Klinikschließungen gehen weiter

»Bündnis Klinikrettung zieht Bilanz: Klinikschließungen 2022, Versorgungsengpässe und die Probleme der Krankenhausreform

Mit den Level 1i-Krankenhäusern wer­den länd­li­che Gebiete zu Gesundheitsregionen zwei­ter Klasse

Auf sei­ner heu­ti­gen Pressekonferenz hat das Bündnis Klinikrettung zum drit­ten Mal in Folge eine Jahresbilanz der erfolg­ten und geplan­ten Klinikschließungen gezo­gen. Außerdem leg­te das Bündnis eine kri­ti­sche Analyse der Vorschläge der „Regierungskommission für eine moder­ne und bedarfs­ge­rech­te Krankenhausversorgung“ dar und prä­sen­tier­te drin­gend not­wen­di­ge Reformalternativen.

Beispielhaft für die Misere der ört­li­chen Gesundheitsversorgung bei einer dro­hen­den Krankenhausschließung berich­te­te einer der Initiatoren des erfolg­rei­chen Bürgerbegehrens in Eckenförde.

Die voll­stän­di­ge Bilanz 2022 mit Schließungsliste: https://www.gemeingut.org/wordpress/wp-content/uploads/2022/12/1_Bilanz_BKR_Krankenhausschliessungen_2022‑1.pdf
Die Analyse der Krankenhausreform: https://​www​.gemein​gut​.org/​w​o​r​d​p​r​e​s​s​/​w​p​-​c​o​n​t​e​n​t​/​u​p​l​o​a​d​s​/​2​0​2​2​/​1​2​/​2​_​B​e​u​r​t​e​i​l​u​n​g​_​B​K​R​_​K​r​a​n​k​e​n​h​a​u​s​r​e​f​o​r​m​_​2​0​2​2​-​1​2​.​pdf

Laura Valentukeviciute, Bündnis Klinikrettung:
„Die Zahl unse­rer Krankenhäuser sinkt dra­ma­tisch wei­ter. Im Jahr 2022 schlie­ßen bis Jahresende ins­ge­samt 13 Krankenhäuser, hin­zu kom­men 11 Krankenhäuser mit Teilschließungen, haupt­säch­lich Geburtshilfen. Unterfinanzierung und geplan­ter Abbau der Krankenhäuser spit­zen sich wei­ter zu. Die Anzahl der dro­hen­den Schließungen liegt rekord­hoch bei 68.“

Valentukeviciute wei­ter:
„Die geplan­te Krankenhausreform hilft uns kei­nen Deut wei­ter. Lauterbachs Deckelung des Gesamtbudgets bedeu­tet, dass die knap­pen vor­han­de­nen Ressourcen ledig­lich umver­teilt wer­den. Deswegen wird es auch wei­ter öko­no­misch beding­te Schließungen von Allgemeinkrankenhäusern geben. Die Probleme des DRG-Systems wer­den nicht wie ver­spro­chen über­wun­den, son­dern teil­wei­se sogar verschärft.“

Eine gra­vie­ren­de, bis­her in der Öffentlichkeit wenig beach­te­te Folge der Reform ist die Aufteilung von Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung in die Level 1n und 1i. Nur Krankenhäuser des Levels 1n sol­len noch eine Notfallversorgung bereit­stel­len. Krankenhäuser des Levels 1i hin­ge­gen sol­len nicht unbe­dingt ärzt­lich, son­dern von spe­zi­ell aus­ge­bil­de­ten Pflegekräften gelei­tet wer­den, sie sol­len ledig­lich über sta­tio­nä­re Pflegebetten ver­fü­gen und ambu­lan­te ärzt­li­che Behandlung nur auf Abruf leisten.

Klaus Emmerich, Klinikvorstand i.R.:
„Man muss es deut­lich sagen: Level 1i, das sind kei­ne Krankenhäuser mehr. Ihnen fehlt die ärzt­li­che Verfügbarkeit rund um die Uhr an sie­ben Tagen die Woche, eine sta­tio­nä­re Notaufnahme sowie eine Intensivstation für kli­ni­sche Notfälle. Wir reden hier von cir­ca 650 der knapp 1.900 ver­blie­be­nen Krankenhäuser, die geschlos­sen und im Grunde in „bes­se­re Pflegeheime“ umge­wan­delt wer­den sol­len. Die Folge wird sein, dass länd­li­che Regionen zu Gesundheitsregionen zwei­ter Klasse degra­diert werden.“

