Gott hat »den Eindruck einer qualitativ problematischen Veranstaltung«

Wenn wir denn unter­stel­len dür­fen, daß er sich mit­un­ter über kath​.ch aus­zu­drücken pflegt. "kath​.ch ist eine Dienstleistung des Katholischen Medienzentrums im Auftrag der römisch-katho­li­schen Kirche in der Schweiz." Am 13.1.23 ist auf die­sem Portal zu lesen:

"Warum die Covid-Diskussion in der Paulus-Akademie pro­ble­ma­tisch war
An der Paulus-Akademie ist es Ende November zu einem Eklat gekom­men: SP-Nationalrat Fabian Molina und ein Vertreter der Pharma-Industrie hat­ten ein Podiumsgespräch zum Thema Covid kurz­fri­stig abge­sagt. Der Grund: Sie woll­ten nicht mit einer Impf-Kritikerin die Klingen kreu­zen. Recherchen von kath​.ch zei­gen: Molinas Befürchtungen waren berechtigt.

«Sehr kurz­fri­stig teil­te mir die Paulus-Akademie mit, dass neben Infektiologe Pietro Vernazza und mir schluss­end­lich Kati Schepis auf dem Podium ver­tre­ten sein wer­de. Ich kann­te Frau Schepis nicht, die Moderatorin teil­te mir aber im Vorgespräch mit, dass sie die Gefährlichkeit von Covid-19 leug­net und behaup­tet, es hät­te nie eine Überbelastung der Spitäler gege­ben», sagt der Zürcher SP-Nationalrat Fabian Molina über sei­ne Last-Minute-Absage gegen­über kath​.ch. 

«Den wah­ren Charakter» der Veranstaltung verschleiert
Daraufhin habe er sich über Schepis infor­miert und fest­ge­stellt, dass es sich dabei um eine bekann­te Corona-Leugnerin han­de­le, wel­che an Strafanzeigen gegen Swissmedic und imp­fen­de Ärzte betei­ligt sei, extre­mi­sti­sches Gedankengut ver­brei­te und in der Vergangenheit an Demonstrationen mit Rechtsextremen auf­ge­tre­ten sei. 

Das Fass zum Überlaufen, sprich: der Grund für die letzt­end­li­che Absage Molinas hat aber auch noch mit einer ande­ren Sache zu tun. «Wie ich im Gespräch mit der Organisatorin der Paulus-Akademie fest­stel­len muss­te, han­delt es sich auch bei die­ser um eine Corona-Massnahmengegnerin, die mich – ob bewusst oder unbe­wusst – über den wah­ren Charakter die­ser Veranstaltung im Dunkeln gelas­sen hat.»

«Ich bin keine Massnahmengegnerin»

Dana Sindermann lei­tet den Fachbereich Wirtschafts- und Sozialethik an der Paulus-Akademie und war für die Veranstaltung ver­ant­wort­lich. Sie wider­spricht Fabian Molina: «Ich bin kei­ne Massnahmengegnerin. Ich habe mich stets an die Massnahmen gehal­ten und bin gegen Corona geimpft.» Ihr gehe es um etwas ande­res: Massnahmen sol­len «gut und nach­voll­zieh­bar begrün­det» sein.

Fabian Molina liess sich nicht umstim­men. Er habe Besseres zu tun, als einen Abend lang fal­sche Behauptungen und Verschwörungsmythen zu wider­le­gen, und stel­le sich auch nicht mit einer extre­mi­sti­schen Corona-Leugnerin auf eine Bühne. «Aus die­sem Grund habe ich mei­ne Teilnahme an der Veranstaltung wie­der abge­sagt. Ich bedau­re sehr, dass die Paulus-Akademie als seriö­se Institution der­ar­ti­gen extre­men Positionen eine Plattform bietet.»

Über Absage «not amused»

Ursprünglich sei er von der Paulus-Akademie im August 2022 zur Podiumsveranstaltung zum Thema «Pharma und Profit in der Coronakrise» ein­ge­la­den wor­den, sagt Fabian Molina. Die Frage nach der Rolle und Verantwortung der Pharma-Industrie in der Covid-19-Pandemie soll­te dabei unter wirt­schafts- und sozi­al­ethi­schen Gesichtspunkten dis­ku­tiert werden. 

