Nach Jahren des zunächst erzwungenen Ausschlusses und einer Trotz- und Desinteresse-Phase unsererseits waren wir heute erstmals wieder im Theater. Bei einem Musical über das Leben Rio Reisers konnten wir drei Stunden Abschalten von der zehrenden Beschäftigung mit Corona und Krieg genießen.
Es gab keinerlei Beschränkungen für die ZuschauerInnen; ob manche Beschäftigten gezwungenermaßen oder freiwillig maskiert waren, ist mir unbekannt. Sehr angenehm war die geringe Zahl der Menschen, die sich atemwegsbeschränkenden Maßnahmen aus freien Stücken hingaben. Ich vermag nicht zu sagen, ob beim Anblick der wenigen FFP-2-ausgestatteten KunstkonsumentInnen das Mitleid bei mir überwog.
Wie erkennt man eine posttraumatische Belastungsstörung?
Am Tragen einer FFP2-Maske!
"Wie erkennt man eine posttraumatische Belastungsstörung?
Am Tragen einer FFP2-Maske!"
Ob das Masketragen in jedem Fall ein Hinweis auf eine PTBS ist, da bin ich mir nicht ganz so sicher, aber von einer Angststörung kann man sicherlich sprechen, wenn jemand bei 35 Grad im Freien rumläuft und tatsächlich glaubt, sich durch die Maske schützen zu können. Oder auch wer alleine maskiert im Auto sitzt. Das geht wahrscheinlich auch schon in Richtung Zwangserkrankung und möglicherweise sogar Paranoia. Dass einige der zwanghaften Maskenträger eine PTBS davongetragen haben, würde ich nicht ausschließen.
Ich war die letzten Monate auch öfters im Theater. Die Maskenträgerquote beim Aufstehen und in der Theaterlobby lag bei unter 10%, maximal 15% – es ist je nach Wochentag schwankend, Samstags war die Trägerquote höher als unter der Woche (wo vermutlich eher die 'Unterschicht' ins Theater geht).
Auf den Plätzen setzten so gut wie alle ihre Masken ab, das war vor ein paar Wochen noch anders, da behielten sehr viele ihre FFP2-Masken auch auf den Sitzplätzen auf.
Es hat auf jeden Fall sehr viel mit Konformismus zu tun, die Maskenträgersache. Letzte Woche war ich nämlich auf einem Freiluftkonzert, auf dem die Leute wirklich nur 15 cm auseinanderstanden und wild tanzten. Dort trug von ein paar Hundert Leute eine einzige Frau direkt vor der Bühne eine Maske. Wenn man betrachtet, wie viele Leute hier in den Geschäften noch Maske trägen, hätte die Maskenträgerquote eigentlich höher sein müssen, aber ich denke, auf dem zusammengepferchten Raum stechen einzelne Maskenträger besonders raus und den Mumm haben gerade die Lemminge dann doch nicht und dann ist der angebliche Schutz der Maske schnell vergessen.
Der tanzenden Frau mit Maske merkte man allerdings an, dass sie alleine dort war und sehr für sich war. Ich denke, sie war entweder überzeugt davon, sich wirklich mit der Maske schützen zu können oder hatte bereits eine Angststörung entwickelt. Um ihre Mitmenschen scherte sie sich nämlich nicht, Gruppendruck war da sicherlich kein Motiv.
In anderen Settings (Bioladen, Galeria Kaufhof) ist Gruppendruck meiner Meinung nach das Hauptmotiv und da bestärken sich die Maskenträger dann offenbar gegenseitig. In solche Läden mag ich schon gar nicht mehr reingehen, weil ich auch die Atmosphäre mittlerweile als sehr unangenehm erlebe.
Ich denke, wir können auch stolz auf uns sein, dass wir direkt zu Beginn den Mut und das Rückgrat hatten, gegen die Masse zu stehen und uns teilweise als Einzige ohne Maske in ein Geschäft zu begeben und die Blicke auszuhalten. Damit haben wir weitere Menschen zur Menschlichkeit ermutigt und dazu, gegen die Masse zu stehen und dem eigenen Gewissen zu folgen. Bei einer Busfahrt habe ich gemerkt, dass es mir eine Jugendliche bei 30 Grad gleichgetan hat und die Maske unters Kinn gezogen hat. Vorher saß sie (wie 40 andere Leute in diesem Bus) bei dieser Hitze eingepfercht und vermummt im Bus. Ich denke, man muss den Deutschen Menschlichkeit vorleben, anders kapieren sie es nicht. Und wenn der kritische Punkt erst erreicht ist, laufen sie uns nach. Das ist ja bei der freiwilligen Maskensache fast schon passiert. Die Maskenträger sind hier eigentlich überall deutlich in der Minderheit (ausgenommen der Biomarkt und bestimmte linke Kulturetablissements, die ich nicht mehr besuche).
Geht ins Theater, solange Ihr das noch maßnahmenfrei genießen könnt! Wenn ab kommenden Oktober/November in den Kultureinrichtungen wieder Schachbrett-Belegung, G‑Pflichten und Maskenzwang eingeführt werden sollten, wäre bald endgültig Götterdämmerung für die "Kulturnation Deutschland" – zumal noch die steigenden Energiekosten hinzu kommen werden, die kleineren Betrieben spätestens bis nächsten Herbst das Genick brechen werden, wenn sich an der suizidalen Energiepolitik des Bundes nichts ändert…
@Exmalico:
Wenn man Theater subventionieren muss, stimmt etwas mit der Kultur nicht. Und wenn diese "Kultur" eines leisen Todes gestorben ist, ist endlich Raum genug, dass etwas Neues, Frisches nachwachsen kann.
@Getriebesand:
Die Unterschicht besucht keine bürgerlichen Theater. Nennt sich Ausschlussmechanismus. Funktioniert qua Habitus und Duktus. Wie in: "ick fühl mir da nie wohl"
Bei Rio Reiser denke ich sofort an Claudia Roth… Wie kann man da abschalten? Aber Hauptsache Ihnen hat's gefallen. Ich bin nun auch schon sehr lange abstinent. Maskenpflicht und ähnlicher Quatsch verderben mir die Laune und dann habe ich zu wenig Zeit an Wochenenden.
Masken nehmen in den Großstädten, speziell den westdeutschen, tendenziell zu. Auf meiner Radtour konnte ich das gut beobachten. Ich habe ja auch in ein paar Hotels übernachtet. Maßnahmen waren in den Hotels in Sachsen-Anhalt und Thüringen kein Thema. Ich sah keine Maske, weder bei Personal noch Gästen. Erst im Hotel in Hameln sah ich dann wieder Masken.
@Jel
Dass "die Unterschicht" nicht ins Theater und ins klassische Konzernt geht, ist schade. Selbst wenn das Interesse da sein sollte, haben die Menschen Angst, sich daneben zu benehmen und falsch gekleidet zu sein.
Wahr ist:
An der Playa de Palma auf Mallorca eröffnet ein deutscher Comedy-Club.
Ein Gerücht ist:
Zur Eröffnung am morgigen Dienstag tritt der bekannte Comedian Panik-Karl mit seinem Programm "Viren-Wahn" auf…
https://www.mallorcazeitung.es/kultur/buhne/2022/07/20/playa-palma-comedy-club-68542642.html