»Eindruck, die Regierung habe sich hier einen „Geheimrat“ geschaffen«

Das meint Benjamin Stibi* in einem Kommentar auf welt​.de am 3.3.23 (Bezahlschranke). Es ist zu lesen:

»Der Corona-Expertenrat ist in sei­ner aktu­el­len Form untragbar

Der von Olaf Scholz ein­ge­rich­te­te Corona-Expertenrat soll­te für „Akzeptanz und Transparenz“ sor­gen. Aber bis­her ver­schlei­er­te die Bundesregierung, was das Gremium genau tut. Und das, was man weiß, spricht nicht dafür, dass der Expertenrat über­haupt noch not­wen­dig ist…

Schon wer die Mitglieder aus­ge­sucht hat, ist daher immer noch unklar. Letzten Herbst hat­te das Bundeskanzleramt auf WELT-Anfrage noch geschrie­ben, dass Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt über die Auswahl der Mitglieder ent­schie­den habe. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dage­gen behaup­te­te Mitte Februar bei „Lanz“, er habe Streeck „mit­auf­ge­nom­men“ in den Rat.

Auf Nachfrage blieb das Kanzleramt aber bei sei­ner Antwort; Lauterbachs Ministerium schrieb, die­ser habe „Empfehlungen zur Besetzung“ abge­ge­ben. Am Mittwoch folg­te bei „Maischberger“ Lauterbachs neue Aussage, er habe den Expertenrat „selbst zusammengestellt“.

Inzwischen fand WELT her­aus: Bisher ist der Expertenrat 32 Mal zusam­men­ge­kom­men. An 22 Sitzungen hat Schmidt teil­ge­nom­men, an 19 Lauterbach. Kein Wunder also, dass der Gesundheitsminister in Talkshows von „mei­nem“ Expertenrat spricht… 

Nach wel­chen Kriterien wur­den die ein­zel­nen Mitglieder aus­ge­wählt? Welches Mitglied hat als ein­zi­ges der 8. Stellungnahme nicht zuge­stimmt, mit der Empfehlung, Ad-hoc-Pandemiemaßnahmen gesetz­lich zu ver­ste­ti­gen? Wer sind die Externen, die an zwei Sitzungen teil­ge­nom­men haben? Alles Fragen, die das Kanzleramt lie­ber unbe­ant­wor­tet lässt.

Schon auf­grund die­ses kras­sen Widerspruches zu den bei sei­ner Gründung for­mu­lier­ten Ansprüchen ist der Expertenrat in sei­ner aktu­el­len Form untrag­bar. Es ent­steht der Eindruck, die Regierung habe sich hier einen „Geheimrat“ geschaf­fen, der Stellungnahmen wie bestellt lie­fert, um die Politik zu stützen.

Nach 15 Monaten fällt sei­ne Arbeitsbilanz ohne­hin eher beschei­den aus: Zwölf Stellungnahmen hat er bis heu­te ver­öf­fent­licht, die kür­ze­ste war gera­de ein­mal eine Seite lang. Inhaltlich ist ihm nie der gro­ße Wurf gelun­gen: Anstatt sich zu kon­kre­ten poli­ti­schen Entscheidungen, die die Bevölkerung am mei­sten getrof­fen haben (wie 2G oder die abrup­te Verkürzung des Genesenenstatus), zu äußern, gibt es viel Vages wie: Kommunikation und Datenerhebung müss­ten ver­bes­sert, das Kindeswohl ver­stärkt berück­sich­tigt wer­den. Für sol­che „Erkenntnisse“ braucht es aber kei­ne 19 Experten. Und seit über einem hal­ben Jahr schweigt der Rat ein­fach – die letz­te Stellungnahme ist von Ende August 2022…

Aus dem Bundeskanzleramt heißt es jeden­falls, aktu­ell sei nicht geplant, den Expertenrat auf­zu­lö­sen. Eine Begründung dafür will man nicht nen­nen. Umso mehr ein Zeichen dafür, dass die­ser Rat kei­ne Existenzberechtigung mehr hat. Höchste Zeit, ihn abzuschaffen.«

Er heißt natür­lich nicht Stibl, wie hier ursprüng­lich stand. Pardon, und Dank für den Hinweis!

4 Antworten auf „»Eindruck, die Regierung habe sich hier einen „Geheimrat“ geschaffen«“

  1. Zu der Frage, ob der Corona-Expertenrat auf­ge­löst wer­den soll­te, hat der Corona-Expertenrat ein­stim­mig beschlos­sen, zu emp­feh­len, den Corona-Expertenrat nicht auf­zu­lö­sen. Die Regierung folgt ledig­lich der Empfehlung der von ihr selbst ernann­ten Experten. Jede Kritik an die­sem Vorgang ist daher unberechtigt.

    Für Ihr Verständnis dankt:
    Ihre Bundesregierung

  2. Das ist eine boden­lo­se Unverschämtheit und Unterstellung.
    Die Regierung hat sich kei­nen „Geheimrat“ geschaf­fen. Er wur­de ihr von den Strippenziehern sorg­fäl­tig vor­be­rei­tet gestellt.

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