Nach der Absage war Dana Sindermann «not amu­sed»: «Für eine Absage weni­ge Stunden vor Veranstaltung habe ich wenig Verständnis. Zumal die Begründung für den Rückzug auf die Person Kati Schepis spiel­ten und nicht auf ihre Argumente», sagt Sindermann.

Molina hätte etwas über die Verträge mit den Pharmafirmen sagen sollen

Sie kön­ne ver­ste­hen, dass Fabian Molina kei­ne epi­de­mio­lo­gi­schen oder phar­ma­zeu­ti­schen Fachdiskussion mit Naturwissenschaftlern hät­te füh­ren wol­len. «Das wäre auch nicht Sinn der Diskussion gewe­sen», sagt Sindermann. Der Paulus-Akademie sei es um die Frage gegan­gen: Haben Pharmakonzerne über­mä­ssig viel Profit aus der pan­de­mi­schen Lage geschöpft? Und ist öko­no­misch moti­viert ver­sucht wor­den, auf Politik und Wissenschaft Einfluss zu nehmen? 

«Nationalrat Molina hät­te hier viel zur Diskussion bei­tra­gen kön­nen, sowohl als Kritiker von Grosskonzernen als auch als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission, als wel­cher er Einsicht in die Verträge hat­te, die der Bund mit den Pharmafirmen über die Impfstoffe geschlos­sen hat», ist Sindermann überzeugt.

«Ernstzunehmende Punkte»

Aber war es sei­tens der Paulus-Akademie nicht ein biss­chen fahr­läs­sig, zu einem Corona-Podiumsgespräch eine Corona-Kritikerin ein­zu­la­den? Schliesslich ist es eine poli­ti­sche Erfahrung aus der Corona-Pandemie, dass Corona-Leugner oft­mals jeg­li­che argu­men­ta­ti­ve Diskussion abwürgen.

Die Referentin der Paulus-Akademie winkt ab. «Wir waren uns nach inten­si­ven Recherchen einig dar­in, dass die Pharmazeutin Kati Schepis, anders als es schnel­le Google-Treffer ver­mit­teln mögen, gut begrün­de­te und somit ernst­zu­neh­men­de Punkte in die Corona Debatte ein­bringt. Diese Positionen gilt es dann eben im gemein­sa­men Gespräch wei­ter zu prüfen."

Bis hier könn­te man dies als eine Darstellung unter­schied­li­cher Positionen lesen. Dann aber besin­nen sich die bei­den Autoren auf die Traditionen der Heiligen Inquisition:

"… Wer das Video mit Expertinnen und Experten bespricht, gewinnt den Eindruck einer qua­li­ta­tiv pro­ble­ma­ti­schen Veranstaltung. Es domi­niert eine selek­ti­ve Auswahl weni­ger Publikationen, die dann im wei­te­ren Verlauf als «Fakten» ange­führt und Grundlage einer mora­li­schen Bewertung werden."

Immerhin wird die­ses Video auf der Seite ange­bo­ten, es ist auch auf you​tube​.com zu sehen. Schlag auf Schlag wird im Artikel dann ausgeholt:

"Allgemeinplätze wie «Demokratische Werte leben, das bedeu­tet kon­tro­ver­se Diskussionen füh­ren» bestim­men die Einleitung von Kati Schepis…

Pietro Vernazza, eme­ri­tier­ter Professor für Innere Medizin, zeich­net sich im Verlauf der Diskussion nicht son­der­lich durch Sachkenntnis im Detail aus. Stattdessen gibt er Allgemeinplätze mit kri­ti­schem Unterton zum Besten…

Kati Schepis befasst sich inhalt­lich mit Studien. Sie sagt, das pri­mä­re Studienziel der Zulassungsstudien sei die Vermeidung von Bagatellsymptomen (plus PCR-Positivität) gewe­sen. Die Vermeidung von schwe­ren Erkrankungen sei sekun­dä­res Studienziel gewe­sen. Dabei ist das nicht rich­tig: In den Zulassungsstudien ging es vor allem um den Vergleich von zuvor defi­nier­ten Erkrankungsereignissen in der Impf- und Kontrollgruppe. 

