Früher mal links, jetzt für Konzernprofite

"Links" ist ein schil­lern­der Begriff. Über Jahrhunderte gehör­te sozia­le Gerechtigkeit für Menschen, die sich so bezeich­ne­ten, zu ihren Prinzipien. Sie sahen sie bedroht vor allem durch den unglei­chen Zugriff auf die Produktionsmittel und gin­gen bei ihren Analysen zu gesell­schaft­li­chen Fragen von die­sem Grundwiderspruch aus.

Bei vie­len von ihnen hat sich das mit Corona geän­dert. Zwar gibt es die Kritik an den schlimm­sten sozia­len Verwerfungen, im Wesentlichen aber die völ­li­ge Zustimmung zu den Maßnahmen der Regierenden. Dies wird in ein Gewand von Solidarität geklei­det, wonach die Arbeitenden durch abso­lu­te Lockdowns (ZeroCovid) und die Armen der Welt mit all­um­fas­sen­den Impfungen geschützt wer­den sol­len. Ausgeblendet und meist dis­kre­di­tiert wer­den alter­na­ti­ve Überlegungen, die "Kollateralschäden" für Menschen in Heimen, SchülerInnen, Kulturschaffende, klei­ne Unternehmen ins Auge neh­men. Sie wer­den pau­schal in eine rech­te oder zumin­dest wirt­schafts­na­he Ecke gestellt.

Zu wel­chen Positionen im gro­tes­ken Gegensatz zu allem, das als links ver­stan­den wer­den kann, man dabei gelan­gen kann, zeigt ein Artikel vom 27.2. in der Tageszeitung "jun­ge Welt":

Dort wird das natio­nal-kon­ser­va­ti­ve Lamento des Regierungsversagens bei der Impfstoffbeschaffung kopiert. Dabei bezieht sich der Autor auf Recherchen des ARD-Politmagazins "Kontraste".

"Verantwortlich dafür sei­en auch ver­schie­de­ne Bundesministerien in Deutschland. Sie hät­ten nicht nur viel zu spät Impfstoff bestellt, monie­ren dem­nach Ökonomen. Die zustän­di­gen Ministerien in der Bundesrepublik hät­ten wochen­lang die Hände in den Schoß gelegt. »Die zustän­di­gen Minister hät­ten Fehler ein­ge­ste­hen müs­sen und sich die schnel­le­re Beschaffung von Impfstoffen zu eigen machen müs­sen«, sag­te der Bonner Ökonom Moritz Schularick gegen­über »Kontraste«. Doch man habe sich weggeduckt.

Die Hersteller von Impfstoffen kla­gen nun dar­über, nicht genug Vorlaufzeit zu haben, um die Produktion hoch­zu­fah­ren. »Wir krie­gen kaum Maschinen, haben Probleme mit der Beschaffung von Verbrauchsmaterialien, haben Engpässe beim Rohmaterial«, sag­te Konstantin Matentzoglu dem Magazin. Er ist Geschäftsführer der Firma Celonic in Heidelberg, die dem­nächst mil­lio­nen­fach Impfstoff pro­du­zie­ren soll. Spätestens Weihnachten 2020 sei klar gewe­sen, dass es zuwe­nig Impfstoff geben wer­de. Doch die Bundesregierung blieb zunächst tatenlos."

Nichts ist zu lesen von den Erpressungsversuchen der Konzerne gegen­über der EU und ein­zel­nen Staaten (s. auch "Als wür­den wir erpresst": Pfizer ver­han­delt in Lateinamerika eisen­hart). Nichts von den völ­lig über­eil­ten und unsi­che­ren Zulassungsverfahren, nichts von der Großmäuligkeit, mit der Hersteller und Regierungen das Goldene vom Himmel ver­spra­chen, noch bevor ein ein­zi­ger Impfstoff auch nur geprüft war.

Stattdessen fällt dem lin­ken Autor tat­säch­lich an Kritik ein, daß die Profite nicht aus­rei­chend bemes­sen waren:

"Als ein Ökonom vor­ge­schla­gen hat­te, Prämien aus­zu­schrei­ben, um die Produktion von Impfstoffen anzu­kur­beln, sei die Reaktion der Bundesregierung gewe­sen: »Zu schwie­rig, das bringt nichts.« Dass es auch anders geht, zeig­te die US-Regierung, die den Herstellern mit Milliarden unter die Arme griff, um die Produktion anzu­kur­beln."

Mit Milliarden wur­den und wer­den auch in Europa sämt­li­che Pharmafirmen sub­ven­tio­niert, die irgend­wie an der Produktion von Impfstoffen betei­ligt sind. Ausgerechnet die Geschenke der US-Regierung an die Konzerne wer­den aber als Vorbild genannt.

