Entlasst die Kinder endlich aus der Maßnahmen-Politik!

Da kön­nen Karl Lauterbach und Christian Drosten mit Engelszungen reden, gegen das Geschwurbel, nun auch von zwei Rechtsprofessorinnen, kom­men sie nicht an. Prof. Dr. Dr. Frauke Rostalski und Prof. Dr. Nicole Reese schrei­ben am 10.7. in einem Kommentar auf welt​.de (Bezahlschranke) unter genann­tem Titel:

»Wir haben mona­te­lang unse­re Schulen und Kitas geschlos­sen. Wir haben die Kinder im Wochenrhythmus in ihre Bildungsstätten zurück­keh­ren las­sen. Wir haben sie Masken tra­gen und Abstände ein­hal­ten las­sen. Sport‑, Kultur und Freizeitveranstaltungen wur­den abge­sagt. Erst spät und nur sehr all­mäh­lich, zum Teil unter aus­gren­zen­den „2G-Regelungen“, haben wir Kindern und Jugendlichen wie­der sozia­le Teilhabe ermöglicht. 

Noch heu­te wird Kindern unter 12 Jahren in vie­len Krankenhäusern ihr Besuchsrecht ver­wehrt – ein belie­bi­ges Beispiel ist die Besucher-Regelung des Franziskus-Hospitals in Bielefeld.

Wir haben bereits seit dem Sommer 2020 in vie­len Studien gele­sen, wie die Gesundheit und Psyche von Kindern und Jugendlichen mas­siv unter unse­ren Corona-Maßnahmen gelit­ten haben. Wir wis­sen damit von einer erheb­li­chen Zunahme an Krankheiten wie Adipositas, Essstörungen und Depressionen, von Störungen des Sozialverhaltens und der Entwicklung sowie kör­per­li­cher, ins­be­son­de­re sexua­li­sier­ter Gewalt. Von rele­van­ten Stellen in der Politik wur­de ein Zusammenhang zwi­schen Corona-Maßnahmen und psy­chi­schen Störungen bei Kindern und Jugendlichen gleich­wohl geleug­net. Wir sind mitt­ler­wei­le im drit­ten Corona-Jahr, das Ende der Sommerferien steht bevor. Der Lehrerverband for­dert eine Rechtsgrundlage für die Maskenpflicht in Schulen. Die STIKO emp­fiehlt die Impfung gesun­der Kinder im Alter zwi­schen 5 und 12 Jahren, was – wie uns die Erfahrung gelehrt hat – ein erster Schritt in Richtung auf „2G-Regelungen“ ist, die dann auch für die­se Altersgruppe gel­ten. Wir mei­nen: Es muss ein Richtungswechsel her.

Der Vorrang des Kindeswohls

… Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention ver­pflich­tet uns dazu, das Wohl des Kindes bei allen Maßnahmen, die Kinder betref­fen, „vor­ran­gig zu berücksichtigen“.

Kinder und Jugendliche haben sich im Verlauf der Pandemie über alle Maße soli­da­risch gezeigt. Ansteckungen mit dem Corona-Virus rufen bei die­ser Altersgruppe in aller Regel sehr mil­de Krankheitsverläufe her­vor. Schwere Verläufe und Todesfälle ohne Vorerkrankung sind sehr sel­ten. Die zahl­rei­chen Einschränkungen, die Kinder und Jugendliche haben hin­neh­men müs­sen, erfolg­ten daher maß­geb­lich zum Schutze der ande­ren – der Älteren und Kranken.

Gesundheit und Psyche betroffen

Grundsätzlich ist es rich­tig, dass wir Freiheitseinschnitte hin­zu­neh­men haben, um ande­re zu schüt­zen. Allerdings müs­sen sich alle Maßnahmen am Grundsatz der Verhältnismäßigkeit bemes­sen las­sen und damit zur Erreichung eines legi­ti­men Zwecks geeig­net, erfor­der­lich und ange­mes­sen sein. Art. 3 UN-Kinderrechtskonvention ver­pflich­tet uns, Maßnahmen zu Lasten von Kindern erst als aller­letz­tes Mittel zu wäh­len. Dass dies im Hinblick auf alle Maßnahmen, die im Verlauf der Pandemie gegen­über Kindern und Jugendlichen erlas­sen wur­den, der Fall ist, darf bezwei­felt wer­den, selbst wenn der vor allem am Anfang bestehen­de hohe Grad an Unsicherheit über den pan­de­mi­schen Verlauf und die Effektivität von Gegensteuerungsinstrumenten berück­sich­tigt wird…