Kati Schepis hat alle nicht kon­trol­liert und ran­do­mi­siert durch­ge­führ­ten Studien grund­sätz­lich völ­lig abge­wer­tet, geht nicht auf die­se ein und es wird nicht klar, ob sie die aktu­el­le umfang­rei­che Literatur kennt. Das ist so unhaltbar…

Nur zwei Datenquellen

Schepis ver­gleicht Influenza- und Corona-Todesfälle. Dies zei­ge, dass COVID-19 eher harm­los sei. Es gibt jedoch ver­schie­de­ne gross­an­ge­leg­te Studien, die Influenza mit COVID-19 ver­glei­chen und mehr­heit­lich zu dem Ergebnis kom­men, dass die Auswirkungen von COVID-19 gra­vie­ren­der sind. Es wird nicht erwähnt, dass die Möglichkeit und Anzahl von Langzeitfolgen der SARS-CoV‑2 Infektionen noch Gegenstand inten­si­ver Forschung sind…

Eine reine Behauptung, die sich nicht belegen lässt

Auch sonst blei­ben in der Paulus-Akademie frag­wür­di­ge Behauptungen unwi­der­spro­chen. Schwangere sei­en angeb­lich nicht durch COVID-19 gefähr­det – was nicht der wis­sen­schaft­li­chen Erkenntnis ent­spricht –, aber es gebe Hinweise auf ein schwe­res Risiko durch die Impfung mit einem neu­ar­ti­gen mRNA Impfstoff, was nicht kor­rekt ist. Es wird die Frage dis­ku­tiert, ob Omikron per se mil­der ver­läuft oder eher die zuneh­men­de Basisimmunität für die gerin­ge­re Pathogenität ver­ant­wort­lich sei. Es gäbe eine Angstmache vor einer mög­li­cher­wei­se noch schlim­me­ren Variante

Viele Behauptungen, keine Belege

Weitere Behauptungen lau­ten: Swissmedic habe die Zulassungskriterien gesenkt, weil sie von der Pharmaindustrie gespons­ort wer­de. Bill und Melinda Gates finan­zier­ten Swissmedic, um Impfstoffe für die Dritte Welt zu beschaf­fen. Die Impfallianz «Gavi» habe zum Ziel, den Profit der Pharmaindustrie zu stei­gern. Dabei wür­den Pharmagewinne bereits mit Steuergeldern gemacht…

Insge­samt wird die Verflechtung von Pharmaindustrie, Wissenschaft und der Politik kri­ti­siert – dabei ist das grund­sätz­lich für alle Wirtschaftsbereiche zutreffend.

Zum Abschluss lie­fert Kati Schepis ein Feuerwerk an angeb­li­chen schwer­sten Nebenwirkungen: Spikeproteine ver­ur­sach­ten Thrombosen, Krebserkrankungen und die Fehlgeburten näh­men impf­be­dingt zu…

Es gibt gute Daten – was für die Thesen von Vernazza und Schepis nicht gilt

Die Paulus-Akademie wäre gut bera­ten gewe­sen, auf die Bedeutung der Infektion für Folgeerkrankungen ein­zu­ge­hen. Denn hier­zu gibt es zum Teil gute Daten – was für die Thesen von Vernazza und Schepis nicht gilt.

Was denkt Dana Sindermann von der Paulus-Akademie mit etwas zeit­li­cher Distanz über die Veranstaltung Ende November? Die Paulus-Akademie habe ihr «Bestes gege­ben, eine aus­ge­wo­ge­ne Diskussion zu ermög­li­chen», sagt Dana Sindermann. Diese sei nicht zustan­de kom­men wegen der Absagen…"

Besonders lustig das unter dem Artikel Stehende:

Hier soll­te auf die Art hin­ge­wie­sen wer­den, mit der wie seit Jahrtausenden die Wahrheit von der Kanzel ver­kün­det und jeg­li­che Kritik als Häresie gebrand­markt wird. Die Schrift hat halt stets Recht, ihre Deutungen über­neh­men Studien von Pharmakonzernen und die ihnen Hörigen, die sich damit als wah­re Gläubige erweisen.

Eine eben­so sach­li­che wie fun­dier­te Antwort auf die ein­zel­nen Vorwürfe for­mu­liert Frau Schepis unter dem Titel "Ist es nicht höch­ste Zeit, alte Muster der Diffamierung und Spaltung end­lich zu durch­bre­chen?". Sie beginnt:

