Furchtbar! Menschen sollen wieder zum Arzt gehen

Was ich rechts im Bild für einen Kassenautomaten hielt, ist in Wirklichkeit Werbung für ein ande­res Produkt.

faz​.net (11.9.)

Die "Stellvertretende Ressortleiterin des Regionalteils der Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gru­selt es:

»Während der Hochphase von Corona haben Ärzte und Patienten plötz­lich die Möglichkeit der Videosprechstunde für sich ent­deckt. Was gut funk­tio­nier­te, soll jetzt wie­der limi­tiert werden.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist zuletzt kon­ti­nu­ier­lich gesun­ken. Lagen die gemel­de­ten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner vor einem Monat noch bei einer Inzidenz von 484,0, mel­de­te das hes­si­sche Sozialministerium am Freitag einen Wert von 260,7. Erwartet wird jedoch, dass die Zahl der Neuinfektionen im Herbst und Winter wie­der rasant steigt, wenn sich das sozia­le Leben ver­mehrt in Innenräumen abspielt.

Auch vie­le Ärzte berei­ten sich schon auf die näch­sten Monate vor, die Impfkampagne nimmt wie­der an Fahrt auf…

Wer sich vom Hausarzt imp­fen las­sen möch­te, der muss wei­ter­hin per­sön­lich in der Praxis vor­bei­schau­en. Daran wird auch nicht das „Gesetz zur digi­ta­len Modernisierung von Versorgung und Pflege“ etwas ändern. Genau an dem üben jetzt Ärzte und Krankenkassen Kritik. In der Hochphase der Pandemie wur­de die Kontingentierung der Videosprechstunde für Ärzte aus­ge­setzt. Durften zuvor nur 20 Prozent der Leistungen digi­tal erbracht wer­den, wur­de die­ses Limit 2021 kom­plett aufgehoben…

Die Nachfrage nach Videosprechstunden ist nach Auswertungen der Barmer seit Beginn der Corona-Pandemie in allen Altersgruppen mas­siv gestie­gen. Demnach nutz­ten Versicherte der Kasse die digi­ta­le Konsultation allein 6500 Mal im ersten Quartal 2021. Zum Vergleich: Im glei­chen Zeitraum 2019 wur­de das Angebot nur neun­mal genutzt.«

Es geht um eine Auswertung in Hessen. Wie vie­le der 8,7 Millionen Versicherten der Barmer dort leben, habe ich nicht recher­chiert. 6.500 Konsultationen im Quartal per Webcam kommt mir nicht über­mä­ßig viel vor.

»Seit April 2022 greift jedoch eine neue Regel. Die Videotermine dür­fen nur noch 30 Prozent der Kapazität einer Praxis aus­ma­chen. Immerhin zehn Prozent mehr als vor der Pandemie. Eine Anhebung, die laut Martin Till, Landeschef der Barmer, nicht weit genug geht und Fortschritte in der Digitalisierung aus­bremst sowie die Zuspitzung der Lage im Herbst und Winter außer Acht lässt…«

Goldstandard ist hybrid

Martin Till, Landeschef der Barmer, wird das ver­mut­lich ziem­lich wört­lich meinen:

»Besonders oft kam die Videosprechstunde in der ambu­lan­ten Psychotherapie zum Einsatz. Allein hier gab es im Analysezeitraum etwa 22.200 Behandlungsfälle per Video. Etwa 1700 Psychotherapeuten mach­ten von dem Angebot Gebrauch.

„Der Goldstandard der psy­cho­the­ra­peu­ti­schen Patientenversorgung ist für vie­le Betroffene hybrid und schließt ein aus­ge­wo­ge­nes und the­ra­peu­tisch ver­ant­wort­li­ches Verhältnis aus per­sön­li­cher Konsultation und nied­rig­schwel­li­ger digi­ta­ler Betreuung ein“, sagt Till…«

Wer ist da eigent­lich krank?


"Fettes Brot" san­gen einmal:

3 Antworten auf „Furchtbar! Menschen sollen wieder zum Arzt gehen“

  1. Was kann schon schief­ge­hen, wenn ein ver­trau­li­ches the­ra­peu­ti­sches Gespräch über kom­mer­zi­el­le Videotelefonieanbieter abge­wickelt wird? Da wird sich der Patient bestimmt vor­be­halt­los öff­nen und intim­ste Details preis­ge­ben, weil sol­che Streams "nie und nim­mer" auf­ge­zeich­net wer­den könnten. 

    S.P.

  2. "Die Videotermine dür­fen nur noch 30 Prozent der Kapazität einer Praxis ausmachen."

    Da ist sie wie­der, die deut­sche Bürokratie und der deut­sche Regelungswahn.
    Wieso schaut nicht ein­fach jeder Arzt selbst, ob er er es für sinn­voll hält, einem Patienten eine Videosprechstunde anzu­bie­ten oder nicht. Bei kör­per­li­chen Erkrankungen wird dies in der Regel nicht sinn­voll sein und es wer­den weni­ge Fälle sein. Bei psy­chi­schen Erankungen könn­te es pha­sen­wei­se sinn­voll sein genau das anzubieten. 

    Was soll immer die­ser kran­ke Regelungswahn??? Was bringt es, wenn wegen die­ser besch** Regelung 20% Leute bei Arzt A eine Videosprechstunde bekom­men, für die es eigent­lich total sinn­frei ist, in Psychotherapiepraxis B aber 50% der Leute nicht, weil die soge­nann­te "Kapazität" über­schrit­ten ist. 

    Ich weiß nicht, war­um Deutschland nie etwas aus sei­nen Fehlern lernt. Flexibilität? Fehlanzeige. Lieber durch­bü­ro­kra­ti­sie­ren, bis auch das letz­te biss­chen Sinnhaftigkeit und Hoffnung zer­stört sind.

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