Ich finde jeden Wutbürger gut, egal von welcher Seite und Farbe, solange er nicht "Heil Hitler" kräht

Das sagt der Schauspieler und Autor Franz Xaver Kroetz anläß­lich sei­nes 75. Geburtstages auf t‑online.de:

»Da die Corona-Hysterie, in die wir getrie­ben wer­den von der Politik, den Medien und den "Fachleuten", aus uns ängst­li­che, zit­tern­de Wichtelchen machen will, fin­de ich jeden Wutbürger gut, egal von wel­cher Seite und Farbe, solan­ge er nicht "Heil Hitler" kräht. 

Die Pandemie ist real, täg­lich ster­ben Menschen. Es ist die größ­te Aufgabe unse­rer Zeit, die­ses Virus unter Kontrolle zu brin­gen. Welches Problem wird durch die Corona-Bewältigung in der deut­schen Gesellschaft gera­de am stärk­sten deutlich?

Dass die Reichen immer noch rei­cher und die Armen immer noch ärmer wer­den – dank und mit­hil­fe von Corona.

Wie mei­nen Sie das? 

Das Virus ist ein pro­ba­tes Mittel, um von oben noch mehr nach unten zu tre­ten. Angst haben, zu Hause blei­ben, ein­ge­sperrt sein, arbeits­los sein, per­spek­tiv­los sein, mit nie­man­dem reden, jedem miss­trau­en, iso­liert sein, unin­for­miert sein, das ist doch die idea­le Steilvorlage für die Zerstörung der Demokratie. Jeder, der sich dage­gen wehrt, hat mei­ne Sympathie. 

Es ist eine Situation, die die Menschen auf sich selbst zurück­wirft, in die Isolation zwingt und zur Disziplin drängt – das stimmt. Bewerten Sie das Krisenmanagement tat­säch­lich so kritisch?

Ich bin in gro­ßer Sorge, dass man unter dem Deckmantel des Schutzes der Bevölkerung die­se irrepa­ra­bel schä­digt. Und mit der Bevölkerung auch die Demokratie. Es ist ein Herrschaftsmechanismus ent­stan­den, der uns bis in die Sprache hin­ein wie einen Haufen unbot­mä­ßi­ger Kinder behan­delt. Wie kriegt man das wie­der raus, wenn Corona über­wun­den ist? Und was zieht man dann aus dem Zylinder?

Was ist Ihre Hoffnung?

Ich hof­fe, dass man die­se unse­li­ge Entwicklung noch auf­hal­ten kann. 

Dass der Tod aus den west­li­chen rei­chen Gesellschaften ver­drängt wird, ja, unsicht­bar gewor­den ist, macht uns zu unglück­li­chen Zombies, die Gott, die die Erde und das ewi­ge Werden und Vergehen miss­ach­ten. Hundertjährige wer­den geimpft; und damit sie nicht krank wer­den und viel­leicht ster­ben, wird das Recht der Jugend auf Lernen, Bildung, Sport, Freizeit, Spaß, Vergnügen, Entwicklung und Gesundheit beden­ken­los gekippt.

Aber es ist doch so: Ein Menschenleben wird nicht dadurch weni­ger wert, dass es älter ist. Schützenswert bleibt das Leben auch im Alter.

Finde ich irgend­wie per­vers. Ich hab eine Patientenverfügung, in der steht: Ich habe genug gelebt. Egal wie es mir geht, ich will auf kei­ne Intensivstation mehr, son­dern auf die Palliativstation, wenn es so weit ist. Empfehle ich zur Nachahmung!..«

Ich sprach schon über mei­ne Vermutung, daß Nicht-Studierte weni­ger anfäl­lig sei­en gegen das Corona-Propagandagift. Dazu kommt der Eindruck, daß das auch für geal­ter­te Linke eher zutrifft als für die jüngeren.