"Sehr geehr­ter Herr Rauch

Als Mitglied der katho­li­schen Kirche war ich zutiefst erschüt­tert, als ich den am 13.1.2023 auf kath​.ch publi­zier­ten Artikel «Warum die Covid-Diskussion in der Paulus-Akademie pro­ble­ma­tisch war» [1] gele­sen habe. In die­sem Artikel wer­den ich (und auch Prof. Vernazza) in einer respekt­lo­sen und ein­mal mehr unfun­dier­ten und trau­ri­gen Weise dif­fa­miert. Es stimmt mich äusserst nach­denk­lich, Herr Rauch, dass Sie als Redaktionsleiter einer katho­li­schen Plattform der Veröffentlichung eines Artikels zustim­men konn­ten, der, ein­mal mehr, «Hinterfragende» als «extre­mi­sti­sche Leugner» hin­stellt und so, nach alt­be­kann­tem Muster, erneut eine tie­fe Kerbe in die Gesellschaft treibt und jeg­li­chen Diskurs «radi­kal» unter­bin­det. Ihr Artikel wider­spricht für mich sämt­li­chen Werten, wel­che die Kirche bis anhin vertrat…

Als Pharmazeutin, die über zwölf Jahre in der Pharmaindustrie gear­bei­tet hat und dort tag­täg­lich Studien ana­ly­sie­ren muss­te, befrem­det es mich, wenn mei­ne Expertise von zwei Journalisten dis­kre­di­tiert wird, die von der Materie, wie sich im Artikel offen­bart, wenig Ahnung haben."

In fünf Punkten, die nach­zu­le­sen loh­nend ist, geht sie auf den Artikel ein und schließt:

"Werter Herr Rauch, ich bin ein äusserst fried­li­cher Mensch und befin­de mich weit weg von extre­mi­sti­schem Gedankengut.

Wäre ich «radi­kal», wür­de ich eine sofor­ti­ge öffent­li­che Berichtigung ver­lan­gen, eine Publikation die­ser «Replik» auf kath​.ch for­dern und mit juri­sti­schen Massnahmen wegen «Ehrverletzung» drohen.

Als besorg­te Naturwissenschaftlerin, der das Wohl der Bevölkerung am Herzen liegt, bie­te ich Ihnen hier­mit ger­ne einen gekürz­ten Artikel mit den hier auf­ge­li­ste­ten wich­tig­sten wis­sen­schaft­li­chen Punkten an, den Sie im Sinne einer fai­ren Gegendarstellung auf Ihrem Portal ver­öf­fent­li­chen kön­nen…"

8 Antworten auf „Gott hat »den Eindruck einer qualitativ problematischen Veranstaltung«“

  1. https://www.katischepis.ch/post/ist-es-nicht‑h%C3%B6chste-zeit-alte-muster-der-diffamierung-und-spaltung-endlich-zu-durchbrechen

    Erinnert an das "Leben des Galilei".
    Genauso wie sich die Gelehrten wei­ger­ten durch das Fernrohr des Galilei zu schau­en, scheint es auch hier zu sein. Im Unterschied zum "Leben des Galilei" ist der Blick durch das Fernrohr aller­dings schon recht ver­brei­tet und zu vie­le Fragen sind auf ortho­do­xe Weise nicht erklär­bar. Die öffent­li­che Diskussion um die "Grundprinzipien" wird sich des­we­gen auch nicht mehr belie­big lan­ge unter­bin­den lassen.

  2. Ein viel zu weit gefass­tes Thema für eine Podiumsdiskussion, viel zu vie­le Punkte wer­den angeschnitten. 

    " Positionieren " als abseh­ba­res Ergebnis. Wie ja auch Jesus auf dem Abendmahlbild im kath.ch- Artikel " posi­tio­niert " wird. 

    Eine Diskussion über das Bild, auf Grundlage der Bibel, wäre inter­es­san­ter gewesen.

  3. Wenn man eine so aus­führ­li­che und ver­zwei­fel­te Lügen- und Hetztirade ern­tet, hat man offen­bar einen wun­den Punkt erwischt und ziem­lich viel rich­tig gemacht.

  4. Er habe Besseres zu tun, als einen Abend lang fal­sche Behauptungen und Verschwörungsmythen zu wider­le­gen, und stel­le sich auch nicht mit einer extre­mis­ti­schen Corona-Leugnerin auf eine Bühne.

    oder:
    Wie man sich davor ret­tet, ernst­haft Argumente aus­tau­schen zu müs­sen. Am Ende steht man auch noch dumm da, das geht ja nun gar nicht. Komisch, soll­te nicht der mit den bes­se­ren Argumenten hier (wie eigent­lich immer, solan­ge freie Meinungsäußerung mög­lich ist) die bes­se­ren Karten haben…?

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