War da was mit sozia­ler Ungerechtigkeit?

https://www.onvista.de/news/corona-in-den-usa-mehr-als-2000-tote-rund-73–000-neuinfektionen-437402995
https://​www​.onvi​sta​.de/​a​k​t​i​e​n​/​c​h​a​r​t​/​B​I​O​N​T​E​C​H​-​S​E​-​A​k​t​i​e​-​U​S​0​9​0​7​5​V​1​0​2​6​?​n​o​t​a​t​i​o​n​=​2​6​9​5​6​1​220

Siehe auch Wer hat's gesagt?
Biontech: An der Goldgrube
Impfstoff: 300 Millionen als "finan­zi­el­le Sicherheit" für Multimilliardär Hopp
Das sind die Gewinner nach jeder Impfstoff-Nachricht
Gewinne ohne Risiko: Der Staat knickt vor den Impfstoff-Herstellern ein

10 Antworten auf „Früher mal links, jetzt für Konzernprofite“

  1. … sel­ten mische ich mich bei "Fahrtrichtungsanzeigedingen" ein …

    ( ich ken­ne eigent­lich nur die­sen Hebel hin­ter dem Lenkrad … Obwohl : zu "Bonner" Zeiten sol­len sich auch poli­ti­sche Fahrtrichtungen mal so zu getra­gen haben "sol­len" … Außer abends in den Kneipen …)

    Seit wie vie­len Jahren (man kann es eigent­lich mitt­ler­wei­le in Jahrzehnten berech­nen) ist ein "Richtungs-Wahlkreuzchen" eigent­lich zur Bedeutungslosigkeit verkommen ?

    Übrigens : Man mun­kelt über "nicht nur geplan­te Orgien" zwi­schen dem "grü­nen Prinzenpaar" und dem "neu­en König" aus Bayern … 

    Eigentlich mag ich manch "alte Dinge" – aber eine Verteidigung die­ses "Neu-Alt" fällt mir zuneh­mend schwerer …

  2. Ist doch alles in Ordnung bei der Linken - nur den passenden LINK haben Sie vergessen:
    https://www.corodok.de/mit-impfstoffen-volkes/
    🙂

    Mal im Ernst: so lange die Linke und SIE nicht kapieren, wie genau die internationalen Verflechtungen tatsächlich organisiert sind, werden Sie an der unzutreffenden heimelig-nostalgischen Vorstellung vom souveränen Staat gegen die Industrie das eigentliche Problem nicht begreifen.

    Die Pharmaindustrie ist über das GAVI-Projekt der WHO innigst verflochten:
    Ein Problem sehen Kritiker in der Finanzierung. 2014 berichtete Frontal21, dass vom Jahresbudget der WHO von etwa 4 Mrd. US-Dollar allein etwa 3 Mrd. US-Dollar freiwillige Beiträge sind, darunter auch größere Spenden von Unternehmen, insbesondere aus der Pharmabranche. Laut dem Bericht kritisiert Transparency International die viel zu geringen Pflichtbeiträge der Staaten an die WHO. Dadurch sei ab 2001 die WHO in die Arme der Industrie getrieben worden. Ähnliche Kritik kommt laut dem Bericht von Medico international, welche meint, dass die WHO unterfinanziert sei, um auf eine Krise wie Ebola angemessen reagieren zu können. Die WHO sei mehr und mehr auf Gelder aus der Wirtschaft angewiesen, wodurch die Neutralität der WHO gefährdet sei. Medico international fordert, die privaten Interessen in der WHO zurückzudrängen, die WHO anständig? zu finanzieren und zu demokratisieren. Nach dem Bericht von Frontal21 kritisiert der Brite Paul Flynn, der 2010 die Untersuchung im Europarat gegen die WHO geleitet hatte, die WHO wie folgt: „Meiner Meinung nach ist sie [die WHO] auch heute noch exzessiv beeinflusst von der Pharmaindustrie, die sehr geschickt bei der Manipulation von Gesundheitsausgaben vorgeht, zugunsten eigener finanzieller Interessen.“[35][36][37][38]

