Gesundheitsamt-Chef zerreißt Söders Corona-Strategie

»"Auch wenn ich mei­ne Beamten-Karriere auf Spiel set­ze" – Friedrich Pürner, Epidemiologe und Leiter eines bay­ri­schen Gesundheitsamts, spricht Klartext – und kri­ti­siert Söders Corona-Strategie als falsch.«

Das ist heu­te auf mer​kur​.de zu erfahren.

»Seit Corona die Welt beschäf­tigt, hat Dr. Friedrich Pürner (53) mehr als 500 Überstunden ange­häuft. Der Facharzt und Epidemiologe lei­tet das Gesundheitsamt Aichach-Friedberg. Die Fragen und Sorgen der Bürger wer­den immer mehr. Der baye­ri­sche Beamte sieht vie­le Maßnahmen der Staatsregierung kri­tisch und ver­sucht, Ängsten entgegenzusteuern…

Pürner: Ja, die Zahlen stei­gen. Aber wir rech­nen nur mit der Summe der posi­tiv Getesteten, über die Erkrankten wis­sen wir nichts. Würde die Zahl der Schwerkranken signi­fi­kant stei­gen, müss­ten wir etwas unter­neh­men. Aber gehan­delt wird der­zeit nur, weil wir ledig­lich posi­ti­ve Befunde haben. Entscheidend für uns Epidemiologen ist: Wie krank­ma­chend ist eine Erkrankung? 

Covid-19 ist eine Infektion. Es wird immer Menschen geben, die dar­an ster­ben oder krank wer­den. Auch Folgeschäden sind der­zeit nicht aus­ge­schlos­sen. Vor allem Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen sind Risikogruppen. Allgemein ist das Risiko, an Corona schwer zu erkran­ken, rela­tiv gering, dar­an zu ster­ben auch. Das ist nicht Ebola

Die Inzidenzen 35 und 50 pro 100.000 Einwohner sind will­kür­lich gewählt, außer­dem besteht der Inzidenzwert nur aus allen Positiv-Getesteten. Man weiß nicht, wie vie­le Personen Symptome haben und damit krank sind. Es wäre klug, auf die­je­ni­gen zu schau­en, die das Gesundheitssystem belasten…

Hier wird eine Ur-Angst geweckt, die Ur-Angst vor Krankheit, Siechtum und Tod. Wir haben einen unsicht­ba­ren Gegner. Aufgabe der Politik wäre es: Ängste neh­men, nicht Panik schü­ren. Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben Panik-Stimmung. Ich arbei­te an der Basis, wir erle­ben es, dass Bürger aus Angst bet­teln, in Quarantäne geschickt zu wer­den. Bei den Leuten ent­steht – durch die stän­di­ge Überdramatisierung und den Alarmismus – ein Erschöpfungszustand. So ver­spielt man Vertrauen. Auch Kinder blei­ben auf der Strecke…

Es ist schon frag­wür­dig, wie man mit unse­ren Kindern umgeht! Wir hat­ten schon wei­nen­de Eltern am Telefon, deren Kinder von Lehrern gerügt wur­den, weil sie sich nicht an Corona-Regeln gehal­ten haben und gefragt wur­den: Willst du, dass Oma und Opa ster­ben? Das macht was mit unse­ren Kindern. Ich will nicht, dass mei­ne Kinder mit Ängsten aufwachsen…

Von Maskenpflicht an Schulen und Kitas hal­te ich fach­lich nichts. Es gibt dazu auch kei­nen evi­denz­ba­sier­ten Beleg zur Wirksamkeit. Kinder neh­men wenig am Infektionsgeschehen teil. Wenn wir infi­zier­te Schüler fin­den, sind die Symptome mini­mal. Generell ist die Schutzwirkung von Community-Masken, wie sie die Mehrheit trägt, nicht nach­ge­wie­sen. Mit den Community-Masken hat man ein Mittel erfun­den, das nicht mehr ist als ein Symbol der Solidarität…

Lehrer soll­ten das Thema Hygiene behan­deln. Damit Schüler Händewaschen, Einmal-Handtücher ver­wen­den, nicht Hände schüt­teln, auf Abstand gehen, wenn sie rot­zen oder husten und dass sie etwa bei star­ker Erkältung oder Fieber zuhau­se bleiben… 

Wir müs­sen mit Corona leben. Daran wird auch eine Impfung nichts ändern. So schnell wird es kei­ne geben, und einen 100-pro­zen­ti­gen Schutz bie­tet kei­ner­lei Impfung. Das heißt, wir müs­sen ler­nen, mit dem Virus zu leben. Wir müs­sen es als all­ge­mei­nes Lebensrisiko begrei­fen. Das Virus ist da, es wird blei­ben. Die Politik soll­te sich mit Dramatik zurück­hal­ten und den Menschen sagen: Ihr müsst mit dem Virus leben! 

… Ich will Vorbild sein – als Arzt, als Amtsleiter und als Vater von drei Söhnen. Ich möch­te fach­lich auf­klä­ren, den Menschen die Angst neh­men. Auch wenn ich mit mei­nen Äußerungen mög­li­cher­wei­se mei­ne Beamten-Karriere aufs Spiel set­ze. Ich bin fach­lich gut aus­ge­bil­det und weiß, wovon ich rede. Nach ersten Berichten über mich kam eine Einladung ins Gesundheitsministerium für Ende Oktober. Egal, wie der Austausch ver­läuft, mei­ne Meinung las­se ich mir nicht verbieten.«

(Hervorhebung nicht im Original.)

4 Antworten auf „Gesundheitsamt-Chef zerreißt Söders Corona-Strategie“

  1. Wunderbar. Das macht Mut, nicht auf­zu­ge­ben und wenn die­ser Fachmann tat­säch­lich für sei­ne freie Meinungsäußerung als Experte an der Basis vom Söder bestraft wird, dann ist dies der abso­lut fina­le Beweis dafür, dass wir nicht mehr in einer Demokratie leben.

    Nochmals vie­len herz­li­chen Dank für Ihr öffent­li­ches Statement, Dr. Pürner!!

    1. Auch von mir ganz herz­li­chen Dank für Ihren sach­li­chen, ruhi­gen Ton im Beitrag. Dafür bedan­ke ich mich, auch im Namen mei­ner Frau. Halten Sie durch.

  2. Der Mann hat Mut. Mit etwas Glück kommt er mit einer Abmahnung davon. Und er hat Recht.
    "Willst du dass Oma und Opa sterben?"
    Danke Herr Seehofer. Dafür tra­gen sie die Verantwortung und dafür gehö­ren sie vor Gericht.

  3. Die besten Experten sind unse­re Medien. Sind sind bestrebt die Panik hoch zu hal­ten, den dann stei­gen auch Ihre Auflagen. Fast jeder Journalist ist mitt­ler­wei­le ein Experte in Thema Corona. Ob die­ser PCR Test Aussagekräftig ist oder auch nicht. Warum wer­den die soge­nann­ten Leugner nicht gehört, oder sogar fer­tig gemacht. Ganz ein­fach, Sie wer­den wohl Recht haben. Die Todeszahlen sagen mehr aus als jeder dum­me Bericht von dem Mainstream.

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