24 Antworten auf „Ich finde jeden Wutbürger gut, egal von welcher Seite und Farbe, solange er nicht "Heil Hitler" kräht“

  1. Ich fin­de auch gut, wie Prantl und Wagenknecht sich posi­tio­nie­ren. Oder Juli Zeh, die man ja auch zu den Linken zäh­len darf, aber die war ja schon vor­her dafür bekannt, dass sie gut argu­men­tie­ren kann. Solche Schoten wie Esken, Scholz, Schulz, Maas, Giffey, Müller, Chebli, Walter-Bojahns… da ist ja nie­mand dar­un­ter, der sich den Verdacht aus­setzt, inte­ger zu sein und über Hausverstand zu ver­fü­gen. Was Hitler und Ulbricht nicht geschafft haben, schafft die­se Trümmertruppe: die end­gül­ti­ge Vernichtung der SPD.

    Bei Grünen und Linkspartei sehe ich auch nicht, dass da nun beson­ders ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te Leute an der Spitze agie­ren. Es ist schon irre, dass ich als pro-markt­wirt­schaft­li­cher Liberaler (FDP-Wähler, "In Graf we trust"), ich nun der einst vom Verfassungschutz beob­ach­te­ten Kommunistin Wagenknecht was abge­win­nen kann.

    1. Trösten Sie sich: Es geht mir nicht anders, wenn ich als bio­gra­phisch gefe­stig­ter Linksradikaler Wolfgang Kubicki zustim­men und bei Kommentaren in der "Welt" nicken muß … Könnte ja auch ein gutes Zeichen sein 🙂

      1. @Michael: Das macht u.a. bio­gra­phisch gefe­stig­te Linksradikale aus. Einen Standpunkt für sozia­le Gerechtigkeit und Demokratie zu ent­wickeln, den nicht für eine Karriere zu ver­kau­fen und dabei in der Lage zu sein, ande­re Positionen anzu­hö­ren und dabei ggf. selbst dazuzulernen.

        1. Schön gesagt. "Radikalität" ist übri­gens dem Wortstamm nach nichts, was eine grund­sätz­lich nega­ti­ve Konnotation erlau­ben wür­de. Aber: Wer in die­ser wen­de­häl­si­schen Gesellschaft ein­mal einen Standpunkt ein­ge­nom­men hat und sich von die­sen Grundpositionen nicht abbrin­gen lässt, ist eben tief ver­wur­zelt, ergo: Radikal. Wie wir der­zeit erle­ben, ist gera­de das Gegenteil gefähr­lich; wenn bspw. auch die recht­li­che Wurzel die­ses Landes – das GG – von einer brei­ten "Mitte" sträf­lich miss­ach­tet, also nach dem Prinzip "Der Zweck hei­ligt jedes Mittel" regiert wird.

      2. Ich per­sön­lich wer­te es für mich als ein gute Zeichen, dass ich nicht ad homi­nam den­ke, dass ich nicht ver­blen­det bin, was Personen ange­hen. Sicherlich hat man sei­ne Erwartung, wenn man weiß, jetzt schwätzt der Prantl wie­der los (oder die Stokowski, der Lobo, der Augstein). 

        Ich weiß nicht, ob ich das hier schon bei auf dem Blog irgend­wo geschrie­ben habe. Es macht mich zufrie­de­ner, wenn ich den Text eines Autoren lese, der nicht nur ein ande­res Weltbild, son­dern auch ande­re Schlüsse liest, wenn er klu­ge Argumente bringt. Hingegen macht es mich zor­nig, wenn von einem Autoren weiß, dass er mit mir auf einer Wellenlänge ist, was das Thema angeht, er aber sehr schlech­te Argumente bringt.

        Also bei Stokowski, Augstein und Lobo sind es im Grunde immer die hane­bü­che­nen Argumentationsketten; wie die als Menschen sind, inter­es­siert mich gar nicht. Bei ein, zwei Texten von Augstein und Lobo dach­te ich mir nach den ersten Absätzen: Alle Achtung, gar nicht so dumm und es ist nicht alles ver­lo­ren unterm Hahnekamm, wor­auf ich dann in den letz­ten Absätzen wie­der durch äußerst plum­pe Argumente ent­täuscht wurde.