Henning Brien, Bürgerbegehren Eckernförde:
„In den länd­li­chen Regionen brau­chen die Menschen wohn­ort­na­he Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung mit Geburtsstation, einer zen­tra­len Notaufnahme und idea­ler­wei­se einer Kindermedizin. Das gehört zur Daseinsvorsorge und muss gewähr­lei­stet wer­den. Dies ent­la­stet oben­drein den regio­na­len Schwerpunkt- und den über­re­gio­na­len Maximalversorger.“

Brien wei­ter: „Auch bei uns in Eckernförde wird die Krankenhausschließung mit­un­ter damit begrün­det, dass das knap­pe Personal bes­ser in weni­ge­ren Kliniken kon­zen­triert wer­den soll­te. Das beste Beispiel, dass das rei­nes Wunschdenken ist, zeigt sich an den Hebammen. Die Geburtsstationen schlie­ßen seit Jahren – und im Vergleich zu ande­ren Stationen über­pro­por­tio­nal häu­fig. Deswegen gibt es aber nicht mehr Hebammen die geburts­hilf­lich arbei­ten – im Gegenteil. Die mei­sten Hebammen gehen nach dem Wegfall ihres Arbeitsplatzes nicht in die gro­ßen Zentren und ste­hen dem „Geburtsmarkt“ nicht mehr zur Verfügung. Somit steigt die Anzahl der betreu­ten Geburten pro Hebamme an den wei­ter­hin bestehen­den Geburtsstationen an. In Folge ent­steht eine Verdichtung der Arbeit und die direk­te Betreuungszeit für die ein­zel­ne Schwangere redu­ziert sich. Alleine im Kreißsaal zu lie­gen hat wenig mit Qualität zu tun.“«
gemein​gut​.org (13.12.22)

5 Antworten auf „Klinikschließungen gehen weiter“

  1. Das Bündnis Klinikrettung, vor 2 Jahren gegrün­det, ist ein Organ der staat­li­chen Propaganda.

    „Das Bündnis Klinikrettung hat sich gegrün­det, um klar machen: Die Menschen in Deutschland brau­chen wohn­ort­na­he sta­tio­nä­re Versorgung. "

    Ach nee wer hät­te das gedacht. Dafür brau­chen wir kein Bündnis. Sowas brau­chen nur die­je­ni­gen die mit Kliniken auf maxi­ma­le Profitraten aus sind und uns gegen­über von medi­zi­ni­scher Versorgung faseln. Daß der gan­ze Impfwahnsinn mit medi­zi­ni­scher Vor und Fürsorge nicht das Geringste zu tun hat, dürf­te sich ja mitt­ler­wei­le her­um­ge­spro­chen haben!

  2. Die Menschen, die uns zur Zeit "regie­ren" und im Bundestag "ver­tre­ten", den­ken in Kategorien wie Oberschicht ver­sus Unterschicht, Elite ver­sus Volk, glo­ba­le ver­sus natio­na­le Interessen. 

    Sie betrach­ten die Bevölkerung ihres Landes nicht mehr als Mitmenschen, son­dern als Verfügungsmasse. 

    Eine sol­che Verfügungsmasse braucht kei­ne ordent­li­che medi­zi­ni­sche Versorgung. Es rei­chen Tierärzte.

  3. Erst vor 2–3 Monaten wur­de ein neu­es Triage-Gesetz ver­ab­schie­det; war­um wohl?
    Ich ver­mu­te mal, damit man befreit von jeder Kapazitäts-Vorhaltungspflicht wei­ter den Strukturabbau vor­an­trei­ben kann.
    Von wegen "Old lives mat­ter"⁉️
    Das Gegenteil ist der Fall. In USA scherz­ten Studenten 2020 über das "Babyboomer-Remover" Virus Sars-Cov‑2, wäh­rend bei uns mora­lisch an das Gewissen der Jungen "zum Schutz der Alten" appel­liert und neben­bei ein für­sorg­li­cher Staat sug­ge­riert wurde.
    Aber an einer guten ger­ia­trisch- medi­zi­ni­schen Versorgung hat dem Staat und beson­ders Lauterbach noch nie viel gele­gen, im Gegenteil. Durch die Verknappung der Klinik- Kapazitäten sinkt die Lebenserwartung mit erfreu­li­chem Nebeneffekt für die Renten- und Pflegekassen.

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