Kathrin Jansen – Rücktritt einer Grauen Eminenz

Im März 2022 gab Pfizer-CEO Albertos „Albert“ Bourla der Washington Post ein Interview, in dem ein Passus aus dem übli­chen PR-Kauderwelsch des immer­wäh­ren­den Erfolgswachstums herausfiel:

„mRNA war eine Technologie, mit der wir weni­ger Erfahrung hat­ten, wir arbei­te­ten nur zwei Jahre dar­an, und tat­säch­lich war mRNA eine Technologie, die bis zu die­sem Tag kein ein­zi­ges Produkt gelie­fert hat­te, kei­nen Impfstoff, kein ande­res Medikament. Es war also sehr kon­train­tui­tiv, und ich war über­rascht, als man mir vor­schlug, dies sei der rich­ti­ge Weg, und ich stell­te es in Frage. Ich bat sie um eine Begründung, wie man so etwas sagen kann, aber sie kamen und waren sehr, sehr über­zeugt, dass dies der rich­ti­ge Weg ist.
Sie waren der Meinung, dass die zwei­jäh­ri­ge Arbeit an mRNA seit 2018 zusam­men mit BioNTech zur Entwicklung des Grippeimpfstoffs sie davon über­zeugt hat, dass die Technologie aus­ge­reift ist und wir kurz davor ste­hen, ein Produkt zu liefern.
Also sie haben mich über­zeugt. Ich folg­te mei­nem Instinkt, dass sie wis­sen, was sie sagen. Sie sind sehr gut, und wir haben damals die­se sehr schwie­ri­ge Entscheidung getroffen. […]
Der Grund, war­um sie etwas vor­schlu­gen, das ein­deu­tig ris­kan­ter war als die ande­ren, lag in den vie­len Vorteilen, wenn wir erfolg­reich wären.“ [1]

„Wir“ steht für den Konzern Pfizer mit der einer­seits auch nach zwei Jahren mRNA-Entwicklungsarbeit immer noch man­geln­den Erfahrung und dem ande­rer­seits mit abnorm hohem Gewinn locken­den Erfolg, für den „die­se sehr schwie­ri­ge“ Entscheidung fiel. „Ich“ ist der über­rasch­te, nach Begründung fra­gen­de und schließ­lich über­zeug­te Bourla, der sei­nem „Instinkt“ folgt und eine Naivität zur Schau trägt, die schwer zu glau­ben ist. Soweit ist alles klar, doch wer sind „sie“/„man“, die „kamen und sehr, sehr über­zeugt“ waren, angeb­lich „wis­sen, was sie sagen“, „sehr gut“ sind und sich durch­setz­ten? Mit ande­ren Worten: Wer hat uns die­se „Impfstoff“-Katastrophe beschert? In sei­nem Buch „Moonshot“, anläß­lich des­sen Publikation das zitier­te Interview in der Washington Post erschie­nen war, engen Bourlas Beschreibungen den Kreis der Verdächtigen auf drei Namen ein:

