In ihrem Jahresbericht 2019 vermeldet die Firma "Labor Berlin" voller Stolz "über 60 Mio. Laboranalysen pro Jahr". Der Bericht wurde im Juli 2020 erstellt, wenige Tage, nachdem Fabian Raddatz zweiter Geschäftsführer des Unternehmens wurde. Wie in Labor Berlin mit neuem Geschäftsführer gezeigt wurde, gehört zu seinen Aufgaben, "zusätzlichen Umsatz durch die Akquise weiterer Einsender" zu generieren.
Die Firma ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Charité und der Vivantes GmbH, ihr Direktor des Fachbereichs Virologie ist Prof. Christian Drosten. Zweifellos hat er seinen Geschäftsführer durch gekonntes Marketing bestens unterstützt.
Eine weitere Geschäftsführerin ist Nina Beikert (auch zu ihr gibt es hier einige Beiträge). Sie benennt als einen der "entscheidenden Erfolgsfaktoren für Labor Berlin": "Unsere Mitarbeitenden sorgen mit unglaublichem Engagement und hohem Einsatz für Innovationen bei Labor Berlin." Was sie verschweigt: Das Unternehmen gehört zu den ausgegründeten Töchtern von Charité und Vivantes. Laut ver.di bedeutet das für 350 Beschäftigte, daß sie 300 bis 500 Euro weniger pro Monat bekommen als ihre KollegInnen, die mit Tarifvertrag angestellt sind (siehe Kommerzielle Interessen von Charité und Labor Berlin ).
Im Interview mit Beikert im Jahresbericht ist auch zu lesen:
»Ganz klar: Wichtige Trends müssen wir frühzeitig erkennen. Wir wollen jedoch mehr: Wir wollen Trends aktiv mitgestalten.«
Das ist in Sachen Corona vorzüglich gelungen:
»Zusammen mit dem Chefvirologen der Charité und gleichzeitig Direktor des Fachbereichs Virologie bei Labor Berlin, Christian Drosten, haben sich die Laborexperten schon früh zusammengesetzt und die drohende Ausbreitung des Corona-Virus analysiert. "Kommt es oder kommt es nicht? Wird es eine Pandemie oder bleibt es lokal?", lauteten die Fragen, die sich die Fachleute schon im Februar stellten…«
So berichtete sie am 20.7. (s. Drosten-Labor: Umsätze schießen durch die Decke).
Freundschaftliches Verhältnis zu Roche
Frau Beikert wird so vorgestellt:
»2007 begann sie ihre Karriere bei Roche Diagnostics im Traineeprogramm Marketing & Sales. Nach zwei Jahren startete sie als regionale Vertriebsleiterin bei Roche durch. Einige der Geräte, die sie einst verkaufte, stehen auch im Zentrallabor von Labor Berlin. Seit 2013 ist sie Geschäftsführerin von Europas größtem Krankenhauslabor.
Für die smarte Geschäftsführerin Nina Beikert war schon immer klar, dass sie eine Führungsposition will… Sie ist 1,88 Meter groß, sportlich, schlank, gutaussehend und sympathisch – und eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau. Trotz ihrer jungen Jahre strahlt sie Autorität und Entschlossenheit aus…
Für sie war von Anfang an klar, dass sie Chefin werden wollte… Sie sagt, dass der Einstieg bei Roche durch das Traineeprogramm ein perfekter Start ins Berufsleben war. Zu ihrem ehemaligen Mentor dort hat sie bis heute ein freundschaftliches Verhältnis.«
Das erstaunt nicht. Der Pharmakonzern Roche ist ebenfalls ein großer Profiteur von Corona. Zum Training von Beikert wird gehört haben, wie man Gewinne auf Kosten der öffentlichen Kassen erzeugt. 40 Millionen Euro schenkt das Land Bayern dem Großunternehmen für "ein neues Zentrum für die Erforschung und Entwicklung von diagnostischen Tests" (s. Pharmakonzern Roche und die Corona-Tests – dort ist auch der Einfluß auf Organisationen, die international mit der Aufgabe der "Pandemiebekämpfung" betraut sind, wie CEPI und FIND beschrieben.).
»Roche profitiert auch vom Vertrieb der Diagnostiktests der nicht börsennotierten Berliner Firma TIB Molbiol, die auf Roche-Maschinen laufen."