        Prantl hat­te bei Gabor Steingart sei­ne eige­ne Sendung, im Märzo der April. Ich habe gebannt zuge­hört und ich habe jedem Satz zustim­men müs­sen. Er hat­te schon sehr früh beklagt, dass mit die­ser Pandemiepolitik der Rechtsstaat mit Füßen getre­ten wer­de. Henryk M. Broder hat er auch erzählt, dass er sich in sich in der merk­wür­di­gen Situation wie­der­fand, dass er Prantl zustim­men musste.

        Hingegen sehe ich bei den Drosten-Jüngern, dass sie alles nach­be­ten, was Drosten vor­be­tet, auch wenn die­ser drei Wochen zuvor noch was ande­res sag­te und eigent­lich nichts kon­si­stent. "Volksverpetzer" und ande­re "Faktenchecker" gehen auch nur auf die Person. Ist die Person pro Regierung, dann hat die Person nichts zu befürch­ten vor die­sen "Volksverpetzern", über sie aber Kritik, wird die Person als "umstrit­ten", als "Schwurbler" oder sonst wie bezeichnet.

        Ich habe nichts Polemik, Pointen, Sottisen, Spott. Wenn es um die Integrität und das Verantwortungsbewusstsein der Menschen in Verantwortung geht, dann muss die Person auch selbst Gegenstand von Kritik sein. Und klei­ne Spitzen (wie oben mit dem Hahnekamm) sind auch okay, denn es muss ja Spaß machen, das Schreiben wie das Lesen. Und wenn Sascha Lobo eines Tages doch mal was gelun­ge­nes schreibt, dann hät­te ich kein Problem, das zu loben.

        Ich fand ja die anfäng­li­che Position sogar rich­tig, wo die offi­zi­el­le Position war, dass so schlimm das Virus nicht sei. Drosten, Spahn, Wieler, der ÖRR (spe­zi­ell die Rothaarige vom BR) lagen da doch schon rich­tig, mei­nes Erachtens. Meine Kritik im Januar/Februar war der Narrativ, alle, die Panik schö­ben, wären die Rechte, die die Grenze unter Pandemievorwand schlie­ßen möch­ten. Also anstatt auf die Gegenposition ein­zu­ge­hen, hat man sie dämo­ni­siert. Und es hat sich alles um 180° gedreht und nun wer­den die Kritiker der Maßnahmen als Rechte dämo­ni­siert. Die Regierung wäre da auch schon gut bera­ten gewe­sen, erste Vorbereitungen zu tref­fen, z. B. durch Maskenbestellung. Das könn­te man auch kri­ti­sie­ren, dass man sich lie­ber dar­auf kon­zen­triert hat, die Gegenposition zu dämonisieren.

    2. @Johannes Schumann
      Wobei wir inzwi­schen wis­sen dass "vom Verfassungsschutz beob­ach­tet wer­den" nur noch ein belieb­tes Herrschaftswerkzeug ist um miss­lie­bi­ge Kritiker loszuwerden.

  2. Ihre letz­ten Zeilen sind ein ana­ly­ti­scher und empi­ri­scher Volltreffer, Herr Aschmoneit. Die sozia­ler Wirklichkeit weit ent­rück­te Depolitisiertheit vie­ler mei­ner stu­dier­ten KollegInnen ist atem­be­rau­bend im Vergleich zu den scharf­sin­ni­gen Fragen und Anmerkungen soge­nann­ter "bil­dungs­fer­ner" Mitmenschen in mei­nem Umfeld. Und wenn ich Gegenaufmärsche von Volksverpetzer-muni­tio­nier­ten PARTEI-SoldatInnen sehe, kom­me ich nicht umhin, mir Totalitarismusprävention in den Lehrplänen zu wünschen.

  3. Sehr geehr­ter Herr Aschmoneit,
    hier die Altlinken gegen IRGENDWELCHE Jungtürken oder Neulinker AUFHETZEN, ist blö­de ! Ok ?
    Ich ken­ne genug ein­fäl­ti­ge Altlinke wo nur TV gucken und TIERISCHE Anx vor getürk­tem "Corona-Scheiß" haben, wohin­ge­gen so MANCHE Jungtürken oder Neo-Maxisten VIEL INTERNET und utu­be und http://​www​.wodarg​.com und TELEGRAM gucke und ALLES vom Corona wis­sen ! NEHMEN SIE DAS BITTE ZUR KENNTNIS HERR DOKTER ASCHMONEIT okDanke !

