Schon wieder gibt es eine Corona-Masseininfektion bei einer Großschlachterei. Erneut läßt sich feststellen: Während ein "normaler Bundesbürger" wenig Gelegenheit findet, sich anzustecken, gilt das für die osteuropäischen Arbeiter nicht. Die Fleischkonzerne waschen ihre Hände in Unschuld und schieben die Schuld auf Subunternehmen. Als könnten sie ihre Profite nicht nur deshalb so hochschrauben, weil ihnen die modernen Sklavenhändler billiges Menschenmaterial überlassen.
berichtet der NDR. Das mag sogar sein, erinnert dennoch fatal an die Rechtfertigung von Unternehmen in der Nazi-Zeit, Zwangsarbeiter seien ihnen doch von der SS zugewiesen worden.
Bleibt zu hoffen, daß wenigstens dieser Plan umgesetzt wird:
»Die positiv getesteten Mitarbeiter und deren Kontaktpersonen sind derweil in zweiwöchige Quarantäne geschickt worden. Infizierte, die nicht in ihrer Unterkunft isoliert werden können, sollen laut Ministerin Reimann im Landkreis Osnabrück in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden. Die negativ Getesteten sollen in Einzelzimmer kommen.«
Derweil vertagt die Politik verschärfte Maßnahmen:
»Die infizierten Mitarbeiter in Dissen kommen vorwiegend aus Polen und Rumänien. Viele von ihnen waren in Sammelunterkünften untergebracht. Auch wenn sie dort mittlerweile in Einzelzimmern lebten, gebe es über die Gemeinschaftsküchen und die sanitären Anlagen eine hohe Infektionsgefahr, äußerte der Sprecher des Landkreises Osnabrück.
An diesem Montag wollte das Corona-Kabinett in Berlin eigentlich über verschärfte Auflagen für die Fleischindustrie beraten, insbesondere was die Arbeitsbedingungen, Werkverträge und Subunternehmen betrifft. Das Thema wurde jedoch von der Tagesordnung gestrichen und aufgrund weiteren Beratungsbedarfs auf Mittwoch verschoben.« Link
Bisher verhallt der Aufruf der Gewerkschaft:
»Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) appellierte angesichts der Situation an die Bundesregierung, eine "grundlegende Reform" der Fleischindustrie auf den Weg zu bringen. Es müsse neue Gesetze und "glasklare Regeln" für die Branche geben, sagte NGG-Vizechef Freddy Adjan den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dazu gehöre vor allem das Verbot von Werkverträgen im Kernbereich der Unternehmen..« Link
Die Süddeutsche Zeitung ergänzt:
»Die Fleischindustrie setzt, wie andere Branchen auch, in starkem Maße auf osteuropäische Werkvertragsarbeiter. Politiker, Gewerkschafter und Kirchen kritisieren seit Jahren vielfach schlechte Arbeits- und Wohnbedingungen dieser Menschen. In NRW überprüfte die Arbeitsschutzverwaltung des Landes im vergangenen Jahr die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. 30 Betriebe mit rund 90 Werkvertragsfirmen und rund 17 000 Beschäftigten wurden kontrolliert. In 85 Prozent der Betriebe wurden demzufolge teils gravierende Arbeitsschutzmängel festgestellt, trotz einer seit 2015 geltenden Selbstverpflichtungserklärung der Branche…
Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Helmut Dammann-Tamke, sprach sich für eine Transparenzoffensive und einen Gesellschaftsvertrag entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus.«
So labert jemand, dem die Lage der Arbeiter am Arsch vorbeigeht.