Schulen sind nicht Treiber der Pandemie. Zugleich wir­ken sich die Eingriffe in die Freiheit von Kindern und Jugendlichen zur Eindämmung des Pandemiegeschehens beson­ders mas­siv auf deren Entwicklung, ihre kör­per­li­che wie see­li­sche Gesundheit aus. Dies bestä­tigt nun auch der Bericht des Sachverständigenausschusses

Dies betrifft neben Schulschließungen gera­de auch das Tragen von Masken im Unterricht sowie die stän­di­ge anlass­lo­se Testung von Kindern und Jugendlichen. Aussagekräftige Daten aus Deutschland zur Bewertung der Effektivität etwa der Einschränkung von Freizeitangeboten, von Schulschließungen und Wechselunterricht und son­sti­gen Zugangsbeschränkungen im öffent­li­chen Leben fehlen…

Vieles lässt sich nicht wiedergutmachen

… Vieles lässt sich nicht mehr wie­der­gut­ma­chen. Den Versuch einer sol­chen Wiedergutmachung sind wir unse­ren Kindern und Jugendlichen den­noch schul­dig. Ebenso wie wir Gastronomen und ande­ren in ihrer wirt­schaft­li­chen Betätigung Betroffenen Ausgleichszahlungen infol­ge unse­rer Corona-Schutzmaßnahmen lei­sten, müs­sen auch gegen­über den Kindern und Jugendlichen erfolg­te Beeinträchtigungen aus­ge­gli­chen werden.

Wir schul­den den jün­ge­ren Generationen also nicht nur, dass wir sie im kom­men­den Herbst von unse­ren Maßnahmen ver­scho­nen. Wir schul­den ihnen dar­über hin­aus eine Kompensation für das Erlittene: Angebote, um Entwicklungs- und Bildungsnachteile aus­zu­glei­chen. Hierfür muss neben Kreativität genü­gend Geld inve­stiert, ins­be­son­de­re müs­sen die Bildungssysteme mit hin­rei­chen­den finan­zi­el­len Mitteln aus­ge­stat­tet wer­den. Als Gesellschaft müs­sen wir uns der Rechte unse­rer Kinder erin­nern und sie wie­der in der gebo­te­nen Weise ach­ten. Schauen wir in eini­gen Jahren auf die Pandemie zurück, soll­te nicht der all­zu bit­te­re Eindruck ver­blei­ben, dass eine gan­ze Generation am Start in ihr eige­nes Leben irrever­si­bel gehin­dert wur­de. Und wir ein­fach weg­ge­schaut haben.«

6 Antworten auf „Entlasst die Kinder endlich aus der Maßnahmen-Politik!“

  1. Ich habe mir auf die Schnelle den Lebenslauf und die Publikationsliste von Prof. Rostalski angeschaut.
    Wow, wann schafft die­se Frau (Jg 85) das alles und das bei 2 Kindern, die sicher ihre Rechte an der Mutter einfordern. 

    Wie auch immer: Wichtiger Text, den ich wei­ter­lei­ten will.

    Und den­noch: ich will es den Verantwortlichen nie­mals ver­ges­sen und nie ver­ge­ben, was sie unse­ren Kindern ange­tan haben und immer noch antun.
    Und die Eltern, die es ihren Kindern ohne Reflexion ange­tan haben weil sie blind die­se Verbrechen mit­ge­tra­gen haben, soll der Teufel holen.
    Gut, ich ken­ne glück­li­cher­wei­se doch vie­le, die gemerkt haben, dass etwas faul ist. "Stinkende Fäulnis aus jedem Wort", wie ein Vater meinte.

  2. Die Wahl zwi­schen Lockdown und Schule erscheint mir wie die Wahl zwi­schen Pest und Cholera. Allerdings stim­me ich zu, dass die Kinder schlimm mit Masken und Testen und Piksen ver­äng­stigt sind. Kinder wis­sen auch nicht, dass wir vor dem Corona-Jahr Null über Jahrzehnte eini­ger­ma­ßen ent­spannt mit Infektionskrankheiten umge­gan­gen und damit gut gefah­ren sind.

  3. Leider wird man es den Kindern auch im drit­ten Jahr antun. Vielleicht nicht per Gesetz oder Verordnung. Aber sehr vie­le Schulen wer­den frei­wil­lig mit­ma­chen bei Tests und Maske tra­gen. Denn inzwi­schen wol­len vie­le Lehrer nicht mehr die Kinder schüt­zen, son­dern sich vor den Kindern schützten.

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