    Auch werden WHO-Projekte teilweise als öffentlich-private Partnerschaft finanziert, u. a. die Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (Global Alliance for Vaccines and Immunization; GAVI) zu 8,39 %[39], welche zu 75 % von der Bill and Melinda Gates Foundation (BMGF) finanziert wird, wobei letztere selbst mit weiteren fast 10 % Finanzanteil lt. WHO-Statistik 2018/2019 zur Verfügung steht.[40] Der Stiftung wird u. a. von Medico international vorgeworfen, dass sie gezielt Maßnahmen von Firmen propagiere und unterstütze, deren Aktien sie hält. Das Budget der Weltgesundheitsorganisation speist sich zu etwa 18 % aus Spenden beider Stiftungen, so dass diese auf die Politik der WHO großen Einfluss ausüben. Neben den USA nehmen diese die ersten drei Plätze der Geldgeber an die WHO ein. Die Gates Foundation empfiehlt die Vergabe von Aufträgen der WHO an Konzerne wie MSD, GlaxoSmithKline, Novartis und Pfizer, deren Aktien von der Stiftung gehalten werden.[41] „Big Pharma, die Pharmakonzerne, und Big Food, die Nahrungsmittelkonzerne, nutzten skrupellos genau diesen Interessenkonflikt der WHO“, so der indische Gesundheitsexperte Amit Sengupta.[42][43]
    https://de.wikipedia.org/wiki/Weltgesundheitsorganisation

    Dort in der WHO sitzt der Filz, und das ist die Institution, die die Entscheidungen trifft mit ihren Kumpanen aus dem Projekt - selbstverständlich völlig unabhängig von den Interessen der Finanzierer, wo kämen wir sonst hin?

    Die Mitgliedsstaaten müssen lediglich umsetzen:: dafür gibt die WHO "NAPHS for ALL" heraus: NAPHS for ALL - A Country Implementation Guide for NAPHS provides guidance at each step of the NAPHS framework, and the necessary tools and templates for developing and implementing a national action plan, which countries, partners and agencies can use in the local context.
    https://www.who.int/ihr/publications/country_implementation_guide_for_naphs/en/

    Daran schrammt es derzeit noch, wie wir wissen, weswegen die EU eilfertig ACT-A beschlossen hat, weil im Beschließen ist sie gut, sie weiß nur nie, wie man's macht.

    Das Ganze ist lupenreines hierarchisches Unterordnungsverhältnis: die WHO sagt, was ist - PANDEMIE - , die nations springen. Die Zwecke und Ziele sind nicht in der Verantwortung der Staaten oder der EU, sondern vorgegeben, von der PPP. Die haben schlicht nicht zu bestimmen, wann oder ob die Pandemie vorbei oder besser ist, solange die WHO nicht stoppt! Daher die ganzen gedungenen Wissenschaftshuren, die das verzweifelt am Laufen halten. Sie haben nur diese Aufgabe, zu sehen, WIE sie es umsetzen, so lange die WHO das sagt. Und die hat kein Interesse am Pandemieende, sondern an der Erprobung der Produkte der Projektteilnehmer.

    Und das erleben wir grade: mit Schweinegrippe hat's noch nicht geklappt, und Influenza - damit haben sie auch geübt - hat es nicht funktioniert, weil die Leute WISSEN, dass Grippe nicht gefährlich ist. Das stimmt zwar nicht, aber man hat sich dran gewöhnt, sich also mit ihr arrangiert. Also musste was Neues her, was Unbekanntes, Mysteriöses, Bedrohliches.

    Langer Text, kurzer Sinn: wenn "Linke" daran was ändern wollen, müssen sie entweder aus der WHO raus, dann sind sie aber in der Position der Rechten, denn die wollen Nationalismus, und das ist bei der Linken verpönt.

    Wenn man also globale Linke spielen will, dann müsste man den Verein umkrempeln und Bill Gates enteignen - viel Spaß dabei!

    Den Impfstoff für Lau an alle, das macht schon Schwab. Der hat die Linke besser verstanden als die sich selbst: alle bekommen das Gleiche - zugeteilt. Nichts gehört mehr allen - sie dürfen es benutzen, so, wie man sie benutzen darf als Gegenleistung für die Nutzung dessen, was die PPP zur Verfügung stellt.

    Bevor ich's vergesse: das Gleiche wie die WHO gibt es auch im Ernährungsbereich: Food and Agriculture Organization (FAO), und die liebe Weltbank ist auch im BOOT. Dann macht mal - und viel Spaß.

    Wo das alles steht? In der Global Health Security Agenda (GHSA) 2024. Die Global Health Security Agenda ist eine internationale Initiative zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionen. Es wurde im Februar 2014 von einer Gruppe von 44 Ländern und Organisationen einschließlich der WHO , der FAO und der Weltbank ins Leben gerufen.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Global_Health_Security_Agenda
    (darüber habe ich im deutschen Wiki nicht einmal einen Eintrag gefunden...)

    1. Als selbst Wikipedia-Autor kann ich nur sagen: Wikipedia ist ein ehren­amt­li­ches Projekt und nie­mand kann jeman­den zwin­gen, zu irgend­ei­nem Thema einen Beitrag zu schrei­ben. Aber als Wikipedia-Autor wer­de ich mich der Sache mal annehmen.