„Im Januar 2020, als sich Covid-19 in China aus­brei­te­te, gehör­ten unse­re Partner bei BioNTech zu den ersten, die auf das Virus anspran­gen und sei­ne Sequenzierung und Auswirkungen anhand von Daten im Internet unter­such­ten. […] Es waren gro­ße Impfanstrengungen erfor­der­lich, aber BioNTech brauch­te einen Partner. Ugur [Sahin] dach­te an uns, und ange­sichts der posi­ti­ven Interaktionen und des Vertrauensaufbaus wäh­rend der Grippe-Zusammenarbeit rief er [Pfizer‘s Senior Vice President, Head of Vaccine Research and Development] Kathrin [Jansen] an. Doch bevor Kathrin den Anruf erhielt, hat­te ich sie und ihr Team bereits gebe­ten, uns die Technologieplattform vor­zu­schla­gen, die wir für unse­re eige­nen Impfstoffbemühungen ver­wen­den soll­ten. Sie hat­te beschlos­sen, mRNA vor­zu­schla­gen. Und [Pfizer‘s Chief Scientific Officer und President, Worldwide Research, Development & Medical] Mikael Dolsten hat mir per FaceTime den Vorschlag mit­ge­teilt. Ich war überrascht.
‚Mikael, ehr­lich gesagt hat­te ich das nicht erwar­tet,‘ sag­te ich ihm. ‚Es wäre eine sehr ris­kan­te und kom­pli­zier­te Sache.‘ […]
‚Bist du dir sicher?" habe ich gefragt.
Er war. Mikael war durch unse­re Arbeit mit Grippe davon über­zeugt, dass die Technologie die rich­ti­ge Wahl war.
„Die Technologie ist für so etwas ide­al. Es ist schnell und kann schnell für Updates und Booster bear­bei­tet wer­den. […]'
Mikael wuss­te aus frü­he­ren Diskussionen, dass die Geschwindigkeit der Entwicklung und die Fähigkeit, häu­fig zu boo­stern, sehr hohe Prioritäten für mich hatten. […]
Mikael war der Meinung, dass Kathrin Jansen gute Beziehungen zu den Gründern von Biontech auf­ge­baut hat­te und die Unterzeichnung eines Vertrags kei­ne Herausforderung dar­stel­len wür­de. ‚OK Mikael‘, sag­te ich. ‚Lasst uns das Team zusam­men­ru­fen, um ihren Vorschlag zu besprechen.‘ […]
Ein paar Tage spä­ter ver­sam­mel­te Mikael Kathrin und ihr Team von Wissenschaftlern. Neben [Pfizer‘s vice pre­si­dent and chief sci­en­ti­fic offi­cer, RNA and viral vac­ci­nes] Phil [Dormitzer] hat­te Kathrin Bill Gruber ein­ge­la­den, unse­ren Senior Vize-Präsidenten für die kli­ni­sche Forschung und Entwicklung von Impfstoffen. […]
Dann frag­te ich, ob BioNTech unse­rer Meinung nach einer Zusammenarbeit mit uns zustim­men wür­de. Kathrin sag­te, Ugur habe sie bereits ange­ru­fen, um sein Interesse zu bekun­den. Ich hat­te das Gefühl, dass eine Entscheidung getrof­fen wer­den muss­te. […] Impfstoff-Forscher erle­ben in Bezug auf die Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Forschungsprogramme gro­ße Wachsamkeit und sind daher sehr kon­ser­va­tiv bei ihren Entscheidungen. Da ich das wuss­te, wur­de mir klar, wie tief über­zeugt sie sein muss­ten, eine so ris­kan­te Option vor­zu­schla­gen. Und sie waren die besten Experten der Welt. Mein Bauchgefühl sag­te mir, dass dies die rich­ti­ge Wahl war, und ich sag­te es ihnen.
‚OK. mRNA ist es. Ich wer­de mor­gen ihren CEO anrufen.'
Ich hat­te Ugur noch nie per­sön­lich getrof­fen. Wir hat­ten noch nie mit­ein­an­der gespro­chen, nicht ein­mal am Telefon. In den ver­gan­ge­nen Jahren, in denen wir gemein­sam an einem Grippeimpfstoff gear­bei­tet haben, muss­ten wir uns nie zu Wort mel­den. Er hat immer mit Kathrin oder Mikael gere­det." [2]

Das also waren „sie“: Kathrin Jansen, Mikael Dolsten und Ugur Sahin. Aus dem hyper­ak­ti­ven Trio wird jetzt ein Duo, denn Jansen ver­läßt Pfizer im Laufe des Jahres. Damit ist sie ein wei­te­rer hoch­ka­rä­ti­ger Abgang mit Bezug zum Pfizer/BioNTech-„Impfstoff“. Im November 2021 hat­te Pfizer in einer Pressemitteilung mit­ge­teilt, „dass Frank D’Amelio von sei­ner Position als Chief Financial Officer and Executive Vice President of Global Supply bei Pfizer nach einer bemer­kens­wer­ten Karriere von fast 15 Jahren beim Unternehmen [the Company] zurück­tre­ten wird.“ Gratis dazu gab es noch Dankes- und Lobesworte von Bourla. [3] Der Nachfolger wur­de vor kur­zem benannt (just am sel­ben Tag wie beim Konkurrenten Moderna, des­sen CFO sich nach weni­ger als zwei Jahren ver­ab­schie­det hat­te, hier war es also schon der drit­te CFO inner­halb der „Corona-Krise“): „Die Impfstoffhersteller Pfizer und Moderna stel­len neue CFOs ein / Beide Arzneimittelhersteller suchen nach Möglichkeiten, das aus den Impfstoffverkäufen gene­rier­te Geld ein­zu­set­zen“ [4]

Zeitgleich mit D'Amelio ver­ließ Philip Dormitzer the Company, aller­dings ohne Dank und Lob von Bourla, was damit zusam­men­hän­gen mag, daß er zum Konkurrenten GSK wech­sel­te, der per Pressemitteilung ver­kün­de­te: „Phil kommt von Pfizer Inc. zu uns, wo er Vice President and Chief Scientific Officer, RNA and Viral Vaccines war. In die­ser Funktion war er für das Forschungs- und Entwicklungs-Portfolio von vira­len Impfstoffen ver­ant­wort­lich […]. Er war auch für den RNA-basier­ten Influenza-Impfstoffkandidaten von Pfizer ver­ant­wort­lich, der in Zusammenarbeit mit BioNTech SE ent­wickelt wird. Phil über­nahm die wis­sen­schaft­li­che Leitung von Pfizer für die Entwicklung von Comirnaty, den RNA-basier­ten Pfizer-BioNTech COVID-19-Impfstoff.“ [5] Von Dormitzer stammt übri­gens das berühmt-berüch­tig­te Zitat, Israel sei „eine Art Labor“ für Pfizer. [6]