    1. Komm mal run­ter! Suche dir einen Sandsack um dei­ne Aggression aus­zu­las­sen oder pro­bie­re es mal mit kon­struk­ti­ver Kritik. Deine ange­stau­te Wut ist hier wirk­lich fehl am Platze. 

      Dr. Aschmoneit lei­stet wirk­lich sehr gute Arbeit!

  4. Ganz herz­li­che Glückwünsche zum Geburtstag für Franz Xaver Kroetz!!! Trotz sei­ner Erfolge als Schauspieler, Dramaturg und Schriftsteller ist er offen­sicht­lich immer boden­stän­dig, kri­tisch und links geblie­ben. War schön, mal wie­der von ihm zu hören!

      1. Nein, jen­seits der 60 darf alles gesagt wer­den. Nach einem so lan­gen Leben, was sel­tenst ohne bie­de­re Anpassung aus­ge­kom­men sein dürf­te, aber noch eige­ne – kri­ti­sche – Gedanken her­vor­zau­bern zu kön­nen, ver­mö­gen nur wenige.
        Mir scheint Franz Xaver Kroetz bereits des frü­hen Alters ent­wach­sen und den­noch gedank­lich rege und befruch­tend zu wir­ken. Die Ursache für die­se sei­ne Treue zu sich selbst sehe ich in sei­ner Weltanschauung, viel­leicht eine kom­mu­ni­sti­sche, sicher eine beja­hen­de, die Welt ist erkennbar.

      2. @aa das ist doch schon seit 12 Monaten so. Jeder der auf­muckt wird gna­den­los gecan­celt. Pervers. Deutschland wie China und Russland. Das Land ist am Ende, hat totalversagt.

      3. Für Personen die von und mit Reputation leben, deren öffent­li­ches Ansehen für Beruf und Auskommen wich­tig ist, schon. Das muss man doch wohl ein­fach sehen, ob man dabei an einen Wendler oder einen Pürner denkt oder viel­leicht auch Fiedler (wur­de auf­grund von Verhetzung Lehrerstelle gekün­digt) oder Pohlmann heißt.

        Also sicher­lich ver­lan­gen sol­che Aussagen nicht von jedem Mut – aber von jedem, der dadurch etwas zu ver­lie­ren hat wohl schon!

  5. Meine herz­li­chen Glückwünsche an Franz Xaver Kroetz zum Geburtstag,alles Gute und viel Gesundheit​.So habe ich ihn ken­nen gelernt.Wir sind mal in den 70 er Jahren neben­ein­an­der auf einer Demo in Wiesbaden gegangen.Seine Aussagen sind wich​tig​.Er ist grad­li­nig wie damals.Alles,alles Gute.

  6. "Die Pandemie ist real, täg­lich ster­ben Menschen. Es ist die größ­te Aufgabe unse­rer Zeit, die­ses Virus unter Kontrolle zu brin­gen. Welches Problem wird durch die Corona-Bewältigung in der deut­schen Gesellschaft gera­de am stärk­sten deutlich?"

    Immer der glei­che Stuß*, der von den Interviewern des Mainstreams daher­ge­quatscht wird. Es fehlt nur noch der Zusatz "schlim­mer als die Pest".

    *bewuß­te Wahl der alten Rechtschreibung

  7. Ich fin­de es scha­de, dass die Aussagen von Herrn Kroetz nicht ein­fach neu­tral als das akzep­tiert wer­den, was sie sind: Seine Meinung. Das hat doch nichts mit poli­ti­scher Ausrichtung zu tun. Es reicht völ­lig aus, wenn man das Winston Churchill zuge­schrie­be­ne Zitat im Hinterkopf hat: ,,Wer als jun­ger Mensch kein Sozialist ist, hat kein Herz. Wer es im Alter immer noch ist, hat kein Verstand." Extra beto­nen muß man das nicht. Ich jeden­falls schlie­ße mich sei­ner Meinung voll­um­fäng­lich an. Herzlichen Glückwunsch Herr Kroetz!

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