  3. Ergänzung zu ACT‑A
    Das ist kei­ne EU-Sache, sondern
    Mit dem “Access to Covid-19 Tools-Accelerator (ACT‑A)” haben die WHO und eine Gruppe von inter­na­tio­na­len Gesundheitsakteuren (dar­un­ter phil­an­thro­pi­sche Stiftungen und UN Institutionen) Ende April 2020 ein Programm vor­ge­stellt, mit dem eine schnel­le Entwicklung und Produktion von Impfstoffen, Behandlungen und Diagnostika von Covid-19 vor­an­ge­bracht wer­den soll. Kernstück des ACT-Accelerator sind drei Partnerschaften („Säulen“) für die Bereiche Impfstoffe, Therapeutika und Diagnostika. Des Weiteren wur­de eine
    hori­zon­tal ver­knüp­fen­de Säule zur Gesundheitssystemstärkung eingerichtet.
    Für den Impfstoffbereich haben die bei­den glo­ba­len öffent­lich-pri­va­ten Gesundheitspartnerschaften CEPI (Impfstoffentwicklung) und GAVI (Impfstoffbeschaffung und Verteilung) die soge­nann­te COVAX Fazilität (COVAX Facility) ent­wickelt. Dies meint eine gemein­sa­me Strategie, mit der GAVI für mög­lichst vie­le Länder – nicht nur für die ärm­sten – die Preisverhandlungen, die Beschaffung und die Verteilung eines Covid-19 Impfstoffs über­neh­men würde.
    Mit dem „COVAX AMC“ (Advanced Market Commitments) soll die Versorgung der 92 ärm­sten Länder mit Finanzierungen aus inter­na­tio­na­len Entwicklungsgeldern sicher­ge­stellt werden.
    Das „ACT‑A Facilitation Council“ wur­de als über­ge­ord­ne­ter Leitungsrat ein­ge­rich­tet, für des­sen Einberufung sich auch Deutschland ein­ge­setzt hat und dem Deutschland, als Gründungsmitglied von ACT‑A, angehört.

    https://​www​.aerz​te​-ohne​-gren​zen​.de/​s​i​t​e​s​/​g​e​r​m​a​n​y​/​f​i​l​e​s​/​p​o​l​i​c​y​_​c​o​v​i​d​1​9​_​1​6​_​1​2​_​i​a​_​v​2​_​0​_​0​.​pdf

    PS: ich bin ver­blüfft, wie klein­tei­lig das ins­ge­samt aufs "Schönste" Top-Down ver­filzt ist – zu wis­sen, dass es prin­zi­pi­ell so abläuft ist was ande­res, als zuneh­mend zu begrei­fen, WIE. Dennoch mei­ne ich, dass mein Erkenntnisabriss hier rich­tig ist und evtl. dazu bei­trägt, dass Linke sich mal was ande­res ein­fal­len las­sen als "open-source-Impfstoffe". Die wer­den sie auch unter Schwab kriegen.

  4. Was für einen Sinn macht die­se Unterscheidung ? Gibt es die­sen Unterschied über­haupt ? Wem nützt er ?
    Er dient der Spaltung.
    Denn Eines ist doch klar und deut­lich zu Tage gekom­men : die Front ver­läuft zwi­schen Oben und Unten und nir­gend­wo sonst.

  5. Und auch die Marxisten-Leninisten der "Roten Fahne" ste­hen nicht zurück:

    Nein, es war nicht die CSU, die das gesagt hat, und es war auch kei­ne Büttenrede, son­dern stammt von einer Kleinstpartei, die sich mar­xi­stisch nennt und leni­ni­stisch dazu. In dem­sel­ben Artikel der Roten Fahne kann man die fol­gen­de kar­ne­val­eske Äußerung lesen: „Der von Anfang an rea­li­sti­sche Karl Lauterbach rech­net mit der drit­ten Welle im März mit den Mutationen aus Großbritannien und Südafrika und der Kombination von bei­den. Er meint, es lie­ge ‚an uns‘ wie stark sie sein wird. Das ist ein Wort! Echter Lockdown sofort!“

    Es ist die­se „AHA-Linke“, zu der sich schon im März 2020 mit ihrem unver­ges­se­nen Auftritt im Bundestag Katja Kipping bekann­te, die offen­bar im wirt­schaft­li­chen Ruin von Soloselbstständigen, Kleinlädenbesitzern und ehe­mals flo­rie­ren­den mit­tel­stän­di­schen Unternehmen ihren anti­ka­pi­ta­li­sti­schen Kampf sieht. 

    https://​tkp​.at/​2​0​2​1​/​0​2​/​2​5​/​d​i​e​-​i​n​z​i​d​e​n​z​-​m​u​s​s​-​w​eg/

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