Und nun geht mit Jansen also die­je­ni­ge Person, die maß­geb­lich dazu bei­getra­gen hat, die­sen ver­häng­nis­vol­len „Impfstoff“ über die Welt zu brin­gen und Pfizer und BioNTech Milliarden und Abermilliarden an Gewinn zu ver­schaf­fen (nach­dem sie bei Merck für den Gardasil-Impfstoff zustän­dig war) [7]. Für Jansen gab es aller­dings kei­ne Pfizer-Pressemitteilung, ihr zukünf­ti­ger Ex-Kollege Dolsten ver­mel­de­te viel­mehr schlicht per LinkedIn:

„Heute tei­le ich ein Update, das die bemer­kens­wer­ten Leistungen von Kathrin Jansen, der furcht­lo­sen Leiterin der F&E‑Organisation für Impfstoffe von Pfizer, fei­ert, da sie beschlos­sen hat, sich spä­ter in die­sem Jahr von Pfizer zurückzuziehen. […]
Durch ihr Engagement für Exzellenz und Hartnäckigkeit und die Impfstoffe, die sie wäh­rend ihrer illu­stren Karriere mit­ent­wickelt hat, hat Kathrin das Leben von Milliarden von Menschen aller Altersgruppen berührt.
In den letz­ten zwei Jahren haben Kathrins legen­dä­re Entschlossenheit, ihre her­aus­ra­gen­de wis­sen­schaft­li­che Intuition und ihre Expertise in der Impfstoffentwicklung den ersten Hoffnungsschimmer für die Menschheit mit­ten in der Pandemie ein­ge­läu­tet. Zusätzlich zu einer bereits her­aus­ra­gen­den Karriere ist der COVID-19-Impfstoff von Pfizer-BioNTech eine Errungenschaft, die unter Kathrins Führungtzer erzielt wur­de und dazu bei­getra­gen hat, den Lauf der Geschichte zu ver­än­dern.“ [8]

Durchaus mehr­deu­tig sind die Formulierungen, „das Leben von Milliarden Menschen aller Altersgruppen berührt“ und dazu bei­getra­gen zu haben, „den Lauf der Geschichte zu ver­än­dern“. Keines von bei­den läßt sich ver­nei­nen, wie auch immer man zum „Impfstoff“ steht. Aber es wer­den von Tag zu Tag mehr Menschen, die wün­schen, der Lauf der Geschichte wäre ein ganz ande­rer gewesen.

- Hervorhebungen in blau von mir -

[1] Washington Post Live / Transcript: WP Subscriber Exclusive: Albert Bourla, Author, “Moonshot: Inside Pfizer’s Nine-Month Race to Make the Impossible Possible” (Washington Post 10.3.2022)
https://​archi​ve​.ph/​7​W​WSG

[2] Albert Bourla: Moonshot / Inside Pfizer's Nine-Month Race to Make the Impossible Possible (New York City 2022 – eBook)

[3] Pfizer Announces Retirement of Chief Financial Officer Frank D’Amelio (17.11.2021)
https://​archi​ve​.ph/​X​M​gXM

[4] Kristin Broughton: Vaccine Makers Pfizer, Moderna Hire New CFOs / Both drug­ma­kers are loo­king for ways to deploy cash gene­ra­ted from vac­ci­ne sales (The Wall Street Journal 11.4.2022)
https://​archi​ve​.ph/​d​h​Enk

[5] GSK appoints Phil Dormitzer M.D., Ph.D., as Global Head of Vaccines R&D (30.11.2021)
https://​www​.gsk​.com/​e​n​-​g​b​/​m​e​d​i​a​/​p​r​e​s​s​-​r​e​l​e​a​s​e​s​/​g​s​k​-​a​p​p​o​i​n​t​s​-​p​h​i​l​-​d​o​r​m​i​t​z​e​r​-​m​d​-​p​h​d​-​a​s​-​g​l​o​b​a​l​-​h​e​a​d​-​o​f​-​v​a​c​c​i​n​e​s​-​rd/

[6] https://​twit​ter​.com/​e​h​_​d​e​n​/​s​t​a​t​u​s​/​1​4​3​6​5​1​0​5​8​5​1​3​5​4​3​5​777

