieren.
    Außerdem nimmt er Karl Lauterbach in Schutz. 

    Welt, 08.04.2022
    Lockdown und Co
    Corona-Maßnahmen evaluieren?
    Drosten mel­det Zweifel an

    Ein von Regierung und Bundestag ein­ge­setz­ter Sachverständigenausschuss soll die deut­schen Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung evaluieren.
    Doch eini­ge Mitglieder zwei­feln, ob das sinn­voll sei – nach WELT AM SONNTAG-Informationen auch Virologe Drosten.
    Was sagt Lauterbach?

    Flächendeckende Ausgangsbeschränkungen, Schulschließungen, Maskenpflicht – im Laufe der Pandemie wur­den immer wie­der neue Maßnahmen beschlos­sen, die es noch nie zuvor gege­ben hatte.
    Doch wel­che Auswirkungen hat­ten die­se Regelungen auf die Pandemie-Bekämpfung und das Leben der Bürger?

    Wie WELT AM SONNTAG aus Regierungskreisen erfuhr, haben nun meh­re­re Mitglieder des Sachverständigenausschusses Zweifel geäu­ßert, wonach eine prä­zi­se Bewertung poli­ti­scher Entscheidungen nicht mög­lich sei.
    Die Entwicklung ist auch des­halb inter­es­sant, weil die Einsetzung des Gremiums eine Rolle bei der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die pau­scha­len Schulschließungen im Rahmen der Bundesnotbremse gespielt hatte.

    Sieht für mich nicht nach Richtungsänderung unse­rer Regierung und ihrer Anhänger aus

    1. So ein rich­ti­ger Mitläufer war er in mei­ner Wahrnehmung nie. Er ist immer wie­der aus­ge­schert, aller­dings immer recht vor­sich­tig, aber doch ein­deu­tig. Allerdings geht das – wie auch bei Streeck – nur bis zu einem gewis­sen Grad, will man nicht von den Medien abge­schos­sen werden.

  6. Welcher "Radikale" käme auf die Idee die­sen "Sp.….." zu ent­füh­ren oder gar spren­gen zu wol­len? – Im Ernst eine rea­li­sti­sche Antwort? Kein Problem: Ein bezahl­ter Schlagzeilensprenger wohl.

    https://​www​.welt​.de/​p​o​l​i​t​i​k​/​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​/​a​r​t​i​c​l​e​2​3​8​2​1​9​7​7​3​/​L​a​u​t​e​r​b​a​c​h​-​z​u​-​B​e​d​r​o​h​u​n​g​-​I​c​h​-​h​a​b​e​-​g​r​o​s​s​e​-​S​o​r​g​e​n​-​u​m​-​m​e​i​n​e​-​K​i​n​d​e​r​.​h​tml

    Die armen Kinder! Welch Vorbild.

    In einem ordent­li­chen Staat gehör­te "Daddy" wohl vor ein Gericht. Was sol­len Jugendliche dar­aus ler­nen. Dreimal darf gera­ten werden .…

  7. https://​netz​werk​kri​sta​.de/​2​0​2​2​/​0​4​/​0​8​/​k​o​e​r​p​e​r​v​e​r​l​e​t​z​u​n​g​-​d​u​r​c​h​-​m​a​s​k​e​n​/​#​I​I​I​_​F​e​h​l​e​n​d​e​r​_​N​u​t​z​e​n​_​v​o​n​_​M​a​s​ken

    Meine extre­me Aversion gegen Masken habe ich hier schon oft aus­ge­drückt. Besonders bin ich gegen das Maskentragen, zu dem Kinder gezwun­gen wur­den (wer­den können).

    Zum Maskenzwang gene­rell hat das Netzwerk Krista eine recht­li­che Beurteilung auf­ge­stellt. Kurz gefasst: MASKENZWANG ist straf­recht­lich NÖTIGUNG.

    ES IST NÖTIGUNG OHNE ERKENNBAREN NUTZEN!

    Masken sind eine Gesundheitsgefahr und kein Nutzen!

    Je weni­ger Masken ich über­all sehe, umso bes­ser. Der Trend geht zumin­dest hier, wo ich woh­ne, zum Masken-Weglassen, lang­sam, aber doch. In den öffent­li­chen Verkehrsmitteln muss die Maskenpflicht auch auf­ge­ho­ben werden!

    ~ ~ ~

Schreibe einen Kommentar zu Wired-Cum-Exzelenz, Freund der Berufenen und Berechtigten Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert