"Wie Frankreich die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen verspielt" ist am 24.9. ein Artikel auf faz.net überschrieben. Dort lesen wir:
»Frankreich wird künftig nicht mehr nur in rote und grüne Zonen eingeteilt, es kommen "scharlachrote" Zonen für Gebiete mit besonders intensivem Infektionsgeschehen hinzu. Die Kriterien für die Zoneneinteilung, die schon zuvor willkürlichen Änderungen unterworfen waren, wurden auf ein Neues revidiert. Die Abstimmung mit den lokalen und regionalen Entscheidungsträgern, die als Lehre aus dem Versagen des zentralstaatlichen Bürokratismus im Frühsommer angekündigt worden war, fand nicht stand.
Erstmals seit Ausbruch der Pandemie im März muss die Regierung jetzt mit einer massiven Front des Widerstands kämpfen…
Für die Akzeptanz der Maßnahmen zum Infektionsschutz dürfte sich der Rückgriff auf das autoritäre, unilaterale Entscheidungsverfahren als verheerend erweisen.«
Dies gilt offenbar nur für Frankreich:
»Das gestörte Vertrauensverhältnis zwischen Regierungselite und Bürgern, der Rückgriff auf einsame Entscheidungen von oben herab, die Unfähigkeit, im Austausch Kompromisse zu schmieden und auch der Mangel an Transparenz…«
Für die FAZ erscheint das alles als ein Problem des französischen Zentralismus. Daß die bundesdeutsche Kombination aus Zentralismus (Drosten, RKI) und Ermächtigung für jeden Provinzfürsten zu absurdesten Maßnahmen dem nicht überlegen ist, kommt dem Autor nicht in den Sinn. Ebensowenig mag er sich mit dem Gedanken beschäftigen, daß in beiden Ländern das Starren auf selbst herbeigeführte "Fallzahlen" unter Ausblendung sämtlicher anderer Bewertungsfaktoren die Hauptursache für die Malaise ist.
Vergleichbare groteske Regeln gibt es überall in Europa. Sie bilden nichtsdestotrotz die Grundlagen für Reisewarnungen aller Art, mit denen die Staaten jeweils ihre BürgerInnen belästigen. Ausgenommen von Schutzüberlegungen sind selbstverständlich die armen Schweine, die etwa den Güterverkehr für unsere spanische Paprika und den französischen Camembert sicherstellen sollen.