[7] Eric Sagonowsky: Pfizer loses top vac­ci­ne sci­en­tist Jansen who led dri­ve for COVID-19 shot, sear­ches for suc­ces­sor (fier­ce­phar­ma 29.4.2022)
https://​www​.fier​ce​phar​ma​.com/​p​h​a​r​m​a​/​p​f​i​z​e​r​-​l​o​s​e​s​-​t​o​p​-​v​a​c​c​i​n​e​-​s​c​i​e​n​t​i​s​t​-​j​a​n​s​e​n​-​s​e​a​r​c​h​e​s​-​s​u​c​c​e​s​sor

[8] https://​archi​ve​.ph/​f​X​POK

11 Antworten auf „Kathrin Jansen – Rücktritt einer Grauen Eminenz“

    1. @ Michael Klein:
      In kei­nem Loch kann sich dies Anstifterin zum Massenmord ver­krie­chen. Wir krie­gen die Jansen! Dieses elen­de Stück Unmensch! Was ist der Unterschied zur Nazizeit? Keiner.
      Sehr gut, dass die­se Familie Jansen die DDR vor 1989 ver­las­sen hat­te. Jansen hät­te sonst der DDR auf der Tasche gelegen.

  1. "…kann schnell für Updates und Booster bear­bei­tet werden. […]'
    Mikael wuss­te aus frü­he­ren Diskussionen, dass die Geschwindigkeit der Entwicklung und die Fähigkeit, häu­fig zu boo­stern, sehr hohe Prioritäten für mich hatten."

    Ähhhh, moment mal!
    Es hieß doch, 2 x ste­chen und für immer geschützt?
    Die "Booster" (wel­che ja nichts ver­stär­ken, son­dern sin­ken­de Leistung wie­der­her­stel­len sol­len) kamen doch sooooo überraschend?
    Nur nicht für den Albert, der sie von Anbeginn einplante…

    1. Ich behaup­te die Impfschemata stan­den schon fest bevor die Impfstoffe existierten. 

      Als näch­stes kom­men die­se Magnetoferritin basier­ten Nanopartikel mit ganz vie­len Antigenen auf der Oberfläche. Z.B. S‑Proteinen. Suchen sie mal nach Kayvon Modjarrad wenn sie das Thema interessiert. 

      Aber die Immunität zu "boo­sten" mit Auffrischimpfungen ist davon abge­se­hen kein neu­es Konzept.

  2. Könnten viel­leicht um den World Health Summit 2018 her­um Antworten auf die­se in der Tat brand­hei­ßen Fragen zu fin­den sein?

    Ich habe weder das Interview gele­sen, noch spe­zi­ell hier­zu recher­chiert, aber wenn ich sie rich­tig ver­stan­den habe, dann sprach Albertino von 2 Jahren Erfahrung. Wann war das Biontech Produkt fer­tig? Im Januar 2020 noch? 

    Wenn er den Naiven spielt, könn­ten 2 Jahre auch eine Untertreibung sein. Es gab also schein­bar frü­he­stens in der zwei­ten Hälfte des Jahres 2017 eine Absprache, der gesam­ten Weltbevölkerung gen­tech­no­lo­gie­ba­sier­ten Präexpositionsprophylaktika zu ver­ab­rei­chen, ob es uns schmeckt oder nicht. 

    2018 wur­de, so sah ich auf Fotos, der Ugur Sahin auf dem World Health Summit gepusht. Stand neben Merkel uns Gates auf der Bühne (ver­le­gen lächelnd).

    Da muss schon fest­ge­stan­den haben, dass man die stark codo­nop­ti­mier­ten Nukleotidsequenzen als mRNA misrä­pre­sen­tie­ren würde.

  3. Wie immer steht Illa für Gehaltvolles in die­sem Blog. Danke mal wieder 🙂

    Und – der Tod ist wie­der ein Meister aus Deutschland. Mag er dies­mal halt Ugur (aber auch Drosten … et al.) heißen …

    1. PS: Zumindest nicht zwangs­läu­fig. I.d.R. sind das unter­schied­li­che Personen was auch für Vorstände von AGs usw. zutrifft und die Besitzer (Eigentümer der Produktionsmittel) blei­ben schön im Hintergrund verborgen.

      Mit den Arztpraxen ist das übri­gens ganz ähn­lich, mit­nich­ten ist der lei­ten­de Arzt einer Praxis auch deren Besitzer. Es kann sogar pas­sie­ren daß die Arztpraxis gera­de in dem Moment den Besitzer wech­selt wenn Sie gera­de behan­delt werden 😉

      Da gabs mal so einen lusti­gen Film mit Wolfi (Stubbi) Stumpfi der wäh­rend eines Kuraufenthaltes das Sanatorium gekauft hat.

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