Helau, Alaaf, Corona

Gesundheitsminister Spahn hat ein Händchen dafür, sich Freunde zu machen. Reisende wer­den nach wider­sprüch­lich­sten Regeln gete­stet und ent­we­der benach­rich­tigt oder auch nicht. So unwe­sent­li­che Faktoren wie die Inkubationszeit eines Virus müs­sen dabei nicht berück­sich­tigt wer­den, ob jemand wirk­lich erkrankt, spielt kei­ne Rolle.

Und nun Karneval. Der Minister setzt auf die Erinnerung an Heinsberg und dar­auf, daß Schunkeln nicht über­all popu­lär ist. Es bedarf kei­ner Erwähnung, daß sei­ne Drohungen vor när­ri­schen Corona-Rebellen in den Medien uni­so­no befür­wor­tet werden.

Was ist der Hintergrund?

»Es ist der 15. Februar 2020. Eine Karnevalssitzung in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg. Ein mit Covid-19 infi­zier­tes Ehepaar befin­det sich mit 300 wei­te­ren Personen im glei­chen Saal. Rund zwei Wochen spä­ter hat Heinsberg bereits sechs bestä­tig­te Corona-Fälle.

In Heinsberg wer­den dar­auf­hin Kindergärten und Schulen geschlos­sen, Fußball-Spiele abge­sagt. 400 Menschen müs­sen in häus­li­che Qurantäne. Der Kreis Heinsberg gilt ab sofort als Hotspot der Pandemie. War der Name "Heinsberg" zuvor noch kaum einem Menschen in Deutschland ein Begriff, so kennt ihn nun fast jeder. Rund 1788 Personen haben sich seit­her im Kreis mit Covid-19 ange­steckt (Stand 11. Mai 2020).«

So berich­te­te focus​.de am 27.5. im Rückblick. Laut Wikipedia waren ca. 1.000 Menschen unter Quarantäne gestellt wor­den und die Bundeswehr zu Hilfe geru­fen. Für den 29.2. wur­den 60 Infizierte gemel­det. Der Landrat rich­te­te einen dra­ma­ti­schen offe­nen Brief an die Regierung der Volksrepublik China mit der Bitte um Schutzausrüstung.

Nach Wikipedia wur­de am 24. und 25. Februar 2020 bei dem Ehepaar das Virus fest­ge­stellt. Am 9. März 2020 star­ben die ersten bei­den Menschen in Deutschland an COVID-19, dar­un­ter ein Achtundsiebzigjähriger mit Vorerkrankungen aus dem Kreis Heinsberg. Im Focus erfährt man über Todesfälle gar nichts.

Dennoch war damals klar: Was Bergamo für Italien war, wird Heinsberg für die BRD.

Heinsberg-Studie wird niedergemacht

Der Bonner Virologe Streeck führ­te dar­auf die bis­lang umfas­send­ste Studie zum Infektionsgeschehen am Beispiel der am mei­sten betrof­fe­nen Gemeinde Gangelt durch. Die Ergebnisse lösten einen bei­spiel­lo­sen Sturm der Empörung in den Mainstream-Medien aus. Dabei über­ging man ger­ne die unbe­streit­bar nied­ri­ge Sterblichkeit von 0,37% dort. Mit Entsetzen wur­de die Vermutung zurück­ge­wie­sen, daß eine im gan­zen Land anzu­neh­men­de viel höhe­re, aber bis­lang uner­kann­te Zahl von Infektionen die Todesrate ins­ge­samt rela­ti­vie­ren könn­te. Das hat­te Streeck zwar nicht behaup­tet, wur­de aber als nahe­lie­gend empfunden.

Die Untersuchung schien die Medienkampagne (allein 22 Mio. € für die Agentur Scholz & Friends Berlin GmbH, "#wirblei­ben­zu­hau­se") in Frage zu stel­len, das Bedrohungs-Szenario geriet ins Wackeln. Da muß­te auf allen Kanälen reagiert und Streeck genau­so unglaub­wür­dig gemacht wer­den wie das zuvor etwa mit Dr. Wodarg erfolg­reich gelun­gen war.

Die Superspreader-Ereignisse

Ob es gelin­gen wird, eine Angststimmung bis ins Frühjahr auf­recht­zu­er­hal­ten, steht dahin. Ein erheb­li­cher Teil des Karnevalsgeschehens fin­det auf der Straße statt mit ent­spre­chend gerin­ge­rem Infektionsrisiko. Heinsberg taugt nicht wirk­lich für Panikmache. Vor allem:

Millionen Menschen haben inzwi­schen die Erfahrung gemacht: Das Narrativ von Superspeader-Ereignissen ist ver­lo­gen. Es gibt kei­ner­lei "Ausbrüche" nach den Großdemonstrationen von Black Lives Matter und den GegnerInnen der Corona-Maßnahmen. Keine beim gegei­ßel­ten mas­sen­haf­ten Schlauchboot­fahren in Berlin, kei­ne bei den "aso­zia­len" Raver-Feiern in den Großstadtparks.

Vielleicht läßt sich im März ja sagen: Wo geschun­kelt wird, fal­len Spähne.

3 Antworten auf „Helau, Alaaf, Corona“

      1. Naja, Sätze wie dieser:

        »Ob es gelin­gen wird, eine Angststimmung *bis ins Frühjahr* auf­recht­zu­er­hal­ten, steht dahin.«

        bekom­men damit dann schon eine ande­re Bedeutung.

        Die Angststimmung noch zwei Monate auf­recht­zu­er­hal­ten, soll­te – zumin­dest bei denen, wo es ohne­hin wirkt – wohl nicht all­zu schwer sein.

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