Das war im März zu erfahren (s. Drosten-Landt-Connection: Geld scheffeln mit Pandemien (III)). Über Olfert Landt, dem Eigner von TIB-Molbiol und Drosten-Spezi weiß man:
»Jetzt bringt der Genjäger zusammen mit der Firma Roche einen Schnelltest für das Vogelgrippevirus H5N1 auf den Markt.«
2011 ging es für Landt gemeinsam mit Roche um EHEC. Bereits 2003 hatten Drosten und Landt bei der legendären "SARS-Entdeckung" mit Roche kooperiert.
Peinlichkeit von ihrer schönsten Seite
Nicht etwa in der "Bunten", sondern im offiziellen Jahresbericht von Labor Berlin lesen wir über die Geschäftsführerin weiter:
» [Sie] schiebt eine Liebeserklärung an ihre Mitarbeiter nach: "Dieses Team ist das beste, was mir je gelungen ist." Sie hat allen Grund, stolz zu sein. Ihr Start bei Labor Berlin fiel in eine schwierige Zeit und war von Stress und Hektik geprägt…
Und während wir auf den Aufzug warten, kommen wie zum Beweis mehrere Kollegen an uns vorbei und grüßen mit einem Lächeln im Gesicht "Guten Morgen Frau Beikert". Freundlich erwidert sie den Gruß und fragt bei dem ein oder anderen nach dem Befinden…
Der Schatten ihres markanten Profils spiegelt sich in der Scheibe eines Laborgeräts als eine Mitarbeiterin sie anspricht: "Hallo Frau Beikert, ich habe Sie schon da hinten gesehen. Geht’s Ihnen gut?". Die Chefin antwortet freundlich: "Ja, danke, und selbst?"…
[Die Geschäftsführerin antwortet] mit einem Lachen, das sich an der Fensterfront bricht und als Echo zurück in den Raum fällt.
Zu ihrem Bruder hat Beikert ein ganz besonderes Verhältnis. "Mein Bruder ist für mich sehr wichtig", erklärt die gestandene Geschäftsfrau…«
So geht es seitenlang. Interessant wird es dann doch einmal, als sie verrät:
»Sie können sich vorstellen, dass es nicht mehr wirklich viel Spaß macht, für 15000 Proben am Tag Befunde zu schreiben. Und es ist auch nicht mehr zeitgemäß. Denn viele Befundkonstellationen können von Algorithmen einfacher und zuverlässiger erkannt werden.«
Marktumfeld wächst kontinuierlich
Der Jahresbericht feiert sich als "Europas größtes Krankenhauslabor" mit "100 niedergelassenen Einsendern". "Über 15.000 Proben erreichen uns pro Tag", "675 Mio. Datensätze im Business Intelligence System", "1x Im Monat um die Welt – wenn wir alle gefahrenen Kilometer für Probentransporte aneinander legen".
»Mit jeweils 50 Prozent sind die Charité – Universitätsmedizin Berlin und die Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH die Muttergesellschaften.
Charité und Vivantes sind beide Unternehmen des Landes Berlin: Somit ist auch Labor Berlin Teil der öffentlichen Hand. Doch als eigenständige Gesellschaft kann Labor Berlin in breiterem Umfang agieren und die Potenziale besser ausschöpfen – mit effizienten Prozessen und wirtschaftlichen Laborleistungen. Außerdem kann das Unternehmen aktiv am Wettbewerb teilnehmen – in einem Marktumfeld, das kontinuierlich wächst.«
» Die Anzahl an eingegangenen Aufträgen ist allein in 2019 von 2,9 Mio. auf 3,2 Mio. angestiegen«
Das war noch vor dem Corona-Marketing.
»Wenn Labor Berlin selbst als Partner für wissenschaftliche Institute wie beispielsweise dem Robert Koch-Institut auftritt oder mit Unternehmen der Diagnostik- und Pharmaindustrie gemeinsame Projekte realisiert, wird dies unter der Kategorie Kooperationen zusammengefasst.«
Näheres zu diesem spannenden Thema erfährt man hier nicht. Allerdings dies:
Die Umsatzerlöse belaufen sich im Jahr 2019 auf 60 Millionen Euro, Ausgaben für Löhne, Gehälter und Sozialabgaben werden mit 10,7 Millionen benannt, die Steuern vom Einkommen und vom Ertrag mit ca. 700.00 Euro, der Jahresüberschuss wird mit 1,5 Millionen Euro beziffert. Das Anlagevermögen beträgt 22,7 Millionen Euro.
(Hervorhebungen nicht in den Originalen.)